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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (Oktober bis Dezember)

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Nr. 272 - Nr. 297 (1. Dezember - 31. Dezember)
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savotags dsv wkaisvmlfer

schaftlichen Bedarfs deckt, während die IG-
Farben gerade 2—3 Prozent des deutschen
Benzinbedarfs liefert, und die übrigen 87
Prozent doch eingeführt werden. Wegen die-
ser 2 Prozent hat das deutsche Volk das Ver-
gnügen, die schamlos überhöhten Benzin-
preise zu Nutz und Frommen einer verehrli-
chen IG zu zahlen.
Nun! Vorläufig können die „Wirtschafts-
führer" ruhig schlafen. IG-Farben-Marm-
bold sitzt auch im Kabinett Schleicher als
Wirkschafksminister. Das bedeutet Sicherung
der großkapitalistischen Betriebe einerseits,
Fortsetzung der Vernichtung der Landwirt-
schaft andererseits.
And noch eins! Man ist in den Kreisen
des Reichsverbandes von Papens Wirt-
schaftsprogramm begeistert. Man fordert aber
gleichzeitig Rettung der Landwirtschaft durch
Stärkung der Massenkaufkrafk. Dabei haben
die fortgesetzten Lohnsenkungen des Regimes
Papen die Massenkaufkraft ausgesprochen
verringert. Das stört aber diese Herren we-
nig, denn wo Begriffs weniger fehlen, als
verschleiert werden sollen, da stellt zur rech-
ten Zeit ein Wort sich ein.
Zum Schluß noch ein Wort über die zu-
verlässige Stühe des Aeichsverbandes neben
Warmbold, den Herrn — leider immer noch
— Aeichsbankpräsidenken Luther. Er ist
sozusagen das Gegenteil seines großen Na-
mensvetters. Sein Wahlspruch scheint zu sein:
„Hier stehe ich, ich kann auch anders!"
In seiner Hamburger großen Rede
setzte sich der Herr Luther aufs Wärmste für
die Ankurbelung der Privatinitiative ü la
Papen durch Prämiengutscheine und gegen
die Arbeitsbeschaffung durch die öffentliche
Hand ein. Als dann Papen stürzte, und
Schleicher ans Ruder kam, da folgte die
Münchener Rede des Herrn Hans Luther
und da hörte man den Herrn Luther so: „Ich
persönlich hakte von vornherein Bedenken ge-
gen die Prämiengukscheine, und zwar auch
grundsätzlicher Art, weil sie mir eine Subven-
tion privaten Geschäftsbetriebes darzuskellen
scheinen."
Also das glatte Geaenkeil dessen, was er
vorher erklärt hatte. Man sagt: Jedes Volk
hak die Reaierunqsn oder — wenn man mal
will— Wirkschafksführer, die es verdient. Ans
scheint, daß gewisse Wirkschafksführer über
die Verdienste des Volkes hinaus, ein hartes
Kreuz sind, das uns zu tragen aufgebürdet ist!
Ein Teil von ihnen kennt nur den Blick
nach rückwärts und weint gewiß im Stillen,
daß die besten Zeilen des Hochkapikalismus
unwiederbringlich vorbei sind!

(Fortsetzung von Seite 1)
und der Landwirtschaft gesunde Erzeugungs-
bedingungen zu verschaffen. Die Arbeits-
losigkeit kann auf die Dauer nur ver-
mindert werden, wenn es gelingt, den Am-
fang der gewerblichen und industriellen Tä-
tigkeit erheblich zu verbreitern. Die Regie-
rung wird daher nach wie vor ihr Augenmerk
in erster Linie auf eine Belebung des
Binnenmarktes richten, der die stärk-
sten Schrumpfungen aufweist. Vom Bin-
nenmarkt allein aber wird es nicht möglich
sein, im eigenen Lands genügend Arbeits-
möglichkeiten bereitzustellen. Wir müssen für
einen erheblichen Teil unserer Bevölkerung
Beschäftigung dadurch schaffen, daß wir Ma-
ren für das Ausland erzeugen. Wir müssen
auch den Warenaustausch mit dem
Aus lande pflegen. Das Wirkschafkspro-
gramm der früheren Regierung hält auch die
gegenwärtige Regierung in seinen wesentli-
chen Teilen für eine geeignete Grundlage. Sie
ist sich aber darüber klar, daß es noch einer
größeren Zeitspanne bedarf, um die vollen
Auswirkungen jenes Programms festzuskellen.
Das gilt umiomehr, als wichtige Teile, wie
z. B. die Steuergukschsine und Beschäfti-
gungsprämien, erst zu einem geringen Bruch-
teil oder noch gar nicht in Wirkung treten
konnten. Auch die Durchführung der öffent-
lichen Arbeitsbeschaffung in Höbe von einer
M'll'vrde wird in ihrer vollen Wirkung erst
nach Monaten in Erscheinung treten. Darüber
hinaus wird die Reichsregierung die öffent-
liche Arbeitsbeschaffung noch erheblich er-
weitern. Am den Nöten der Landwirtschaft
obzuhelfen, wird die Reichsregisrung die
früher eingeleiteken Maßnahmen ausbauen.
Sobald die handelspolitischen Schwierigkeiten
sortfallen, wird die Reichsregierung von ihrer
Zollaukonomie in dem erforderlichen
Ausmaße Gebrauch machen. Außerdem wird
sie der übermäßigen Einfuhr einzelner Maren
auf dem handelspolitisch jeweils geeigneten
Wege eNkgegsnwirksn. Innnerwirkschostlich
muß besonders dem für die Vieh- und Milch-
wirtschaft entscheidenden Fekkproblem
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dis Reichs«
regierung wird sich noch vor Weihnachten
mit den zur Durchführung dieser Grundsätze
nökiaen Maßnahmen beschäftigen.
Ibr ganz besonderes Augenmerk wird die
Reichsregiernng auf die Beseitigung
der Vermischung von Staats- und Privat-

rr.v. Berlin,^15.'Lcz'. 'Die sinnlose Politik
öcr kommunistischen Fraktion feiert wieder
einmal Orgien. So haben die Moskowiter
Frenbdenlegionäre beim Reichstagspräsidenten
Pq. Göring die Einberufung des Reichstages
für den 19. Dezember gefordert und gewünscht,
daß auf die Tagesordnung die Behandlung
des kommunistischen Mißtrauensantrages ge-
gen die Reichsregierung gesetzt wird.
Die ganze geradezu verbrecherische Taktik
der Kommunisten erhellt am besten daraus,
daß die Annahme eines Mißtrauensvotums
mit aller Bestimmtheit Sie Auflösung des
Reichstages in diesem Augenblick die sachliche
Arbeit der Ausschüsse über die Anträge zur
Behebung der, Not der Aermsten der Armen,
sowie der Winterhilfe und der Arbeitsbeschaf-
fung unmöglich machen würde. Wir haben
schon vor Zusammentritt des Reichstages scst-
qestellt, baß der neugewählte Reichstag erst
seine selbstverständlichen Pflichten, nämlich die
Erledigung der Sringendsten Arbeiten erfüllen
mutz. Erst dann, wenn die im Interesse des
ganzen Volkes liegenden Anträge zur Winter-
hilfe unter Dach und Fach sind, kann der
Reichstag sich seinen weiteren Aufgaben wid-
men. Die Nationalsozialisten werben mit
allen Mitteln dafür zu sorgen wissen, daß die
verbrecherische Taktik der Moskowiter 8rem-
denlegionäre nicht die Durchführung der Win-
terhilfe sabotiert.
-o-
Zum SeutMm SsMismus
* Berlin, 13. Dez. Unser Berliner Bruder-
blatt „Der Angriff" veröffentlicht A seiner
gestrigen Ausgabe einen Brief des seit ISIS
der KPD. angehörende,, Funktionärs Fried-
rich Schmitz in dem dieser seinen Austritt ans
der Kommunistischen Partei erklärt und sich
zu dem Sozialismus Adolf Hitlers als der
einzigen im Jutereffe Deutschlands liegenden
Idee bekennt.
In derselben Ausgabe erklärt der kommuni-
stische Staffelsiihrer Joseph Lanze seinen
Uebertritt zur NSDAP, und begründet Liesen
Schritt damit, daß für einen a"stii«digen deut-
schen Arbeiter kein Platz mehr in der KPD.
sei.
AoWrei aus -em HanSwert
Hannover, 14. Dez. Der Aeichsver-
band des deutschen Handwerks hak in einem
Schreiben den Reichskanzler gebeten, in sei-
ner Rundfunkrede auch zu den vordringlichen
Fragen der Handwerkswirtschafk Stellung zu

wirtschaft richten. Es geht nicht an, daß
große Unternehmungen alle Vorteile der Pri-
vatwirtschaft genießen wollen, alle Nachteile
aber, vor allem das Risiko, auf den Staat
abwälzen. Für Betriebe, die in irgend einer
Form mit Skaaksgeldern arbeiten, dürfen in
Zukunft nur die Grundsätze für Staatsbe-
triebe Geltung haben. Jede andere Regelung
bedeutet eine nicht zu rechtfertigende Bevor-
zugung einzelner auf Kosten der Allgemein-
heit.
Alle diese Maßnahmen: Arbeitsbeschaf-
fung, Siedlung und Ankurbelung der Wirt-
schaft müssen aber erfolglos verpuffen, wenn
das Vertrauen auf stabile Verhältnisse und
der Glaube an eine bessere Zukunft fehlen.
Es ist etwas viel verlangt, in dieser schweren
Krisenzeik, freudige, ich unterstreiche, freu-
dige — Mitarbeit zu verlangen, und doch
weiß ich, daß beim deutschen Volk auch dies
möglich ist, wenn bei allen notwendigen An-
ordnungen der soziale Gesichtspunkt berück-
sichtigt wird.
SsmireA
Auf dem Gebiet des Sozialrechts ist
eine gewisse Entspannung durch die Aufhe-
bung der weitgehenden Ermächtigung der
Reichsregierung im Reichstag eingetreken. Ich
nehme an, daß dieser Beschluß nach entspre-
chender Stellungnahme des Aeichsrates schon
in den nächsten Tagen Gesetzeskraft erlangen
wird. Die Verordnung zur Vermehrung und
Erhaltung der Arbeitsgelegenheit vom 5.
September 1932 hak die Reichsregierung ge-
stern bereits aufaehoben. Die schwierige Lage
unserer Wirtschaft und die weit verbreitete
Kur,arbeit hak die Arbeitseinkommen tief
berabgedrückk. Eine weitere allgemeine Sen-
Kuna ist weder sostal erträgl'ck, noch wirt-
schaftlich Zweckmäßig. Die R">'chsrenieruna
b-kennk sich zur Sozialversicherung.
Die gegenwärtige Organisation d"r Arbeits-
losenhilfe kann nickt befriediaen. Die Reicks-
r<uu>rung w'lll die Svann""g»n beseitigen, die
BeikraaSwbler zu ihrem Reckt kommen fas-
sen, und dis vertranensnolle Zusammenarbeit
aller bekeiliaken Körperschaften herbeiführen.
w"rd" en» meine K.' kt» emsetzen, um die
Not der Mill'anen von Arbeitslos-», Sostat-
rsntn-r und Kriegsopfer im Rahmen des
wirEckostlick Möat'ck-m zu mildern, und na-
mentsich unb'lliae -u b-seitia-n Ick
hoffe dabei auf die Mithilfe und Opferbereit-

nehmen. Das Schreiben betont, daß nur
durch die unmittelbare Einschaltung einer mit
den Verhältnissen des gewerblichen Mittel-
standes durchaus vertrauten Persönlichkeit an
entscheidender Stells die erforderliche Berück-
sichtigung des Handwerks erwirkt werden
könne.
Der Eingabe wurde eine Entschließung
beigefügt, die den Ernst der Lage im Hand-
werk und seine Verzweiflungsstimmung kenn-

Köln, 14. Dez. Die Christlichen Gewerk-
schaften hielten eine Generalversammlung ab,
in der der Verbandsgeschäfksführer Jakob
Kaiser die Stellung der Christlichen Ge-
werkschaften zum Kabinett Schleicher darlegke.
Er führte u. a. aus: Wir haben den Eindruck,
mitgenommen, daß General von Schleicher
etwas von diesem gleichen Willen und Erken-
nen des Volkes empfindet und glauben, daß
auch die Freien Gewerkschaften mit dem glei-
chen Eindruck ungefähr von Schleicher schie-
den. Wir sind zu positiver Mitarbeit bereit,
aber wir haben noch keine Veranlassung uns
restlos mit dieser Regierung zu verbinden. Ab-
geschlossen scheint mir der Versuch der Reak-
tion sich des Staates zu bemächtigen. Man
habe heute wieder den Eindruck, daß sich die
Regierung ihrer Pflichten gegenüber dem
Volke besinne, vor allem in dem Sinne, daß
die Welle von Mißtrauen und Ablehnung, die
das Volk immer stärker radikalisiere, zufam-
mengebrochen ist, und das ist zunächst ein
großer Fortschritt nach dieser Vergiftung
aller Beziehungen im deutschen Volke. Ich
spreche dabei noch nicht vom Vertrauen. Ver-
trauen will erst durch Taten erworben wer-
den. Wir warten darauf, daß sie kommen.
Einberufung Les Reichstags?
Berlin, 14. Dez. Der kommunistische An-
trag auf Einberufung einer Reichstaqssitzung
mußte zunächst den Aelkeskenrat beschäftigen.
Nach den Geschäfksordnungsbestimmungen ist
der Aelkeskenrat einzuberufen, wenn drei
Mitglieder des Aelkestenrates es verlangen.
Diese drei Mitglieder werden schon von der

schäft aller, die vor, der schlimmsten Not be-
wahrt geblieben sind.
WinierhMe
Als besondere Winterhilfe wird vor al-
lem die Frischtleischverbilligung verstärkt m:d
eine weitere Verbilligung der Hausbrand-
kohle für die notleidende Bevölkerung auch
auf Reichskost-»n vorgenommen werd"». Fer-
ner wird der Kreis der Emvfänaer auck auf
die alleinstehenden Unterstühungsberechkigten
zu denen a"ch die Kleinrentner gehören, cms-
g-dehnk. Ob es möglich ist, darüber hinaus
Milch und Brok zu verbilligen, hän-st. den
V-rhandlunaen ab, dis in dielen Tagen ge-
psloa-n werden. In dielem Znsamm"nbo»o
ein Work ernster Mahnung an die R"ich°-
taasauslchüsse. Ich kann es nicht mehr als
n»ranlowrknnasbewußk bezeichnen, wenn man
Eickstblüsss faßt, von denen man oenau weiß,
daß sie bei der ernsten Lage der R"'chsfinan-
zen niemals durchgeführk werden könn n (!)
Sie MMaMedimmumen
Ich babe den Reichspräsidenten gebeten,
dis Zweifellos eingekrekene Berubianng zum
Anlaß zu nehmen, um Ausnahmebestimmun-
gen aufz ubebsn. D-r R-ichsprößd-nk
will diele» Vorschlag im V-frauen a"l den
"elunden Smn der ordnunasli-b-pden B-voi-
Ker"nq entsnr-ch-n. hat ab»r dabei zum Ans-
druck g-brackß daß er nicht >ö"»rn würde,
"ine lcharle Verordnung zum Schüße d»s
>>»ntsck-n Volkes zu ertgß»n. sich m
lein"» Er,nark""aen a-tä»scht si-bt. Den ge-
w»rh"mgßia"n Unrnh-stitt-rn -b-rEg wie ein-r
e»mil!>n a"lr"''snden. die Al'U"lnbäre ner-
mst»nden Prelle darf ich in di-s»m Zusam-
menhänge mar»"»d mr K-"ickn!s bema-u.
daß eine solche V»rordp"ng s-rt'g im Scknh-
ßgsten liegt, und in d-r Tal ir, ihrer Ln-tz-"-
Hin» oaSaamickneta Arh-it dgrstestt.
Ich hoffe, daß ihre Anw-nd'-na eh-ysp
uFtia ustich, wie der Einlaß der W-br-
machs sich pßgx auch I » staak->ra?nk.
"otz» on»meaunn nickt im Zwei-
ers daß Mo auch vor
fr;
ße» mi*d. a» na c
nerm»ß.-ka.« Verhetzung der Bevölkerung
mißbrauchen sollte.
MMiMg
Zur Abrüstungsfrage sagte der
Reichskanzler, man hat mir im Ausland vor-

zeichnet. Schließlich wurde der Reichskanz-
ler noch gebeten, der Spihenverlrekung des
deutschen Handwerks so bald wie möglich Ge-
legenheit zu mündlichem Vortrag zu geben.
Auch an den Reichskommissar für das Hand-
werk und das Kleingewerbe trat der Reichs-
verband heran mit der Bitte» im Sinne des
an den Kanzler gerichteten Schreibens seinen
Einfluß zur Geltung zu bringen.

kommunistischen Fraktion allein gestellt, so-
daß mit der Einberufung des Aelkestenrates
noch vor Weihnachten zu rechnen ist. Ob die-
ser aber eine Aeichstagskagung vor den
Weihnachksfeierkagen beschließen wird, ist,
wie der Parlamenksdienst der Telegraphen-
Union meldet, zweifelhaft. Ein Zeitpunkt für
eine Sitzung des Aelkestenrates ist vom
Reichskagspräsidenken noch nicht festgesetzt.
Marxismus in Reinkultur
Die Vivisektion, von einer materialistisch ge-
sinnten Wissenschaft gefördert, ist in ihrem Um-
fang und in ihren Methoden zu einer Kultur-
schande für das deutsche Volk geworden. Zu
heilkundlich völlig nutzlosen Versuchen und so-
gar zu Lehrzwecken werden Tausende von Tie-
ren meist ohne Betäubung gemartert. Diese
Praktiken stehen im schroffsten Widerspruch zum
sittlichen Empfinden der christlichen, der human
denkenden und der organisch denkenden Volks-
kreise.
Es wird daher beantragt:
Der Landtag wolle beschließen:
1. Die Vivisektion ist allgemein verboten und
strafbar,
2. Eine Ausnahme bilden lediglich drei vom
Staatsministerium besonders zu privilegie-
rende wissenschaftliche Institute, deren Ar-
beitsweise unter dauernde öffentliche Kon-
trolle zu stellen ist.

geworfen, daß ich in groben Milikärstiefeln
marschiere und von „Aufrüstung" gesprochen
hätte. Was die Aufrüstung betrifft, so Hal
sie allein darin bestanden, daß ich die Wahr-
heit offen herausgesagk habe, weil ich das
schon immer für die beste Art halte, um zu
einer Verständigung zu kommen. Ich habe
immer betont, und tue das auch heute, daß
wir bereit sind, unsere Wehrmacht mit Mes-
sern und Pappschildern auszurüsten, wenn
unsere Nachbarn das gleiche täten. Ich
habe allerdings auch mit aller Deutlichkeit be-
tont, daß das deutsche Volk nicht gewillt ist,
sich wehrlos den Hals abschneiden zu lassen,
daß seine Wehrmacht ihm also dieselbe Si-
cherheit garantieren müßte wie den anderen.
Das Schicksal der Abrüstungsfrage wird
auch für das Schicksal des Völkerbundes, und
damit für unsere weitere Mitarbeit im Völ-
kerbund, von maßgebender Bedeutung sein.
Vor allem wird es notwendig sein, daß die
im Völkerbund vertretenen Regierungen die
Genfer Institutionen über die einmalige ge-
schichtliche Konstellation, wie sie zur Zeit ihrer
Gründung gegeben war, hinauswachsen lassen
und sie nicht benutzen, um sie auch an den-
jenigrn aus der Vergangenheit herrührenden
Positionen feskzuhalten, die mit einer fort-
schreitenden vernünftigen Entwicklung nicht
mehr vereinbar sind.
Der Schluß der Kanzlerrede galt der
Wehrmacht. Man wird es dem Wehrminisker
nicht verübeln, ihrer mit herzlichem Danke zu
gedenken, zumal wenn er an diesen Dank die
Mahnung knüpft, nie den überparteilichen
Standpunkt zu verlassen, und gerade in die-
ser Notzeit ein Freund und Helfer aller Be-
völkerungskreise zu sein. In gleicher Richtung
liegen die großen Aufgaben des deutschen
Bramkenskandes, dessen hingebende Tätigkeit
in den letzten Jahren nur wenig Dank :n der
Öffentlichkeit gefunden hak. Ich werde nicht
aufhören, an dem Zusammenschluß aller gut-
willigen Kräfte zu arbeiten, die gerade einem
Präsidialkabinetk für seine Arbeit den Rück-
b.:lk und Widerhall im Volke geben müssen.
An Verbände, Gruppen und Parteien möchte
ich aber in dieser Stunde die Mahnung rich-
ten, daran zu denken, daß sie nicht Selbst-
zweck sind, und ibre Daseinsberechtigung ver-
lieren, wenn sie sich der Mitarbeit am Staate
entziehen. Denen aber, die eine Zusamm-n-
arbeik im Parlament ablebnen und die Re-
gierung in einen Konflikt hineinkreiben wol-
l-n. möchte ich enkgegenbalken, daß Mllle und
M"k zum Regieren nicht genügen, sondern
auch Verständnis für das Empfinden des Vol-
kes und Erkennen des psychologischen Mo-
ments dcnu gebären. Deshalb wird dis von
mir geführte Regierung den M-'isi-spruch:
„Erst wägen, dann wagen", zur Richtschnur
nehmen.

Das SMEsWWWamm

Die GetverWMll Nr Sas Vroaramm
Ser Reaktion
 
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