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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (Jan-Feb)

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Nr. 27-50 (1-28.Februar)
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Dienstag, 7. Februar 1938

Es geht -ei gedämpfter Trsmmel Klang
Die Beisetzung unseres ermordeten SA Kameraden Guwang

Goethe hat in seinem „Faust" eines der tief-
gründigsten Worte ausgesprochen, die je in
deutscher Zunge geprägt wurden:
„Nicht nur Verdienst, auch Treue
wahrt uns die Person!"
Und dieser Worte wollen wir gedenken, be-
vor wir über den letzten Gang unseres bis in
den Tod getreuen SA.-Kameraden Karl
Guwang aus Sinzheim berichten. Nicht nur
das, was der Mensch an sichtbaren Erfolgen,
an äußerlichen Verdiensten aufzuweisen ver-
mag, ist wertbestimmend für seine Persönlich-
keit, sondern die Treue, die er seinen Idea-
len, die er damit letzten Endes sich selbst wahrt,
gibt den Maßstab seiner Person. Karl Guwang,
ein schlichter Handwerker, einer der vielen un-
bekannten SA.-Männer, er tat schweigend seine
Pflicht, tat sie still und unverdrossen vom Tage
seines Eintritts in die SA. an bis zu jener
verhängnisvollen Stunde, da ihn die Kugel
einer fluchwürdigen Bestie zu Boden streckte.
Königlich war das Sterben dieses braunen
Soldaten, «ud wie eine« Fürste» trugen
ihn seine Kameraden, seine Mitkämpfer zu
Grabe.
Ale Merfiihrung in bas Heimatdorf
Regenwolken lasteten am Samstag über dem
Oostal. Es ist, als ob selbst die Natur trauert.
Eine schweigende Menschenmenge umsäumt die
Straße» Baden-Badens, will Zeuge sein der
letzte« Heimkehr Karl Guwangs nach seinem
so heiße» Herzens geliebten Sinzheim. Im
Krankenhaus, wo er von seinen unsagbaren
Qualen erlöst wurde, haben seit den frühen
Morgenstunden die Kameraden der Baden-
Badener SA.-Stürme die Ehren-, die Toten-
wache gehalten. Schlicht und würdig ruht Gu-
wang in seinem Sarg. Tiefer Friede liegt über
den Zügen des Märtyrers für ein freies
Deutschland. Gehüllt in das braune Ehren-
kleid schlummert er der Ewigkeit entgegen.
Um 4.38 Uhr tragen SA.-Männer den Sarg
zum Leichenwagen. SA. flankiert den Wagen.
Fackeln glühen zu beiden Seiten in den Abend.
Der Standartenführer 111, Pg. Dr. Bins-
wanger, schreitet dem Zug voran. - Auf den
Plätzen der Stadt haben die Fahnen und Amts-
walter der einzelnen Baden-Badener Orts-
gruppen Aufstellung genommen und reihen
sich an.
Stumm marschiert der Zug durch die Straße»
oer Stabt. Ueverall entblößen selbst die Geg-
ner ehrfürchtig das Haupt. Vor der Majestät
des Todes, vor der Majestät dieses heldischen
Sterbens beuge« sich alle.
An der Gemarkuugsgrenze Sinzheims er-
wartet der Sturm 12/111 — der Sturm Gu-
wang — die Leiche des gemeuchelte« Kame-
radeu. Sinzheim empfängt seinen getreuen
Sohn.
Lausende geben bas letzte Geleit
Um die Mittagsstunde des Sonntag bedecken
unermeßliche Marschkolonnen die Straßen, die
zu der friedlichen Gemeinde in der Nhein-
ebene führen. Aus dem ganzen Bereich der
Standarte 111 rücken die Stürme an, um dem
Kameraden Guwang die letzte Ehre zu er-
weisen. Sturm folgt auf Sturur. Die politi-
schen Amtswalter der umliegenden Orts-
gruppen ziehen nach Sinzheim mit ihren Par-
teigenossen. SS., HI., NS.-Frauenschaft, alle
wollen sie Karl Guwang die letzte Ehre er-
weisen.
Sinzheim, bis heute noch ein unbekanntes
Dorf, nun ist es ein Begriff.
Selbst Gegner der NSDAP, kommen zu Hun-
derten, um durch ihr Erscheinen ihrem Abscheu
vor dem scheußlichen Verbrechen des Zentrums-
führers Dr. Weber Ausdruck zu verleihen.
Ein kleines Häuschen ist es, irgendwo in
einer kurzen Straße, das unserem gemeuchel-
ten Kameraden zu eigen war. Das Stübchen,
in dem Pg. Guwang vor seinem letzten Gang
aufgebahrt liegt, ist zu eng, um all die Men-
schen zu fassen, die ihn noch einmal sehen
wollen.
Da liegt der Treue, angetan mit dem
Braunhemd, das er trug, als ih« die Mör-
derkugel traf. Die Hakenkreuzslagge bedeckt
de» zerschossenen Leib. Kameraden halten
die letzte Ehrenwache.
Endlos, endlos defilieren die von nah und
fern herbeigeströmten Trauernden vor dem
Toten. Viele stehen noch vor dem Häuschen,
die einen letzten Blick auf den Märtyrer der
deutschen Freiheitsbewegung tun wollen, als
der Sarg geschlossen wird. Der blanke Helm
der Feuerwehr, deren langjähriger, treuer
Wehrmann unser Kamerad war, liegt auf dem
Sarg. Die Fahnen der Standarte, 111 des
Sturmbannes 1/109 machen Front zur

Bahre. Trauerflore wehen von den blanken
Spitzen.
Stellv. Gauleiter Köhler tritt heran, grüßt
erhobenen Armes den toten Soldaten der
braunen Armee. Die Dorfgenossen kommen,
besprengen den Sarg mit Weihwasser, treten
ergriffen zurück, auch sie heben die Rechte zum
Heilgruß und Schwur. Kommandoruf. Die
Fahnen präsentieren. Der Sinzheimer Geist-
liche naht, um die Einsegnung vorzunehmen.
Mit dankbarer Freude anerkennen wir es, daß
der hochwürdigste Herr Erzbischof die Anord-
nung gab, den gemordeten SA.-Mann mit allen
kirchlichen Ehren zu beerdigen.
Inzwischen hat sich ein langer, langer Trauer-
zug formiert. Dumpfer Trommelklang. SA.-
Kameraden des Sturmes Guwang treten an

ging: ein freies und glückliches Deutschland,
für ein Deutschland, in dem nicht mehr fana-
tischer Haß die einzelnen Volksgenossen be-
seelt, ein Deutschland, in welchem sich alle
Volksgenossen zusammensinde» zur große»
deutschen Volksgemeinschaft. Dieses Ziel, das
uns noch vor wenig Wochen so fern dünkte, es
ist nun in greifbare Nähe gerückt. Karl Gu-
wang durfte noch den ersten Tag des neuen
Deutschlands erleben, die restlose Erreichung
des Zieles aber sieht er nicht mehr. Wenn
dann in einer baldigen und glücklichen Zu-
kunft Adolf Hitler das Reich wird neu errichtet
haben, dann wird im Ehrenbuch der deutsche»
Geschichte der Name des SA.-Mannes Karl
Guwang leuchten." Der Gauleiter hat geendet.
Als äußeres Zeichen herzlicher Dankbarkeit

SA.-Männer halten die Ehrenwache an der Bahre ihres gemeuchelten Kameraden
Guw ang!


die Bahre. Sic tragen einen ihrer Besten zur
letzten Ruhestätte.
Und nun reihen sich Tausende an aber Tau-
sende, hier der Gauleiter mit dem Amts-
waltersturm, dort die Kolonnen der SZl. und
SS., der Hitlerjugend und des Stahlhelm, die
Feuerwehrkameraden des Toten. Langsam be-
wegt sich der Zug zum Friedhof, durchzieht die
Straßen, auf denen sich unzählbare Massen
stauen. Entblößten Hauptes, vielfach mit er-
hobenem Arm, grüßen die Sinzheimer einen
Mitbürger, der niemals einem von ihnen
Uebles sann, der immer und allen gegenüber
sich stets als hilfsbereit erwiesen hat.
Vor dem Friedhof bis an das Grab bildet
der Sturmbann 1/111 Spalier. So empfängt er
den Kameraden Guwang.
Abschied
Und nun gilt es Abschied zu nehmen. Er-
greifend ist es, als ein Heller Sonnenstrahl aus
umwölktem Himmel über den versinkenden
Sarg flutet. Es wurde Licht, als Guwangs
sterbliche Hülle unseren Augen entschwand. Ein
Bild tiefsten Gottesfriedcns. Doch die^herzzer-
reitzenden Klagen der Witwe, der Töchter und
Schwiegertochter mahnen uns immer wieder an
das grausige Geschehen. Andächtig vernimmt
die Trauerversammlung die psalmodierenden
Gebete des Geistlichen, tiefergriffen stimmt sie
in die Totengebete ein. Voll herzinnigster An-
teilnahme fällt unser Blick auf die trauernde
Familie, deren Schmerz ja auch der unsrige ist.
Als das letzte Gebet verklungen ist, nachdem
ein Vertreter des Sinzheimer Gewerbevereins
des toten Kollegen ehrend gedacht hat, tritt
Pg. Gauleiter Walter Köhler
an das offene Grab. Gleich das erstemal, als
der neuernannte Gauleiter in dieser Eigen-
schaft zu uns nach Mittelbaben kommt, mutz er
Abschied nehmen von einem altbewährten
Nationalsozialisten. Tiefergrifsen kommt der
Gauleiter dieser traurigen Pflicht nach.
— — — „Wenn wir an dieses Grab treten,
dann wollen wir nicht Rache schwören. Wir
überlassen den feige« Mörder der Gerechtig-
keit des irdischen und dem Strafgericht des
himmlischen Richters. Aber an diesem Grab ge-
loben wir Nationalsozialisten erneut, daß Karl
Guwangs Opfer nicht vergebens, nicht umsonst
gebracht sein soll. Wir geloben, weiterznstreiten
für das Ziel, für das Karl Guwang in de» Tod

und treuen Gedenkens legt er einen Kranz
nieder.
Und nun tritt ein Führer nach dem andern
an die Gruft, spricht von Herzen kommende
Worte tiefer Trauer, aber auch harten Stolzes.
Immer wieder senken sich die Fahnen, heben
sich die Arme zum Gruß.
Standartenführer Plesch spricht im Auftrag
des SA.-Oberführers Lubin, dem es wegen
Krankheit leider nicht vergönnt war, persön-
lich von seinem getreuen Kameraden Abschied
zu nehmen.
Major von Neufville, der Führer des Stahl-
helm - Landesverbandes Württemberg - Baden,
entbietet dis aufrichtige Teilnahme des Stahl-
helm, der mit der SA. um einen wackeren deut-
schen Freiheitshelden trauert.
Für die Standarte 108 (Karlsruhes tritt
Standartenführer Lücke an das Grab.
Der Sturmsührer 12/111 hat die schmerzliche
Aufgabe, einem seiner Getreuesten den letzten
Dank, die letzte Anerkennung auszusprechen.
Guwang war, obwohl als 88jähriger einer der
ältesten SA.-Männer des Sturmes, ein leuch-
tendes Vorbild treuester Pflichterfüllung und
Kameradschaft. Sei« Geist wird im Sturm
12/111 stets lebendig bleiben.
Es folgen Sie Ortsgruppen Sinzheim der
NSDAP., die Kreisleitung Baden-Baden-
Rastatt, die Sturulbanne I, II und III/111,
Kreisleitcr Maier, Kappelrodeck, gedenkt des
Parteigenossen, dessen politischer Leiter er war.
Zu beiden Seiten des Grabes häufen sich die
Kränze, die als letzter Gruß öargebracht wer-
den von den SA.-Kameraden der Nachbar-
gemeinde Steinbach (Sturm 13/111), der NS.-
Frauenschaft, der Standarte 189 aus Lahr-Kehl,
dem SS.-Stnrm 5/II/32, den benachbarten
Stahlhelm - Ortsgruppen, den Ortsgruppen
Dnrlach und Steinbach, der Hitlerjugend, der
Kreisleiterin der NS.-Frauenschaft Achern-
Bühl, der NS.-Franeuschasten Sinzheim und
Steinbach, dem Steinbacher BdM.
Und nun trat ein Mann vor, den der Tod
des SA.-Mannes Karl Guwang ganz beson-
ders schwer traf:
Standartenführer 111 ^.Binswanger
Baden-Baden
Die Kugel, die SA.-Mann Guwangs Leven
ei» Ziel setzte, sie galt eigentlich dem Stan-
dartenführer, den der Mörder kurz vor der Un-
tat in allen Sinzheimer Lokalen vergebens ge-
sucht hatte. Als Dr. Binswanger zu dem Ver-
letzten gerufen wurde, erkannte er als Arzt

sofort, daß menschliche Kunst nicht mehr ver-
mochte, dieses kostbare Leben zu retten, sah er
sofort, daß hier nur noch ein sanfter Tod Er-
lösung von qualvollem Leid bringen konnte.
Um so bewunderungswürdiger war der Hel-
denmut, mit dem Guwang sein Leid ertrug,
um so bewunderungswürdiger auch Sie Treue
und Anhänglichkeit, die er bis zum letzten
Atemzug seinem obersten Führer Adolf Hitler
hielt, der er in den unvergeßlichen Abschieds-
worten an seinen Standartenführer Ausdruck
verlieh:
„Standartenführer, ich sterbe gerne sür Adolf
Hitler! Heil Hitler!"
SA.-Mann Karl Guwang wird weiterleben
in unserem Geiste; sein Gedenken wird leben-
dig bleiben überall da, wo die braunen 111er
marschieren. Karl Guwangs Geist wird um
uns sein, wo immer wir für Sie Freiheit un-
seres Vaterlandes kämpfen.
Drei Ehrensalve» der SA. krache» über das
Grab, als höchste Ehre für de» i« Dienst sei-
nes Vaterlandes gefallenen Hitler-Soldaten.
Die Sinzheimer Feuerwehr, in deren Reihen
der Verstorbene während langer Jahre sich für
die Sicherheit seiner Mitbürger einsetzte, senkt
trauernd die Fahne. Ihre Kapelle spielt dem
gemordeten Kameraden den Totenchoral.
Der sechste Märtyrer des Gaues Bade« de«
NSDAP, ist zur letzten Ruhe bestattet.
Karl Guwang zollte der Natur den Tribut,
den wir alle einmal früher oder später werden
entrichten müssen. Was sterblich an ihm war,
haben wir der Erde zurückgegeben. Sei« Geist
aber lebt weiter, beseelt «ns Nationalsozia-
listen vom oberste» Führer bis zu« letzte«
Hitlerjungen, der Geist der Vaterlands- «ud
Gefolgschaftstrene bis i« de« Tod.

Unglaubliches Verhalten »er
Sinzheimer zeMramSbiirger-
meisters
Man sagt, angesichts des Todes habe der
Hader der Parteien zu schweigen, habe vorder
Majestät des Todes zurückzuweiche«. Fiel «S
daher schon allgemein befremdend anf, daß der
Bürgermeister der Gemeinde Sinzheim nicht
bei der Beisetzung des ermordeten SA-Man-
nes Karl Guwang anwesend war, so müssen
wir es doch als zum mindesten höchst eigen-
artig bezeichnen, daß der Herr Bürgermeister
während der Beisetzung in einem Wirtshaus
saß und dort politisierte.
Gewiß, der Bürgermeister ist Zentrums-
mann und der Ermordete war „nur" ein Na-
tionalsozialist. Aber diese Parteigegncrschaft
hätte nach unserer Ansicht das Gemeinde-
oberhaupt nicht davon abhalten dürfen,
einer einfach selbstverständlichen Anstands-
pflicht nachzukommen.

Schweres ExplofionsungliiL in einer
Pariser Automobtlfabrik
8 Tote, 48 Schwerverletzte, 188 Verletzte
O Paris, 6. Febr. I» der bekannte« fran-
zösischen Automobilsabrik Renault ereignete sich
am Montag kurz «ach 11 Uhr vormittags in der
Elektrizitätszentrale eine schwere Explosion.
Durch umhersliegeude Eisenteile wurde« meh-
rere Arbeiter schwer verletzt, ferner wurde«
über 188 Arbeiter durch die eiustürzeude» Ge-
bäudeteile getroffen. Die sofort herbeigeeilte
Feuerwehr konnte über 168 Verletzte berge«,
von denen 46 in Lebensgefahr schwebe«. Acht
Arbeiter starben aus dem Wege i«S Kranken-
haus. Der Ausbruch eines Feuers konnte durch
die Feuerwehr verhindert werden. Nachdem
das Krachen der Explosion sich gelegt hatte,
wurden herzzerreißende Schreie der Verletzten
hörbar. Unmittelbar nach dem Bekanntwerb«»
der Explosion begaben sich der Innenminister,
der Polizeipräsident und der Präfekt des zu-
ständigen Departements an die Unglücksstelle,
um persönlich die Rettungsarbeiten zu leiten.
Die Ursache der Explosion ist noch nicht festge-
stellt. Die Automobilfabrik Renault liegt an
der Peripherie von Paris und beschäftigt gegen
30 000 Arbeiter. Sie ist erst in letzter Zeit er-
heblich vergrößert worden und füllt fast den
ganzen Vorort Billancourt aus. Sie versorgte
nicht nur die französische Heeresverwaltung mit
Kraftwagen, sondern arbeitet gelegentlich auch
für ausländische Staaten, u. a. gegenwärtig für
Japan.
 
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