Menskag, 14. Februar 1933
3«m Film: „Ehoral von Leulken"
Earl Fröhlich rmä Otto Gebühr wurden jünegsi
rm Stuttgarter Funk ihres neuen Werkes wegen
ausge fragt. Die Fragen waren typisch zeitgeschäf-
tig und verlangten vor allem Aufschluß über hie
„Tenidenz". Der Friedrichkenner Gebühr parierte
bi« Absicht mit her schönen Bemerkung, haß hem
so seh wenn man es eine „Tendenz" nennen wolle,
wenn mau versuche, menschliche Größe mitten im
Schicksal sich heroisch behaupten zu lassen. Gebühr
ging instinktiv sicher von her einen großen Tat-
sache aus, haß ihn der heranbrausenhe Choral, her
die ganze Landschaft seelisch erfüllte, zum stärksten
Erleben gebracht hätte. Gebühr hätte hier an sei-
ner persönlichsten und bekenntnismäßigsten Seite
gepackt werben können Stakt Hessen benutzte der
Ausfrager hie letzten Minuten, um rasch noch den
alten Ladenhüter vom Atheismus Friedrich des
Großen auszutischen. Gebühr, der wohl den quel-
lenmäßigen Friedrich besser kennt als der Funk-
mann, meinte heimlich wissend und sein« künstleri-
sche Scheu vor Entlarvung schützend, er, Gebühr,
abänderlichen Ratschlüssen entspricht, denen sie
gehorchen, ohne sie zu kennen . . .
An Voltaire: Mein Begriff von Gott ist der
eines allmächtigen, allgütigen, unendlichen und im
höchstes Grade vernunftbegabten Wesens sich be-
heaupte, daß dieser Gott in allem durch die erha-
bensten Gründe geleitet werde und daß er stets
nur das Vernünftigste und Konsequenteste tue.
Seine Handlungen tragen stets den Stempel der
Vollkommenheit. Wenn unsere Maulwurfsaugen
diese Absichten nicht durschauen, so liegt dieser
Mangel in unseren Sehnerven, aber nicht in öem
Gegenstand, den wir betrachten.
Ach habe von Gott keine Vorstellung als die
eines allgütigen Wesens.
Cs genügt mir, daß ich von der "Unsterblichkeit
meiner Seele überzeugt bin, daß ich an Gott
glaube und an den, welchen er gesandt hat, die
Welt aufzuklären und zu erlösen, daß ich mich tu-
gendhaft zu machen bestrebe, soviel als ich durch
meine Kräfte wirken kann, daß ich die Dienste der
Anbetung verrichte, welche das Geschöpf seinem
Schöpfer schuldet, und die Pflichten erfülle, die ich
als guter Bürger gegen meinesgleichen, hie Men-
schen habe.
Begnügen wir uns, in der Stille anzubeken
und die Regungen unseres Herzens auf das Ge-
fühl einer tiefen Dankbarkeit gegen das Wesen
der Wesen zu beschränken, in welchem und durch
welches alle Wesen sind.
Nach Kunersdorf: Ach erblicke in meiner Er-
haltung und der meines Heeres den Finger einer
Vorsehung.
An d'Alembert: Ach betrachte mich als ein
Werkzeug in der Hand des Schicksals . . -
Marginale: An meinem Lande seindt alle Re-
ligionen frei.
An Sinzendorf: Die Stimme der Natur, welch«
di« Grundlage der Humanität ist, will, daß wir
uns alle lieben und daß wir wechselseitig unser
Wohlergehen fördern, Das ist meine Religion.
Ankimachiavel: Der Fürst darf den Glauben
seiner Völker nicht antasten und muß diese wie
ihr« Geistlichen zu Geiste der Milde und Duldung
erziehen.
habe den Choral milgesummk, so. er glaube auch,
Friedrich hab« damals sicherlich auch den Choral
mitgesungen! . . . Nun braucht ja die Sache des
Funks wicht di« Sache einer peinlich historischen
Rekonstruktion zu sein. Aber halt« Gebühr nicht
doch recht? Wie stand «s mit Friedrichs Religio-
Ml? Was ging bei Leutheu mit ihm um? Hak
Gebühr dieses Awnenleben erahnt? Hat «r di«
Form des mimischen Spiels, auch des wortlosen,
so beseelt, daß wir eine Ahnung von dem Annen-
schicksal des großen Helden erfahren?
Die Grenadier« sahen in ihrem Führer «inen
GoktesstreitLr. Erregt« Gemüter wollen bei Leu-
chen einen Hellen Schein um ihn bemerkt haben.
Der König stand in merkwürdig widersprechender
Zeit: hier tief« Religiosität des Volkes, dort der
frivole Witz des alles zersetzenden französischen
Wesens in Gestalt Voltaires. Di« Schlesier nah-
men ihn für einen vollen Evangelischen In An-
spruch, katholisch« Kreise wie auch der Papst sym-
pathisierten mit ihm. Sein« Religiosität ist charak-
teristisch gebunden, in das EthoS seiner Welkaus-
sassuwg eingeschmolzen. Es ist also mehr Moral
als spezifische Religion. Friedrich ist Tatmensch,
wilklichkeitskial. kritische Lagen zeigen seine un-
geheure Entschlußkraft. DaS sind Seelenkräft«,
deren Stärk« schwer abgerungen ist. Er arbeitet
inkeellktuell an seinen ethischen Grundsätzen das
ganz« Leben hindurch. Er ruht nicht auf bequemen
Formeln des GotteSgnadeukums aus. Der große
Philosoph ur ihm korrigiert bitter und streng das
eigen« lieb« Ach. Er konnte kein Frömml«! des
Scheins werden. Die große Weihe seines Glau-
bens hat er wohl nie dem Hellen Tage zugewendek.
Das Leben verlangte viel von ihm, Schlachten len-
ken, «ln Volk vernünftig und gerecht regieren,
den Staat aufbauen, die Kultur entwickeln. Wir
will wagen vor diesem granltnen Pflichtmenschen
jene aus toller Laune und geselligem Esprit gebo-
renen Verärgerungen, bitteren Worte, sein Flö-
tenspiel wie sein« Reimereien ihm weltanschaulich
anzukreiden?
Die praktische KirchenpoWK und das zeitge-
nössische Denken der Leibniz-Wolss-Schule wie
des Deismus haben ihn tolerant gemacht, haben
den Gedanken der Humanität an erste Stelle des
geistigen Anlerestes gerückt Der Mensch kann sich
nach eigner Fasson seinen Himmel verdienen, das
ist keine ReligionSschändung, als kein« Religions-
leugnung. Seine ganze Zeit sprach „vernunftge-
mäß", auch in Dingen der Religion; als Ankellek-
iuellem. der keine gefühlsmäßige Trübung liebte,
war dies ebenso zurigen. Was er als Genius in
Gekdelvvrger Ortsgruppen rm Wahlkampf
Pg. Glas mobilisiert Heidelberg-West.
„Der Wiederaufstieg Deutschlands" lautet« das
Thema, über das Pg. GlaS, Mafchmstr„ am 9. Febr.
In der Brauerei Ziegler sprach. Ausgehend vom
zweiten Reich (Kaiserreich) umriß er Form und
Ork des von uns zu schaffenden Dritten Reiches.
Scharfe Kritik üble er an all jenen Parteien, di«
uns tn dieser unendlich schweren Aufgabe Immer
wieder hemmen wollen. Interessant beleuchtete «r
die Tatsache, daß s. Jt. der Zentrumskanzler
Brüning mit Sowsetrußland Wirtschaftsverträge
schloß, obwohl der Papst gleichzeitig In einer En-
zyklika gegen Rußland Stellung nahm. Dann kam
«r zum Kommunismus selbst und erläuterte die
Gründ«, warum dieser in seiner Wesenheit nie-
mals Aufbauarbeit m Deukschanld leisten kann.
Auch erklärte er all die Maßnahmen, di« in wirt-
schaftlicher und kultureller Beziehung ergriffen
werden müssen, um Deutschlands Wiederaufstieg
zu sichern.
Unter den anwesenden Volksgenossen konnte
man sehr viel« uns bisher fernstehende aus dem
Lager der Mittelpartelen und der Nichtwähler
sehen, di« sicher all« den besten Eindruck aus der
Versammlung mit nach Haus« nahmen. Nach Be-
antwortung einiger Anfragen (Stellung zu den
hohen Gehältern und Pensionen, Doppelverdie-
nern, Kleinrentnern und zur Aufwertung) streifte
Pg. Glas im Schlußwort die Splitterparteien und
legte in kurzen Sätzen deren restlos« Unfähigkeit
dar.
Anschließend fand noch ein« kurze Mitglieder-
versammlung statt, in der organisatorisch« Fragen
für d«n Wahlkampf erledigt wurden.
Ortsgruppe Heidelberg-Wieblingen km Wahlkampf
Dis Ortsgruppe Heide-Überg-Wieblingen der
NSDAP hielt am Freitag im „Pfälzer Hof" ein«
stark besuchte Mitgliederversammlung ab. Wett
über hundert Mitglieder hörten zunächst di« im
Rundfunk übertragen« Rede unseres Führers im
Berliner Sportpalast und stimmmken am Schlüsse
der Rede spontan in die Klänge unseres Hoist-
W«ffel-Liedes ein. Ortsgruppenleiker MrrdeS
eröffnete dann dis eigentliche Versammlung und
übertrug das Work unserem Kreisleiter Pg. Röhn,
der in eindringlichen Worten auf di« Bedeutung
des kommenden Wahlkampfes dinwisS, In welchem
es für die einzelnen Mitglieder gelt«, noch einmal
zu zeigen, daß allein unser« Bewegung in der
Lag« ist, Deutschlands Schicksal für di« Zukunft zu
entscheiden. Daher s«i «s Pflicht edes Partei-
genossen und jeder Parteigenossin, im kommend«»
Wahlkampf« sich selbstlos zur Verfügung zu stel-
len und für unser« Ade« zu Kämpfen, damit ter
Wahlsteg unser sei. Ortsgruppenleibrr Werdes
dankte d«m Redner und versprach, wie bisher da-
für zu sorgen, daß sein« Ortsgruppe in diesem gr:
wattigen Kampf« Schritt halte und in der Wer-
bung von Neumikgliedern und in oer Verbreitung
unserer Press« führend sei. PH.
Polizei-Bericht
vom 13. Februar 1933.
Lärmbekämpfung, 2 Motorradfahrer wurden
angezeigt, weil sie mit übermäßigem Geräusch durch
di« Straßen fuhren.
Radfahrer ohne Licht. Wiederum mußten 9
Radfahrer angezeigt bezw. gebührenpflichtig ver-
warnt werden, weil sie nach eingekrekener Dunkel-
heik ohne Licht fuhren. 2 Radfahrer hatten außer-
dem kein« Rückstrahler an ihren Fahrrädern an-
gebracht.
Verschiedene Anzeigen. 18 Personen wegen
groben Unfugs und Ruhestörung, 7 Personen we-
gen Diebstahls, ein« Person wegen Betrugs, 2
Personen wegen Körperverletzung und ein« Per-
son wegen Sachbeschädigung.
Verkehrsunfälle. An der Plöck sti«ß «tn Per-
sone«Kraftwagen beim Rückwärtsfahren gegen «in
am Randstein des Gehwegs aufgestelltes Motor-
rad und beschädigte dieses. — Ein Motorrad stieß
im Pfaffengrund mit einem Personenkraftwagen
zusammen. Der Motorradfahrer kam zu Fall, er-
litt einen Untsrschenkelbruch und mußt« ins oka-
demische Krankenhaus verbracht werde«.
Sicherstellung eines Lastkraftwagens. Ein auf
Ferntransport gewesener Lastkraftwagen mit An-
häger mußte, weil er in vollkommen verwahrlostem
und verkehrsgefährdendem Zustande angetroffen
wurde, polizeilich siche rge stellt werden Außerdem
führt« der Führer des Wagens keinen Führer-
schein bei sich.
Wahrheit duldtete und dem Dämon seines Lebens
KKLIS
Heute abend 2t>Lg Uhr:
Vesamt-FrakkionSsihung.
Anfolge wichtiger Besprechung ist baS unbedingt«
Erscheinen aller FraktionSmitglieder Pflicht!
N.S.-Frauenschafk. Am Mittwoch, den 18.
Februar 1933, abends 20.15 Uhr in der Harmonie,
ein Vortrag. Thema: „Die Stellung der Arbei-
terin in Berus und Gesellschaft". Frauen und
Mädchen aller Stände sind «ingeladen.
Ortsgruppe Kirchheim. Di« Versammlung der
N.S.B.O. am Dienstag, den 14. ds. MkS. fällt
aus.
Achtung: Baueraversammlung. Donnerstag, 16.
Februar: Bauernoersammlllng im Sand Hausen im
„Grünen Baum" (20.30 Uhr). Redner: Pg.
Schank und Pg. Dr. Keim.
N-S^l-K. Am 18. Februar, abends N/» sind«!
im Rosengarten in Handschuhshelm ein« Werbe-
versammlung des N-S.K.K. statt. Redner: Pg.
Oberführer KrauS-Stuttgart. Erscheine» Pflicht.
Der Korpswart. Der BezIrkSführer.
KKM8 M088äcN
Am Dienstag, den 14. Febr. 1933, findet in
MoSbach. Bahnhofhotel, ein« öffentliche Versamm-
lung statt. Es spricht: Gauleiter W. Köhler,
Md.L., Weinheim. Erscheinen aller Amtswalter
des Kr«is«s Mosbach ist Pflicht!
« I». LI
Kennen Sie die Schrecken de? bolschewi-
stischen Gewaltherrschaft? Haben Sie gehört,
von den Hunderktausenden, den Männern,
Frauen, Greisen, Kindern, den Priestern und
Laien, dis der bolschewistische Dtukrausch in
Rußland in sinnloser Wut, mit keuflichem Sa-
dismus abschlachtete?
Witten Sie. was Deutschland
vom Bolschewismus droht ?
Lesen Sie GPU-, das aufsehenerregende
Werk von Essad Bey. Vorrätig in unserer
„Völkischen Buchhandlung*.
Willy Reicher t, der unvergleichliche Ko-
miker, gastiert heute abend 20.30 Uhr in der
Skadthall«.
abtruhte, was er religiös vor der Majestät des
Schicksals empfand, das wird niemand ergründen.
An nachfolgenden Aussprüchen des großen Königs
mutz man aus den Zeilen heraushören, was sein«
Seel« und seinen Sinn bewegt. Gott wurde im-
mer: respektiert!
An Grumbkow: Ach erfahre, daß man dem
König schlechte Eindrücke über mich verschafft und
mich ihm als einen Atheisten geschildert hat. Ach
bin m Verzweiflung darüber und bitt« Sie, da es
nichts Arrigeres auf der Welk geben kann, mir zu
sagen, welches Mittels ich mich bedienen muß, um
ihn von de« Irrigkeit dieser Vorstellungen zu über-
zeugen.
Alles, sogar das Wachts-um des Grashalmes
beweist das Dasein Gottes . . .
Hieraus folgt notwendig, daß der Urheber die-
ses Universums bei dessen Erschaffung einen End-
zweck gehabt haben müsse.
Wenn nun alle Ereignisse darauf hinzielen, dann
müssen alle Menschen gemäß der Absicht des
Schöpfers handeln und können sich zu allem, was
sie tun, nicht anders entschließen, als seinen un-
Nalirmattoztalttten
und Rationattozialtttinnen
Die Wahl am 5. Mär; muß zu einem
gewaltigen Sieg des Nationalsozialis-
mus fuhren. Gebt deshalb zur
»WM
Einzahlungen auf Postscheckkonto Karls-
ruhe 24 3S9 der Nationalsozialistischen
vtsch Arbeiterpartei Ureis Heidelberg
Hanno und Gya
Langsam kam der Morgen herauf, und
ganz in der Ferne, wo der Himmel hell war,
zog eine Rauchwolke auseinander. Es war,
seit sie auf dem Meer trieben, der neunte
Tag. Kaulberg saß vorne am Bug und starrte
ins Meer. Sie hakten, obwohl die See un-
ruhig war, die vergangene Nacht nur wenig
Wasser ins Boot bekommen.
„Glaubst Du," fragte Gya, „daß wir noch
einmal an Land kommen?"
Kaulberg zuckte mit den Achseln.
Und jetzt rief Prellwitz, der hinken Was-
ser schöpfte, daß er so etwas wie Land sehe.
Gya lief zu ihm hin. „Ein Schiff ist es,
ganz bestimmt ist es ein Schiff," jubelte sie
und fiel Prellwitz um den Hals.
Kaulberg drehte sich langsam um und
schaute auch ln der bezeichneten Richtung,
aber dann schüttelte er den Kopf und starrte
wieder aufs Meer.
Der Wind wurde heftiger und warf den
„Seeadler" hin und her.
Nach einer Weile wußten sie alle, daß
es nur ein Wassertänzer war, wie die See-
leute die tiefherabhängenden Wolken nann-
ten.
„Wir sollen," jammerte Prellwitz, „einfach
nicht mehr an Land kommen."
„Hanno," begann Gya nach einer Weile,
„nur Einer kann uns retten: — Du!"
Kaulberg sah Gya an.
„Du mußt etwas tun, ich bin so unruhig.
Schreckliches ahne ich, Hanno." Sie legte
ihren Kopf auf seine Schulter und schaute mit
ihren blauen Augen auf Hannos Pfeifenkopf.
Und als der Seegang immer gewaltiger
wurde, steckte Hanno Kaulberg behutsam seine
Pfeife ein, sah In die verschiedenen Himmels-
richtungen, streifte Prellwitz mit einem fast
verächtlichen Blick, straffte sich. Es schien,
er wollte sprechen.
Gya faltete die Hände wie zum Gebet.
„Ahr geht in die Kajüte!" befahl Kaulberg
den beiden.
Sie gingen unverzüglich. Nur Gya sah
bei der Kajütenkür noch einmal in Kaulbergs
entschlossenes Gesicht.
Eine Woge fegte über Deck. Eine zweite..
Kaulberg wollte das letzte Segel Hochkriegen:
mit viel Mühe, und erst nachdem schon meh-
rere Sturzseen über Bord gefegt waren, ge-
lang es ihm, das Noksegel halb aufzuziehen.
Weiter ging es nicht.
Dann riegelte Kaulberg dis Kajükenkür
ab und schaute nach, ob alle Lucken dicht wa-
ren. Auf einmal war ihm, wie wenn es
irgendwo aufgeschrieen hätte. Er horchte.
War drunten etwas geschehen? Es ist wie-
der still, nur das Wasser gurgelt um ihn.
War in der Ferne nicht Land? Land?..
Das wird es nicht geben. Kaulberg riß das
Glas vor die Augen. Ein blaugraues Fleck-
chen, das bald Heller bald dunkler wurde.
Und obwohl der Sturm zunahm, schaute Kaul-
berg immer nur in der Richtung des Flek-
kes. So vergaß er die Gefahr, er fühlte sich
erleichtert: wie wenn er plötzlich die Last des
Körpers verloren hätte.
Als er bestimmt wußte, daß sie sich dem
Land näherten, schloß er die Tür zur Kajüte
auf. Drunten herrschte Stille. Er rief hin-
unter. Sie werden schlafen nach den An-
strengungen, dachte er und stieg hinab. Er
würde ihnen berichten, daß der Sturm noch
fürchterlich tobe . . . und von Land keine
Spur zu sehen sei. An Deck erst sollten die
zwei selber das Land schauen.
An einer Ecks . . . was ist das? Gya
und er? Das war nicht möglich. Langsam
kehrte Hanno Kaulberg um und stieg die
Stufen hinan. Hakte Prellwih Gya viel-
leicht ... ?
Als die Dacht in die Nähe des Landes
kam, hieb Prellwitz gegen die Kajütentür.
Kaulberg öffnete.
„Ach habe," begann Prellwih, „mit Dir
zu sprechen. Und dann forderte er Hanno
Kaulberg auf, daß er sich bereit mache . . .
wegen Gya, die er, Prellwitz, so liebe, daß
einer von ihnen beiden . .."
Kaulberg, der unterdessen seine Pfeife
herausgezogen hatte, entgegnete nach einer
Minute eisigen Schweigens, daß er zuerst
Gya noch sehen und sprechen müsse... Als
er aber zu Gya in die Kajüte wollte, trat ihm
Prellwitz in den Weg.
„Platz!" schrie Kaulberg. Da waren sie
schon im Handgemenge und Prellwih drängte
Kaulberg zum Schiffsrand. Als aber Kaul-
berg den Studenten bei den Beinen zu pak-
ken bekam, stürzte der und Kaulberg schleu-
derte ihn in weitem Bogen ins Meer.
Wieder ging die See über das Book . . .
und Kaulberg, der sich wieder ganz gefunden,
ging hinab zu Gya. Wie der Weg zu ihr
welk war! Und doch sind es nur 3 Stu-
fen .. . Fast wollten ihn seine Füße nicht
tragen.
Gya lag noch immer an der gleichen
Steller nur war ihr Gesicht nach unten ge-
kehrt. So lag sie wie — kok.
Kaulberg betrachtete sie, und als er sie
ausgenommen hatte, begann Gya gräßlich zu
schreien.
Er sagte kein Work.
„O," flüsterte Gya, als Kaulberg sie an Deck
getragen hakte, „er hak mich gequält und . . .
ich liebe nur Dich, Hanno . . ." Und dann
sah Gya das Land, welches vor ihnen lag,
und sie war wie ein Kind und ließ sich von
Hanno ans Ufer tragen.
3«m Film: „Ehoral von Leulken"
Earl Fröhlich rmä Otto Gebühr wurden jünegsi
rm Stuttgarter Funk ihres neuen Werkes wegen
ausge fragt. Die Fragen waren typisch zeitgeschäf-
tig und verlangten vor allem Aufschluß über hie
„Tenidenz". Der Friedrichkenner Gebühr parierte
bi« Absicht mit her schönen Bemerkung, haß hem
so seh wenn man es eine „Tendenz" nennen wolle,
wenn mau versuche, menschliche Größe mitten im
Schicksal sich heroisch behaupten zu lassen. Gebühr
ging instinktiv sicher von her einen großen Tat-
sache aus, haß ihn der heranbrausenhe Choral, her
die ganze Landschaft seelisch erfüllte, zum stärksten
Erleben gebracht hätte. Gebühr hätte hier an sei-
ner persönlichsten und bekenntnismäßigsten Seite
gepackt werben können Stakt Hessen benutzte der
Ausfrager hie letzten Minuten, um rasch noch den
alten Ladenhüter vom Atheismus Friedrich des
Großen auszutischen. Gebühr, der wohl den quel-
lenmäßigen Friedrich besser kennt als der Funk-
mann, meinte heimlich wissend und sein« künstleri-
sche Scheu vor Entlarvung schützend, er, Gebühr,
abänderlichen Ratschlüssen entspricht, denen sie
gehorchen, ohne sie zu kennen . . .
An Voltaire: Mein Begriff von Gott ist der
eines allmächtigen, allgütigen, unendlichen und im
höchstes Grade vernunftbegabten Wesens sich be-
heaupte, daß dieser Gott in allem durch die erha-
bensten Gründe geleitet werde und daß er stets
nur das Vernünftigste und Konsequenteste tue.
Seine Handlungen tragen stets den Stempel der
Vollkommenheit. Wenn unsere Maulwurfsaugen
diese Absichten nicht durschauen, so liegt dieser
Mangel in unseren Sehnerven, aber nicht in öem
Gegenstand, den wir betrachten.
Ach habe von Gott keine Vorstellung als die
eines allgütigen Wesens.
Cs genügt mir, daß ich von der "Unsterblichkeit
meiner Seele überzeugt bin, daß ich an Gott
glaube und an den, welchen er gesandt hat, die
Welt aufzuklären und zu erlösen, daß ich mich tu-
gendhaft zu machen bestrebe, soviel als ich durch
meine Kräfte wirken kann, daß ich die Dienste der
Anbetung verrichte, welche das Geschöpf seinem
Schöpfer schuldet, und die Pflichten erfülle, die ich
als guter Bürger gegen meinesgleichen, hie Men-
schen habe.
Begnügen wir uns, in der Stille anzubeken
und die Regungen unseres Herzens auf das Ge-
fühl einer tiefen Dankbarkeit gegen das Wesen
der Wesen zu beschränken, in welchem und durch
welches alle Wesen sind.
Nach Kunersdorf: Ach erblicke in meiner Er-
haltung und der meines Heeres den Finger einer
Vorsehung.
An d'Alembert: Ach betrachte mich als ein
Werkzeug in der Hand des Schicksals . . -
Marginale: An meinem Lande seindt alle Re-
ligionen frei.
An Sinzendorf: Die Stimme der Natur, welch«
di« Grundlage der Humanität ist, will, daß wir
uns alle lieben und daß wir wechselseitig unser
Wohlergehen fördern, Das ist meine Religion.
Ankimachiavel: Der Fürst darf den Glauben
seiner Völker nicht antasten und muß diese wie
ihr« Geistlichen zu Geiste der Milde und Duldung
erziehen.
habe den Choral milgesummk, so. er glaube auch,
Friedrich hab« damals sicherlich auch den Choral
mitgesungen! . . . Nun braucht ja die Sache des
Funks wicht di« Sache einer peinlich historischen
Rekonstruktion zu sein. Aber halt« Gebühr nicht
doch recht? Wie stand «s mit Friedrichs Religio-
Ml? Was ging bei Leutheu mit ihm um? Hak
Gebühr dieses Awnenleben erahnt? Hat «r di«
Form des mimischen Spiels, auch des wortlosen,
so beseelt, daß wir eine Ahnung von dem Annen-
schicksal des großen Helden erfahren?
Die Grenadier« sahen in ihrem Führer «inen
GoktesstreitLr. Erregt« Gemüter wollen bei Leu-
chen einen Hellen Schein um ihn bemerkt haben.
Der König stand in merkwürdig widersprechender
Zeit: hier tief« Religiosität des Volkes, dort der
frivole Witz des alles zersetzenden französischen
Wesens in Gestalt Voltaires. Di« Schlesier nah-
men ihn für einen vollen Evangelischen In An-
spruch, katholisch« Kreise wie auch der Papst sym-
pathisierten mit ihm. Sein« Religiosität ist charak-
teristisch gebunden, in das EthoS seiner Welkaus-
sassuwg eingeschmolzen. Es ist also mehr Moral
als spezifische Religion. Friedrich ist Tatmensch,
wilklichkeitskial. kritische Lagen zeigen seine un-
geheure Entschlußkraft. DaS sind Seelenkräft«,
deren Stärk« schwer abgerungen ist. Er arbeitet
inkeellktuell an seinen ethischen Grundsätzen das
ganz« Leben hindurch. Er ruht nicht auf bequemen
Formeln des GotteSgnadeukums aus. Der große
Philosoph ur ihm korrigiert bitter und streng das
eigen« lieb« Ach. Er konnte kein Frömml«! des
Scheins werden. Die große Weihe seines Glau-
bens hat er wohl nie dem Hellen Tage zugewendek.
Das Leben verlangte viel von ihm, Schlachten len-
ken, «ln Volk vernünftig und gerecht regieren,
den Staat aufbauen, die Kultur entwickeln. Wir
will wagen vor diesem granltnen Pflichtmenschen
jene aus toller Laune und geselligem Esprit gebo-
renen Verärgerungen, bitteren Worte, sein Flö-
tenspiel wie sein« Reimereien ihm weltanschaulich
anzukreiden?
Die praktische KirchenpoWK und das zeitge-
nössische Denken der Leibniz-Wolss-Schule wie
des Deismus haben ihn tolerant gemacht, haben
den Gedanken der Humanität an erste Stelle des
geistigen Anlerestes gerückt Der Mensch kann sich
nach eigner Fasson seinen Himmel verdienen, das
ist keine ReligionSschändung, als kein« Religions-
leugnung. Seine ganze Zeit sprach „vernunftge-
mäß", auch in Dingen der Religion; als Ankellek-
iuellem. der keine gefühlsmäßige Trübung liebte,
war dies ebenso zurigen. Was er als Genius in
Gekdelvvrger Ortsgruppen rm Wahlkampf
Pg. Glas mobilisiert Heidelberg-West.
„Der Wiederaufstieg Deutschlands" lautet« das
Thema, über das Pg. GlaS, Mafchmstr„ am 9. Febr.
In der Brauerei Ziegler sprach. Ausgehend vom
zweiten Reich (Kaiserreich) umriß er Form und
Ork des von uns zu schaffenden Dritten Reiches.
Scharfe Kritik üble er an all jenen Parteien, di«
uns tn dieser unendlich schweren Aufgabe Immer
wieder hemmen wollen. Interessant beleuchtete «r
die Tatsache, daß s. Jt. der Zentrumskanzler
Brüning mit Sowsetrußland Wirtschaftsverträge
schloß, obwohl der Papst gleichzeitig In einer En-
zyklika gegen Rußland Stellung nahm. Dann kam
«r zum Kommunismus selbst und erläuterte die
Gründ«, warum dieser in seiner Wesenheit nie-
mals Aufbauarbeit m Deukschanld leisten kann.
Auch erklärte er all die Maßnahmen, di« in wirt-
schaftlicher und kultureller Beziehung ergriffen
werden müssen, um Deutschlands Wiederaufstieg
zu sichern.
Unter den anwesenden Volksgenossen konnte
man sehr viel« uns bisher fernstehende aus dem
Lager der Mittelpartelen und der Nichtwähler
sehen, di« sicher all« den besten Eindruck aus der
Versammlung mit nach Haus« nahmen. Nach Be-
antwortung einiger Anfragen (Stellung zu den
hohen Gehältern und Pensionen, Doppelverdie-
nern, Kleinrentnern und zur Aufwertung) streifte
Pg. Glas im Schlußwort die Splitterparteien und
legte in kurzen Sätzen deren restlos« Unfähigkeit
dar.
Anschließend fand noch ein« kurze Mitglieder-
versammlung statt, in der organisatorisch« Fragen
für d«n Wahlkampf erledigt wurden.
Ortsgruppe Heidelberg-Wieblingen km Wahlkampf
Dis Ortsgruppe Heide-Überg-Wieblingen der
NSDAP hielt am Freitag im „Pfälzer Hof" ein«
stark besuchte Mitgliederversammlung ab. Wett
über hundert Mitglieder hörten zunächst di« im
Rundfunk übertragen« Rede unseres Führers im
Berliner Sportpalast und stimmmken am Schlüsse
der Rede spontan in die Klänge unseres Hoist-
W«ffel-Liedes ein. Ortsgruppenleiker MrrdeS
eröffnete dann dis eigentliche Versammlung und
übertrug das Work unserem Kreisleiter Pg. Röhn,
der in eindringlichen Worten auf di« Bedeutung
des kommenden Wahlkampfes dinwisS, In welchem
es für die einzelnen Mitglieder gelt«, noch einmal
zu zeigen, daß allein unser« Bewegung in der
Lag« ist, Deutschlands Schicksal für di« Zukunft zu
entscheiden. Daher s«i «s Pflicht edes Partei-
genossen und jeder Parteigenossin, im kommend«»
Wahlkampf« sich selbstlos zur Verfügung zu stel-
len und für unser« Ade« zu Kämpfen, damit ter
Wahlsteg unser sei. Ortsgruppenleibrr Werdes
dankte d«m Redner und versprach, wie bisher da-
für zu sorgen, daß sein« Ortsgruppe in diesem gr:
wattigen Kampf« Schritt halte und in der Wer-
bung von Neumikgliedern und in oer Verbreitung
unserer Press« führend sei. PH.
Polizei-Bericht
vom 13. Februar 1933.
Lärmbekämpfung, 2 Motorradfahrer wurden
angezeigt, weil sie mit übermäßigem Geräusch durch
di« Straßen fuhren.
Radfahrer ohne Licht. Wiederum mußten 9
Radfahrer angezeigt bezw. gebührenpflichtig ver-
warnt werden, weil sie nach eingekrekener Dunkel-
heik ohne Licht fuhren. 2 Radfahrer hatten außer-
dem kein« Rückstrahler an ihren Fahrrädern an-
gebracht.
Verschiedene Anzeigen. 18 Personen wegen
groben Unfugs und Ruhestörung, 7 Personen we-
gen Diebstahls, ein« Person wegen Betrugs, 2
Personen wegen Körperverletzung und ein« Per-
son wegen Sachbeschädigung.
Verkehrsunfälle. An der Plöck sti«ß «tn Per-
sone«Kraftwagen beim Rückwärtsfahren gegen «in
am Randstein des Gehwegs aufgestelltes Motor-
rad und beschädigte dieses. — Ein Motorrad stieß
im Pfaffengrund mit einem Personenkraftwagen
zusammen. Der Motorradfahrer kam zu Fall, er-
litt einen Untsrschenkelbruch und mußt« ins oka-
demische Krankenhaus verbracht werde«.
Sicherstellung eines Lastkraftwagens. Ein auf
Ferntransport gewesener Lastkraftwagen mit An-
häger mußte, weil er in vollkommen verwahrlostem
und verkehrsgefährdendem Zustande angetroffen
wurde, polizeilich siche rge stellt werden Außerdem
führt« der Führer des Wagens keinen Führer-
schein bei sich.
Wahrheit duldtete und dem Dämon seines Lebens
KKLIS
Heute abend 2t>Lg Uhr:
Vesamt-FrakkionSsihung.
Anfolge wichtiger Besprechung ist baS unbedingt«
Erscheinen aller FraktionSmitglieder Pflicht!
N.S.-Frauenschafk. Am Mittwoch, den 18.
Februar 1933, abends 20.15 Uhr in der Harmonie,
ein Vortrag. Thema: „Die Stellung der Arbei-
terin in Berus und Gesellschaft". Frauen und
Mädchen aller Stände sind «ingeladen.
Ortsgruppe Kirchheim. Di« Versammlung der
N.S.B.O. am Dienstag, den 14. ds. MkS. fällt
aus.
Achtung: Baueraversammlung. Donnerstag, 16.
Februar: Bauernoersammlllng im Sand Hausen im
„Grünen Baum" (20.30 Uhr). Redner: Pg.
Schank und Pg. Dr. Keim.
N-S^l-K. Am 18. Februar, abends N/» sind«!
im Rosengarten in Handschuhshelm ein« Werbe-
versammlung des N-S.K.K. statt. Redner: Pg.
Oberführer KrauS-Stuttgart. Erscheine» Pflicht.
Der Korpswart. Der BezIrkSführer.
KKM8 M088äcN
Am Dienstag, den 14. Febr. 1933, findet in
MoSbach. Bahnhofhotel, ein« öffentliche Versamm-
lung statt. Es spricht: Gauleiter W. Köhler,
Md.L., Weinheim. Erscheinen aller Amtswalter
des Kr«is«s Mosbach ist Pflicht!
« I». LI
Kennen Sie die Schrecken de? bolschewi-
stischen Gewaltherrschaft? Haben Sie gehört,
von den Hunderktausenden, den Männern,
Frauen, Greisen, Kindern, den Priestern und
Laien, dis der bolschewistische Dtukrausch in
Rußland in sinnloser Wut, mit keuflichem Sa-
dismus abschlachtete?
Witten Sie. was Deutschland
vom Bolschewismus droht ?
Lesen Sie GPU-, das aufsehenerregende
Werk von Essad Bey. Vorrätig in unserer
„Völkischen Buchhandlung*.
Willy Reicher t, der unvergleichliche Ko-
miker, gastiert heute abend 20.30 Uhr in der
Skadthall«.
abtruhte, was er religiös vor der Majestät des
Schicksals empfand, das wird niemand ergründen.
An nachfolgenden Aussprüchen des großen Königs
mutz man aus den Zeilen heraushören, was sein«
Seel« und seinen Sinn bewegt. Gott wurde im-
mer: respektiert!
An Grumbkow: Ach erfahre, daß man dem
König schlechte Eindrücke über mich verschafft und
mich ihm als einen Atheisten geschildert hat. Ach
bin m Verzweiflung darüber und bitt« Sie, da es
nichts Arrigeres auf der Welk geben kann, mir zu
sagen, welches Mittels ich mich bedienen muß, um
ihn von de« Irrigkeit dieser Vorstellungen zu über-
zeugen.
Alles, sogar das Wachts-um des Grashalmes
beweist das Dasein Gottes . . .
Hieraus folgt notwendig, daß der Urheber die-
ses Universums bei dessen Erschaffung einen End-
zweck gehabt haben müsse.
Wenn nun alle Ereignisse darauf hinzielen, dann
müssen alle Menschen gemäß der Absicht des
Schöpfers handeln und können sich zu allem, was
sie tun, nicht anders entschließen, als seinen un-
Nalirmattoztalttten
und Rationattozialtttinnen
Die Wahl am 5. Mär; muß zu einem
gewaltigen Sieg des Nationalsozialis-
mus fuhren. Gebt deshalb zur
»WM
Einzahlungen auf Postscheckkonto Karls-
ruhe 24 3S9 der Nationalsozialistischen
vtsch Arbeiterpartei Ureis Heidelberg
Hanno und Gya
Langsam kam der Morgen herauf, und
ganz in der Ferne, wo der Himmel hell war,
zog eine Rauchwolke auseinander. Es war,
seit sie auf dem Meer trieben, der neunte
Tag. Kaulberg saß vorne am Bug und starrte
ins Meer. Sie hakten, obwohl die See un-
ruhig war, die vergangene Nacht nur wenig
Wasser ins Boot bekommen.
„Glaubst Du," fragte Gya, „daß wir noch
einmal an Land kommen?"
Kaulberg zuckte mit den Achseln.
Und jetzt rief Prellwitz, der hinken Was-
ser schöpfte, daß er so etwas wie Land sehe.
Gya lief zu ihm hin. „Ein Schiff ist es,
ganz bestimmt ist es ein Schiff," jubelte sie
und fiel Prellwitz um den Hals.
Kaulberg drehte sich langsam um und
schaute auch ln der bezeichneten Richtung,
aber dann schüttelte er den Kopf und starrte
wieder aufs Meer.
Der Wind wurde heftiger und warf den
„Seeadler" hin und her.
Nach einer Weile wußten sie alle, daß
es nur ein Wassertänzer war, wie die See-
leute die tiefherabhängenden Wolken nann-
ten.
„Wir sollen," jammerte Prellwitz, „einfach
nicht mehr an Land kommen."
„Hanno," begann Gya nach einer Weile,
„nur Einer kann uns retten: — Du!"
Kaulberg sah Gya an.
„Du mußt etwas tun, ich bin so unruhig.
Schreckliches ahne ich, Hanno." Sie legte
ihren Kopf auf seine Schulter und schaute mit
ihren blauen Augen auf Hannos Pfeifenkopf.
Und als der Seegang immer gewaltiger
wurde, steckte Hanno Kaulberg behutsam seine
Pfeife ein, sah In die verschiedenen Himmels-
richtungen, streifte Prellwitz mit einem fast
verächtlichen Blick, straffte sich. Es schien,
er wollte sprechen.
Gya faltete die Hände wie zum Gebet.
„Ahr geht in die Kajüte!" befahl Kaulberg
den beiden.
Sie gingen unverzüglich. Nur Gya sah
bei der Kajütenkür noch einmal in Kaulbergs
entschlossenes Gesicht.
Eine Woge fegte über Deck. Eine zweite..
Kaulberg wollte das letzte Segel Hochkriegen:
mit viel Mühe, und erst nachdem schon meh-
rere Sturzseen über Bord gefegt waren, ge-
lang es ihm, das Noksegel halb aufzuziehen.
Weiter ging es nicht.
Dann riegelte Kaulberg dis Kajükenkür
ab und schaute nach, ob alle Lucken dicht wa-
ren. Auf einmal war ihm, wie wenn es
irgendwo aufgeschrieen hätte. Er horchte.
War drunten etwas geschehen? Es ist wie-
der still, nur das Wasser gurgelt um ihn.
War in der Ferne nicht Land? Land?..
Das wird es nicht geben. Kaulberg riß das
Glas vor die Augen. Ein blaugraues Fleck-
chen, das bald Heller bald dunkler wurde.
Und obwohl der Sturm zunahm, schaute Kaul-
berg immer nur in der Richtung des Flek-
kes. So vergaß er die Gefahr, er fühlte sich
erleichtert: wie wenn er plötzlich die Last des
Körpers verloren hätte.
Als er bestimmt wußte, daß sie sich dem
Land näherten, schloß er die Tür zur Kajüte
auf. Drunten herrschte Stille. Er rief hin-
unter. Sie werden schlafen nach den An-
strengungen, dachte er und stieg hinab. Er
würde ihnen berichten, daß der Sturm noch
fürchterlich tobe . . . und von Land keine
Spur zu sehen sei. An Deck erst sollten die
zwei selber das Land schauen.
An einer Ecks . . . was ist das? Gya
und er? Das war nicht möglich. Langsam
kehrte Hanno Kaulberg um und stieg die
Stufen hinan. Hakte Prellwih Gya viel-
leicht ... ?
Als die Dacht in die Nähe des Landes
kam, hieb Prellwitz gegen die Kajütentür.
Kaulberg öffnete.
„Ach habe," begann Prellwih, „mit Dir
zu sprechen. Und dann forderte er Hanno
Kaulberg auf, daß er sich bereit mache . . .
wegen Gya, die er, Prellwitz, so liebe, daß
einer von ihnen beiden . .."
Kaulberg, der unterdessen seine Pfeife
herausgezogen hatte, entgegnete nach einer
Minute eisigen Schweigens, daß er zuerst
Gya noch sehen und sprechen müsse... Als
er aber zu Gya in die Kajüte wollte, trat ihm
Prellwitz in den Weg.
„Platz!" schrie Kaulberg. Da waren sie
schon im Handgemenge und Prellwih drängte
Kaulberg zum Schiffsrand. Als aber Kaul-
berg den Studenten bei den Beinen zu pak-
ken bekam, stürzte der und Kaulberg schleu-
derte ihn in weitem Bogen ins Meer.
Wieder ging die See über das Book . . .
und Kaulberg, der sich wieder ganz gefunden,
ging hinab zu Gya. Wie der Weg zu ihr
welk war! Und doch sind es nur 3 Stu-
fen .. . Fast wollten ihn seine Füße nicht
tragen.
Gya lag noch immer an der gleichen
Steller nur war ihr Gesicht nach unten ge-
kehrt. So lag sie wie — kok.
Kaulberg betrachtete sie, und als er sie
ausgenommen hatte, begann Gya gräßlich zu
schreien.
Er sagte kein Work.
„O," flüsterte Gya, als Kaulberg sie an Deck
getragen hakte, „er hak mich gequält und . . .
ich liebe nur Dich, Hanno . . ." Und dann
sah Gya das Land, welches vor ihnen lag,
und sie war wie ein Kind und ließ sich von
Hanno ans Ufer tragen.