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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (Juli-August)

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Nr. 159-189 (1. - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70558#0078
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_FreNag, Ven 7. AvN ISS8.

O28 xesoli!ol»tli<üie
^ciolk Alitier»
Bon Klaus Gündelbach.
(Schluß).
Ueder Jahrhunderte marschiert die preu-
ßische Einheitsbewegung. Die preußische
konservative Revolution vollzog
sich von oben, in immer neuen Wellen, durch
den monarchischen Staatsgedanken. „Erst
die freiheitliche Kirchenpolitik der Hohenzol-
lern hat das Zeitalter der Religionskriege
abgeschlossen" (Treitschke). /
Durch die Kraft des deutschen Schwertes
gab erstmals Friedrich Wilhelm der
deutschenNation unter dem Rufe „Ge-
denke, daß du ein Deutscher bist" einen ge-
meinsamen Willen gegen das
Ausland wieder. Der große Kurfürst
zwang die rebellischen Stände, als eines
Hauptes Glieder zu leben und schwächte die
Macht der Landstände. Er ging auf in dem
Gedanken der Reichsreform und vertrat sie
auf dem ersten Reichstage nach dem Westfä-
lischen Frieden. Friedrich Wilhelm I. schmie-
dete das preußische Bolk „durch die Gemein-
schaft schwerer Bürgerpflichten, durch die
Einheit des Beamtentums und des Heerwe-
sens" (Treitschke) zusammen. Die übermü-
tigen Stände wurden in die Reihen der „ge-
meinen Untertanen" herabgedrückt.
Friedrich -er Große sah in dem
Hause Habsburg den Feind einer deutschen
Freiheit und Einheit und in seiner geschicht-
lichen Sendung den Kampf gegen den
habsburgischen Despotismus. Die-
ser Kampf schien ihm die Aufgabe des preu-
ßischen Staates. Die Erfolge gaben ihm recht.
Aber nie dachte er daran, Preußen von dem
auseinanderbrechenden deutschen Gemeinwe-
sen zu trennen.
Aber für seine kühnen Pläne auf den
Neubau des Reiches, durch Säkulari-
sation, Stärkung der Macht der größeren
westlichen Reichsstände, die Beseitigung des
deutschen Dualismus durch einen Bund welt-
licher Fürsten, war die entscheidende Stunde
noch nicht gekommen.
Friedrichs Werk, der deutsche Für-
st e n b u n d, konnte sein Nachfolger Fried-
rich Wilhelm II. nicht mehr wah-
ren, er zerbrach unter seiner schwächlichen
und müden Politik. Durch den Reichen-
bacher und Wiener Vertrag kette-
ten kleinmütige Staatsmänner Preußen vor-
behaltlos, auf eigene Initiative und Führer-
tum verzichtend, an das Schicksal Oesterreichs,
um mit ihm, das damals allein bedroht war,
von Napoleon unterdrückt zu werden.
I In den hoffnungslosen Kriegen, die mit
den Verträgen von Campoformio und
Luneville endeten, sah schon Goethe un-
ter der Kanonade von Valmy die Zeiten-
wende, die jetzt unter den harten
Schlägen Napoleons heraufzog, klar
voraus. Er erklärte am Wachtfeuer zu den
preußischen Offizieren gewandt: „Am heu-
tigen Tage beginnt eine neue Epoche der
Weltgeschichte". Ihr undeutsches Ge-
präge, das die Züge Napoleons trug, erhielt
diese Epoche und damit Deutschland aber erst
durch den Friedensverkrag von Campoformio
und später von Luneville.
Durch die in den Verträgen zwischen der
habsburgischen Kaisermacht und Napoleon
herbeigeführke Verstümmelung der deutschen
Westgrenze, durch die Säkularisation
geistlichen Gebiets und durch die Entschädi-
gung ausländischer Fürsten auf Kosten des
Reiches, schuf Napoleon das Föderativ-
system, das bis in unsere Tage seine ver-
derbliche Gültigkeit bewahrte, und dessen er
sich zur Niederhaltung Deutschlands bediente.
Nach den Beschlüssen auf dem Rastatter
Kongreß und durch den Reichsdeputa-
tion sh a u p k s ch luß verteilte in einem
verächtlichen Börsenspiel zu Paris Napoleon
deutsches Land und deutsche Menschen unter
würdelos bettelnde deutsche Fürsten, nach sei-
ner Gunst und seinem französisch machkpoli-
tischen Ermessen. Dynastische Habgier berei-
cherte sich in dieser schimpflichen Fürstenrevo-
lütion schmählich an den von Napoleon zerris-
senen und hingeworfenen Fetzen der geist-
lichen Staaten.
Was als geschichtliche Notwendigkeit allein
Sache einer deutschen Revolution gewesen
wäre, die Vernichtung von 112 deut-
schen Staaten, die - längst fällige Aus-
löschung des heiligen Reiches, überließen die
schwächliche, friedensselige Politik des preu-
ßischen Hofes der habsburgischen Habgier und
der Haß und das Mißtrauen der Wiener
Hofburg gegen eine preußische Machtpolikik
dem Schwerte des fremden Eroberers.
So wurde Napoleon zum Schöpfer der
deutschen Miklelslaaten, um durch ihre Zer-
splitterung Deutschland für immer in Ohn-
macht und Schwäche zu halten.
Erst Adolf Hiller Hal Napoleon
ganz aus Deutschland vertrieben. Hiller
überwand Napoleon. Noch vor kurzer
Zeit lieferten die „Geschöpfe des Bona-
parlismus" in Gestalt der schwarzen Par-
kikularisten vom Schlage Held, Schäf-
fer und Bolz ihre letzten Gefechte ge-
gen das neue Deutschland. Sie beriefen sich
d» ihrem Kampf auf die geschichtslosen

Deutsches Vlut gegen svanzSstschvs Gold"
Kusvns der Landesleltung der öfterrelUMtyvn «SDKV

München, 8. Juli. Für die Landesleitung
der NSDAP, Hitlerbewegung, Oesterreichs
(gez. Habicht, Proksch, Reschny) und für die
Führung des Steierischen Heimatschutzes (ge-
zeichnet Rauker) wurde unter dem 5. Juli ein
Aufruf an die nationalsozialistischen Kame-
raden vom Steierischen Heimakschutz und deut-
schen Männer und Frauen Oesterreichs zum
Kampf erlassen. Der Aufruf weist darauf hin,
daß fett IS Jahren das Ringen um Oesterreich
zwischen deutschem Blut und französischem
Gold gehe, daß aber im Volk das Bekennt-
nis zum Reich und der Wille zur Ueberwin-
dung des Zwangsdiktakes von St. Germain
und zur Herstellung der großen deutschen Ge-
meinschaft niemals versiegt sei. Das Verbot
der nationalsozialistischen Bewegung Oester-
reichs sei ein Dolchstoß in den Rücken der
deutschen Erhebung, und an den Folgen ge-
messen politisch und wirtschaftlich ein Ver-
brechen an der Zukunft Oesterreichs wie des
ganzen deutschen Volkes. Die „Österreichische
Front" sei nichts anderes als die österreichische
Ausgabe jenes volks- und landesverräteri-
schen Separatismus, der in den Jahren 1919
bis 1923 das urdeutsche Rheinland vergewal-
tigte, und die ihm eine besondere „deutsche
Mission" zuschreiben wollte, die es nur unter
dem Schuh Frankreichs und im Gegensatz
zum Reich geben könne. Die nationalsoziali-
stische Bewegung Oesterreichs weise mit rück-
sichtsloser Schärfe den von der Regierung
Dollfuß und ihrer „österreichischen Front"

Königsberg, 6. Juli. (Eig. Meldung.) Die
Preußische Zeitung ist in der Lage, aus der
Chefbesprechung in der Reichskanzlei über die
Rettungsaktion für Ostpreußen Näheres mitzu-
teilen. Danach stehen im einzelnen folgende
Maßnahmen bevor:
Die Provinz Ostpreußen soll weitgehendst
industrialisiert werden, und zwar durch Schaf-
fung von Filiabetrieben der im Reiche bereits
bestehenden Industrien und durch Verlegung von
Betrieben der weiterverarbeitenden Industrie in
die ausschließlich ländlichen ostpreußischsn Be-
zirke. In Frage kommen vor allem die Me-
tallindustrie und die Textilindustrie. Zugleich
will man den Belegschaften, d. h. den Ärbei-
tern und Angestellten, genügend Land zuteilen,
um einen bodenständigen Stamm zu schaffen
etwa nach der wirtschaftlichen Struktur Würt-
tembergs. Ebenso ist an die Auswertung der
gebenen Ausfuhrmöglichkeiten gedacht und die
Neuanlage beziehungsweise der Ausbau von
Wasserstraßen geplant.
Man will der Industrie einen ausreichenden
Auftragsbestand für eine Reihe von Jahren zu-
sichern. Zu diesem Zweck wird der Anteil Ost-
preußens bei der Vergebung von öffentlichen
Arbeiten über den Bevölkerungsanteil hinaus
erhöht werden.
Zu diesen industriellen Maßnahmen kommt
ein besonderer Gedanke des Reichskanzlers, Ost-
preußen auch zu einer kulturellen Kraftquelle zu
machen. Es ist daran gedacht, die Königsberger
Universität zu einer Nationaluniversität auszu-
bauen und vielleicht auch ein großes National-
theater in Ostpreußen zu schaffen.

Hitler «ad Amerika
NSK Die Auslandspressestelle bei der
Reichsleitung teilt mit:
Mr. Karl A. Bickel, der Präsident der
United Preß of America, eines amerikanischen

gegen fle erhobenen Vorwurf des Hoch- und
Landesverrates zurück.
Eine „christliche Bewegung", die der ewige
Jude finanziere und der gokteSleugnerische
Marxismus unterstütze, eine „deutsche Sen-
dung", die mit Hilfe französischen und tsche-
chischen Geldes erfüllt werden sollte, das
seien Erscheinungen von einer solchen in-
neren Verlogenheit, daß allein daran schon
dieses Gebilde zusammenbrechen müsse.
Man glaube, einen österreichischen Separa-
tismus innerhalb der nationalsozialistischen
Bewegung züchten zu können. Die dahin ge-
henden Versuche und insbesondere die Er-
klärungen des Bundeskanzlers, daß er bereit
sei, einer neuen österreichischen nationalen
Front die Hand zu reichen, aber nur nach de-
ren völliger Loslösung von der nationalsozia-
listischen Bewegung des Reiches und unter
neuen „unbelasteten" Führern, weise die Lan-
desleitung der NSDAP, Hitlerbewegung
Oesterreichs mit aller Schärfe zurück als eine
überhebliche Anmaßung.
Jeder, der eine solche Bestrebung unterstütze
und fördere, werde ausgestoßen und als Ver-
räter an der nationalen Erhebung gebrand-
markk. Wörtlich heißt es dann weiter: Die
Regierung Dollfuß hat unter Bruch von Recht
und Gesetz unseren Rednern verboten, in Ver-
sammlungen und Kundgebungen zu Hunder-
ten und Tausenden zu sprechen. Darum muß
nun jeder Einzelne in jedem ihm zugänglichen
Kreis an jedem Ort und zu jeder Zeit für die

Zeikungskonsortiums von 800 Zeitungen, der
vom Führer empfangen worden ist, hat am
2. Juli 1933 ein Interview an den „Paris
Herald" herausgegeben.
lieber seinen letzten Besuch in Berlin, wo
er mit Reichskanzler Hitler und Minister
Göring sprach, sagt Bickel folgendes:
„Es kann leicht eine große Anzahl ent-
scheidender Meinungsunkerschiede geben über
die Ziele und die Politik des Reichskanzlers
Hiller. Aber es kann keinen Zwei-
fel geben über die natürliche
Kraft und die Macht der Persön-
lichkeit dieses Mannes. Er strotzt von
Kraft. Ebenso gibt es keine Frage über seine
Beliebtheit in Berlin.
Es gibt selbstverständlich auch heute Ele-
mente im deutschen öffentlichen Leben, die sich
dem Reichskanzler und der Wirlschafks- und
Sozialpolitik, die er führt, entgegenstellen.
Aber darüber kann kein Zweifel
sein, daß er den Geist der großen

München, 6. Juli. Die Vereinigung ehe-
maliger bayerischer katholischer Feldgeistlicher
hielt in München ihre Jahresversammlung ab.
Polizeioberpfarrer Schneider erklärte, wenn
heute der Frontsoldat wieder an der Spitze
des Staates marschiere, so marschiere auch
der Fronkgeistliche mit ihm. Der katholische
Geistliche sei durch seine politische Tätigkeit
in der Vergangenheit in Mißkredit gekom-
men. Jeder Katholik müsse jedoch selbstver-
ständlich hundertprozentig national und christ-
lich sein.
Die Versammlung, die ein Bekenntnis
zum Führer Adolf Hitler darstellke, geneh-

Dewegung werben und wirken, um weiterhin
wie bisher das ganz« Volk mit unserer Idee
zu durchdringen. Die Regierung Dollfuß Hal
uns da- Tragen unserer Abzeichen verboten.
Darum bringt das Hakenkreuz an auf Mau-
ern, an Wänden, an Felsen und Bäumen,
und wo immer ihr eine Möglichkeit dazu
seht.
Das ganze Oesterreich, die ganze Welt soll
es sehen und soll es erfahren, daß der Na-
tionalsozialismus in Oesterreich lebt und durch
keine Macht der Welt umzubringen ist. Die
Organisation in ihrer neuen Form ist fertig.
Den Kampf, den die Regierung Dollfuß uns
aufgezwungen hak. nehmen wir auf und wer-
den ihn mit rücksichtsloser Härte durchführen
bis zum Siege. Es lebe Adolf Hitler, es lebe
Großdeulschland.
Vereidigung von Darrs und Schmitt
am Freitag mittag in Neubelk
Berlin» 6. Juli. Wie die Telegraphen-
Union erfährt, werden Reichsernährungsmi-
nister Darre und Reichswirkschafisminister
Schmitt am Freitag mittag vom Reichspräsi-
denten in Neudeck empfangen und vereidigt
GeneraWpeNeur Dr. Todt vetm
Kanzler
* Berlin, 6. Juli. Der Reichskanzler emp-
fing am Mittwoch abend den neuernannten
Generalinspektor für das deutsche Straßen-
wesen, Dr. ing. Fritz Todt, und wies ihn
in seine Aufgabe ein. Der Generalinspektor
ist keinem Ministerium angegliedert, sondern
dem Reichskanzler unmittelbar unterstellt.
Seine Aufgabe ist die Ileberwachung des Ge-
sämtgebiekes des deutschen Straßenwesens
mit dem Ziel der Erbauung eines großzügigen
Netzes reiner Autobahnen.

Massen des deoksche« VolteS
verkörpert.
Er gab den Massen ihren Sin«
von Selbstachtung zurück. Das, was
er ihnen scheinbar fortnahm, war nicht so
wertvoll wie da-, war er ihnen gab.
Vieles von diesem mag ziemlich schwer für
einen Amerikaner zu verstehen sein, der in
demokratischen Traditionen aufgezogen ist,
aber es war nicht schwer für die deutschen
Kämpfer der fetzigen Regierung.
Gleich der Mussolinis ist HttlerS Politik
eine langsame Entwicklung, eine Entwicklung,
die leicht mißverstanden werden kann.
Ich behaupte nicht, fachmännischer Kenner
der innerdeutschen Politik zu sein, aber es ist
ganz augenscheinlich, daß für die nächsten
Monate Berlin eine große Rolle
spielen wird auf der politischen
Karte der Welk."

migte die Aenderung des Vereinsnamens in
„Vereinigung katholischer geistlicher Kriegs-
teilnehmer".

Balbo-SeWwaber in Fsland gelanbe!
- Kopenhagen, 6. Juli. Wie aus
Reykjavik (Island) gemeldet wird, sind die
italienischen Flieger mit General Balbo an
der Spitze, im Laufe des Abends ohne Zwi-
schenfall dort eingekroffen und glatt gelandet.
Zum Empfang der Italiener waren all« nö-
tigen Vorbereitungen getroffen. Für den
Fall, daß der Weiterflug über Grönland ge-
hen sollte, ist auch dort alles bereit.

Kewattige Aujbaupläne Ado!; Hillers
M Wremen

Katholische set-geistliche bekennen sich
za N-ols Hitler

Staakenbildungen Napoleons, da aber das
deutsche Volk in dem Nationalsozialismus
diese künstlichen Gegensätze einer Deutsch-
land feindlich gesinnten Staatengründung
längst überwunden hakte, mußten sie
zwangsläufig scheitern. Durch die Ein-
setzung der Neichsstakkhalker machte
Adolf Hitler diesem Treiben der Reichs-
feinde für immer ein Ende. Erst er führte
die Reichsreform, die seit Jahrhun-
derten, seit dem Niedergang des heiligen
Reiches, der eigentliche Mesensinhalk der
deutschen Geschichte ist, zum Besten des
deutschen Volkes durch. Adolf Hitlers
k Reichsstallhalter sind die Garanten der
Reichseinheik.
Die Befreiungskriege brachten
zwar die Freiheit von der napoleonischen
Schmach, aber trotz revolutionären Millens
nicht die Erfüllung der deutschen Reichssehn-
sucht. Napoleon hatte weiter gesehen, als seine
Zeitgenossen. Blut und Eisen brachen zwar
seine äußere Zwingherrschaft, aber seine un-
bewußten heimlichen Bundesgenossen in
Deutschland und die Metternich-Poli-
tik sabotierten nach wie vor die Einheit.

Auch Habsburg blieb sich bis in den
Weltkrieg hinein und bis auf die heutigen
Tage, in denen die Schwarzen, Dollfuß,
Vaugoin und Skarhemberg, im
Geiste der Habsburgischen Restauration
Großdeulschland mit dem allen Habsbur-
gischen Haß bekämpfen, immer gleich.
All das überwand auch Bismarck noch
nicht völlig. Es würde im Rahmen dieses
Aufsatzes zu weit führen, das gewaltige Merk
des ersten Kanzlers aufzuzeichnen. Er hat
die Sehnsucht der Deutschen seiner Zeit er-
füllt und sie aus dem verschwommenen libe-
ralistischen Träumen der 48 er Jahre ich^das
Harke Reich der Wirklichkeit von Blutte urch
Eisen geführt, nachdem auf wirtschaftlichem
Gebiet der preußische Finanzminister v. Motz
in dem Deutschen Zollverein die Vorarbeit ge-
leistet hatte. Bismarck erweckte nicht nur das
Nationalgefühl und eine Reichsge-
sinnung, er baute auch das Reich als ein
gewaltiges Haus, dessen geniale Konstruktion
für die Ewigkeit errichtet ist, dessen Inneres
aber noch im Geiste jener vergangenen Zei-
ten ausgebaut wurde. Allzuviel Wände
trennten in engen Gemächern die Menschen
eines Blutes. Allzuviel Putz, Zierrat und

Stuck-Fassaden täuschten Originalität un-
klassenmäßige Verschiedenheit vor, in allzu-
vielen Winkeln konnte sich der Staub in der
Dunkelheit der Reaktion auf dem zweckloses
Gerümpel und den Mottenkisten vergangener
Jahrhunderte lagern. In diesen Winkeln,
in dem zerbröckelten Schutt und dem abge-
legten Plunder nisteten sich die Feinde
eines gesunden Neuaufbaues,
das schwarze und das rote Ungeziefer, ein
Kurzsichtige und alte Menschen wollten es
nicht sehen und fühlten sich in der Moderluft
und dem Gerümpel vergangener Zeiten aw
wohlsten. .,
Bis Adolf Hitler kam und gründlich
aufräumte. Die roten und schwarzen Gefah-
renherde sind ausgeroktet, der alte verstaubte
Plunder rücksichtslos ausgekehlt, die trennen-
den Wände der Stämme, Klassen und Par-
teien abgerissen und der überladene Stuck
klassenmäßiger Eitelkeiten weggeschlagen. Ei"
frischer Wind weht durch die neuen, Helle"
und offenen Räume. Es ist als ob eine neue
Sonne über einem neuen Deutschland leuch-
tet, in dem sich ein erwachtes Volk a"
einem frischen Morgen neu ein Zürich
ten beginnt.
 
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