0n86k- N6U68 i-i6ä:
vis Ifommsl cisüknt...
6m ÄüraSe eczM vom Z0-Wc,M MW
Schluß.
Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde,
Deckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütte-
ten ihm einen Melkkübel voll garstig Mistlachsn-
wasser in den Leib; das nannten sie einen schwe-
dischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte,
sondern in seinem Gesicht sehr wunderliche Mie-
nen verursachte.
Da fing man erst an, die Steine von den Pi-
stolen und hingegen anstatt deren der Bauern
Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme
so zu foltern, als wenn man Hexen brennen
wollte; matzen sie auch einen von den gefangenen
Bauern bereits in den Backofen steckten und
mit Feuer hinter ihm her waren, unangesehen er
noch nichts bekannt hatte. Einem andern mach-
ten ein Seil um den Kopf, datz ihm das Blut
aus Mund, Nas und Ohren heranssprang.
mein Vater war der Glücklichste, weil er mit
lachendem Munde bekannte, was andere mit
Schmerzen und mit jämmerlichen Weheklagen sa-
gen muhten, und solche Ehre widerfuhr ihm ohne
Zweifel darum, weil er der Hausvater war.
Denn sie setzten ihn zu einem Feuer, banden
ihn, dah er weder Hände noch Füße bewegen
konnte, und rieben seine Fußsohlen mit ange-
feuchtetem Salz, welches ihm unsre alte Eeitz
wieder ablecken und dadurch also kitzeln mutzte,
datz er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das
kam so artlich und mir so anmutig vor, weil ich
meinen Vater niemals ein solches langwieriges
Gelächter verführen gehört «nd gesehen, dah ich
gesellschaftshalber oder weil ich es nicht besser
verstund, von Herzen mitlachen mutzte. In sol-
chem Gelächter bekannte er seine Schuldigkeit und
öffnete den verborgenen Schatz, welcher von Gold,
Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man
hinter den Bauern hätte suchen mögen.
Doch ist es soweit geschehen, datz ich gegen
Abend in den Wald bin entsprungen und meine
liebe Sackpseife auch in diesem äußersten Elend
nicht verlassen. Wo nun aber weiters hinaus?
Sintemalen mir die Wege und der Wald so
wenig bekannt waren. —
Die stockfinstere Nacht bedeckte mich zu meiner
Sicherheit. Ich verbarg mich in ein dickes Ge-
sträuch, da ich sowohl das Geschrei der getrillten!
Bauern, als den Gesang der Nachtigallen hören
konnte.
Als aber der Morgenstern im Dsten herüber-
flackerte, .sah ich meines Vaters Haus in Hellen
Flammen stehen, aber niemand, der zu löschen
begehrte.
Ich begab mich herfür, in der Hoffnung je-
manden von meinem Vater anzutreffen, ward
aber gleich von fünf Reitern erblickt und ange-
rufen : „2ung, komm heröfer, oder stall mi der
Tüfel holen, iS schiele dick, dat di de Dampf thom
Hals «t gaht." Sch hingegen blieb ganz stockstiN
stehen und hatte das Mau! offen, well ich nicht
mutzte, was der Reiter wollte oder meinte, und
indem ich sie so ansah, wie die Katze ein neu
Scheuertor, sie aber wegen eines Morastes nicht
zu mir kommen konnte«, welche« sie ohne recht-
schaffen ärgerte, löste der einen seinen Karabiner
auf mich, von welchem urplötzlichen Feuer und
unversehilchen Klapf, den mir das Echo durch
vielfältige Verdoppelung grausamer machte, ich
dermaßen erschreckt ward, weil ich dergleichen nie-
mals gehört und gesehen hatte, datz ich alsooald
zur Erde fiel und alle Viere von mir streckte;
ja ich regte vor Angst keine Ader mehr, und wie-
wohl die Reiter ihres Wegs fortritten und mich
ohne Zweifel für tot liegen ließen, so hatte ich
jedoch denselbigen ganzen Tag nicht das Herz,
mich aufzurichten, noch mich nur ein wenig hin
und wieder umzusehen.
Als mich aber die Nacht wieder ergriff, stund
ich auf und wanderte lang im Walds fort
V/e GeMi/MS/k
' Wenn ihr die Erzählung des Jungen ans
dem Dreißigjährigen Kriege lest, wird eS euch
sicher gehen wie mir: Wir fühlen uns in eine
ganz andere Welt versetzt. Diese andere Welt
können wir kaum noch richtig verstehen. So
müssen wir uns also hineindenken in diese
Zeit, als in Deutschland der fürchterliche Krieg
tobte.
Grunmelöhauf«, hat uns ein herrliches
Werk aus der KriegWeit hinterlassen, Sen
„Simplicius Simplicissimns". Auf, diesem
Buche, lassen wir den jungen Sirnplicius er-
zähle«, wie die Kriegerhorden, die wilden und
gransamen Landsknecht« das Gut de« Vater»
Rampslie'd
HVre Drommel dröhnt- der SchlachtAn-l
Helt schmettern die avl-nenL-snstren
Nun stürmt und sengt- die morsch- D)-td
Venschcet Tod und Oefithreu
K-M ZöhL. heisss ioho
Üerachc-t T-odund G-stchren
Deiho Mtmersk den "Aspst Halts hoch
Hörst du des lAnorhenmstnns Anrede r
Au ich jakst du wir sehn uns doch
Dort über den Vdotken wieder
Heis^joho heissfjoho
Dort Uder den ^LLoiKen wieder
Heraus mein Kchwert- du teures Gut
Das ich vom Nhnen geerdet
Zeht gibt es frisch-warmrvteS
Heut wirst du neu gefärbet
Heists, johv heM jvho
Heut wirst du neu geerdet
Nun Komm Ramersd heiho zur Schlacht'
Heil heil nun geht est zur LÜende
Gs gibt nur das: wir lunge
Lind tapferes blukueS Ende
HeisjL. joho heststt loho
Und tapferes blutige- Eno»
achtet tL-od und E« - fahren
A'eS vom VnmmeMSe/r
fällt gewiß als Erstes ein, wenn ihr unser neues
Lied und die schöne Zeichnung dazu seht. Ihr er-
innert euch sicher: Vor wenigen Monaten stand
es an der gleichen Stelle:
Seit jenem Tage, an dem wir im „Hitler-
Jungen" das Lied vom Trommel buben
veröffentlichten und seine Geschichte erzählten, —
und erst recht seit jenem Tage, an dem es dann
in der „Volksjugend" wieder erschien, aat es sei-
nen Siegeszug bis in die entferntesten Winkel
des badischen Landes genommen, — ist es Ge-
meingut aller badischen Jungen und Mädel ge-
worden.
Aber noch mehr solcher Liede: gibt es, die im
Verborgenen wachsen und von unsichtbaren Quel-
len gespeist werden, bis üe dann eines Tages ur-
plötzlich und überraschend aufblühen, bezaubernd
in den Rhythmus des Blures übergehen und zur
Melodie des Blutes selber werden. —
Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, woran
liegt es wohl: es dringt so Vieles uno immer
wieder Neues auf uns ein; erst macht uns man-
ches ungeheuren Eindruck, manches bewundern
wir atemlos, — und wenn dann einige Zeit ver-
strichen ist, merken wir, datz uns dasselbe ganz
kalt und gleichgültig läßt, was uns vorhin noch
so welterschütternd schien. Uird datz manches, vor-
her kaum bemerkt, nun groß geworden ist und uns
nicht mehr loslätzt, als wäre es ein Teil von uns
geworden. So geht es mit Menschen, mit Büchern
und mit Liedern, — kurz mit Allem, die Blender
verführen, aber sie haben noch nie gehalten, was
sie versprachen, und enttäuschen umsomehr, jemehr
sie uns geschmeichelt haben, — aber ihr haßt sie
gewiß nicht weniger als ich. Drum genug davon.
Bekennen wir uns zu den Anderen, dl« ruhig
ihre Schicksalsstunde erwarten können: Menschen,
die sich ihrer Sendung und Größe tief und demü«
tig bewußt sind, — Bücher, die sich nicht aufdrän»
gen, die hundert, ja tausend Jahre aus ihr« Wir-
kung warten können, weil sie unsterblich sind, —
und Lieder, die im Schoß de» Volkes werden,
wachsen und ihr« Gestalt gewinnen und di« uns
drum so lieb werden, wie da» Volk, zu dem wir
gehören, und von dem wir nur ein Blutstropfen,
ein Atemzug und ein Herzschlag sein und bleibeit
wollen. W. Friedrichs.
plündern und die Mensche« jämmerlich z«
Tode richten.
Ganz deutlich wird uns bei dieser Schilde-
rung, wie es bei einer solchen Plünderung
vor sich geht. Wir erleben durch diese meister-
hafte Schilderung nocheinmal ein Teil dieses
Krieges nach. Es läuft uns eiskalt den Buk-
kel herunter, wenn wir lesen, auf welch grau-
same Art die Menschen von vertierten Sol-
daten zu Tobe gequält werden.
All die Schrecknisse und all die Verzweif-
lung erzählt uns ein kleiner Junge, ein Junge
der nicht älter ist als ein Jungvolkpimpf. Er
erzählt das alles in seiner Art, wie es eben
ein rechter Junge erzählt. Er weiß noch nicht»
von dem großen Unglück, das über seine El-
tern hereingebrochen ist. Er glaubt nur, daß
das alles eine willkommene Abwechslung in
seinem eintönige» Leben als Viehhirte sei.
EinS aber wird uns zu unserer Freude in
dieser Geschichte offenbar: Die Jungen sind
sich gleichgeblieben. Dieser Simplicius könnte
auch heute unter uns leben, weil er ein ech-
ter Junge ist. Wenn ihr eine Schilderung
von irgendetwas geben sollt, so nehmt euch
den Simplicius zum Vorbild: Schreibt so,
wie ihr eS fühlt und denkt. Fabriziert nicht
Irgendeinen Schnlaufsatz nach einem Muster,
sondern schreibt so wie es euch «ms Herz tst.
Das ist eben K u n st, wenn man so er-
zählt, daß die anderen Menschen mitgerissen
werden von der Erzählung, daß sie miterleben
und mttfühle«.
vis Ifommsl cisüknt...
6m ÄüraSe eczM vom Z0-Wc,M MW
Schluß.
Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde,
Deckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütte-
ten ihm einen Melkkübel voll garstig Mistlachsn-
wasser in den Leib; das nannten sie einen schwe-
dischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte,
sondern in seinem Gesicht sehr wunderliche Mie-
nen verursachte.
Da fing man erst an, die Steine von den Pi-
stolen und hingegen anstatt deren der Bauern
Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme
so zu foltern, als wenn man Hexen brennen
wollte; matzen sie auch einen von den gefangenen
Bauern bereits in den Backofen steckten und
mit Feuer hinter ihm her waren, unangesehen er
noch nichts bekannt hatte. Einem andern mach-
ten ein Seil um den Kopf, datz ihm das Blut
aus Mund, Nas und Ohren heranssprang.
mein Vater war der Glücklichste, weil er mit
lachendem Munde bekannte, was andere mit
Schmerzen und mit jämmerlichen Weheklagen sa-
gen muhten, und solche Ehre widerfuhr ihm ohne
Zweifel darum, weil er der Hausvater war.
Denn sie setzten ihn zu einem Feuer, banden
ihn, dah er weder Hände noch Füße bewegen
konnte, und rieben seine Fußsohlen mit ange-
feuchtetem Salz, welches ihm unsre alte Eeitz
wieder ablecken und dadurch also kitzeln mutzte,
datz er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das
kam so artlich und mir so anmutig vor, weil ich
meinen Vater niemals ein solches langwieriges
Gelächter verführen gehört «nd gesehen, dah ich
gesellschaftshalber oder weil ich es nicht besser
verstund, von Herzen mitlachen mutzte. In sol-
chem Gelächter bekannte er seine Schuldigkeit und
öffnete den verborgenen Schatz, welcher von Gold,
Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man
hinter den Bauern hätte suchen mögen.
Doch ist es soweit geschehen, datz ich gegen
Abend in den Wald bin entsprungen und meine
liebe Sackpseife auch in diesem äußersten Elend
nicht verlassen. Wo nun aber weiters hinaus?
Sintemalen mir die Wege und der Wald so
wenig bekannt waren. —
Die stockfinstere Nacht bedeckte mich zu meiner
Sicherheit. Ich verbarg mich in ein dickes Ge-
sträuch, da ich sowohl das Geschrei der getrillten!
Bauern, als den Gesang der Nachtigallen hören
konnte.
Als aber der Morgenstern im Dsten herüber-
flackerte, .sah ich meines Vaters Haus in Hellen
Flammen stehen, aber niemand, der zu löschen
begehrte.
Ich begab mich herfür, in der Hoffnung je-
manden von meinem Vater anzutreffen, ward
aber gleich von fünf Reitern erblickt und ange-
rufen : „2ung, komm heröfer, oder stall mi der
Tüfel holen, iS schiele dick, dat di de Dampf thom
Hals «t gaht." Sch hingegen blieb ganz stockstiN
stehen und hatte das Mau! offen, well ich nicht
mutzte, was der Reiter wollte oder meinte, und
indem ich sie so ansah, wie die Katze ein neu
Scheuertor, sie aber wegen eines Morastes nicht
zu mir kommen konnte«, welche« sie ohne recht-
schaffen ärgerte, löste der einen seinen Karabiner
auf mich, von welchem urplötzlichen Feuer und
unversehilchen Klapf, den mir das Echo durch
vielfältige Verdoppelung grausamer machte, ich
dermaßen erschreckt ward, weil ich dergleichen nie-
mals gehört und gesehen hatte, datz ich alsooald
zur Erde fiel und alle Viere von mir streckte;
ja ich regte vor Angst keine Ader mehr, und wie-
wohl die Reiter ihres Wegs fortritten und mich
ohne Zweifel für tot liegen ließen, so hatte ich
jedoch denselbigen ganzen Tag nicht das Herz,
mich aufzurichten, noch mich nur ein wenig hin
und wieder umzusehen.
Als mich aber die Nacht wieder ergriff, stund
ich auf und wanderte lang im Walds fort
V/e GeMi/MS/k
' Wenn ihr die Erzählung des Jungen ans
dem Dreißigjährigen Kriege lest, wird eS euch
sicher gehen wie mir: Wir fühlen uns in eine
ganz andere Welt versetzt. Diese andere Welt
können wir kaum noch richtig verstehen. So
müssen wir uns also hineindenken in diese
Zeit, als in Deutschland der fürchterliche Krieg
tobte.
Grunmelöhauf«, hat uns ein herrliches
Werk aus der KriegWeit hinterlassen, Sen
„Simplicius Simplicissimns". Auf, diesem
Buche, lassen wir den jungen Sirnplicius er-
zähle«, wie die Kriegerhorden, die wilden und
gransamen Landsknecht« das Gut de« Vater»
Rampslie'd
HVre Drommel dröhnt- der SchlachtAn-l
Helt schmettern die avl-nenL-snstren
Nun stürmt und sengt- die morsch- D)-td
Venschcet Tod und Oefithreu
K-M ZöhL. heisss ioho
Üerachc-t T-odund G-stchren
Deiho Mtmersk den "Aspst Halts hoch
Hörst du des lAnorhenmstnns Anrede r
Au ich jakst du wir sehn uns doch
Dort über den Vdotken wieder
Heis^joho heissfjoho
Dort Uder den ^LLoiKen wieder
Heraus mein Kchwert- du teures Gut
Das ich vom Nhnen geerdet
Zeht gibt es frisch-warmrvteS
Heut wirst du neu gefärbet
Heists, johv heM jvho
Heut wirst du neu geerdet
Nun Komm Ramersd heiho zur Schlacht'
Heil heil nun geht est zur LÜende
Gs gibt nur das: wir lunge
Lind tapferes blukueS Ende
HeisjL. joho heststt loho
Und tapferes blutige- Eno»
achtet tL-od und E« - fahren
A'eS vom VnmmeMSe/r
fällt gewiß als Erstes ein, wenn ihr unser neues
Lied und die schöne Zeichnung dazu seht. Ihr er-
innert euch sicher: Vor wenigen Monaten stand
es an der gleichen Stelle:
Seit jenem Tage, an dem wir im „Hitler-
Jungen" das Lied vom Trommel buben
veröffentlichten und seine Geschichte erzählten, —
und erst recht seit jenem Tage, an dem es dann
in der „Volksjugend" wieder erschien, aat es sei-
nen Siegeszug bis in die entferntesten Winkel
des badischen Landes genommen, — ist es Ge-
meingut aller badischen Jungen und Mädel ge-
worden.
Aber noch mehr solcher Liede: gibt es, die im
Verborgenen wachsen und von unsichtbaren Quel-
len gespeist werden, bis üe dann eines Tages ur-
plötzlich und überraschend aufblühen, bezaubernd
in den Rhythmus des Blures übergehen und zur
Melodie des Blutes selber werden. —
Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, woran
liegt es wohl: es dringt so Vieles uno immer
wieder Neues auf uns ein; erst macht uns man-
ches ungeheuren Eindruck, manches bewundern
wir atemlos, — und wenn dann einige Zeit ver-
strichen ist, merken wir, datz uns dasselbe ganz
kalt und gleichgültig läßt, was uns vorhin noch
so welterschütternd schien. Uird datz manches, vor-
her kaum bemerkt, nun groß geworden ist und uns
nicht mehr loslätzt, als wäre es ein Teil von uns
geworden. So geht es mit Menschen, mit Büchern
und mit Liedern, — kurz mit Allem, die Blender
verführen, aber sie haben noch nie gehalten, was
sie versprachen, und enttäuschen umsomehr, jemehr
sie uns geschmeichelt haben, — aber ihr haßt sie
gewiß nicht weniger als ich. Drum genug davon.
Bekennen wir uns zu den Anderen, dl« ruhig
ihre Schicksalsstunde erwarten können: Menschen,
die sich ihrer Sendung und Größe tief und demü«
tig bewußt sind, — Bücher, die sich nicht aufdrän»
gen, die hundert, ja tausend Jahre aus ihr« Wir-
kung warten können, weil sie unsterblich sind, —
und Lieder, die im Schoß de» Volkes werden,
wachsen und ihr« Gestalt gewinnen und di« uns
drum so lieb werden, wie da» Volk, zu dem wir
gehören, und von dem wir nur ein Blutstropfen,
ein Atemzug und ein Herzschlag sein und bleibeit
wollen. W. Friedrichs.
plündern und die Mensche« jämmerlich z«
Tode richten.
Ganz deutlich wird uns bei dieser Schilde-
rung, wie es bei einer solchen Plünderung
vor sich geht. Wir erleben durch diese meister-
hafte Schilderung nocheinmal ein Teil dieses
Krieges nach. Es läuft uns eiskalt den Buk-
kel herunter, wenn wir lesen, auf welch grau-
same Art die Menschen von vertierten Sol-
daten zu Tobe gequält werden.
All die Schrecknisse und all die Verzweif-
lung erzählt uns ein kleiner Junge, ein Junge
der nicht älter ist als ein Jungvolkpimpf. Er
erzählt das alles in seiner Art, wie es eben
ein rechter Junge erzählt. Er weiß noch nicht»
von dem großen Unglück, das über seine El-
tern hereingebrochen ist. Er glaubt nur, daß
das alles eine willkommene Abwechslung in
seinem eintönige» Leben als Viehhirte sei.
EinS aber wird uns zu unserer Freude in
dieser Geschichte offenbar: Die Jungen sind
sich gleichgeblieben. Dieser Simplicius könnte
auch heute unter uns leben, weil er ein ech-
ter Junge ist. Wenn ihr eine Schilderung
von irgendetwas geben sollt, so nehmt euch
den Simplicius zum Vorbild: Schreibt so,
wie ihr eS fühlt und denkt. Fabriziert nicht
Irgendeinen Schnlaufsatz nach einem Muster,
sondern schreibt so wie es euch «ms Herz tst.
Das ist eben K u n st, wenn man so er-
zählt, daß die anderen Menschen mitgerissen
werden von der Erzählung, daß sie miterleben
und mttfühle«.