Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (November-Dezember)

DOI chapter:
Nr. 282-311 (1. - 30. November)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70881#0390
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Seite 14

Mittwoch, de« 29. November 1933.

3. J.chrg. / Nr. 8l0

V-N WMOZP VNWMWW
Lheaies-Nettags Sev „VsiksgsmeMÄasi"

oder in sinnwidriger Rollenbesetzung — die
Freude und die Liebe zum „Gelingen" (!!) zu
zeigen, besser: irgendeiner kindischen Eitelkeit
zu schmeicheln, die so fälschlicherweise schon in
jüngsten Jahren hervorgetufett Und gefördert
wird. Wie soll bei solchem Wahnwitz Achtung
vor hoher Kunst lebendig sein?! Wie mag da
noch ein richtiges Verständnis für große
kulturelle Täten und Schöpfungen aukkom-
men?! Banalisiert, verfälscht, zerrissen, wer-
den solche Werke nie ihre menschenformende
Kraft zur Steigerung völkischen Lebens be-
weisen können! ES gehr nicht an, daß zu jeder
passenden oder unpassenden Gelegenheit eine
edle Dichtung verfälscht wird oder irgendein
schreiblustiger Nichtskönner, der vielleicht ehr-
lich in seiner Gesinnung aber darum noch lange
kein Künstler ist, sein bei der Berufsbühne
oder beim echten Laienspiel nicht anzubriNgett-
des Machwerk auf solche Art in freundliche
Erinnerung bringt! fDem Kritiker wird dann
die „angenehme Pflicht" zu Teil, sein ganzes
Verantwortungsgefühl für die künstlerische Er-
ziehung der Nation zu verleugnen, die „gute
Sache" — wofür eigentlich gut?! — anzuer-
kennen und das „brave Bemühen" zu loben!)
Schluß mit solchen Verwirrungen, die den
Darstellern Zeit für Besseres nehmen, sie zu
übler Einbildung verleiten, aber dem Volk
nie die wahre Kunst bringen, eher das Er-
wecken eines gesunden Instinktes gegen Kitsch,
Mache und Verwässerung edelsten völkischen
Gutes verhindern, zum mindesten gefährden.
In einer Zeit, in der sich die Führung der
Nation um die Neugestaltung einer wahrhaft
deutschen und hochentwickelten Bühne bemüht,
ist solche minderwertige und törichte Kon-
kurrenz zum Theater fleidet kann sie sich als
solche auswirken!) geradezu als Gegenstoß ge-
gen die kulturelle Arbeit der Negierung zu
bewerten!
Und einer anderen erfreulichen und von
höchsten Stellen geförderten Bestrebung läuft
solcher Dilettantismus zuwider: der Pflege
des Laienspiels! Was auf Freilichtbühne, in
Schloßhöfen, an geschichtlich denkwürdigen
Stätten durch volkstümliche Werke von Hei-
matdichtern und -btchterinncn und durch sorg-
fältige Einübung von Laien, die ganz im Er-
leben von Landschaft und Stammeseigen-
tümlichkeit und dadurch im Geiste des drama-
tischen Geschehens stehen, auflebt, darf Md
soll nicht durch Vereins-Theater gestört wer-
den. Es ist notwendig, jenes nicht-berufs-
mäßige, aber quellende, volksnahe, innerlich
verbindende Spiel streng von diesem schon ge-
kennzeichneten Bereinsgetue zu scheiden. Mag
cs sich nun um eineu Schwank von Hans Sachs
oder um eine neuere Heimatdichtung, um ein
religiöses Spiel ober um wirkliches Können
und wahrhaftige Hingabe an einen bedeut-
samen und wertvollen weltlichen Stoff han-
deln, werden sie vom schlichten, erlebniswahren
Spiel des Laien getragen, spürt man im Ge-
gensatz zum Dilettantismus (statt eines „bra-
ven Bemühens", eines eitlen, genannt „guten"
Willens) innere Kraft und lebendige Bezie-
hung der Darsteller zum Werk, so ist die Be-
rufung zu solchem Wirken gegeben. Echte
Künstler und aus ihrem Erleben schöpfende
Laien erfüllen jene Forderung des Führers
der Reichskulturkammer Dr. Goebbels:
„Nur geweihte Hände haben das Recht,
am Altar der Kunst zu dienen!"

Dilettantismus uns Theater

Im Anschluß an die Verordnung über
das Laienspielwesen geht der „Volksgemein-
schaft" vom dramatutg. Büro des Städt.
Theaters folgender Aufsatz zu:
Die neueste Verordnung, nach der Laien-
spiele jetzt einer eingehenden scharfen Kon-
trolle durch die Gaukulturwarte der NSDAP
unterzogen werden, zeigt auf das deutlichste
das riesenhafte, lawinengleiche Anschwellen
der Theater- und Spielfreudigkeit, die, in rich-
tige Bahnen gelenkt, zu einem außerordent-
lich bedeutsamen Aufbaufaktor werden kann.
Die polizeiliche Genehmigung für öffentliche
Darbietungen erhalten Laienspiele und in noch
schärferen Maße Theatervereine Nur noch dann,
wenn die zur Aufführung vorgesehenen Stücke
durch die Funktionäre der Partei geprüft und
die Kulturreferenten der Negierung von dem
Vorhaben unterrichtet sind. Die unbedingte
Notwendigkeit dieser Maßnahmen ergibt sich
aus dem stark überhand genommenen Dilet-
tantismus, der alle, dem Vereinstheater nun
einmal gezogenen Schranken zu durchbrechen
gewillt war. Es liegt durchaus nicht in dem
Sinne der Verordnungen, einen Schritt gegen
Vereine irgend einer Art zu unternehmen,
sondern es liegt gerade im Wesen dieser Ge-
setze, die Vereine ihren eigentlichen Aufgaben
zuzuwenden und nicht in Belange anderer, von
Staat und Stadt in schwerster Zeit unterstützte
Institute überzugreifen. Es ist damit nichts
dagegen gesagt, daß ein Verein sein 27. Stif-
tungsfest feiert, aber es ist alles aufgeboten,
um dem Unfug, gerade zu dieser Feier Schil-
lers „Wilhelm Teil" zu „spielen", entgegenzu-
treten. Und häufig hat die Presse sich in den
Dienst einer Sache gestellt, die ihrem ureigen-
sten Aufgabenkreis — dem nämlich, Kultur-
Aufbau-Arbeit zu leisten, — direkt entgegen-
lief. Als typisches Beispiel sei nur die Fuß-
note einer derartigen Vereinsaufführungs-
Besprechung wiedergegeben:
„Die beifällig aufgenommene Aufführung
fand mit ca. 600 Zuschauern ein überfülltes
Haus, so daß sich eine Wiederholung notwen-
dig macht, die am kommenden Sonntag statt-
findet."

An diesem Sonntag feiert der gleiche Ver-
ein bestimmt Nicht schon wieder ein Stiftungs-
fest! Aber die Aufführung muß sein!!.
Es wäre bestimmt noch angängig, wenn das
interne Vereinstheaterspielen, das Vorgänge
innerhalb des Vereins in lustiger Weise ver-
ulkt, wiederholt würde — aber ein öffentlicher
Kartenverkauf wäre dann bestimmt nicht nötig!
Weit schlimmer aber sieht es noch in den Thea-
tervereinen aus, denen die Achtung vor den
großen Taten unserer Dichter überhaupt zu
mangeln scheint. All diesen merkwürdigen
Theaterexistenzen gegenüber muß mit aller
Schärfe und Eindringlichkeit darauf hingewie-
sen werden, daß in erster Linie die staatlichen
und städtischen Bühnen dazu da sind, um/in
Verbindung mit der „Deutschen Bühne", der
Befucherorganisation, das ohne allen Zweifel
stark vorhandene Theaterbeöürfnis zu befrie-
digen. Jedwede Duldung eines überhand neh-
menden Dilettantismus bedeutet nicht nur eine
wirtschaftliche Untergrabung unserer Kultur-
stätten, sondern noch viel mehr ein Herunter-
zerren unserer Kulturgüter in geschmacklose,
unverständige Niederungen!
Die Unantastbarkeit und Heiligkeit der
Dichtungen unserer Großen mutz uns allen
eine Selbstverständlichkeit sein, die Unmög-
lichkeit der Ueberlassung an den Dilettantis-
mus mutz zu einer unbedingten Pflicht wer-
den! Selbst bei dem Vorhandensein einer gu-
ten Absicht muß die Erkenntnis des Unver-
mögens so stark sein, daß es eigentlich eines
Verbotes nicht bedurft hatte!
Wenn aber diese Einsicht nicht Platz grei-
fen kann, dann muß mit allen zu Gebot ste-
henden Mitteln dagegen eingefchrttten werden.
Die Preisgestaltung unserer Theater ist im
Neuen Neutfchland so durchgeführt worden,
daß jeder die Institute, die berufen sind, Mitt-
ler der Kunst zu sein, besuchen kann!!
Damit kann ein jeder seiner nationalen
Pflicht genügen — wer anders handelt — ver-
geht sich am Sinne unserer Bewegung!!
K.L.

Metanien-Maier oder Laien-Spiel
von Hans Herbert Reeder,
mit Literatur und bildender Kunst in kleine-
ren Kreisen und — wie die volle Ausbildung
des Laienspieles!
Dilettanten-Theater aber hat zu verschwin-
den. Es ist nur ein armseliger Ausdruck einer
verflacht-liberaten, spießbürgerlichen Vereins-
meierei! Ueberall sproßten d-e Theatervereine
empor: jede Kleinstadt, oft jeder Stadtteil,
dann jede „Klasse" für sich, schließlich gar der
engere Beruf mußten ihre Thcaterkunststücke
beweisen: in den Zeitungen aber lobte man
den „guten Willen" bei Erwachsenen oder
Kindern. Man wagte sich an die schwersten
Werke größter Dichtet: sie waren gerade recht,
— nicht selten in tollster Verzerrung, mit völ-
lig Unzulänglichen Mitteln, bei ungeheuer-
lichster Vergewaltigung von Sprache und Form

Uraufführung im Nationaltheater Mannheim:
»Das Sah« aaf -es Gvsnre"
Volksstück von Heinz Lorenz-Lambrecht

Einige notwendige Bemerkungen
„Bei der Kunst kommt es nicht
darauf an, daß man will, sondern
vielmehr darauf, was man kann!"
Goebbels.
Diese Worte des Reichspropagandamini-
jsters — bei der Eröffnung der Kulturkammet
gesprochen — sollten schon eigentlich Antwort
auf die Frage sein, ob Dilettanten-„Künste"
noch irgendeine Berechtigung in unserer Zeit,
im kulturellen Ausdruck des Neuen Reiches
haben. Aber der Minister wird noch deutlicher:
er lehnt auch nur den Verdacht ab, daß die
jetzige Staatsführung „aus Gründen tenden-
ziöser Propaganda jenem Dilettantismus das
Feld freigeben wollte, der noch immer Sie
wahre, edle Kunst zu Tode geritten hat und
damit auch einer echt verstandenen Propaganda
nur Schaden zufügen konnte."
Zuvor sei eines geklärt! Die Pflege der
Kunst im engeren Kreise, vor Allem in der
Familie ist — teils in Ergänzung zur Schule
und zu anderen kulturellen Institutionen —
von dem Wort Dilettantismus keineswegs be-
troffen. Hier wird ja auch nicht durch eine
kleinere Menschengruppe einer größeren künst-
lerisches Schaffen vermittelt, „interpretiert",
nachgeschafft, sondern es verbindet sich Auf-
geschlossenheit für kulturelle Werte mit dem
Streben nach innerem Zusammenhang in den
kleinsten Zellen völkischen Lebens. Anders
steht es schon mit dem bloßen Geselligkeits-
bedürfnis mancher Vereine und der vornehm-
ästhetischen Art literarischer Salons. Schalten
wir hier jene Absichten aus, die auf Pflege
von Sport, volkstümlichem Gesang und kame-
radschaftlichem Geist oder auch auf wirkliche
Förderung junger Talente ausgehen, dabei
sich dem Volksganzen verantwortlich fühlen,
fo sind die übrigen Kreise und Zirkel um so
mehr abzulehnen, als sie gesellschaftliche „Ex-
klusivität" (dieses Fremdwort wird man bald
hoffentlich nicht mehr anwenden müssen!)
Standesdünkel oder Bildungsfimmel als
Grundlage ihrer Zusammenkünfte vorweisen.
Diese Abgrenzung stellt schon das heraus, was
an Geselligkeit außerhalb des Staates, feiner
Erziehungsanstalten, seiner politischen, kultu-
rellen und ständischen Organisationen und
außerhalb der religiösen Gemeinschaften noch
Sinn und Bedeutung hat. Es erhellt, daß (wir
sehen vom Sport hier ab) Hausmusik und
Pflege des Chorgesangs ebenfolche Anerken-
nung verdienen wie freudige Beschäftigung

Volk auf der Bühne — Volk im Theater!
Ja, Volk! Nicht Masse, nicht Menge der trag,
dumpf, gierig Lebenden, sondern Menschen, die
aus einem sicheren Gefühl ihrer Art, ihrer
Gemeinschaft, ihrer Verpflichtung (das klare
Bewußtsein dessen werden nur wenige Füh-
rende haben) in der Arbeit für ein wertvolles,
wesentliches und, im Gesamtschaffen begriffen,
zukunftsträchtiges Werk stehen — für dieses
Werk als Dienst an der völkischen Gesamt-
heit etnstehen. Solche Menschen, Volksgenos-
sen, tragen in sich die Bereitschaft für die
Geist und Seele formenden Kräfte einer wahr-
haften Nationalbühne, eines „Theaters des
deutschen Volkes". Solche Menschen zu gewin-
nen, ist nichts geeigneter, als Gestalten ihres
Schlages, ihrer Haltung, ihrer Lebensauffas-
sungen, ihrer Umwelt (mehr als bloßes Mi-
lieu im Naturalismus) auf die Bretter zu
bringen. Sinn und Wert des Volksstückes tre-
ten fo deutlich hervor (über besten Voraus-
setzungen und Art eine frühere Kritik — Fr.
P. Buch, Die KickerS — schon Manches her-
vorhob). Heinz Lorenz-Lambrecht geht
mit sicherem Instinkt und einem ordentlichen
Schuß Volkshumor an die Sache heran. Er
weiß, was Szene und Bild bedeuten, Weitz,
was den Theaterbesucher irgendwie „angeht",
ihm schnell einleuchtet, ihn in einer Stimmung

packt: lachendes oder weinendes Auge, Spott
oder Bedauern, Lust oder Angst! Der Autor
kennt die Menschen Pfälzer Dörfer und zeich-
net sie in kräftigen Strichen (am glücklichsten,
überzeugend und schrkissig im ersten Akt, wäh-
rend im letzten, im vierten Bild, vielleicht
einige Karikaturen ermüden). Die Handlung
ist eigentlich ein „Witz" (so nennt sie der
eigentliche Macher bei dem verwickelten Grenz-
fall selbst). Aber dieser „Witz" wird von der
tieferen Absicht getragen, was sich in Deutsch-
land vor dem 30. 1. 33 „abspielte und bis zur
Unerträglichkeit gesteigert hatte, in einer Mi-
ntaturwelt einzufangen: die politischen Reibe-
reien, die Unzufriedenheit aller mit allen und
allem, die bis zu einem Gipfel gestiegene Ver-
zweiflung, die in einer resignierten Apathie
zu versickern drohte." (H. Lorenz über seine
Absichten.) Das Alles spiegelt sich in den An-
gelegenheiten eines Grenzdorfes, findet aber
feinen freudigen, befreienden Schluß und
bleibt durch gütigen, dennoch festen Humor
verschont von gequälter Beobachtung. In man-
chen Begegnungen, unaufdringlichen Aeuße-
rungen, im Verhalten der sympathischen, aber
auch Ser weniger angenehmen Charaktere,
schließlich im schlichten Lied kündet sich eine
reine, unkomplizierte, liebevolle Empfindungs-
welt. So geht es nicht um großangelegten

Aufbau, sondern um überzeugende Verbindung
glücklicher Szenen, von denen die letzte — et-
was verschwommen, verwaschen, teils auch
überzeichnet — gegen die vorhergehenden et-
was abfüllt, ohne jedoch die gute Gesamtwir- ,
kung zu sehr beeinträchtigen.
Des gelungenen, dankbaren Stückes nahm
sich Hans Carl Müller mit gutem Sinn
für Typen und Volksgruppen an, ging recht
auf den eigentlichen Hintergrund der Hand-
lung ein: Dorf und Grenze (geographisch, so-
zial und geistig!). (Die Mundart glückte nicht
allen Darstellern gleich gut.) Es gab gelungene
Typen: in einzelnen Augenblicken schien so-
gar jenes Zusammenfallen von Spiel und Le-
ben erreicht, das bas echte Laienspiel in sei-
ner Volksbezogenheit bei innerlich Anteil neh-
menden Darstellern oft genug eher verwirk-
licht, als die Bcrufsschauspiclcr. Waschecht war
die resolute Klatschbase, der Dragoner In Un-
terröcken der Hermine Ziegler. Mit dem
versoffenen, pfiffig-dämlichen Polizeidiener von
Ernst Langheinz gab sie Auftritte lebens-
voller Komik. Der hilflose Bürgermeister von
Karl Marx war vielleicht manchmal zu hilf-
los (Die Rolle hat auch wenig Farbe oder
ist nicht eindeutig!). Die Herren Gemeinderäte
waren (vom Dichter gut beobachtet) von den
Schauspielern gut und teils verhalten karikiert
gezeigt: der giftige, moralisch entrüstete Bäk-
ker von Joseph Offenbach, der schlacksige
Kolonialwarenhändlcr von Kl. W. Krause,
der biedere Landwirt von Karl, Vogt, der
prächtige Metzger von Joseph Nenkert, vor
allem der frische, gerade Schmied, dieser merk-
würdige Glückspilz, in der erquicklichen, unbe-
kümmerten Art von Erwin Linder. Der
Kesselflicker von Karl Zistig war keine ein-
heitliche Leistung: teils echt, als heimatloser
Landstreicher lebenswahr, rauh und wieder ge-
mütvoll (im ernsten und spaßigen Sinne) —
teils allzu Primitive Mittel anwenbend! DaS
unerfahrene, kindlich liebende Naturkind von
Annemarie Schradiek fand bei Vera Spohr
(wenig dankbare Nolle) kein irgendwie beton-
tes Gegenstück. Kleinere Rollen (besonders
Bum Krüger) waren gut besetzt.
H. H. Reeder.

Eine UrauMrmm
Großer Erfolg der „Michael KohlhaaS"»Vperl
Die Uraufführung der dramatischen Oper
„Michael Kohlhaas" von Paul von Klenau an
den Württembergischen Staatstheatern über-
traf alle Erwartungen, die man an dieses,
neue Wege gehende Werk knüpfte. „Michael
Kohlhaas" ist vor allem eine kerndeutsche
Oper, die gerade in unseren bewegten Tage»
des Kampfes um Ehre und Recht des deut-
schen Volkes allen aus dem Herzen spricht.
Klenaus Kohlhaas ist nicht irgend eine Per-
son aus der Vergangenheit, deren Schicksal
wert genug ist, der Nachwelt erzählt zu wer-
den. Der Kampf des Michael Kohlhaas wird
bei Klenau zum allgemeinen Kampf der neuen
Zeit gegen diese alte, noch mehr: zum uralten
germanischen Kampf um das Recht. — Klenau
ist ohne Wagner nicht denkbar, er bekennt sich
auch offen zum Geist Wagners, aber er hat
die Einheit von Musik und Geschehen noch
viel innerer hergestellt. Mit unseren großen
Tonmeistern der Vergangenheit verbindet ihn
die urdeutsche Fassung. Trotz allem ist seine
Musik nun völlig der Ausdruck unserer Zeit.
Der wesentliche Unterschied, das Neue in dem
Aufbau der Musik ist zunächst das Kehlen der
Nummern der vorwagnerischen Opern und das
Leitmotiv Wagners. Neu ist das Fehlen der
Arten und vor allem des Rezitativs in der
bekannten Form. Statt besten hat Klenau in
genau vorgeschriebenem Zeitmaß besondere
Sprechrollen eingefügt. Weiter fehlen bei Kle-
nau die Chöre, an deren Stelle Reigen und
Volksweisen des IS. Jahrhunderts treten. —
Die Spielleitung des Stuttgarter General-
intendanten Otto Krauß hatte die Schwierig-
keiten der musikalischen Neuheit und der
raschen Bildfolge meisterhaft überwunden
Darsteller und Orchester waren der Aufgabe
völlig gewachsen. Ein ganz großer Erfolg für
den Dichterkomponisten und seinen Interpre-
ten. „Michael Kohlhaas" wirb sich die deut-
schen Bühnen im Sturm erobern! we

Nattona'Mealer Mannheim
Mittwoch, 2g. Nov. „Aida". Oper von Verdi.
19.30—22.4S Uhr.
Donnerstag, 3V. Nov.: „Zar nnd Zimmermann".
Komische Oper von A. Lortzing. 19.30—22.30 Uhr.
Aa-ttKes SlMlsibeaksr
Mittwoch, 29. Nov.: „Krieg im Frieden". L'llt-
spiel von Moser u. Schönthan. 19.30—22 Uhr.
Donnerstag, 39. Nov.: Gastspiel Magda Strack:
„Aida". Von Verdi. 19.30—22.30 Uhr.

Verantwortlich: Erich Lauer, Heidelberg-
Mitarbeiter: Hans H. Reeder, Heidelberg.
 
Annotationen