s Jahrg. Nr. 813
Freitag, de« 1. Dezember 10»s.
Sette F
Oesterreich kommt nicht zur Ruhe
Konzentrationslager Ftnffermünz
A Wie«, 80. Nov. <Tel.) In Innsbruck
in Tirol ist die Nacht zum Donnerstag sehr
unruhig verlaufen. In den Abendstunden ex-
plodierten saft in allen Stadtteilen Papier-
böller, insgesamt dürften eS etwa »0 gewe-
sen sein. Die Bundespolizei nahm sofort die
Fahndung nach den Tätern auf. Einige Per-
sonen wurden festgenommen. Zur Ergreifung
der Anstifter hat -er SicherheitSdtrektor
Prämien von 80 bis 200 Schilling ausgesetzt.
Charakteristisch ist, daß während sich dies in
Innsbruck ereignete, die heutigen Wiener
Morgenblätter verzeichnen, es sei in Tirol po-
litische Beruhigung etngrtreten. Die Verhaf-
teten werden in daö Tiroler KonzentrattonS-
lager gebracht, daö nunmehr zum ersten Mal
genannt wird. Es ist die Sperre Finster-
Mllnz leine alte Festung) bet Nauders.
Auch in Graz lSteiermarki kam eS zu
einer Reihe von Böllerwürsen in der inneren
Stadt, durch die mehrere Auslagenfenster
zertrümmert wurden.
Wie aus Linz a. d. Donau berichtet wird,
sind im Zusammenhang mit dem gemeldeten
4. Bölleranlchlag auf die christlich-soziale
„Rieder Volkszeitung" vier angesehene Rie-
der Bürger scstgenommen worden. Sie wer-
den in das Konzentrationslager Wöllersdorf
gebracht.
In Wie« wurde der Kraftwagen, der frü-
her dem Verein „Braunes HauS" gehörte,
von der Polizei beschlagnahmt. Als Begrün-
dung wird angegeben, daß der Wagen zwar
nach dem Verbot der Partei aus einen ande-
ren Besitzer überschrieben, doch fortgesetzt von
ehemaligen Funktionären der Nationalsozia-
listischen Partei auch jetzt noch benutzt wor-
ben sei.
Prinz Bernhard von Sachsen-Meiningen soll
ins Konzentrationslager gebracht werden. —
62V Ausbürgerungen in Tirol.
K Wien, 30. Nov. Nach einem Bericht
aus Klagenfurt fKärnten) soll Prinz Bern-
hard von Sachsen-Meiningen, der in den
nächsten Tagen eine sechswöchige Arreststrafe
lm Gefangenenhaus des Klagenfurter Land-
gerichts wegen angeblicher Betätigung kür d?e
Nationalsozialistische Partei abaedüfst haben
wird, in das Konzentrationslager nach Wöl-
kersdorf überführt werden. Prinzessin Sachsen-
Meiningen Ist verboten worden, Schloß Pitzel-
stätten zu verlassen.
Noch einem Innsbrucker Gerücht sind in
Tirol bisher 620 Anhänger der Nationalsozia-
listischen Partei ausgebürgert worden.
Starker Schneewll in der WeMweiz
t Bern, 30. Nov. Zn Genf und in anderen
Orten der Westschweiz ist in der vergangenen
Nacht soviel Schnee gefallen, daß der Wagen-
verkehr vorübergehend erschwert war. Auch
der Fernsprechbeirieb erlitt Störungen.
Krawalle um ein Theaterstück
ln Rennes
'-4- PariS, 80. Nov. In RenneS kam es bei
der Ausführung eines religionSseindlichen
Stückes „Erde der Priester" zu heftigen Kund-
gedungen eines groben Teiles der Bevölke-
rung, die von den Sozialisten mit Gegenkund-
Erneute Festnahme von Ketteln
GlioefriMts-wama
auf hoher See
Siduey, Sü. Nov.
Wa» hat sich an Bord des kleinen Damp-
fer» „Celeste" in -er Nacht zum 31. Oktober
1988 abgespielt- Daö ist die Frage, die der
Polizeibehörde von Sidnev Rätsel um Rätsel
aufzulösen gibt und deren Klärung von der
Bevölkerung der groben Hafenstadt mit Span-
nung erwartet wird
Unter den SS Passagieren der „Celeste" be-
fand sich ein reiches holländisches Ehepaar, der
Grohkausmann van Eeren und seine Krau
Die letztere siel durch ihre Schönheit und die
Eleganz ihrer Erscheinung auf.
Gegen Mitternacht vernahm man aus dem
Kabiuenraum plötzlich zwei Schüsse. Dann
hörten die erschrockenen Passagiere eine ver-
zweiselte Männerstimme: „Um Gates willen,
den SchisfSarztl Meine Frau hat sich erschos-
sen'"
Der Sckifssarzt und der Kapitän wurden
geweckt und liefen in die Kabine Nr. 4, die der
Schauplatz deö Unglücks war. Sie fanden, auf
dem Boden liegend. Frau van Eeren im Ster-
ben vor. Aus einer Kopfwunde der tödlich
Verletzten sickerte Blut und ihr Mann be-
mühte sich vergeblich um sie.
Der dritte Offizier verschwindet.
Die Frau war nicht mehr zu retten. Nach-
dem van Eeren sich einigermaßen beruhigt
hatte, schilderte er dem Schifssarzt und dem
Schiffskommandanten, Kapitänleutnant Mar-
te s, das Geschehene. Seine Frau habe an die-
fern Abend Bridge gespielt und sei kurz nach
elf Uhr in die Kabine gekommen, wo sie ihren
Mann bereits antraf. Dem Gatten fiel es
auf, datz sie autzerordentlich nervös und un-
ruhig war. Doch gab sie auf die Frag« nach
gebungen beantwortet wurden. Scho» vor
Beginn der Vorstellung hatte sich eine große
Menschenmenge vor dem Theater versammelt,
die die Zuschauer mit Schmährufen beschimpfte
und gegen die Aufführung des Stückes prote-
stierte. Inzwischen rückten die Sozialisten
an. Zwischen beiden Gruppen kam es zu
heftigen Zusammenstößen, die erst durch das
Eingreifen der Polizei betgelegt werben
konnten.
Der Refefflsffaver der kanabWen
Truppen tm Weltkrieg gestorben
Moutreal, Sü. Nov. Der Befehlshaber
des kanadischen Expeditionskorps tm Welt-
krieg, General Sir Arthur Williams Currie
ist im Alter von 67 Jahren in.Montreal ge-
storben.
3wbl schwere AutounWe ln Frankreich
Bier Perlons« getötet.
-s- Paris, 80. Nov. Auf der großen Land-
straße nach Paris in der Nähe von Com-
pisgne ereignete sich am Mittwoch abend ein
schweres Automobilunglttck. Zwei Soldaten
eines Infanterieregiments wurde« getötet
und sieben andere erlitte« zum Teil sehr
schwere Verletzungen. Eine Abteilung Infan-
terie, die von einer Uebung zurttckkehrte.
Verwegener
Remscheid, 30. Nov. Am Donnerstag ge-
gen 12 Uhr wurde in unmittelbarer Nähe des
Rathauses ein frecher Naubüberfall ausge-
führt. Ein von der Reichsbank kommender
junger Mann mußte an einem in der Scharf-
straße haltenden Personenkraftwagen vorbei.
Im gleiche« Augenblick spauge« zwei Män-
ner aus dem Wage«, letzten ihm eine Pistole
aus die Brust u«d entriße« ihm die Akten-
tasche, in der sich 4600 NM befände«. Die
Räuber bestiege« sofort wieder den Wagen
und jagte« davon. Bei der Abfahrt wurde
der Ueberfallene nochmals mit der Pistole be-
droht. Das sofort von einem benachbarten
Geschäftshaus alarmierte Uebersallkommando
konnte die Burschen nicht mehr fassen.
z Tore. 17 Verletzte in Neapel
Rom, SO. Nov. Der Erdrutsch, der am
Mittwoch in Neapel ein Mietshaus zerstörte,
hat, wie biS jetzt feststeht, drei Todesopfer ge-
fordert. Weitere vier von elf Verletzten, die
ins Krankenhaus gebracht wurden, liegen im
Sterben. Während der Aufräumungsarbet-
ten lösten sich neue Erdmassen und verschütte-
ten einen Pionierhauptmann und mehrere
Feuerwehrleute und Milizsoldaten.
Eineinhalb Mre Zuchthaus
gegen Aippel beantragt
l SSirigSberg, 8si. Nov. Nach fast vier-
wöchiger Verhandlung begannen tm sechsten
Hippel-P >zcß am Donnerstag die Plädoyers.
Der Staatsanwalt beantragte nach mehrstün-
digem Plädoyer gegen von Hippel wegen
der Ursache eine ausweichende Antwort. Man
ging zur Ruhe, aber nach ungefähr einer
Stunde set er, van Eeren, durch ein sonder-
bares Geräusch geweckt worden. Seine Krau
machte sich an einem ihrer Koffer zu schaffen
und bevor der Gatte sie noch daran hindern
konnte, zog sie einen Revolver aus dem Kof-
fer und jagte sich zwei Kugeln in den Kops
„Ich kann mir diese schreckliche Tat meiner
Gattin nicht erklären", schloß van Eeren seinen
Bericht. „Ich vermute, daß sie in einem An-
fall von Geistesverwirrung gehandelt hat".
Der Kapitän schenkte dieser Schilderung
Glauben und gab den Auftrag, die Leiche in
Segeltuch etnzunähen, damit sie am nächsten
Tag dem Meer übergeben werden könne. Aber
noch in derselben Nacht wurde er durch eine
neue Hiobspost in seiner Ruhe gestört. Der
dritte Offizier, Leutnant RashtngS, war
verschwunden. Vergeblich wurde das ganze
Schiff durchsucht: man mußte annehmen, daß
er einem Unfall zum Opfer gefallen und von
den Fluten verschlungen worden war.
Die Aaschuldiguug des Stewards.
Noch immer schöpfte der Kapitän keinen
Verdacht. Aber am nächsten Morgen meldete
sich bei ihm ein Sten-ird, der Neger Tom
Uoghles, mit der Mitteilung, daß er am
vorhergegangenen Abend die folgende Beob-
achtung gemacht habe:
Er ging mit einem Tablett nach dem Ka-
jütenraum, als er Leutnant Rashings und
Frau van Eeren an der Reeling stehen sah.
In dem Augenblick, als er um die Ecke bog,
sah, er, wie Herr van Eeren von hinten leise
auf das Paar zuging. Er selbst ging jedoch
weiter und kümmerte sich um baS Ganze nicht,
bis er am nächsten Morgen von den myste-
riösen Todesfällen erfuhr.
Der Kapitän ließ nun van Eeren »« sich
kommen und sagte ihm aus de« Kops zu, daß
wurde von einem in gleiche: Richtung kom-
menden Privatwagen angefabren.
Ein anderes schweres Kraftwagenunglück,
wobei ebenfalls zwei Personen den Tod fan-
den und fünf andere lebensgefährlich verletzt
wurden, ereignete sich in der Nähe von Anne-
masse, wo ein Mietsauto auf einer abschüssi-
gen Straße gegen einen Telegraphenpsetler
raste.
Folgenschwerer Verkehrsunfall
Siebe« Tote; mehrere Schwerverletzte.
Santiago de Chile, SO. Nov. (Funk.) Durch
einen schweren BerkehrSunfall in Antofagasta
wurden sieben Menschen getötet. Ein voll be-
setzter Lastwagen stürzte infolge Versagens
der Bremsen einen Hügel hinunter und fiel
auf eine Reihe kleiner Häuser. Mehrere Per-
sonen, darunter einige Bewohner der beschä-
digten Häuser, wurden verletzt.
Vor Aufklärung einer KrabfchänSunÄ
H Slockholm, 30. Nov. sEig. Meldg.) Die
Polizei scheint setzt dem Schänder des Grabes
von Frau Karin Göring auf die Spur gekom-
men zu sein. Durch Bergleiche zwischen ver-
schiedenen Schriftproben glaubt der schwe-
dische Echriftexperte Dr. Harry Södermann,
der auch im Reichstagsbrandprozeß eine Rolle
gespielt hat. feststellen zu können, daß der auf
dem Grabstein hinterlassene Zettel von dem
bekannten schwedischen Schriftsteller Ola
Vinberg stammt. Die Untersuchung wird fort-
gesetzt.
Naubüberfall
schwerer passiver Bestechung und wegen ge-
meinschaftlicher Untreue eine Gesamtstrafe
von einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus.
Gegen seinen Mitangeklagten Hellmer lautete
der Antrag auf neun Monate Gefängnis. Ge-
gen Grabe beantragte der Staatsanwalt sechs
Monate Gefängnis und gegen Simon drei
Monate Gefängnis.
Frn KWlall erWaoen aufgefunben
H Berlin, SO. Nov. Am Mittwoch abend
gegen 10 Uhr wurde in Dechtow im Kreise
Osthavelland der 22jährige Melker Graf er-
schlagen aufgefunden. Als Täter wurde der
28 Jahre alt Heinz Thibeltus aus Berlin er-
mittelt, der erst am Tage vorher eingetroffen
war. Thibelius ist flüchtig. Die Motive zur
Tat sind unbekannt.
EinZwWMM
tm Ser Marburger An verWl
HZ Marburg, 30. Nov. Der Professor der
Rechte, Manigk, hatte sich in den letzten Vor-
lesungen kraß gegen den Nationalsozialismus
geäußert. Am Mittwoch vormittag stellten die
Studenten im Kolleg den Professor zur Rede
und verlangten, daß er sich dazu äußere. Da
er keine befriedigende Antwort erteilte, ver-
ließen dis Studenten das Kolleg. Auf dem
Marktplatz versammelten sich über 1000 Stu-
denten und forderten die Entfernung des
Professor Manigk von der Universität. Dar-
auf zogen sie geschloßen zur Wohnung des
Professors und stellten das gleiche Verlangen.
3m Laufe des Nachmittags begab sich dann
er den Leutnant ins Meer geworfen habe. Der
Holländer blieb jedoch dabei, daß er den Leut-
nant an diesem Abend überhaupt nicht zu Ge-
sicht bekommen hätte und auch an dem Tode
seiner Frau vollkommen unschuldig sek Die
Leiche der Unglücklichen wurde nach Sidney
gebracht, aber der Sachverständige kann nicht
mit Bestimmtheit sagen, ob ein Mord oder
ein Selbstmord vorliegt. Die Leiche des Leut-
nants ist im Meer verschwunden. Die beiden
Opfer sind für immer stumm und van Eeren
beteuert nach wie vor seine Unschuld.
Ge««»KSck»sesckaft»
am Kordvol
Ei« alter Seebär prozessiert gegen Norwegen.
Oslo, SO. Nov.
Der Entdecker der Insel Jan Mayen, die
erst kürzlich von einer Polarexpedition be-
sucht wurde, batte eS sich sicherlich nicht träumen
lassen, baß um dieses schneebedeckte Eiland
noch einmal erbitterte Prozeße stattftnden
würden.
Im Jahre 1029 wurde von Norwegen offi-
ziell die Okkupation Jan MayenS durchge-
führt. Inzwischen hatte aber bereits eine An-
zahl von norwegischen Fischern die Insel für
sich mit Beschlag belegt. Sie zeigten wenig
Lust, ihren Besitz einfach dem Staat zu über-
lassen und verlangten angemessene Entschä-
digungen. Die Regierung Norwegens lehnte
dieses Ansinnen jedoch rundweg ab und die
Fischer, die sich in ihren Besitzrechten geschmä-
lert sahen, strengten gegen den Staat Pro-
»esse an.
Besonders heftig kämpfte Kapitän Birger
Jacobsen um seinen Besitz und schließlich hatte
er bei der Obersten Gerichtsbehörde Norwe-
gens Erfolg. Bor einigen Monaten wurde
dieser Prozeß t« letzter Instanz zu seine«
Standartenführer Wolff zum Rektor der
Universität und unterstützte die Forderung der
Studierenden.
VoMWer MorS auf offener Straffe
X Madrid, 80. Nov. (Tel.) In Cuenca
erschoß ein Kommunist aus offener Straße 2
Angehörige der katholischen Rechtsfront. Der
Doppelmord hat die größte Erregung in der
Bevölkerung hervorgerusen. Angesichts der
sozialistischen Aufstandsdrohungen trifft die
Provinzregierung in Badajos umfangreiche
Vorsichtsmaßnahmen.
AmtseilMrung des ReichsbtWoks
veriltzoben
* Berlin, SO. Nov. Der Evang. Presse«
dienst meldet: Mit Rücksicht aus die durch den
Rücktritt des geistlichen Ministeriums ge-
schaffene Lage bat der Neichsbischos angeord-
net, datz die auf den t. Adventssonntag fest-
gesetzte Feier feiner Amtseinführung auf
einen späteren Termin verschoben wird.
Empjünge beim Reichspräsidenten
-X- Berlin, 30. Nov. Der Reichspräsident
empfing heute den deutschen Botschafter in
Madrid, Graf von Welczeck.
Ferner empfing der Reichspräsident den
Generaldirektor der Relchsbahngesellschaft,
Dr. Dorp Müller, den Generalinfpekteur
des Etraßenwesens. Dr. Todt, sowie den
Reichsbahndirektionspräsidenten Rem y-Köln
zu Vorträgen über die Planung der Reichs-
autobahnen und den Stand der Arbeiten der-
selben, sowie über das Projekt der unter-
irdischen Bahnverbindung zwischen Anhalter
und Stettiner Bahnhof in Berlin.
Dr. Goebbels spricht vor den Offizieren
des Reichswehrmintsteriums
s Berlin, SO. Nov. Neichsmtnister Dr.
Goebbels sprach einer Einladung des Reichs-
mchrministers folgend am Donnerstag vor
den Offizieren und Beamten des Reichswehr-
Ministeriums über die „Grundlagen des Na-
tionalsozialiSmus". Er gab eine meisterhafte
Darstellung von dem ideellen Gehalt des
neuen Staates und zeigte die selbstverständ-
liche Verbundenheit der tragenden Ideen des
neuen Staates mit dem Grundgedanken der
Wehrmacht. Der Vortrag, der IVr Stunden
dauerte, wurde mit stärkstem Beifall ausge-
nommen. Generaloberst v. Blomberg dankte
dem Minister Goebbels und gab der Hoff-
nung Ausdruck, daß der Vortragende noch
oft vor diesem Kreise sprechen möge.
Lehramttag sitt Germanenkunbe
Karlsruhe, SO. Nov. (Etg. Meldung.) Der
badische Kultusminister Dr. Wacker hat dem
Professor für Sprachforschung an der Univer-
sität Heidelberg, Hermann Güntert, einen
Lehrauftrag für Germanenkunde an der Uni-
versität erteilt. Diese Berufung wird in wis-
senschaftlichen Kreisen sehr beifällig ausge-
nommen werden. Professor Güntert hat sich
schon seit Jahren der Forschung der germani-
schen Sprachgeschichte zugewandt und auch
setne ausgezeichneten Arbeiten bewiesen, daß
der Vergleich der Sprachwissenschaft als Kul-
turkunde zu bewerten ist, die sich weit über
die oberflächliche Zusammenstellung von Sil-
ben und Wortstämmen verschiedener Sprachen
erhebt.
Gunsten entschieden und dadurch viel mehr als
die Hälfte der Insel — rund 200 Quadrat-
kilometer — dem Kapitän zugesprochen.
Für den Staat war die Sache noch aus
einem besonderen Grunde nicht angenehm.
Das wichtige meteorologische Observatorium
lag jetzt auf Jacobsens Grund und Boden. Er
erklärte sich bereit, dem Staat diesen Besitz für
einen Betrag von ungefähr 400 000 Mark zu
verkaufen. Das war jedoch dem Staat zu
teuer, und da der Kapitän von seinem Stand-
punkt nicht abrückte, wurde er auf andere
Weise mattgesetzt. Der Staat erließ ein Jagd-
verbot für Pelztiere aus der Insel und schnitt
damit Birger Jacobsen seine wichtigste Ein-
kommensquelle ab. Ohne Jagdfreiheit war die
Insel für ihn eine wertlose, öde Eiswüste.
Aber auch der Kapitän gab sich noch lange
nicht geschlagen. Er trat mit der amerikani-
schen Hudson-Bay-Compagny in Verbindung
und eines schönen Tages wurde der norwe-
gische Staat durch eine neue Tatsache über-
rascht. Jacobsen hatte der Gesellschaft seinen
Grundbesitz auf Jan Mayen für rund 700 000
Mark verkauft. Jetzt war es natürlich an den
norwegischen Behörden, sich zu ärgern, denn
sie hätten den Besitz ja wesentlich billiger ha-
ben können.
Am 1. Januar tritt die amerikanische Ge-
sellschaft in ihr Hausherrenrecht. Die Insel
soll nicht nur als Jagdgebiet Verwendung fin-
den. Die Hudson-Bay-Company soll sich mit
dem Plan tragen, aus der Insel eine Robben-
jägerstation zu errichten, die gleichzeitig auch
eine Brennstoffbasis für die Schiffe bilden
wird. Diese werden nun in der Lage sein,
ihren Fang gleich auf Jan Mayen an Land
zu bringen und sich mit Brennstoff, Lebens-
mitteln und Trinkwasser zu versehen. Sie
werden sich nun den weiteren Weg nach Nor-
wege» ersparen könne«.
Freitag, de« 1. Dezember 10»s.
Sette F
Oesterreich kommt nicht zur Ruhe
Konzentrationslager Ftnffermünz
A Wie«, 80. Nov. <Tel.) In Innsbruck
in Tirol ist die Nacht zum Donnerstag sehr
unruhig verlaufen. In den Abendstunden ex-
plodierten saft in allen Stadtteilen Papier-
böller, insgesamt dürften eS etwa »0 gewe-
sen sein. Die Bundespolizei nahm sofort die
Fahndung nach den Tätern auf. Einige Per-
sonen wurden festgenommen. Zur Ergreifung
der Anstifter hat -er SicherheitSdtrektor
Prämien von 80 bis 200 Schilling ausgesetzt.
Charakteristisch ist, daß während sich dies in
Innsbruck ereignete, die heutigen Wiener
Morgenblätter verzeichnen, es sei in Tirol po-
litische Beruhigung etngrtreten. Die Verhaf-
teten werden in daö Tiroler KonzentrattonS-
lager gebracht, daö nunmehr zum ersten Mal
genannt wird. Es ist die Sperre Finster-
Mllnz leine alte Festung) bet Nauders.
Auch in Graz lSteiermarki kam eS zu
einer Reihe von Böllerwürsen in der inneren
Stadt, durch die mehrere Auslagenfenster
zertrümmert wurden.
Wie aus Linz a. d. Donau berichtet wird,
sind im Zusammenhang mit dem gemeldeten
4. Bölleranlchlag auf die christlich-soziale
„Rieder Volkszeitung" vier angesehene Rie-
der Bürger scstgenommen worden. Sie wer-
den in das Konzentrationslager Wöllersdorf
gebracht.
In Wie« wurde der Kraftwagen, der frü-
her dem Verein „Braunes HauS" gehörte,
von der Polizei beschlagnahmt. Als Begrün-
dung wird angegeben, daß der Wagen zwar
nach dem Verbot der Partei aus einen ande-
ren Besitzer überschrieben, doch fortgesetzt von
ehemaligen Funktionären der Nationalsozia-
listischen Partei auch jetzt noch benutzt wor-
ben sei.
Prinz Bernhard von Sachsen-Meiningen soll
ins Konzentrationslager gebracht werden. —
62V Ausbürgerungen in Tirol.
K Wien, 30. Nov. Nach einem Bericht
aus Klagenfurt fKärnten) soll Prinz Bern-
hard von Sachsen-Meiningen, der in den
nächsten Tagen eine sechswöchige Arreststrafe
lm Gefangenenhaus des Klagenfurter Land-
gerichts wegen angeblicher Betätigung kür d?e
Nationalsozialistische Partei abaedüfst haben
wird, in das Konzentrationslager nach Wöl-
kersdorf überführt werden. Prinzessin Sachsen-
Meiningen Ist verboten worden, Schloß Pitzel-
stätten zu verlassen.
Noch einem Innsbrucker Gerücht sind in
Tirol bisher 620 Anhänger der Nationalsozia-
listischen Partei ausgebürgert worden.
Starker Schneewll in der WeMweiz
t Bern, 30. Nov. Zn Genf und in anderen
Orten der Westschweiz ist in der vergangenen
Nacht soviel Schnee gefallen, daß der Wagen-
verkehr vorübergehend erschwert war. Auch
der Fernsprechbeirieb erlitt Störungen.
Krawalle um ein Theaterstück
ln Rennes
'-4- PariS, 80. Nov. In RenneS kam es bei
der Ausführung eines religionSseindlichen
Stückes „Erde der Priester" zu heftigen Kund-
gedungen eines groben Teiles der Bevölke-
rung, die von den Sozialisten mit Gegenkund-
Erneute Festnahme von Ketteln
GlioefriMts-wama
auf hoher See
Siduey, Sü. Nov.
Wa» hat sich an Bord des kleinen Damp-
fer» „Celeste" in -er Nacht zum 31. Oktober
1988 abgespielt- Daö ist die Frage, die der
Polizeibehörde von Sidnev Rätsel um Rätsel
aufzulösen gibt und deren Klärung von der
Bevölkerung der groben Hafenstadt mit Span-
nung erwartet wird
Unter den SS Passagieren der „Celeste" be-
fand sich ein reiches holländisches Ehepaar, der
Grohkausmann van Eeren und seine Krau
Die letztere siel durch ihre Schönheit und die
Eleganz ihrer Erscheinung auf.
Gegen Mitternacht vernahm man aus dem
Kabiuenraum plötzlich zwei Schüsse. Dann
hörten die erschrockenen Passagiere eine ver-
zweiselte Männerstimme: „Um Gates willen,
den SchisfSarztl Meine Frau hat sich erschos-
sen'"
Der Sckifssarzt und der Kapitän wurden
geweckt und liefen in die Kabine Nr. 4, die der
Schauplatz deö Unglücks war. Sie fanden, auf
dem Boden liegend. Frau van Eeren im Ster-
ben vor. Aus einer Kopfwunde der tödlich
Verletzten sickerte Blut und ihr Mann be-
mühte sich vergeblich um sie.
Der dritte Offizier verschwindet.
Die Frau war nicht mehr zu retten. Nach-
dem van Eeren sich einigermaßen beruhigt
hatte, schilderte er dem Schifssarzt und dem
Schiffskommandanten, Kapitänleutnant Mar-
te s, das Geschehene. Seine Frau habe an die-
fern Abend Bridge gespielt und sei kurz nach
elf Uhr in die Kabine gekommen, wo sie ihren
Mann bereits antraf. Dem Gatten fiel es
auf, datz sie autzerordentlich nervös und un-
ruhig war. Doch gab sie auf die Frag« nach
gebungen beantwortet wurden. Scho» vor
Beginn der Vorstellung hatte sich eine große
Menschenmenge vor dem Theater versammelt,
die die Zuschauer mit Schmährufen beschimpfte
und gegen die Aufführung des Stückes prote-
stierte. Inzwischen rückten die Sozialisten
an. Zwischen beiden Gruppen kam es zu
heftigen Zusammenstößen, die erst durch das
Eingreifen der Polizei betgelegt werben
konnten.
Der Refefflsffaver der kanabWen
Truppen tm Weltkrieg gestorben
Moutreal, Sü. Nov. Der Befehlshaber
des kanadischen Expeditionskorps tm Welt-
krieg, General Sir Arthur Williams Currie
ist im Alter von 67 Jahren in.Montreal ge-
storben.
3wbl schwere AutounWe ln Frankreich
Bier Perlons« getötet.
-s- Paris, 80. Nov. Auf der großen Land-
straße nach Paris in der Nähe von Com-
pisgne ereignete sich am Mittwoch abend ein
schweres Automobilunglttck. Zwei Soldaten
eines Infanterieregiments wurde« getötet
und sieben andere erlitte« zum Teil sehr
schwere Verletzungen. Eine Abteilung Infan-
terie, die von einer Uebung zurttckkehrte.
Verwegener
Remscheid, 30. Nov. Am Donnerstag ge-
gen 12 Uhr wurde in unmittelbarer Nähe des
Rathauses ein frecher Naubüberfall ausge-
führt. Ein von der Reichsbank kommender
junger Mann mußte an einem in der Scharf-
straße haltenden Personenkraftwagen vorbei.
Im gleiche« Augenblick spauge« zwei Män-
ner aus dem Wage«, letzten ihm eine Pistole
aus die Brust u«d entriße« ihm die Akten-
tasche, in der sich 4600 NM befände«. Die
Räuber bestiege« sofort wieder den Wagen
und jagte« davon. Bei der Abfahrt wurde
der Ueberfallene nochmals mit der Pistole be-
droht. Das sofort von einem benachbarten
Geschäftshaus alarmierte Uebersallkommando
konnte die Burschen nicht mehr fassen.
z Tore. 17 Verletzte in Neapel
Rom, SO. Nov. Der Erdrutsch, der am
Mittwoch in Neapel ein Mietshaus zerstörte,
hat, wie biS jetzt feststeht, drei Todesopfer ge-
fordert. Weitere vier von elf Verletzten, die
ins Krankenhaus gebracht wurden, liegen im
Sterben. Während der Aufräumungsarbet-
ten lösten sich neue Erdmassen und verschütte-
ten einen Pionierhauptmann und mehrere
Feuerwehrleute und Milizsoldaten.
Eineinhalb Mre Zuchthaus
gegen Aippel beantragt
l SSirigSberg, 8si. Nov. Nach fast vier-
wöchiger Verhandlung begannen tm sechsten
Hippel-P >zcß am Donnerstag die Plädoyers.
Der Staatsanwalt beantragte nach mehrstün-
digem Plädoyer gegen von Hippel wegen
der Ursache eine ausweichende Antwort. Man
ging zur Ruhe, aber nach ungefähr einer
Stunde set er, van Eeren, durch ein sonder-
bares Geräusch geweckt worden. Seine Krau
machte sich an einem ihrer Koffer zu schaffen
und bevor der Gatte sie noch daran hindern
konnte, zog sie einen Revolver aus dem Kof-
fer und jagte sich zwei Kugeln in den Kops
„Ich kann mir diese schreckliche Tat meiner
Gattin nicht erklären", schloß van Eeren seinen
Bericht. „Ich vermute, daß sie in einem An-
fall von Geistesverwirrung gehandelt hat".
Der Kapitän schenkte dieser Schilderung
Glauben und gab den Auftrag, die Leiche in
Segeltuch etnzunähen, damit sie am nächsten
Tag dem Meer übergeben werden könne. Aber
noch in derselben Nacht wurde er durch eine
neue Hiobspost in seiner Ruhe gestört. Der
dritte Offizier, Leutnant RashtngS, war
verschwunden. Vergeblich wurde das ganze
Schiff durchsucht: man mußte annehmen, daß
er einem Unfall zum Opfer gefallen und von
den Fluten verschlungen worden war.
Die Aaschuldiguug des Stewards.
Noch immer schöpfte der Kapitän keinen
Verdacht. Aber am nächsten Morgen meldete
sich bei ihm ein Sten-ird, der Neger Tom
Uoghles, mit der Mitteilung, daß er am
vorhergegangenen Abend die folgende Beob-
achtung gemacht habe:
Er ging mit einem Tablett nach dem Ka-
jütenraum, als er Leutnant Rashings und
Frau van Eeren an der Reeling stehen sah.
In dem Augenblick, als er um die Ecke bog,
sah, er, wie Herr van Eeren von hinten leise
auf das Paar zuging. Er selbst ging jedoch
weiter und kümmerte sich um baS Ganze nicht,
bis er am nächsten Morgen von den myste-
riösen Todesfällen erfuhr.
Der Kapitän ließ nun van Eeren »« sich
kommen und sagte ihm aus de« Kops zu, daß
wurde von einem in gleiche: Richtung kom-
menden Privatwagen angefabren.
Ein anderes schweres Kraftwagenunglück,
wobei ebenfalls zwei Personen den Tod fan-
den und fünf andere lebensgefährlich verletzt
wurden, ereignete sich in der Nähe von Anne-
masse, wo ein Mietsauto auf einer abschüssi-
gen Straße gegen einen Telegraphenpsetler
raste.
Folgenschwerer Verkehrsunfall
Siebe« Tote; mehrere Schwerverletzte.
Santiago de Chile, SO. Nov. (Funk.) Durch
einen schweren BerkehrSunfall in Antofagasta
wurden sieben Menschen getötet. Ein voll be-
setzter Lastwagen stürzte infolge Versagens
der Bremsen einen Hügel hinunter und fiel
auf eine Reihe kleiner Häuser. Mehrere Per-
sonen, darunter einige Bewohner der beschä-
digten Häuser, wurden verletzt.
Vor Aufklärung einer KrabfchänSunÄ
H Slockholm, 30. Nov. sEig. Meldg.) Die
Polizei scheint setzt dem Schänder des Grabes
von Frau Karin Göring auf die Spur gekom-
men zu sein. Durch Bergleiche zwischen ver-
schiedenen Schriftproben glaubt der schwe-
dische Echriftexperte Dr. Harry Södermann,
der auch im Reichstagsbrandprozeß eine Rolle
gespielt hat. feststellen zu können, daß der auf
dem Grabstein hinterlassene Zettel von dem
bekannten schwedischen Schriftsteller Ola
Vinberg stammt. Die Untersuchung wird fort-
gesetzt.
Naubüberfall
schwerer passiver Bestechung und wegen ge-
meinschaftlicher Untreue eine Gesamtstrafe
von einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus.
Gegen seinen Mitangeklagten Hellmer lautete
der Antrag auf neun Monate Gefängnis. Ge-
gen Grabe beantragte der Staatsanwalt sechs
Monate Gefängnis und gegen Simon drei
Monate Gefängnis.
Frn KWlall erWaoen aufgefunben
H Berlin, SO. Nov. Am Mittwoch abend
gegen 10 Uhr wurde in Dechtow im Kreise
Osthavelland der 22jährige Melker Graf er-
schlagen aufgefunden. Als Täter wurde der
28 Jahre alt Heinz Thibeltus aus Berlin er-
mittelt, der erst am Tage vorher eingetroffen
war. Thibelius ist flüchtig. Die Motive zur
Tat sind unbekannt.
EinZwWMM
tm Ser Marburger An verWl
HZ Marburg, 30. Nov. Der Professor der
Rechte, Manigk, hatte sich in den letzten Vor-
lesungen kraß gegen den Nationalsozialismus
geäußert. Am Mittwoch vormittag stellten die
Studenten im Kolleg den Professor zur Rede
und verlangten, daß er sich dazu äußere. Da
er keine befriedigende Antwort erteilte, ver-
ließen dis Studenten das Kolleg. Auf dem
Marktplatz versammelten sich über 1000 Stu-
denten und forderten die Entfernung des
Professor Manigk von der Universität. Dar-
auf zogen sie geschloßen zur Wohnung des
Professors und stellten das gleiche Verlangen.
3m Laufe des Nachmittags begab sich dann
er den Leutnant ins Meer geworfen habe. Der
Holländer blieb jedoch dabei, daß er den Leut-
nant an diesem Abend überhaupt nicht zu Ge-
sicht bekommen hätte und auch an dem Tode
seiner Frau vollkommen unschuldig sek Die
Leiche der Unglücklichen wurde nach Sidney
gebracht, aber der Sachverständige kann nicht
mit Bestimmtheit sagen, ob ein Mord oder
ein Selbstmord vorliegt. Die Leiche des Leut-
nants ist im Meer verschwunden. Die beiden
Opfer sind für immer stumm und van Eeren
beteuert nach wie vor seine Unschuld.
Ge««»KSck»sesckaft»
am Kordvol
Ei« alter Seebär prozessiert gegen Norwegen.
Oslo, SO. Nov.
Der Entdecker der Insel Jan Mayen, die
erst kürzlich von einer Polarexpedition be-
sucht wurde, batte eS sich sicherlich nicht träumen
lassen, baß um dieses schneebedeckte Eiland
noch einmal erbitterte Prozeße stattftnden
würden.
Im Jahre 1029 wurde von Norwegen offi-
ziell die Okkupation Jan MayenS durchge-
führt. Inzwischen hatte aber bereits eine An-
zahl von norwegischen Fischern die Insel für
sich mit Beschlag belegt. Sie zeigten wenig
Lust, ihren Besitz einfach dem Staat zu über-
lassen und verlangten angemessene Entschä-
digungen. Die Regierung Norwegens lehnte
dieses Ansinnen jedoch rundweg ab und die
Fischer, die sich in ihren Besitzrechten geschmä-
lert sahen, strengten gegen den Staat Pro-
»esse an.
Besonders heftig kämpfte Kapitän Birger
Jacobsen um seinen Besitz und schließlich hatte
er bei der Obersten Gerichtsbehörde Norwe-
gens Erfolg. Bor einigen Monaten wurde
dieser Prozeß t« letzter Instanz zu seine«
Standartenführer Wolff zum Rektor der
Universität und unterstützte die Forderung der
Studierenden.
VoMWer MorS auf offener Straffe
X Madrid, 80. Nov. (Tel.) In Cuenca
erschoß ein Kommunist aus offener Straße 2
Angehörige der katholischen Rechtsfront. Der
Doppelmord hat die größte Erregung in der
Bevölkerung hervorgerusen. Angesichts der
sozialistischen Aufstandsdrohungen trifft die
Provinzregierung in Badajos umfangreiche
Vorsichtsmaßnahmen.
AmtseilMrung des ReichsbtWoks
veriltzoben
* Berlin, SO. Nov. Der Evang. Presse«
dienst meldet: Mit Rücksicht aus die durch den
Rücktritt des geistlichen Ministeriums ge-
schaffene Lage bat der Neichsbischos angeord-
net, datz die auf den t. Adventssonntag fest-
gesetzte Feier feiner Amtseinführung auf
einen späteren Termin verschoben wird.
Empjünge beim Reichspräsidenten
-X- Berlin, 30. Nov. Der Reichspräsident
empfing heute den deutschen Botschafter in
Madrid, Graf von Welczeck.
Ferner empfing der Reichspräsident den
Generaldirektor der Relchsbahngesellschaft,
Dr. Dorp Müller, den Generalinfpekteur
des Etraßenwesens. Dr. Todt, sowie den
Reichsbahndirektionspräsidenten Rem y-Köln
zu Vorträgen über die Planung der Reichs-
autobahnen und den Stand der Arbeiten der-
selben, sowie über das Projekt der unter-
irdischen Bahnverbindung zwischen Anhalter
und Stettiner Bahnhof in Berlin.
Dr. Goebbels spricht vor den Offizieren
des Reichswehrmintsteriums
s Berlin, SO. Nov. Neichsmtnister Dr.
Goebbels sprach einer Einladung des Reichs-
mchrministers folgend am Donnerstag vor
den Offizieren und Beamten des Reichswehr-
Ministeriums über die „Grundlagen des Na-
tionalsozialiSmus". Er gab eine meisterhafte
Darstellung von dem ideellen Gehalt des
neuen Staates und zeigte die selbstverständ-
liche Verbundenheit der tragenden Ideen des
neuen Staates mit dem Grundgedanken der
Wehrmacht. Der Vortrag, der IVr Stunden
dauerte, wurde mit stärkstem Beifall ausge-
nommen. Generaloberst v. Blomberg dankte
dem Minister Goebbels und gab der Hoff-
nung Ausdruck, daß der Vortragende noch
oft vor diesem Kreise sprechen möge.
Lehramttag sitt Germanenkunbe
Karlsruhe, SO. Nov. (Etg. Meldung.) Der
badische Kultusminister Dr. Wacker hat dem
Professor für Sprachforschung an der Univer-
sität Heidelberg, Hermann Güntert, einen
Lehrauftrag für Germanenkunde an der Uni-
versität erteilt. Diese Berufung wird in wis-
senschaftlichen Kreisen sehr beifällig ausge-
nommen werden. Professor Güntert hat sich
schon seit Jahren der Forschung der germani-
schen Sprachgeschichte zugewandt und auch
setne ausgezeichneten Arbeiten bewiesen, daß
der Vergleich der Sprachwissenschaft als Kul-
turkunde zu bewerten ist, die sich weit über
die oberflächliche Zusammenstellung von Sil-
ben und Wortstämmen verschiedener Sprachen
erhebt.
Gunsten entschieden und dadurch viel mehr als
die Hälfte der Insel — rund 200 Quadrat-
kilometer — dem Kapitän zugesprochen.
Für den Staat war die Sache noch aus
einem besonderen Grunde nicht angenehm.
Das wichtige meteorologische Observatorium
lag jetzt auf Jacobsens Grund und Boden. Er
erklärte sich bereit, dem Staat diesen Besitz für
einen Betrag von ungefähr 400 000 Mark zu
verkaufen. Das war jedoch dem Staat zu
teuer, und da der Kapitän von seinem Stand-
punkt nicht abrückte, wurde er auf andere
Weise mattgesetzt. Der Staat erließ ein Jagd-
verbot für Pelztiere aus der Insel und schnitt
damit Birger Jacobsen seine wichtigste Ein-
kommensquelle ab. Ohne Jagdfreiheit war die
Insel für ihn eine wertlose, öde Eiswüste.
Aber auch der Kapitän gab sich noch lange
nicht geschlagen. Er trat mit der amerikani-
schen Hudson-Bay-Compagny in Verbindung
und eines schönen Tages wurde der norwe-
gische Staat durch eine neue Tatsache über-
rascht. Jacobsen hatte der Gesellschaft seinen
Grundbesitz auf Jan Mayen für rund 700 000
Mark verkauft. Jetzt war es natürlich an den
norwegischen Behörden, sich zu ärgern, denn
sie hätten den Besitz ja wesentlich billiger ha-
ben können.
Am 1. Januar tritt die amerikanische Ge-
sellschaft in ihr Hausherrenrecht. Die Insel
soll nicht nur als Jagdgebiet Verwendung fin-
den. Die Hudson-Bay-Company soll sich mit
dem Plan tragen, aus der Insel eine Robben-
jägerstation zu errichten, die gleichzeitig auch
eine Brennstoffbasis für die Schiffe bilden
wird. Diese werden nun in der Lage sein,
ihren Fang gleich auf Jan Mayen an Land
zu bringen und sich mit Brennstoff, Lebens-
mitteln und Trinkwasser zu versehen. Sie
werden sich nun den weiteren Weg nach Nor-
wege» ersparen könne«.