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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (November-Dezember)

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Nr. 312-340 (1. - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70881#0624
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L. Jahrg. / Nr. 826 Freitag, den 13 Dezember >833 Selle 3

Vase« kosgt füv feine Kinder
NmenminWr Waumer veraniMl 6roh?üiige yesundheitslüriorgerWe Maßnahmen Mr alle beLMigen KinLer Les
Landes - W mMMswerk stellt allein 7 WS AM. zur verlünung

4> Karlsruhe, 14. Dez. Der erste Winter
im nationalsozialistischen Deutschland, der
bereits durch ungeheure Leistung des Wiuter-
hilfsiverks des deutschen Volkes gegen Hun-
ger und Kälte eine besondere Prägung erhal-
ten hat, bringt an kleineren, wenn auch des-
halb nicht minder bedeutsamen Maßnahmen
siir das Land Baden eine aus Veranlassung
des badischen Innenministers Pslaumer
durchzcsührte Lcberiranaktion siir alle bedürf-
tigen Kinder des Landes. In den Monaten
Jannar bis März, wo der Mangel au den
lür Erhaltung und Wachstum besonders wich-
tigen Nahrnngsmitteln und vor allem auch
der Wirkung der natürlichen Sonnenbestrah-
lung am fühlbarsten in Erscheinung tritt, soll
die Möglichkeit geschaffen werden, durch daS
seit längerer Zeit bestbekannte und bewährte
Mittel einen Ausgleich im Interesse der Volks-
gesundheit zu schassen.
Die Durchführung der Lcbertranaktion
wurde dem Landesverband für Mütter-,
Säuglings- und Kleinkinderfürsorge über-
tragen der nach seiner llmorganisaiivn unicr
Leitung des Sonderkommissars G, das ^c-
snndheitsweien in Vaden, Pg. Dr. Pakhei-
ser die geeignetste Organisation der freien
Wohlfahrtspflege speziell für dreie Aufgabe
ubgU't, der auch schon früher eine besondere
Ausmer^smakcil gewidmet wurde Die finan-
zielle Durchführung wurde in dem vorgesehe-
nen weiten Umfange nur durch das großzü
gige Entgegenkommen des Laudesführers
des WinterhilsSwerks Stadtrat Pg Argus
ermöglicht, der in richtiger Erkenntnis, daß
es sich hier auch im wahrsten Sinne des Wor-
tes um einen Kamps gegen Hunger und
Kälte handelt, allein einen Betrag von 7lilM
RM zur Verfügung stellte. Im übrigen ha-
ben alle speziell an der fördernden Gesund-
heitsfürsorge beteiligten Organisationen ihre
Mitwirkung und finanzielle Unterstützung be-
reitwilligst zugesagt, so der Landesverband
zur Bekämpfung der Tuberkulose, der Lan-
desverband dcS Badischen Krüppelfürsorge-
vereins sowie die badischen Kreise als. Träger
der Gesundheitsfürsorge.
Die Durchführung der Aktion wird in der
Weise erfolgen, daß ans den verfügbaren Mit-
teln Lebertran im große» angeschafft wird,
der den 4ü ländlichen Fürsorgeverbänden
Und den verbandsfreicn Städten als Trägern
der gehobenen Fürsorge se nach Leistungs-
fähigkeit ganz unentgeltlich oder zu 36 biS
7k» Prozent verbilligt überlassen wird. Die
Verkeilung an die Kinder selbst wird >urch
die Bezirks- und Kreisfürsorgerinnen und
die städtischen Fürsorgerinnen erfolgen un-
ter Vciwertung der Kenntnisse und Erfah-
rungen der OrtStnberkuloseausschüsse sowie
vorhandener kommunaler Gesundheitsämter.
Der Lebertran, der noch vor Jahren durch
seinen scheußlichen Geruch und Geschmack je-
dem Kind ein Schreckensgespenst war, das
nur widerwillig genommen wurde, ist mit
der fortschreitenden Entwicklung der Technik
von diesen, seiner Verbreitung in allen

Schichten der Bevölkerung hemmend entge-
genstehenden Eigenschaften befreit worden.
Die zur Herausgabe kommende Sorte ist be-
sonders qualifiziert nud steht bezüglich ihres
wichtigen Vitamingehalts unter ständiger
Kontrolle wissenschaftlicher Facharbeiter. Man
hat auch der Frage des Geschmacks gerade
deshalb seine besondere Aufmerksamkeit zuge-
wendet. weil es weit wichtiger erschien, daß
die Kinder den ihnen gebotenen Lebertran
auch wirklich einn hmen. als durch Ankauf
einer vielleicht billigeren Sorte nach außen
hin mit größeren Mengen auktreten zu kön-
nen. während nachher so mancher Liter nicht
verbraucht oder verkommen wäre. Es steht
zu hoffen, daß eS gelingt, siir sedes Kind se
nach Alter einen halben Liter dieses wertvol-
len Hell- und Kräftigungsmittels zur Aus-
gab-' zu bringen
Die angeborenen Lebertransorten mit ärzt-

AeuMnee in Barmn und Schüßen
Berl'n, 14. Dez. In der Donnerstag-
nach! erreichte das Thermometer in Berlin
den tiefsten Sand dieses Iuhres. In der In-
nenstadt wurden 15 Grad, in den Außenbezir-
ken sogar bis zu 18 Grad Kälte gemessen. Am
Donnerstag früh hatten sich sogar die Wasser-
straßen im Inneren der Stadt mit einer ziem-
lich starken E sdecke überzogen, so auch der
Landwehrkanal, der nur in ganz strengc-ri
Wintern eine Eisbildung zeigt. Glücklicher-
weise hat der ungewöhnlich scharfe Ostwind,
der in den letzten beiden Tagen wehte, jetzt
nachgelassen, so daß die Kälte etwas weniger
fühlbar wird.
Wie aus Breslau gemeldet wird, hak
sich in Schlesien nach Schneefällen gleichfalls
wieder erhebliche Frostverschärfung eingestellt.
Das schlesische Flachland gibt heute früh fast
allgemein Temperaturen un'er 20 Grad auf
In Breslau wurden sogar 23 Grad Kälte
gemessen. Auf der Schnee Koppe herrscht
voller Sturm mit Windstärke 10 bei 17 Grad
Kälte. M lder ist es im oberschleflschen T^l
des Alkvakergebirges, wo nur 8 Grad unter
Null gemessen wurden.
In München fällt seit Mikkwrch nachmittag
ununterbrochen Schnee. Die Stadl -elgte am
Donnerstag früh eia tlefwlnterlicheS Bild.
Bereits um Mitternacht wurden rund oierz'g
Schneepflüge gegen die Schneemassen einge-
setzt. Auch aus dem Gebirge werden ergiebige
Schneefälle gemeldet.
Selbst die deutschen Küstengebiete
verzeichnen ungewöhnliche Kälte-
grade, so Hamburg 13,2 Grad unter
Null. In den Außenbezirken sank die Tem-
peratur sogar bis auf 18,3 Grad. Bremen
hakte eine tiefste Nachttemperatur von 16,9
Grad Kälte aufzuweisen. Auch dort ist der

lichen Gutachten und Bitamingehaltszahlen
belegt, wurden auf Veranlassung des Innen-
ministers den Direktoren der Kinderkliniken
in Freiburg und Heidelberg zur Stel-
lungnahme mitgeteilt. Aufgrund der einge-
kommenen Aeußerungen hat der Minister des
Innern seine Entscheidung getroffen und
einen Tran ausgewählt, der neben dem
reichlich vorhandenen Wnchstumvitamin A
insbesondere das antirachitische Vitamin D
ausweist.
ES steht zu hoffen, daß die Einsicht der
Eltern und Erzieher in Verbindung mit der
unausgesetzten Belehrung durch die Fürsor-
gerinnen dazu führen wird allen Kindern
den ans diese großzügige Weile zur Versü
gnng gestellten Lebertran auch wirklich beizn
bringen, nm so seine volkSgesnndbeOlich
änßerst wertvollen Kräfte zur vollen Auswir-
kung kommen zu lasten.

eisige Ostwind nunmehr abgeflauk, dagegen
wird vom Kanal schwerer Sturm ge-
meldet.
SMMrt au; Lem Rhein ruht
O Duisburg, 14. Dez. (Funkspruch) Das
Eiskreiben aus dem Rhein hat auch hier die
Schis fahrt zum Erliegen gebracht. Das Herein-
schleppen der Schiffe vom Strom hat in ver-
stärktem Maße zugenommen. Nach wie vor
wird in den Dukburg-Ruhrorter-Häfen Eis
gebrochen. Auf dem Nhein-Herne-Kanal ist
der Schiffsverkehr im Laufe des Tages eben-
falls durchweg eingestellt worden.
Auch auf den holländischen Flüssen hat der
Eisgang, wie aus Amsterdam gemeldet wird,
zugenommen. Die Schiffahrt ist fast völlig zum
Erliegen gekommen. Nach Rotterdam und
Antwerpen ist ein Schiffsverkehr nicht mehr
möglich. Der Verkehr mit Sädholland kann
nur über große Umwege teilweise aufrecht
erhallen werden.
Der starke TempSraturrückgang hat in
Westdeutschland Temperaturen bis zu 15 Grad
unter Null gebracht.
Koblenz, 14. Dez. Wie die Rheinstromban-
verwalkung amtlich mtkteilt, ist über Nacht
eine starke Zunahme des Eistreikens abwärts
Mainz einge'reten, so daß daS Wasserbauomk
Koblenz am Donnerstag morgen die Schiff-
fahrt durch Hissen einer Sperrflagge bei Ober-
wesel untersagte.
Aus Trier wird gemeldet, daß der Eisgang
aus der Mosel nachgelassen hat, nachdem sich
die Schollen oberhalb der Trierer Römerbrücke
gestaut haben. Bon Trier aufwärts über die
Saarmündung hinaus bis zur deutsch franzö-
sischen Grenze ist der Fluß mit einer einzigen
Eisdecke überzogen.

Slstneestmme tn Süv unL Ost
Venedig und Triest vereist.
128 Schiffe im Eis des finnischen Meerbusens.
Mailand, 14. Dez. Die Schneestürme
über Italien führten vielfach zu starken Ver-
kehrsstörungen. Der Schiffsverkehr aus der
Adria mußte zum großen Teil eingestellt wer-
den. Venedig und Triest sind völlig vereist.
Wiederholt gerieten Schiffe in Seenot. In
Norditalien ist das Thermometer an vielen
Stellen bis aus 10 Grad unter Null gefallen.
In den Dolomiten sind
über zwei Meter Neuschnee
gefallen. Genua hatte den stärksten Schneefall
seil Jahrzehnten zu verzeichnen.
Moskau, 14 Dez. In großen Teilen Ruß-
lands toben schwere Schneestürme. Zur Frei-
legung der Eisenbahnschienen mußte vielfach
Militär eingesetzi werden. Im finnischen
Meerbusen liegen 120 Fahrzeuge, darunter
zahlreiche Dampfer im Eise fest.
52 ToLesovfer Ler Kö te tn Amerika
8 Newyork, 14. Dez. Obwohl die zwei-
tägige geringe Kältewelle bis auf den Null-
punkt sanlv werden aus allen USA-Staaten
Todesopfer gemeldet. Insgesamt sind 52 Tot«
durch die Käste zu verzeichnen. Die Notunter.
Künste sind hauptsächlch mit Erwerbslosen
überfüllt.

IW NW er aezonen
-H Berlin, 14. Dez. In der Nachmittags-
ziehung der Drillen Klasse der Preußisch-Süd-
deutschen Klassenlokterie wurde am Donners-
tag der Haupttreffer von 100 000 AM. ge-
zogen. Er fiel aus das Los 341 630.
Staatsbegräbnis
für Stoa srai Wagemann
-A- Berlin. 14. Dez. Der preußische Mi-
nisterpräsident Göring hat angeordnet, daß die
Beisetzung des beim Flugzeugunglück so tra-
gisch ums Leben gekomnienen Präsidenten des
Landeserbhofgerichts. Staatsrat Wagemann,
als Staatsbegräbnis erfolgt.
Einbruch bet Len Litern Mattowskts
4t- Berlin, 14 Dez. Einbrecher drangen in
die Wohnung der Eltern des erschossenen
Sturmführers Hans Maikowski ein und enk-
wende'en silberne Schalen. Mester, Gabeln
und Löf el. Die Sachen sind meistenteils Preise,
die sich der verstorbene Sturmführer in Spork-
wettkämpfen erworben hat.
Raubüder all auf Mcagoer Bank
8 Chicago, 14. Dez. Sieben Banditen über-
fielen gestern die hiesige Unity Trust Spar-
bank. überwältigten füns Bankbeamten, ver-
banden ihnen die Augen, sprengten 335 Stahl-
kammern aus und entkamen mit einer reichen
Beute an Schmucksachen, Wertpapieren und
Geld. Die Verbrecher hatten tragbare Rund-
funkempfangsopparote bei sich, mit dessen
Hilfe sie während der Plünderung den Po-
ll eifunk überwachten, um festzustellen, ob
Alarm geschlagen werde.

Frost uns Schnee tn ganz Europa

DmmMf Man
Übenteuer- und Spionage koman aus Lem Lunkekstsn Ksien

von vis
ErstcS Kapitel.
Die Morgenzeirung „Eeulon News" tn
Colombo oerösseutlichte eine mysteriöse
sensationelle Angelegenheit, die die Gemücer
der gesamten europäischen Kolonie der In.el
Ceylon und darüber hinaus ganz Indien in
Unruhe verletzte. Der sonst so gleichgültigen,
von her unermeßlichen Nutze des Orientalen
befangenen Europäer bemächtigte sich eine
tiefe Unruhe. In übergroßen Buchstaben
sprangen dem erstaunten Leser die Worte ent-
üegen: „Einbruch in die Totcnkammer der
Leprastation ans Horkiwa". Darunter folgte
der amtliche Bericht:
„In der Nacht vom 15. auf 16. Juni wurde
auf ^er Satiou für Leprakran'e der Juiel
Eeulon ein den besonderen Umständen nach
Sanz eigenartiger Einbruch verübt. In der
Totenkammer der kleinen Kapelle dieser Sta-
tion wurde am Abend des >5. Juni die Leiche
einer an der Leprakranktzeit verstorbenen jun-
Sen Engländerin untergebracht, da man
eines furchtbaren Unwetters wegen, welches
ans der Insel herrschte, die Leiche nicht sofort
Nach erfolgtem Tode, wie es hier sonst üblich
ist. beerdigen konnte. Die Tür der Kapelle
war gewaltsam geöffnet und der luftdicht ab-
Seschlossene Zinksarg, worin die verstorbene
Lrprakranke lag, ausgcbrochen worden. Nach
sofortiger sorgfältiger Untersuchung seitens
der Liaiionsärzle stellten diese fest, daß man
der Toten aus den Fingerspitzen und den Ve-
ven der Arme Blut enluomme» halt«. Der

»Iker Mumm
Toten, die schon seit füns Jahren aus der In-
sel interniert war und seit dieser Zeit an die-
ser furchtbaren Krankheit langsam dahin-
siechte, hatte man, ihrem testamentarischen
Wunsche gemäß, einige ihrer wertvollen
Schmucksachen mit tn den Sarg gegeben, die
jedoch restlos bei der Seiche vorgefundcn wur-
den Da es sich hier scheinbar um keinen
Diebstahl gewöhnlicher Ar» handelt, so ist an-
zunehmen, daß der Täter die gefährlichen
Blutproben der verstorbenen Lcprakranken
für ganz bestimmte Zwecke, vielleicht für ver-
brecherische Anschläge aus ihm mißliebige Per-
sonen, verwenden wird. Der Gouverneur der
Insel Cenlon hat mit Einverständnis der Ne-
gierung tn Delhi eine hohe Belohnung für
zweckdienliche Angaben über die Person des
Täters ausgesetzt." —
Drei Wochen später ließ sich bei dem Chef-
arzt der Leprastation, Dr. Campbell, ein fun-
ger Engländer melden. „Reginald Tollendal,
Intelligence, scrvice Bombay", las der er-
staunte Arzt aus der ihm von einem indischen
Diener überreichten Visitenkarte.
Einige Minuten später stand er einem
stattlichen, blonden Manne gegenüber, besten
leichtgcbräuntes, energisches Gesicht mit den
strahlenden hellblauen Augen ans den Arzt
einen äußerst sympathischen Eindruck machte.
..Good morning, Sir Sie werden gewiß
nicht wenig erstaunt sein bei Ihnen den Be-
such eines Beamten deS englischen Geheim-
dienstes zu empfangen. Aber eS ist nun mal

so, wir sind immer sehr neugierig und interes-
sieren uns für alles. Wäre zwar nicht um diese
fürchterliche Jahreszeit zu Ihnen herunter-
gekommen — nein, bei 5N Grad Hitze ist dies
kein Vergnügen — wenn wir nicht ein ganz
besonderes Intereste an dem seltsamen Ein-
bruch hätten, der hier bei Ihnen vor einigen
Wochen verüb« wurde."
Sehr darüber erstaunt, was der englische
politische Geheimdienst sich für diese mehr oder
weniger doch kriminelle Angclegenheil inter-
essierte, bat Dr. Campbell keinen Besuch, Platz
zu nehme« und schickte den Diener hinaus, dem
Gast einige Erfrischungen zu bereiten.
„Ja, es ist seltsam", fing Dr. Campbell zu
sprechen an, „bis heute hat man noch nicht den
geringsten Anhaltspunkt, für welche Zwecke
der Täter, meiner Ansicht nach ein Eingebo-
rener, diese Blutproben verwendet haben
könnte. Es ist furchtbar, wenn ich mir über-
lege, daß sich diese gefährlichen Blutproben
einer an Lepra Verstorbenen in verbrecheri-
schen Händen befinden sollten. Aber der Ge-
danke daran läßt mich nicht los. Die Annah-
me weiter Kreise unserer Kolonie, daß sich
vielleicht irgendein indischer Arzt das Blut
aus diese Art verschafft hat, um ungestört lei-
nen Experimenten nachgchen zu können, muß
ich entschieden ablchnen, denn ein feder Arzi.
ob er europäischer oder indischer Herkunft ist
und der sich für diese Krankheiten interessiert,
hat zu jeder Zeit das Recht, unseren Experi-
menten. Impfungen von Tieren usw., in un
serem Laboratorium beizuwohnen. Ja, wir
gehen sogar soweit. Aerzten, die sich für diese
tropischen Krankheiten spezialisieren, Kulturen
und Blutproben mitzugeben, damit sie in
ihrem Privatlaboratorium ungestört arbeiten
können. Natürlich wird unsererseits eine ge-
wiße Kontrolle über die non ihnen vvrgenom
menen Impfungen von Tieren ulw. ausge-
übt Ein Arzt kann meiner Meinung nach für
diesen Diebstahl nicht in Frage kommen"
,Lu dieser Ueberzeugung sind wir auch tn
Bombay gelangt, Dr. Campbell, erwidert«

der funge Engländer, «Jedenfalls hat diese
Angelegenheit einen weit tieferen Hinter-
grund, als wir es zuerst vermuteten. Wir
haben uns, und das liegt im Interesse unserer
Tätigkeit, vorerst überlegt, für was für ver-
brecherische Experimente diese 'Blutproben
Verwendung finden könnten, so eventuell auf
politischem Gebiet, und ha haben wir eine
interessante Entdeckung gemacht."
„Nun. und die wäre?" — fragte interes-
siert der Arzt.
Der Veamte des englischen Geheimdienstes
stand aus und ging auf Dr. Campbell zu.
„Herr Doktor, es kommt aus Sie selbst
draus an, uns aus eine zwar sehr gefährliche,
aber sichere Spur zu lenken: nur dann ist es
möglich, den Verbrecher, der unseren. Vermu-
tungen nach zu unseren politischen Gegnern
zählt, mitsamt seinen gefährlichen Bazillen
unschädlich zu machen. Ucberlegen Sie sich
bitte nun ganz genau, Herr Dr. Campbell.
Vor vier Jahren wurden laut Ihrer Anzeige
5 Ampullen mit Lepra-Blut in Ihrem Labs-
raror-nm gestohlen. Der Diener, der damals
verdächtig war. mit bei dem Diebstahl betei-
ligt gewesen zu sein und den die mit dein Fall
damals beauftragte Kriminalpolizei in Unwr-
siichnngshaft bringen wollte, wurde am Tags
seiner Einlieferung vergiftet.
„Ja, Mr. Tollendal, so war es damals."
„Weitere Nachforschungen waren ergebnis-
los. nickt wahr, Doktor?" —
„Ja!"
„Weiter, zwei Monate nach diesem Dieb-
stahl wurde aus Ihrer Station die junge
Frau eines höheren politischen Beamten un-
ter allen Anzeichen einer schweren Leprain-
sektion eingeliekert."
„Ja, Mr Tollendal. ich entsinne mich, der
Fall war hoffnungslos!"
„Ich glaube ein Jahr später starb sie, nicht
wahr, Herr Dvklvr?" —
„Ja!" —
(Fortsetzung folgt.)
 
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