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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (November-Dezember)

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Nr. 312-340 (1. - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70881#0635
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Zckulung
^ss nscksts Aukgsds Äsr »iüer ^ugenci
Von Friedhelm Kemper, MdR.

Der Kampf um die Jugend war in verschie-
denen Abschnitten durchzuführen. Am Anfang
stand der Kamps um die Idee. Die Jungen und
Mädel mußten gefühlsmäßig für die Idee der
Hitlerjugend gewonnen werden und dement-
sprechend war unsere ganze Arbeit auf die
Propaganda für die Idee eingestellt. In einem
zähen Ringen gegen den amtlichen und mar-
xistischen Terror war es gelungen, die junge
Generation gefühlsmäßig für den Nationalso-
zialismus zu gewinnen, und damit gelangten
wir zum zweiten Abschnitt, zu dem Kampf um
die Organisation. Dieser Kampf um die Orga-
nisation war deshalb ein schwieriger, weil dis
Form der Hitlerjugend über die bisherigen
Formen der Jugendbewegung herausging und
als Volksjugend den Anspruch auf die Masse
der Jugend aller Schichten unseres Volkes er-
hob. Es ist uns gelungen, dieses Werk zäh
und unerbittlich durchzuführen. Der ungeheure
Zustrom in die Organisationen der Hitlerjugend
konnte tatsächlich organisatorisch erfaßt, geglie-
dert und in Form gebracht werden. Fast rei-
bungslos war es möglich, daß sich die Hitler-
jugend oft in wenigen Monaten verdoppelte,
verdreifachte, ja sogar in den letzten Monaten
verfünf- und verzehnfachte. Mit der Auflösung
der vielen kleineren und auch größeren Jugend-
verbände wären die schwierigsten Ueberfüh-
lungsarbeiten verbunden. Auch ihrer sind wir
Herr geworden. Es erwies sich, daß in der Hit-
lerjugend ein junger Organisakionsstab empor-
wuchs. der mit geradezu bewunderungswürdi-
ger Zähigkeit alle schwierigen organisatorischen
Aufgaben zu leisten vermochte.
Die Hitlerjugend Baden z. B. umfaßte
noch am 1. Januar 1933 eine Organisation von
ca. 5 500 Jungen und Mädel. Heute sind etwa
140 000 Jungen und Mädel in Baden Mitglie-
der der Hitlerjugend und ihrer beiden Unker-
organisakionen Jungvolk und BdM. Der Zu-
strom hak damit noch lange nicht ein Ende ge-
funden. Mit der Ueberführung der NSIB.,
der Iugendgruppe der Gewerkschaften, wird
natürlich die Ueberführung der andern Jugend-
organisationen fortschreiten, denn selbst in den
noch bestehenden Jugendorganisationen lebt
unter den Jungen und Mädel heute das Ge-
fühl, daß früher oder später die Stunde kom-
men muß, wo sie in der Hitlerjugend Mitar-
beiten. Wenn man heute mit Jungen und Mä-
del der verschiedensten Iugendverbände, auch
der konfessionellen, sich über Iugend'ragen un-
terhält. dann hat man immer das Gefühl, die
Sehnsucht dieser Jungen und Mädel, unter der
Fahne der Hitlerjugend zu marschieren, »st der-
artig groß, daß auch die organisatorische Frage,
sie einzugliedern, früher oder später an uns
herantreten wird.
Mit der propagandistischen und organisato-
rischen Arbeit war selbstverständlich die andere
Arbeit verbunden, der Kampf gegen Schmutz
und Schund für eine neue, reine, große, deut-
sche Kultur. Der Kampf gegen dis Not. der
Kampf für die deutsche Ehre, die Ausgestaltung
des Heimabends, der Einsatz der Jugend bei al-
len großen kulturellen und politischen Anläs-
sen waren selbstverständliche Arbeiten, die im
Rahmen der großen Aufgaben liegen. Nun

wissen wir genau, daß sine Arbeit in den
nächsten Monaten zu den wich igsten gehört,
und das ist die Führerschulung. Dieser neue
Kampf um die Durchfchulung der Führer und
auch der Jungen und Mädel der Hitlerjugend
selbst gehört zu den wichtigsten Aufgaben der
nächsten Monate.

Gewiß sind seit Monaten unsere Führer-
schulen entstanden. Alle drei Wochen werden
25 bis 30 Hitlerjugendführer und BdM.-Füh-
rerinnen durchgeschult. Wir müssen aber einen
Schritt weitergehen. Wir Haben z. B. die Hik-
lerjugendführerschule in Ettlingen derartig ver-
gröhert, daß alle drei Wochen 60 bis 70 Mann




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durchgeschult werden. Daneben entstand in
Freiburg eine Oberbannschule. Doch auch hier
werden wir noch ein Weiteres tun müssen.
So werden jetzt schon bereits vier Schulungs-
lager für die Weihnach'sferien angesetzk. Dis
einzelnen Bannführer machen ihrenWochenend-
schulungskurs mit ihren Unterführern. Auch in
den einzelnen Gruppen ist mehr als bisher für
die Durchschulung Sorge zu kragen.
Bei den Schulungskursen kommt es da-
rauf an. daß 1. vor allen Dingen auf das ka-
meradschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl
gesehen wird. Nur der ist zum Führer berufen,
der von vornherein Kamerad sein kann. Da-
rum werden unsere ganzen Schulungskurse nur
dann wertvolle Früchte mit sich bringen, wenn
wir den Geist der Kameradschaft als das
Höchste in Rechnung stellen. Der Führer un-
serer kleinsten Zelle führt den Namen Kame-
radschaftsführer. d. h. die kleinste Gruppe ist
eine Kameradschaft, und der Führer ist der
Führer^ dieser Kameradschaft. Und wie dies
in der kleinsten Gruppe ist, muß es bis zum
obersten Führer sein. Und darum wird für dis
Führerschulung besonders auf die Eignung
des einzelnen Führers als Kamerad Wert ge-
legt.
2. Die sportliche Durchbildung unserer
Kräfte ist von überragender Wichtigkeit. Die
völkssporlliche Durchbildung wird daher die
Zäsf.'e der Lehrpläne unserer Führerschulen
ausmachen. Selbstverständlich gehört dazu
Wandern, Geländekunde, usw. Wir wissen, daß
in einem gesunden Körper auch ein gesunder
Geist lebt, und darum müssen wir körperlich
ein starkes Geschlecht erziehen, um eine harte
zielbewußte Führerschicht vor unsere Jungen
und Mädel stellen zü könnänl
3. Die weltanschauliche und kulturelle Schu-
lung gehört mit zu den Aufgaben, die unerläß-
lich sind. Hierzu kommt natürlich auch die mu-
sische Durchschulunq. Gerade auf weltanschau-
lichem und kulturellem Gebiet muß der Jugend-
führer seinem idealistischen Denken und Han-
deln klare Ausdrucksformen verleihen. Hier
ist durch entsprechende Vorträge, durch Vorlc-
sen und durch Anregungen aller Art eine ziel-
bewußte Linie einzuhalten. Die Grundlage die-
ser Schulung ist natürlich der Nationalsozia-
lismus als Weltanschauung. Gerade der junas
Führer muß in seinem Denken und Fühlen als
Nationalsozialist zu den Dingen des Lebens
eine Anschauung in sich kragen, die der natio-
nalsozialistischen Weltanschauung entspricht.
Nur dann ist er in der Laos, wirklich Führer
im Geiste des neuen Deutschland zu sein.
Wir haben die ersten Aufgaben erfüllt. Pro-
paganda und Organisation sind von uns gemei-
sterk worden. Wir stehen hertte mitten im
Kampf um den dritten Kampfabschnitt der
Schulung. Gelingt es uns, auch diese Frage zu
meistern, dann können wir froben Mutes und
leichten Herzens in die Zukunft schauen, denn
dann werden wir nicht nur äußerlich Träger
des Nationalsozialismus sein, sondern wir wer-
den ihn innerlich in der jungen Generoki-m
vertiefen und damit eine feste seelische Macht
für die Zukunft aufbauen °

Gre A«se»S so-/ se/Mö /M

Die gesundheitsvorsorglichen Untersuchun-
gen der Hitlerjugend sind in vollem Gange. An
jedem Montag rückt eine Abteilung Jungvolk
in die Kinderklinik, an jedem Donnerstag wird
in der Medizinischen Klinik untersucht. Stets
herrscht große Aufregung. Für die Jungens ist
^der Arzt eine große Respektsperson, manch ei-
ner ist noch nicht mit ihm in Berührung gekom-
men, manch einer hat eine solche Begegnung in
unangenehmer Erinnerung. Bei einem Dokor
muß man sich ausziehen. er fragt soviel und
bat garkeinen Respekl vor den kleinen Nöten,
die man sonst höchstens einmal der Mutter an-
vertraut. Aber es hilft nichts, die Untersuchung
muß jeder über sich ergehen lassen. Und wenn
das Herz auch etwas schneller klopft, von der
Angst braucht ja niemand etwas zu merken.
Zuerst bekommt ein jeder einen großen Zek-
Den« an sw
tzongeva-e« SSgstt

tel in die Hand gedrückt, auf dem alles mög-
liche dauf steht, und mit ihm zieht man in das
Aönlgenzimmer. Hier ist es zwar dunkel, sonst
aber sehr interessant, denn man kann seinen
Kameraden von innen besehen, sieht sein Herz
Klopfen, die Rippen und das Zwerchfell sich bei
der Atmung bewegen usw. Hak man diese Sta-
tion hinter sich, geht es an dje Prüfung von
Augen und Ohren, der Brustumfang, wird ge-
messen, der Urin gekocht, und schließlich muß
man noch zehn Kniebeugen machen, damit der
Puls geprüft werden kann. Endlich kommt
man dann in den eigentlichen Untersuchungs-
raum, wo dex Arzt gründlich vom Scheitel bis
zur Sohle alles nachsieht und genau untersucht.
Das Ergebnis wird auf der Kar'okhekkarke
vermerkt. Ist ein krankhafter Befund festge-
stellt, bekommt man Verhaltungsmaßregeln
erteilt. Danach ist man entlassen. Ein Stein
fällt vom Herzen, es wär mal wieder alles nur
halb so schlimm als man es sich vorgestellt hatte,
und ein Blusf das Gerede der Kameraden, dt?

in der Woche vorher untersucht wurden und
durch Erzählen von Greuelmärchen sich hakten
dicke tun wollen.
Für manchen hat die Untersuchung noch
Folgen, denn sie geschieht ja nicht um ihrer
selbst willen, sondern die festgesteltten Schäden
müssen möglichst frühzeitig behoben werden.
Der eine muß seine Ohren behandeln lassen,
beim andexen ist wegen seiner Kurzsichtigkeit
eine Brille nötig, ein dritter braucht orthopä-
dische Maßnahmen wegen schlechter Haltung
und drohender Aückgraiverkrümmung, wieder
einer benötigt Plattfußeinlagen, der nächste hat
einen Leistenbruch, sehr viele haben schlechte
Zähne. Manch einer wird nochmals bestellt,
rbenn bei ihm eingehendere Blut-, Urin- oder
Herzunkersuchungen erforderlich sind, denn diese
können während der Reihenuntersuchung nicht
vorgenommen werden, da sie zuviel Zeit er-
fordern. Dabei ergibt sich auch die Möglichkeit
einer eingehenderen Aussprache über Berufs-
absichten und der Junge kann beraten werden,
falls ein nicht ganz normaler Befund bestimmte
Berufe ungeeignet erscheinen läßt. Gerade
hierin liegt eine Hauptaufgabe der Hiklerju-

gendärzte und sie sind jederzeit gerne bereit,
mit ihren Kameraden oder deren Eltern das
Ergebnis der Untersuchungen zu besprechen und
entsprechende Ratschläge zu erteilen. Je früher
Schäden erkannt werden, umso leichter sind sie
zu heilen, umso leichter kann ein Fortschreiten
verhindert werden. Von Zeit zu Zeit werden
Nachuntersuchungen skattfinden, um zu kontrol-
lieren, ob die erforderlichen Maßnahmen
durchgeführt worden sind und wie sich die ein-
zelnen Jungens entwickelt haben. Gemeinsam
mit den Führern der HI wird über die Lei-
stungsfähigkeit der Kameraden beraten und
wenn nötig für Befreiung von anstrengendem
Dienst gesorgt. So bilden die gesundheltsvor-
sorglichen Untersuchungen der HI eine wichtige
Maßnahme, die von großem Werk sowohl sür
den einzelnen, der untersucht wird, wie für die
Dolksaelundheit ist. Wir freuen uns, daß wir
in Heidelberg dank dem Entgegenkommen der
Kliniken in der Lage stnd, diese Untersuchun-
gen derart gründlich durchführen zu können.
,, __ v. Pein.
nmcla m aas lunriroik!
 
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