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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (November-Dezember)

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Nr. 312-340 (1. - 31. Dezember)
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SeNr 8

Freitag, de« LS. Dezember 1SSS.

«. Jahrg. / Nr. 88?

Mtsel der Winterschlaser
Die Winkerhilfe der Nakur.
Don Prof. Dr. H. Wohlbold -München.
Das menschliche Leben hat seine eigenen
Rhythmen, aber viel mehr als der Mensch ist
das Tier und natürlich vor allem die Pfanze
in den Kreislauf des irdischen und des kosmi-
schen Geschehens eingeschaltet. Sie geben sich
ganz dem Strome des Seins hin, von dem sie
durchpulst werden. Bei den Pflanzen wird das
ganz besonders deutlich. Ihr Wachsen, Blühen
und Bergehen ist ja der sichtbarste Ausdruck
des Wandels, der sich mit der Erde jedes
Jahr auf ihrer Bahn durch die Tierkreiszei-
chen vollzieht. Aber auch das Tier erlebt den
Wechsel der Jahreszeiten viel eindringlicher
als der Mensch. Selbst wenn Sommer und
Winker hier nicht gerade Leben und Tod be-
stimmen, so werden doch oft alle Lebensfunk-
tkonen im Winter herabgesetzt; sehr viele
Tiere verfallen in einen Zustand der Star-
re, in einen Todesschlaf, in dem gar oft das
Leben vollständig erloschen zu sein scheint.
Dauer und Tiefe dieses Winterschlafes kön-
nen verschieden sein. Manchmal ist der Schlaf
häufig unterbrochen, wie beim Dachs oder bei
dem Eichhörnchen. Meistens aber verläuft er
ohne dazwischen liegende Pausen, und im
Durchschnitt dauert er etwa vier Monate. Die
Fledermaus aber schläft ein halbes Jahr und
der Siebenschläfer sogar sieben Monate lang.
Der Stoffwechsel der Winkerschläfer
geht auf eins bis fünf v. H. des Machlebens
herab, er ist also in Wirklichkeit so gut wie
erloschen. Die Zahl der Atemzüge nimmt ab,
bas Herz schlägt ganz langsam. Murmeltiere
atmen, wenn sie wach sind, 50 bis 70 mal, im
Winterschlaf nur 3 bis 8 mal, das Herz macht
anstatt 200 bis 300 nur etwa 15 Schläge in
per Minute. Das Blut wird sehr reich an

Kohlensäure, Las giftige Gas wird nicht, wie
unter normalen Verhältnissen, ausgeakmet.
Dadurch entsteht eine Art Vergiftungs-
zustand, der eine Betäubung züx Folge hat.
Wechselwarme Tiere — das sind alle
außer den Säugern und den Vögeln — passen
ihre Blukwärme stets der Temperatur der
Umgebung an. In der Winterkälte gehen al-
lerdings sehr viele niedere Arten zugrunde und
mssen nur winkerharte Eier zurück. Aber viele
sind gegen die Kälte sehr widerstandsfähig.
Manche treffen besondere Schutzmaßnahmen,
die Schnecken verschließen ihr Haus mit einem
Deckel, manche Würmer umgeben sich mit fe-
sten Hüllen. Aber Zitronenfalter sitzen an der
Unterseite eines Blattes in der größten Kälte
ungeschützt, überleben in völliger Todesstarre
den Winter. Sogar Frösche und Fische können
einfrieren und werden wieder lebendig,
wenn man sie langsam auftaut. Das ist noch
eher zu verstehen als die Tatsache, daß auch
bei den Warmblütern das Blut zur Zeit
des Winterschlafes sich stark abkühlt, daß sie
also gleichsam zu wechselwarmen Tieren wer-
den. Bei vielen, wie beim Dachs, Hamster,
Murmeltier, bei der Fledermaus kühlt es sich
fast bis zum Gefrierpunkt ab, beim Ziesel so-
gar noch tiefer. Allerdings darf die Tempera-
tur bei warmblütigen Tieren nicht unter eine
bestimmte Grenze sinken, sonst ist das Leben
gefährdet. Wird in solchen Fällen das Blut
zu kalt, so erwachen sie. verlassen ihren
Schlupfwinkel und suchen einen wärmeren
auf. Eine besonders eigenartige Erscheinung
bei Winterschläfern ist es, daß sie Giftmengen,
die im Wachzustand tödlich wirken würden,
ohne Schaden ertragen.
Als Ursache des Winterschlafes wurden
früher die ungünstige Veränderung der Le-
bensbedingungen angesehen, also die Külte, die
Trockenheit und der Nahrungsmangel. Im
wesentlichen nahm man an, daß die Winter-
kälte, zunächst die Blukwärme herabsetzt und

Steuerliche Vergünstigungen
kür Aufwendungen des Luftschutzes

Da der zivile Luftschutz im Interesse der
Landesverteidigung und im Interesse der ge-
samten Bevölkerung arbeitet, sollen Steuer-
pflichtige, die Mittel für den zivilen Luft-
schutz aufwenöen, auf dem Gebiete der Ein-
kommensteuer (Körperschaftssteuer) Vergünsti-
gungen erfahren.
Aufwendungen für den Luftschutz kommen
unter den gegenwärtigen Verhältnisse in erster
Linie bei industriellen Unternehmungen (sog.
Werkluftschutz), bei sonstigen Unternehmen mit
großem Personalbestand und bei Hausbesitzern
in Betracht. Hier handelt es sich im wesent-
lichen um Vorkehrungen zum Schutze des Per-
sonals, der Hausbewohner, der Werksanlagen,
der Häuser usw. Es kommen beispielsweise in
Frage:
a) Bau von Schutzräumen
b) Ausbau oder Herrichtung von vorhan-
denen Gebäuden oder Gebäudeteilen zu
Schutzräumen
e) Beschaffung von Schutzgeräten, Alarm-
vorrichtungen, Vernebelungseinrichtun-
gen, Sanitätsmaterial
b) Anschaffung oder Herstellung von Feuer-
melde- und Veröunkelungsanlagen
e) Aufstellung und Ausbildung besonderer
Gasschutz-, Feuerwehr-, Entgiftungs-
und Sanitätstrupps in den einzelnen
Werken.
Alle Anforderungen, die Zwecken des zivi-
len Luftschutzes bienen, können bei Ermitt-
lung des Einkommens aus Gewerbebetrieb,
aus Land- und Forstwirtschaft und aus Ver-
mietung und Verpachtung unbeweglichen Ver-
mögens für Zwecke der Einkommen- (Körper-
schafts-) steuer im Steuerabschnitt der Ausgabe
voll abgesetzt werden. Die Zulässigkeit des
vollen Abzugs im Steuerabschnitt der Aus-
gabe wirkt sich (ähnlich wie bei der Steuer-
freiheit für Ersatzbeschaffungen) als Vorweg-
nahme künftiger Abschreibungen aus. Die fol-
genden Aufwendungen für den zivilen Luft-
schutz sind im Steuerabschnitt der Ausgabe
voll abzugsfähig:
Lausende Unkosten, z. B. Ausgaben für
Werkluftschutzangestellte, für Entgiftungsstoffe
(Chlorkalk, Chloramin und Soda), für Medi-
kamente usw. und Ausgaben für Instand-
setzung und Instandhaltung von Gebäuden
und Geräten für Zwecke des Luftschutzes (Bei-
spiel: Imprägnieren von Holzbauten und höl-
zernen Bauteilen):
Anfwendnnge« für die Anschaffung oder
Herstellnng von Gegenständen zum Zweck des
zivilen Luftschutzes, deren Verwendung oder
Nutzung sich bestimmungsgemäß über einen
längeren Zeitraum erstreckt. Hierzu gehören
insbesondere die Aufwendungen für:
a) bauliche Anlagen, B. Schutzräume ge-
gen Spreng-, GaS- und Brandbomben,
Einziehen von massiven Betondecken an
Stelle hölzerner Decken, Ersatz hölzer-
ner Dachkonstruktionen durch eiserne,
Ersatz von Holzdächern durch Dächer aus
Beton oder Stahl, Verstärkung von
Fundamenten und aufgehendem Mauer-
werk,
b) für Anschaffung ober Herstellung von
sonstigen Geräten und Gegenständen,
deren Nutzungsdauer sich bestimmungs-

gemäß über einen längeren Zeitraum
erstreckt. Als Beispiele kommen hier in
Betracht: Sirenen, Alarmvorrichtungen,
Scheinwerfer, Vernebelungsapparate, —
Feuerlöschpumpen.
Die Abzugsfähigkeit von Aufwendungen
für den zivilen Luftschutz wird nicht dadurch
beeinträchtigt, daß nach 8 1 des Gesetzes über
Steuererleichterungen vom 15. Juli 1833
Reichsgesetzblatt l S. 491) bereits eine Ermä-
ßigung der Einkommensteuer oder der Körper-
schaftsteuer gewährt wird. Ein gewerbliches
Unternehmen, das z. B. einen Kellerraum in
einem Betriebsgebäude zu einem Schutzraum
gegen Luftangriffe ausbaut oder im Dach-
geschotz massive Decken einzieht ober hölzerne
Dachkonstruktionen durch eiserne ersetzt, kann
die hierfür erwachsenen Kosten bei Ermittlung
des Einkommens im Steuerabschnitt der Aus-

Im NS-Aerztebund fanden unter Leitung des
Bezirksobmanns Pg. Dr. Amersbach zwei weitere
Fortbildungsvorträge statt.
Es sprach Pg. Priv. Doz. Dr. med. R. Ditt -
rich über Rassenpflege, welche unser
Führer als Grundpfeiler dem aufstrebenden Bau
des neuen Reiches eingefügt hat. Er erörterte
zunächst die theoretischen Grundlagen,
Begriff, Zweck und Ziel derselben, wies nach,
daß sie zur Schaffung und Erhaltung eines erb-
gesunden Volkes unumgänglich nötig sind und die
Erreichung ihrer Ziele nur möglich ist durch
Rückkehr zur Natur. Diese arbeitet mit Erb-
änderung, Fruchtbarkeit und vor allem mit Aus-
lese. Die verschwenderische Fülle in der Natur
ist lediglich ein Angebot, aus dem das Stärkste
und Veste allein gewählt wird, lleberall herrscht
Auslese, nur der Mensch schaltet durch die Er-
rungenschaften der Kultur für seine Gattung sehr
häufig diese natürliche Sichtung aus. Im Einzel-
nen wurden weiterhin behandelt die verschiede-
nen negativen wie positiven Auslesewirkungen
durch krankhafte Erbanlagen, Volksseuchen, epi-
demische Infektionskrankheiten, Säuglingssterb-
lichkeit, Wanderung, Kampf und Krieg und end-
lich als wichtigster Auslesefaktor der Geburten-
rückgang.
Als praktische Rassenpflege wurden all
die Maßnahmen besprochen, welche der Staat
im Dritten Reich durchführt. Sie umfassen in
der Hauptsache die Bekämpfung der Empfängnis-
verhütung und Schwangerschaftsunterbrechung,
die Sperrung unerwünschter Ein« und Auswan-
derung und die Verhinderung der Fortpflanzung
Minderwertiger durch Asylierung und Sterili-
sierung. Demgegenüber tragen als positive Maß-
nahmen zur Förderung wertvoller Erbstämme
bei die Erbpflege von Jugend an, wie sie schon
im Elternhaus geübt werden soll, eine Umgestal-
tung der Schule, sowie die auf den rassebiolo-
gischen Befund aufgebaute Eheerlaubnis. Auch
Frühehen gesunder Volksgenossen und die För-
derung erbgesunder Familien fallen darunter.
Da sich solche Maßnahmen aber meist erst in Ge-
schlechterfolgen auswirken können, soll auch der
Einzelne gemäß dem Grundsatz „Gemeinnutz

gäbe voll absetzen und außerdem bei Vor-
liegen der sonstigen Voraussetzungen des 8 1
des genannten Gesetzes vom 15. Juli 1933 eine
Ermäßigung der Einkommensteuer- oder Kör-
perschaftsteuerschuld beanspruchen.
Werden zu Aufwendungen für den Aus-
bau oder Umbau von Gebäuden zu Zwecken
des zivilen Luftschutzes NeichSzuschüsse und
Zinsvergütungsscheine nach den Vorschriften
des Gebäudeinstandsetzungsgesetzes vom 21.
September 1933 gewährt, so gilt das folgende:
1. Der Reichszuschutz, der in bar gegeben
wird, ist als durchlaufender Posten zu
behandeln. Er ist also weder als Ein-
nahme noch als Ausgabe anzusetzen.
L Der Betrag, den der Steuerpflichtige
über den Neichszuschuß aus eigenen
Mitteln aufwenöet (Selbstaufbringungs-
betrag), ist in vollem Umfang abzugs-
fähig. Als „Selbstaufbringungsbetrag"
im Sinne dieser Abzugsfähigkeit gilt
auch derjenige Betrag, den der Steuer-
pflichtige durch Veräußerung der Zins-
vergütungsscheine erlöst.

geht vor Eigennutz" das seinige dazu beitragen,
die rassische Gesundheit seines Volkes zu fördern.
Das muß jeder durch gesunde Lebensführung,
durch geeignete Eattenwahl und Sorge für ge-
sunden und ausreichenden Familiennachwuchs
tun. — Wie im Blühen der Familie für den
Einzelnen das höchste dauernde Glück ruht, so
entscheidet sich auch das Leben des Volkes in
ihrem Schoße. „Bleibt sie gesund, lebensfroh und
zukunftsbejahend, nimmt sie den Kampf ums
Dasein auf, dann wird das deutsche Volk leben."
Danach sprach Pg. Priv. Doz. Dr. Gundel
über: Grundlage der Bevölkerungspoli-
tik. Der Rückgang der Volkszahl muß zum
sicheren Untergang führen, denn hoffnungsstark
und gesund ist nur ein wachsendes Volk; ein nicht
mehr aus eigener Kraft wachsendes wird über
kurz oder lang ein sterbendes sein. Ein Studium
der bevölkerungspolitischen Lage unseres Volkes
zeigt die schwere Veränderung in unserer Be-
völkerungszusammensetzung durch den Weltkrieg,
durch den Verlust der gesündesten und tüchtigsten
Männer, durch den gewaltigen Geburtenrückgang
trotz Zunahme der Eheschließungen, die seit dem
Kriege nicht mehr gleichbedeutend sind mit der
Gründung einer Familie. Das deutsche Volk
kann heute mit der Geburtenziffer nicht mehr
seinen Stand erhalten. Die Gründe für den Ge-
burtenrückgang liegen in der Verstädterung des
Volkes, in der willentlichen Kleinhaltung der
Familie durch die materialistische Eesamteinstel-
lung, durch die Selbstsucht, Genußsucht und den
Liberalismus. Der Geburtenrückgang stellt für
unser Volk eine ungeheure Gefahr dar, die sich
in wirtschaftlicher, kultureller, sowie in volks-
und nationalpolitischer Hinsicht auswirken muß.
Für das deutsche Volk gibt es in bevölkerungs-
politischer Hinsicht nur eine Rettung, die Ret-
tung durch kinderreiche Familien. Es darf sich
einerseits nicht mehr lohnen, keine Kinder zu
haben,'wie es anderseits nicht mehr möglich sein
darf, daß sich Kinderreichtum als eine unerträg-
liche Last aus die erbgesunde Familie legt. Die
gewollt kinderlose Ehe muß als unsittlich und
unmoralisch gebrandmarkt werden. Es ist Sache
des Volkes, das Schicksal durch eigenen Willen

FMMWgsvortrSge im NS-Aerrlekund

zu lenken. Es heißt für unser Volk: Leben odet
Tod? Vergessen wir nicht, daß Eeburtenrückgan-
nur Resignation und Verzicht auf jede Geltung
in der Welt bedeutet.
-o-
Beim kathol. Mannergesangverein Con-
stantia wurde am vergangenen Mittwoch
in feierlicher Weise die „Gleichschaltung" vor-
genommen. Der Beauftragte des Führers vom
Bad. Sängerbund, Herr Pg. A. Stumpf,
durch Lied und Mort herzlichst begrüßt, sprach
zunächst in packenden Ausführungen über der«
Sinn des Führerprinzips im neugestalteken
Vereinsleben. Er bestimmte sodann, dem ein-
stimmigen Wunsche der Sänger Rechnung tra^
gend, den bisherigen 1. Vorsitzenden des Ver-
eins, Herrn Dr. A. Weiß zum Vereinsfüh-
rer, und verpflichtete ihn in feierlicher Anred«
zur Amtsführung im Geiste der neuen Zeit,
Der neubestellte Führer ernannte nun sein«
Mitarbeiter: die Herren Pg. Gehrig (stellv,
Führer), Harb arth (Lhormeister). Stein-
mann (Schriftführer), Sindermann (Rechner),
A. Stauß (Sangwart), Neininger (Sachwartjz
Odemer (Passivenvertreter). Zum Abschluß
fand Dr. Weiß zündende Worte, die jeden!
einzelnen zur aufbauenden Mitarbeit mahnten.
Gerade der kathol. Mann werde, einmal in
seinem Gewissen überzeugt und gepackt, ei«
unerschütterlich verlässiger Kämpfer im neuert
Staate sein. Jeden, auch Len letzten Mann
für diese heilige Sache zu erziehen und zu ent-
flammen, sei jetzt Hauptsinn des Vereins-
lebens. Es war ein feierlicher Schwur vo«
den geheiligten Symbolen des neuen Reiches
und der geweihten Fahne des Vereins, als sich
begeistert die Hände zum „Deutschland", und
„Horst-Wessel-Lied" erhoben.
-o-—
Veranstaltungen:
Der evangelische Kirchenchor der Friedens*
kirche Handschuhsheim bringt auf vielseitige«
Wunsch „Ein deutsches Krippenspiel" von Lienhard
am 1. Jan. 1934 (Neujahrstag), abends 8 Uhr,
in der Friedenskirche zur Wiederholung. Vor»
verkauf der Karten zu 25 Pfg. bei Schuhmacher!
(Tiefburg), Klemm und Pollich, Friedensstraßs,
Weber, Handschuhsheimer Landstraße und an der!
Abendkasse an der Friedenskirche.
Abendmusik in der Peterskirche. Die nächst«
Abendmusik findet an Silvester, 31. Dezember,
nachts 11 Uhr, statt. Man wird diesmal Musil
hören, die von weihnachtlichem Stimmungsgehall
überleitet zu Jahreswechselgedanken. Vach und
ältere Meister sieht die Vortragsfolge vor: Da»
Pastorale für Orgel und den weihnachtliche«
Orgelchoral „Christum wir sollen loben schon"
Die Passacaglia c-moll von Bach leitet über z«
den kleinen geistlichen Konzerten von Schein und
Selle, die des Jahreswechsels gedenken. Es wir»
ken mit: an der Orgel Professor Dr. Poppen)
Gesang: Rosa Huth und Melanie Willarsth.
Helmut Mendius wird einige Violinsachen vo«
Bach und Eccles spielen.

Der Film zeigt:
Capikol: „Walzerkrieg".
Kammer: „Rin-Tin-Tins größte Heldentat",
Odeon: „Das verliebte Hotel".
Schloßlichtspiele: „Betragen ungenügend".
Gloria: „Das Geheimnis um Johann Orth".

daß dann die Starre mit ihren Begleiterschei-
nungen in Atmung, Blutkreislauf. Stoffwech-
sel sekundär aufkritt. Es hak sich aber gezeigt,
daß dies nicht stimmen kann. Freilich ist es
richtig, daß gewisse Tiere, die man eigentlich
zu den Winterschläfern rechnen müßte, dmr
Schlaf vermeiden können, indem sie der Kälte
aus dem Wege gehen. Nordamerikanische Fle-
dermäuse wandern zum Beispiel wie die Zug-
vögel im Herbst nach dem Süden. Im warmen
Klima bleiben sie dann wach. Andrerseits ver-
fallen in den Tropen viel Tiere in den hei-
ßesten Monaten ebenfalls in einen Zustand
der Starre, so daß man annehmen kann, daß
die Trockenheit — wie auch im Winker
— die Lebenskätigkeit herabsetzt. Aber die
Frage ist im wesentlichen die, ob es sich nicht
überhaupt bei diesem Zustand der Starre oder
des Schlafes um sekundäre Erscheinun-
gen handelt, ob also die Ursache wirklich au-
ßerhalb des Tieres liegt oder nicht vielmehr
in ihm selbst. Daß leheres der Fall ist, haben
neuere Versuche deutlich gezeigt. Menn man
nämlich Tiere, die Winterschläfer sind, im
Sommer längere Zeit in einen kalken Raum
bringt, so schlafen sie trotz der Abkühlung nicht.
Werden aber zum Beispiel Fledermäuse am
Beginn des Winkers in die Wärme gebracht,
so halten sie auch jetzt ihren gewohnten Win-
terschlaf. Dieser muß also seine Ursache nicht
in äußeren Umständen haben, sondern in Vor-
gängen, die im Organismus selbst lie-
gen.
Es ist auch gelungen, diese zu finden. Die
moderne Physiologie hak festgestellt, daß eine
ganze Reihe der wichtigsten Lebenserscheinun-
gen durch innersekretorische Vorgänge veran-
laßt wird. Bestimmte, bis dahin noch wenig
erforschte Drüsen sondern ganz winzige
Mengen von Stoffen ab, die man Hormone
nennt und die im menschlichen wie im tieri-
schen Körper eine außerordentlich wichtige
Rolle spielen. Als Ursache des Winterschlafes

erkannte man innersekretorische Vorgänge, di«
besonders von der Schilddrüse und den Ne-
bennieren ausgehen. Es wurde festgestellt, daß
die Schilddrüse winkerschlafender Tiere stark
zurückgebildet ist. Wenn man solchen Tieren
dann Schilddrüsenhormon oder auch das Ab-
sonderungsprodukt der Nebennieren, das
Adrenalin, einsprihk, so wachen sie auf. Das
Schilddrüse nhormon wirkt zunächst
auf das im Zwischenhirn liegende Wärmezen-
krum, infolgedessen steigt die Blukkemperatur
wie im Fieber. Daher kommt es auch, daß
Menschen mit einer stark arbeitenden Schild-
drüse — z. B. Kropfkranke — immer eine zu
hohe, die mit schwacher Schilddrüsentätigkeit
eine zu niedrige Eigentemperatur haben. Auch
andere Hormone können Winkerschläfer er-
wecken, in der Hauptsache aber scheint dis
Schilddrüse den Ausschlag zu geben. Es steht
damit fest, daß der Winterschlaf nicht eins
Folge der im Minter veränderten äußeren
Lebensbedingungen ist, sondern der Ausdruck
eines inneren Lebensrhykhmus der betreffen-
den Tiere. Die Kurve ihres Lebens steigt und
fällt. Zeiten einer starken inneren Lebendig-
keit wechseln notwendig mit Ruheperioden ab,
in denen die Skoffwechselvorgänge auf ein
Mindestmaß herabsinken. Geregelt wird dieses
Auf und Ab durch im Grunde geheimnisvoll«
innere Vorgänge. Daß die Ruhepause auf den
Minter fällt, darf nicht zur Annahme kau-
saler Zusammenhänge des Aeußeren und
des Inneren führen. Es ist vielmehr Ausdruck
eines Zusammenklanges, — die inner«
Regulierung des Lebensrhythmus erfolgt so,
daß sie sich weisheiksvoll dem großen Ganzen
des Lebensrhythmus unserer Erde eingliederk.
j
ilür ä»e ÜunKernäenl
 
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