Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (November-Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 312-340 (1. - 31. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70881#0833
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
pelke 4

SamStag, ve« 88. Dezember 188V

«. Fähig. / Alk. M

RooleveN über Sie Organisierung res WeWerens

8 Washington, 28. Dez. Präsident Roosevelt
hielt am Donnerstag abend in der Woobrow-
Wilson-Stiftung eine Rede, in der er darüber
sprach, wie der Weltfrieden durch organisierte
Kontrolle gesichert werden könnte. Der Präsi-
dent erinnerte an die Erklärung des Präsi-
denten Wilson, baß die Vereinigten Staaten
nie wieder danach trachten dürften, einen
Fußbreit neuen Gebietes zu erobern und daß
materielle Interessen niemals über die mensch-
liche Freiheit gestellt werden dürften. Er
sagte: Trotzdem hat — hauptsächlich infolge
des Weltkrieges und seiner Nachwirkungen —
diese Politik der Selbstlosigkeit nicht in jeder
Beziehung Früchte gezeitigt. „Politischer Pro-
sit, persönliches Ansehen «nd nationale Ver-
größerung waren bei der Gebnrt des Völker-
bundes zugegen «nd hemmte« ihn in seiner
Entwicklung. Aber der Völkerbund ist ein
stützender Faktor im Bau des Weltfriedens
geworden und die Vereinigten Staaten arbei-
ten offen und mehr als jemals zuvor dabei
mit, um den Apparat des Völkerbundes voll
auszunützen.
90 Prozent der Bevölkerung der Welt sind
zufrieden mit ihren Landesgrötzen und sind
bereit, ihre Macht weiter zu verringern, wenn
jede andere Nation dasselbe tut. Hinter der
Gefahr für den Weltfrieden steht die Furcht
und vielleicht sogar die Möglichkeit, baß die
anderen zehn Prozent eine territoriale Aus-
dehnung auf Kosten von Nachbarn suchen und
nicht bereit sind, Rüstungen zu vermindern
oder Aufrüstungen einzustellen, nicht einmal,
wenn jeder andere sich zum Verzicht auf An-
griff und zur Rüstungsverminderung ver-
pflichtet.
Unser eigenes Land hat die nötigen Schritte
auf dieses größte Ziel hin in einer praktischen
vernünftigen Formel zusammengefaßt. Ich
habe zu jeder Nation in der Welt folgendes
gesagt:
1. Lasset jede Nation ihre Bereitschaft er-
klären, in einer Periode weniger Jahre und
in fortschreitendem Maße jede in ihrem Besitz
befindliche Offensivwaffe zu beseitigen und
keine neue Waffe herzustellen. Dies schützt
eine Nation nicht vor einem Einbruch, wenn
nicht bas Recht hinzutritt, die eigenen Gren-
zen durch dauernde unbewegliche Verteidi-
gungsvorrichtungen zu befestigen und ferner
das Recht, sich durch bauernde internationale
Untersuchung die Gewißheit zu verschaffen,
baß ihre Nachbarn keine für einen Krieg be-
stimmten Waffen Herstellen oder beibehalten.
2. Eine einfache Erklärung, daß keine Na-
tion irgendeinem Teile ihrer bewaffneten
Macht erlauben wirb, die eigenen Landesgren-
zen zu überschreiten und in das Gebiet einer
anderen Nation vorzurücken. Eine solche
Handlung würde von der Menschheit als eine
Angriffshandlung und somit als ein Anlaß
für die Verurteilung durch die Welt betrach-
tet werden.
8. Es ist natürlich klar, baß keine solche
allgemeine Vereinbarung irgendwelchen Wert
für die Welt haben wird, wenn nicht jede
Nation ohne Ausnahme ihr durch ein feier-

liches Versprechen beitritt. Wenn dann eine
solche Vereinbarung von der großen Mehr-
heit der Nationen unterzeichnet ist unter der
festen Bedingung, daß sie nur in Kraft tritt,
wenn alle Nationen sie unterzeichnet haben,
dann würbe es verhältnismäßig leicht fallen,
festzustellen, welche Nationen bereit sind, sich
selbst als Angehörige der kleinen Minderheit
der Menschheit zu kennzeichnen, die noch im-
mer an k»n Gebrauch des Schwertes für einen
Einbruch in Nachbarländer und einen Angriff
auf Nachbarn glaubt.
-O-
England dankt Mr das WWge
Gelinde! aus Deutschland
„Das wahre Gesichk der „Emigranten".
X London, 29. Dez. „Daily Expreß"
meldet, daß als Folge der moralischen Reini-
gung in Deutschland neuerdings zahlreiche
strafwürdige weibliche Personen aus Deutsch-
land nach England gekommen seien, um durch
Heirat mit englischen Staatsangehörigen die

G Moskau, 28. Dez. Im Schlußtetl seines
vor dem Bundeshauptvollzugsauschuß erstat-
teten Berichtes über den Volkswirtschaftsplan
für das Jahr 1934 ging Molotoff auf die
außenpolitische Lage -er Sowjetunion ei«. Als
den größten Erfolg der Außenpolitik der Sow-
jetunion im abgelaufenen Jahre bezeichnete er
die Wiederaufnahme -er diplomatische« Bezie-
hungen z« den Vereinigten Staate« von Ame-
rika, die günstige Voraussetzungen für die
Entwicklung der Handels- und Wirtschaftsbe-
ziehungen schaffe. Bei der gegenwärtigen in-
ternationalen Lage sei es besonders wichtig,
daß die Wiederaufnahme dieser Beziehungen
auch von großer positiver Bedeutung für die
Stabilisierung der internationalen Beziehun-
gen in ihrer Gesamtheit und für die Festigung
des allgemeinen Friedens sein werde.
Die praktische Zusammenarbeit zwischen der
Sowjetunion und Frankreich habe sich
günstig entwickelt und die Sowjetregierung sei
überzeugt, daß ihre Zusammenarbeit mit
Frankreich in ein neues Stadium eingetreten
sei und eine gute Zukunft habe. Molotoff er-
wähnte ferner den Abschluß zahlreicher Nicht-
angriffs-, Neutralitäts- und Freundschafts-
verträge und erklärte, daß die vorübergehende
Zuspitzung der Beziehungen zu England
infolge des Prozesses gegen Angestellte der
Metro-Vickers bald behoben worben sei und
baß jetzt in London normale Handelsvertrags-
verhandlungen geführt würden.
Ueber die Beziehungen Rußlands zu Ja-
pan äußerte Molotoff, größere Beweise für
die Friedensliebe der Sowjetunion als die
aller Welt bekannten Tatsachen könne niemand
verlangen, angefangen mit dem Vorschlag,
einen Nichtangriffspakt abzuschließen, der Be-
reitschaft zum Verkauf der Ost-China-Eisenbah«
und dem Entgegenkommen in geschäftlichen

englische Staatsangehörigkeit zu erwerben. In
einigen Fällen sei sogar um Ehebewilligungen
mit Farbigen nachgesuchk worden. Die Poli-
zei habe bereits Nachforschungen angestellt, in
deren Verfolg alle Anstrengungen gemacht
wurden, um derartige Eheschließungen zu ver-
hindern. Einige dieser „Heiratskandidatinnen"
aus Deutschland hätten Summen bis zu 50
Pfund geboten, um einen Gatten britischer
Staatsangehörigkeit zu finden.
Ein südischerBörsenmakIer deut-
scher Staatsangehörigkeit, so heißt eS weiter,
der nach seiner Aussage wegen der politischen
Lage Deutschland verlassen hakte, ist von einem
Londoner Polizeigericht zur Ausweisung aus
England verurteilt worden. Er wurde von der
Polizei als „bekannter internationaler Ver-
brecher" bezeichnet.
„Daily Herald" zufolge ist im Lon-
doner Ostend eine von Ausländern betriebene
Zentrale für Mädchenhandel aufgedeckk wor-
den, von der bereits über 1000 Mädchen aus
allen Teilen Englands verschleppt worden seien.

Fragen. Das hindere aber gewisse Organe
der japanischen Presse und gewisse offizielle
japanische Persönlichkeiten nicht, tagtäglich zu
wiederholen, daß „jetzt die gelegenste Zeit" sei.
All das zeige, daß die Sowjetunion die Ge-
fahr eines kriegerischen Angriffs nicht über-
sehen dürfe. Müsse man nochmals davon
sprechen, was sich hieraus für Rußland er-
gebe? Dessen Aufgabe sei, unentwegt die Frie-
denspolitik im fernen Osten weiterzuführen,
die Beziehungen zu Japan zu verbessern und
sich gleichzeitig auf jeden möglichen Angriff
und auf alle Komplikationen vorzubereiten, vor
denen die Sowjetunion im gegenwärtigen
Augenblick leider nach ihrer Ansicht nicht sicher
sein könne.
In seinem Bericht vor dem Bundeshaupt-
vollzugsausschuß erklärte Molotoff über die
Beziehungen der Sowjetunion zu Deutsch-
land u. a., diese Beziehungen hätten in der
Außenpolitik der Sowjetunion stets eine be-
sondere Stelle eingenommen. Ihren Grund-
sätzen der Verfechtung des allgemeinen Frie-
dens und der Unabhängigkeit des Landes
treubleibenb, habe die Sowjetunion ihrerseits
keine Veranlassung zu einer Aenderung der
Politik gegenüber Deutschland. Bis in die
letzte Zeit hätten die freundschaftlichen Be-
ziehungen der Sowjetunion zu Deutschland
auf ihrem Streben nach Frieden und nach
einer Entwicklung -er Wirtschaftsbeziehungen
beruht.
Diesen Grundsätzen bleibe die Sowjetre-
gierung auch jetzt vollkommen treu.

Londons LuNabivehrbatlerlen
iollen verlMt werben
'-i- London, 29. Dez. Eine weitgehende Ver-
stärkung der Londoner Lufkabwehrbatkerien

MololoN über bie ruWche AOenpolttik

wirb, „Daily Harald" zufolge, A dem
nächsten englischen Haushaltsvoranschlag vor-
gesehrn werden. Die Verstärkung werde tn
einem Bericht der Befehlshaber der englischen
Armee und Luftskreitkräfte verlangt, die eine
Verdoppelung der gegenwärtig bestehenden 2
Londoner Luftabwehrbrigaden vorschlage. Di«
neue Lufkabwehrbakkerie soll mit den modern-
sten Schnellfeuergeschühen und Suchapparaken
ausgerüstet werden und allen ähnliche« Ge-
schützen in anderen Staaten überlegen sein.
AerzlemmMl in den iranz Kolonlen
fordert schwere Opfer
'X London, 29. Dez. Ueber skandalöse Ge-
sundheitszustände in den französischen Kolo-
nien in Aequatorial-Afrika berichtet „Daily
Herald" zufolge der soeben von einer Unter-
suchung an Ork und Stelle zurückgekehrke fran-
zösische Abgeordnete Raimond Susset,
der Sekretär des französischen parlamentari-
schen Ausschusses für die Kolonien. In sämt-
lichen vier Kolonien in Aequatorial-Afrika,
die von etwa 3—5 Millionen Afrikanern und
5000 Europäern bewohnt seien, gebe eS nur
70 Aerzte. Infolge des Aerzkemangels for-
dere die Schlafkrankheit unter der Bevölke-
rung furchtbare Opfer. In einigen Dörfern
seien 40—90 v. H. der Einwohner der Schlaf-
krankheit erlegen.
MandfchurWer General Wgerlchlet
Mukden, 29. Dez. Die Agentur Kukckzu
keilt mit, daß der Kommandeur einer mongo-
lisch-mandschurischen Kavalleriedivision, Gene-
ral Manschentschen, wegen Hochverrats
verhaftet wurde. Der General wurde mit acht
Offizieren seines Stabes nach kurzem Gerichts-
verfahren hingerichtet.
Klage Ser amerikanischen Regierung
gegen amerikanische Banken
8 New Pork, 29. Dez. Die Bundesregierung
hat beim Obersten Gerichtshof Klage gegen
20 Banken eingereicht, die Mitglieder der so-
genannten Ausgleichskammer des New Borkt
Clearing House sind. Von den Banken wird
gefordert, daß sie an 11000 Kontoinhaber der
in Konkurs geratenen Harriman National
Banc 9 377 000 Dollar auszahlen sollen. Die
Vertreter der verklagten Banken stellen die
Behauptung der Bundesregierung, sie hätten
die Zahlungsfähigkeit der Harriman Bank
gewährleistet, in Abrede.
Das Unglück auf der Kohlengrube
in Eichenau
L Kakkowih, 29. Dez. Der zweite Tote deS
Grubenunglücks auf der Kohlengrube in Ei-
chenau konnte bisher trotz eifrigster Arbeit
noch nicht geborgen werden. Es wird angenom-
men, daß der Verunglückte während des Ein-
sturzes in den 80 Meter tiefen- Schachkgrund
gestürzt ist. Auf Veranlassung der Staatsan-
waltschaft wurde der Bergingenieur Skowron
aus Kakkowih, der die Schachtarbeiten leitete,
verhaftet.

Der falsche „Jäger aus Kurpfalz".
Das alte Volkslied „Der Jäger aus Kur-
pfalz" ist wohl überall bekannt, und so wird
die Anregung in einer rheinischen Zeitung all-
gemein interessieren, daß man dem Helden des
Liedes endlich eine würdige Grabstätte mit ei-
ner entsprechenden Gedenktafel Herrichten
müße. Ais „Jäger aus Kurpfalz" wird hier der
vor 201 Jahren in Rheinböllerhütte im Huns-
rück geborene und 1795 gestorbene Friedrich
Wilhelm Atsch bezeichnet, Förster im vorde-
ren Soonwaid im Hunsrück. — Dadurch wird
ein Irrtum erneuert, der endgültig überwun-
den zu sein schien. Man wird dem alten Herrn
eine gepflegte Gaststätte gönnen — aber der
Jäger aus Kurpfalz war er nicht. In der Zeit-
schrift „Die Pfalz am Rhein" vom 15. August
1933 hat Johann Keiper erst wieder auf den
großen Irrtum hingewiesen, dem vor etwa 40
Jahren Atschs gleichnahmiger Nachkomme, ein
Münchner Kunstmaler, verfiel. Auf seine An-
regung hin wurde sogar 1913 in Anwesenheit
Kaiser Wilhelm II. ein Denkmal zu Ehren
Atschs im Soonwald eingeweiht. — Nun steht
aber zweifellos fest, daß das Lied bereits im
17. Jahrhundert in der Pfalz gesungen wurde.
Damit gewinnt Keipers Vermutung an Wahr-
scheinlichkeit, daß der berühmte und beliebte
Pfalzgraf Johann Kasimir (1543—1592) das
Arbild des Liedes war. Jedenfalls kann Atsch
es keinesfalls gewesen sein. Der Irrtum seines
Nachfolgers gab seinerzeit zu manchem Spott
Anlaß. So brachte der Kladderadatsch den schö-
nen Vers: „Der Ruhm von Friedrich Wilhelm
Atsch — ist nach erneuter Forschung futsch".
Es ist also durchaus an der Ordnung, daß auf
Atschs Grab keine Inschrift an den „Jäger aus
Kurpfalz" erinnert. Es wird Zeit, Laß endgül-
tig mit Lieser geschichtlichen Verwechslung
Schluß gemacht wird. PMA.

Badische Kalender sür 1934
In gewohnter reichhaltiger Ausstattung ist
soeben der 57. Jahrgang von Langs Badischer

Geschäftskalender für 1934 im Verlag von I.
Lang'S Buchhandlung in Karlsruhe erschienen.
Er hat auch im neuen Jahrgang in gewissen-
hafter Meise alle diesesmal besonders umfang-
reichen Neuerungen, Versetzungen und sonsti-
gen Aenderungen verzeichnet und ist durch die
Aufnahme der Erbhofgerichke, Kreisbauern-
führer und Milchwirtschafklichen Zusammen-
schlüsse bereichert worden.
Der Kalender steht konkurrenzlos da. Er
ist Staats- und Gemeindebeamten ein unent-
behrliches Taschenbuch, Kaufleuten bietet er
mit seinem großen Adressenmakerial wertvolles
Propagandamaterial. Preis des Kalenders un-
durchschossen Reichsmark 2.50, durchschossen
Reichsmark 2.80.
Im 18. Jahrgang begrüßt das schmucke
Bildwerk des Badischen Kalenders seine
Freunde, eine fast unerschöpfliche Fundgrube
für alle, die ihre Heimat und ihr Volk kennen
lernen wollen. Schöne deutsche Landschaft zeigt
er in seinen Bildern, Land am Neckar und am
Oberrhein, im Schwarzwald und am Bodensee,
das so tausendfältig in seiner Pracht ist, als
habe es der liebe Gott in einer Zeit besonders
guter Laune erschaffen. Er erzählt von ehrwür-
digen Schwarzwaldbauernhäusern und den bie-
deren Menschen, die darin wohnen, von lieb-
lichen Dörfern und schönen Städten mit alten,
geschichtenüberfponnenen Winkeln, Toren, und
Türmen, von den Jahreszeiten mit ihren Köst-
lichkeiten: Vo« der weihen Sporkfreude des
Schwarzwaldwinters, von der blütenseligen
Zeit des Frühlings, vom Sommer in üppiger
Blumenpracht mit Wanderlust und Arlaubs-
glück und vom bunten Herbst mit seinen saft-
geschwelten Nakurgaben. — Der Badische Ka-
lender 1934 ist von allen Buchhandlungen oder
direkt vom Herausgeber, dem Landesverkehrs-
verband Baden, Karlsruhe, Karlstraße 10
(Postscheckkonto 4 422 Amt Karlsruhe) zum
Preise von 2.25 RM. zu beziehen.
NS.-Badenkalender 1934.
An dieser Stelle sei auch nochmal auf den
„Nationalsozialistischen Baden - Kalender für

das Jahr 1934" hingewiesen, der überall zum
Preise von 70 Pfennig erhältlich ist.

„Berliner Monatshefte",
herausgegeben von Dr. Alfred von Wegerer,
11. Jahrgang 1933, Dezemberheft. (Quader-
verlag, Berlin W 18, Preis ö. Heftes -E 1.20.)
Von Zeit zu Zeit fühlt sich der ehemalige
französische Botschafter in Petersburg, Mau-
rice Palöologue, bemüßigt, Angriffe und
Verdächtigungen gegen Deutschland zu veröf-
fentlichen. So stellte er im Herbst 1932 in der
„Revue des deux Mondes" die aufsehenerre-
gende Behauptung auf, der Schlicffenplan sei
durch einen deutschen General all Sen franzö-
sischen Geheimdienst verraten worben. Die
Legende wurde eingehend durch den Direktor
im Reichsarchiv Wolfgang Foerster in den
„Berliner Monatsheften" widerlegt. Nun hat
Paleologue in der „Revue des deux Mondes"
wieder neue, Deutschland abträgliche Behaup-
tungen aufgestellt, denen Graf Montgelas im
Dezemberheft in gebührender Weise entgegen-
tritt.
Besondere Beachtung verdient in dem Heft
ein in englischer Uebersetzung Wiedergegebener
Aufsatz: „Rüstungen und Rüstungsindustrien
tn der Welt", Ser von dem Institut für Kon-
junkturforschung kürzlich zusammengestellt
worden ist. Der Aufsatz, dem zahlreiche über-.,
sichtliche Tabellen beigcgeben sind, zeigt, daß
in den wichtigsten Ländern gerade in den letz-
ten Jahren die Nüstungsausgaben fortgesetzt
gestiegen sind, während Produktion, Umsatz
und Erlös in der Gesamtwtrtschaft immer
mehr zurückgingen.
Professor Paul Herre setzt seine Aufsatz-
reihe über die kleinen Staaten und bie Ent-
stehung des Weltkrieges fort und bringt den
Abschnitt über Belgien zum Abschluß. Ferner
enthält das Heft Aufsätze von Generalleutnant
a. D. von Cramon („Kaiser Karl und Präsi-
dent Wilson") und Dr. Paul Ostwald („Das
deutsch-englische Abkommen über China vom
16. Oktober 1900").

Dem Dezemberheft liegt eine Beilage bei,
die die Bildfälschung einer Marseiller Zeitung
behandelt. Wie bei der im Oktoberheft der
„Berliner Monatshefte" hingewiesenen Bild-
fälschung einer Amsterdamer Emigrantenzei-
tung, handelt es sich auch hier wieder um den
seit dem Jahre 1921 tm Berliner Zeughaus
stehenden unbrauchbar gemachten 21 Zentime-
ter-Mörser. Die Beilage eignet sich vorzüglich
zur Aufklärung des Auslandes für die unsau-
beren Methoden, die in der Nüstungspropa-
ganda angewandt werden.
*
„Zwischen den Festen" erscheint das neue
Daheim (78. Jahrgang Nr. 13) mit einer illu-
strierten, gelehrten Plauderei, „Winterson-
nenwende und Sternkunde der Vorzeit" von
Dr. H. H. Kritzinger. Von den Gletscherfahr»
tcn der „Höhengänger" auf Schneeschuhen er-
zählt Hans Winand. Dr. G. Flade berichtet
über volkstümliche „Deutsche Weihnachtsfreu-
den". An Blüchers Rheinübergang bei Caub
in der Nacht des 31. Dezember vor 120 Jah-
ren erinnert ein reich illustrierter Aufsatz von
Dr. Ludwig Roth. Einen reizenden Bildbe-
richt von den Schwarzwälder Kirschwasser-
Brennern gibt W. Flaöt unter dem Titel: „'s
Brenne mueß verschtanöe si!" Das Frauen-
öaheim gibt eine Reihe erprobter Punsch-
rezepte für Silvester. Roman: „Bea, Beate
und Be" von Hans-Caspar von Zobeltitz,- No-
velle: „Weihnacht" von Thor Goote; Noten:
„Weihnachtslied" von Hans Pfitzner. Diese
Noten für eine Frauenstimme, Kinöerchor und
Klavier zu einem altdeutschen Text geben eine
fast vergessene, wunderschöne Komposition deS
Meisters wieder, der sie in seiner Frühzeit —
vor dreißig Jahren — eigens für das Daheim
schrieb. Neue Lyrik: „Preußentoü" von Karl
Berner, „Zum neuen Jahr" von Otto Wohl-
gemuth, „Silvesternacht" von Frieda Schanz.
Dazu gibt es bie Wochenschau, die Kunstbei-
lage, Ratschläge, Rätsel und den umfassenden
Daheimanzeiger.
 
Annotationen