8siis 9
Unterlisltunx
Swd md zil Stm/El» MWr W m WMMm
Bkdrohte Bamerte darch InjeWil erhaltm — Meheilerregende ErfliidW der 3Wniem Sr. 3o«fte»
Berlin, 21. Januar.
Der deutsche Bergbau-Jngenieur Dr. Joosten hat
nach jahrelangen Versuchen eine aufsehenerregend«
Entdeckung gemacht. Es gelang ihm, ein Verfahren
zu finden, das für das gcsamte Bauwesen von höch«
ster Bedeutung ist. Mit Hilfe einer chemischen ,,2n«
jektion" wird sandiger Boden derart gefestigt, das;
Man gefahrlos Eroschauten darauf errichten kann.
Darüber hinaus ist es durch dieses Verfahren aber
auch möglich, bedeutende und historisch wertvolle
Vauwerke zu erhalten.
Land, Gand, GauSI Di« Tiefbauing«ni«ur«
stch«n mit sorgenvoll«n Mi«n«n an der Bau-
grube, aus ber di« Arbeiter nichtS als Sand
und wieder Sand schaufeln. Und wi« sehr Lit
Jngenieure auch mit langen Sonden seit-
wärts in Lie Grubenwand oder in bie Tiefe
stohen — nirgends tresfen ste auf Wtderstand.
Kein Felsuntergrund, kein Schiefer od«r Ton,
auf bem das zukünftig« Bauwerk «inen festen
Untergrund finden könnte. Jahrhundert« alt
sind biese Klagen der Bauleute schon, di« auf
sandigem Boden Großstädt« erbauten. Man
rammte Pfähl«, stampfte Beton in große Tie-
fen uwd präparierte so wochenlang den Unter-
grund, bis man endlich an die Ausführung
deS Bauwerkes gehen konnte. Und «in paar
Jahrzehnte spätcr stand man vielleicht wieder
vor öem Gebäube. Risse klafften im Gemöuer,
gefährliche Wunden, die vom Dachgeschotz bis
in den Keller reichten. Der BaugrunL hat sich
gesenkt, eifl schwieriges Flickwerk muß begin-
nen. Jn Norböeutschland singt man überall
das Lied von der märkischen Heide und denkt
nicht daran, welche Schwierigkeiten dieser
märkische Sand allen Bauvorhaben bereitet
hat, welch enorme Geldmittel aufgewendet
werden mußten, bis ein Neubau schlüsselfertig
dem Auftraggeber übergeben werden konnte,
bis es möglich war, öaß durch die kilometer-
langen Tunnels die Berliner Untergrund-
bahn raste.
D«utscher Erfinb«rg«tst ist «S nun
wieder einmal ge-wesen, ber g«rad«zu «in« Re-
volntion im Banwesen herbeigeführt hat. Nach
jahrelangen Versuchen hat der B«rgbau--Jn-
genieur Dr. Joosten auS seinen Erfahrnn-
g«n tm Bergbau heraus «in neueS Ban-
«l«m«nt entd«ckt unb «ntwick«lt, durch -aS
b«r Sand, o'hne das man thn berührt oder
thn sonst tn seiner Gtrucktur und Sagerung
verSNdert, durch Einspritzung vo»
Th«mtkalt«n verfesttgt wird. Dt« »ahl-
reichen Versuche, die tn letzter Zeit im An-
und Ausland mit bieser Erfindung angestellt
wuÄen, haben sich so glänzend bewährt, baß
nun daS Verfahren überall dort angewendet
wivb, wo auf Fließ- oder Schiefersand gebaut
werden muß.
Geimpster Siein gibi Stcherliett
„Der Grad öer Berfestigung hängt von der
KSrnung und Reinhett des Sandes ab", «r-
zählt unS Dr. ing. c, h. Mast Berltn, der be-
kannt« deutsche Tiefbausachverständige, „die
Verhärtung, di« sofort nach der Einspritzung
«rfolgt, ist aber sowohl bei feineren wie gröbe-
ren Ganden und Kiesen so stark, daß man
ruhig von künstlichem Sanbstein spre-
chen kann, den man durch die Durchtränkung
der Gandmaffe augenblicklich «rreicht. Wir
haben dieses WUndermittel bereits in allen
Bau-sparten mit größtem Erfolg angewendet,
konnt«n damit den gefürchteten Durchbruch
beS Grundwaffers in Bergwerken verhindern,
stch«rt«n damit große Etsenbahnbrücken, Was-
serwerk« und Staudämme. Sehr wertvoll «r-
wteS sich auch das Verfahren, wo es sich um
Bekbefferung des Baugrundes bei bereits be-
stehenben Bauwerken handelte, bie aufgestockt
werben mußten, wie «s z. B. beim Postneu-
bau in Königsberg und anderen Groß'bauten
ber Fall war." Da das Berfahren auch gegen
Gänr«angriffe immnn ist, ermöglich'-n
bie Einspritzungen die Wieöerherstellung von
Bauwerken, -ie durch Säuren angegriffen
waren. I«, fogar Beton-Fundamente, deren
VerfallSerscheinungen schon sehr weit fork-
g«-schrttt«n waren, gesunbeten wieder nach die-
ser „ärztlichen" Behandlung. Die interessan-
teste Verwendung aber betrifft die Sicherung
von Bauwerken, die auf Sand ruhen, bei-
spielsweise bei der Eisenbahnbrücke über dem
Hmmboldthafen in Berlin und der Rhein-
brücke Mannhetm-LudwigS'hafen. Auch bei
dem Bau der Nordsüd-S-Bahn in Berlin
spielt das neue Verfestigungsverfahren eine
große Rolle.
Die „erettete DomktrÄe
Auch im Ausland hat di« deutsche Erftn-
dung 'bereits ihren Siegeszug angetreten.
Ueberall, wo man es mit schlechtem Baugrund
zu tun hat, sind die „Sanddoktoren" mit ihrcn
Jnsektionen an der Arbeit, in Schweben und
Norwegen, Aegypten und Amerika bei Damm-
bauten und Wafferwerken, in London und
Paris bei den neuen Tunnelbauten für die
Untergrundbahn. Ganz verschiedenartig sind
die AnwendungSmöglichkeiten bieses Festi-
gungsmittels. So wurde in der Gemeinde
Muri bei Bern eine gebrochene Betonrohrlei-
tung wieb«r zusamm«ngekittet, tn ber Tsche-
chei wurd« das Flutzbett der Becvou gedichtel,
die Domktrche in Rib« (Jütland) konnte dem
Verfall «ntriffen werben, bi« Ufermauer tn
Calais hält nun wieder den anstürmenden
Wog«n stanb und -aS Monument „Queen
Anne's Alcove" im Kenstngton Gardens in
London braucht nicht mehr abgerisscn zu wer-
den, — und all diese Erhaltung von bedeu-
tenden Bauwerken der Vergangenheit ist mbg-
lich durch «tn einfaches Jnfektionsmittel, des-
sen Geheimnis der beutsche Bergwerksinge-
nieur Joosten streng wahrt.
Man darf stch dabet natürlich kein« Jn-
t«ktionsspritze vorstell«», wi« st« der Arzt
handhabt,' es stnü Rohre, >bi« oft biS zu dreihig
Meter tief in d«n Sanb getrie'ben werden, di«
in Abständen von rund «inem halben Meter
bi« chemikalische Flüssigkeit kübikmeterweis«
dem Sand einflötzen. Das Berfahren ist zwar
kostspielig, aber waS bebeutet baS angestchtS
bes unschätzbaren VorteilS, datz grotze volkS-
wtrtschaftliche Werte auf lawge Gtcht htnaus
«rhalten bleiben und die öffentliche Sicherheit
gesteig«rt werden kann.
„Änf flüchtigen Sand habt ihr gebautl" —
dt« Ari« aus Rigoletto wivü im JaHr« 19S6
wiüerlegtl
Der grotze llnlersW
Sklrre von Otlo Anihes
ym Gievenjährigen Krieg räumte «in Offi-
zier Friedrich», der schon mehrfach «in«n wan-
kenben Mut gezeigt hatte, vorz«tttg und Phn«
bringende Not «ine wichtige Gtellung, wo-
durch daS ganze Gefecht für die Preutzen
nerloren ging. Drr König beschted ihn voi
stch, kanzelt« ihn bevb ab und küwbigte ihm
zum Schluß an, daß «r nicht länger in der
Armee bleiben könne. „J-eige OffizierS kann
ich nicht brauchen", sagt« «r.
Der Gescholtene fawd in d«r Verzweiflung
bi« Frechheit, zu erwidern: „Halten zu Gna-
den, Majestät sind bei Mollwitz auch aus-
gekniffen."
Der König stutzte, unb sein« blau«n Aug«n
umflorten stch auf «tne kl«tn« W«ile. Dann
aber blitzten si« um so h«ller auf. Er trat dtcht
vor den Offizier hin, packte ihn bet «in«m
Knopf seiner Uniform und sagte, tndem er
ihn sacht« hin und her schttttelte: „Jch will
dtr ein GeheimniS verraten, Kunkwitz. Man
braucht nicht immer Mut zu haben. Man hat
auch ein Recht auf Angst, -enn si« ist «in
m«nschlich«S Erbteil wi« di« Günbe. Aber
wenn'S drauf ankommt, darf man ntcht
feig scin. Bei Mollwttz kam's ntcht draus an,
batz tch mutig war. »Z«weiS! wlr haven bi«
Schlacht boch gewonnen. Bei dir aber —
heutel kam'» drauf an. BeweiS: wtr haven
durch dich das Gef«cht nerloren."
Er trat »urück, sah zur Erbe und stochert«
mtt dem Degen tn d«n Steinen, dt« 'ba lag«n.
„Weil du ab«r", fuhr er dann mit gescnk-
t«r Gtimme fort, „jetzt eben, wo es drauf an-
kam, ob du 'bleiben oder gehen solltest, den
Mut gehabt hast, mir daS zu sagen, sollst bu
bleiben."
Er grüßt« kurz tn dte Rund« und «nt-
fernt« sich. —
Der Kunkwttz zetchnet« fich in der Folg«
ntcht weiter auS, wenn auch k«tn« Klag«n
mehr über thn kamen. Aber d«r Köntg be-
hielt etne merkwürdig« Gchwäche für ihn, zog
thn auch nach dem Krieg tn sein« Nähe und
lt«ß ihm öfterS Gnadenbeweise zut«il w«r-
den. Der, wetl er im Grunde überhaupt ntcht
viel taugte, macht« stch die köntgliche Huld in
übler Weis« zunutze, machte Gchulben, di« ber
König mehrfach bezahlte, und zettelt« zumal
allerlet bös« Weibergeschichten an. Al» «r
schl'tetzlich «tn anständigeS Mädchen verführt
«nd im Gttch gelaffen hatte, darüber in ein«n
llilder des lages
AuS etnem Wettbewerb zur Umgestaltung beS Parifer FlughafenS Le Bourget tst bieseS
Mobell angenommen worden, das zur Ausstellung im Jahre 1937 ausgeführt setn soll.
Jn der Nähe von SerriereS tn Gavoyen eretgnete stch kürzltch ein schwerer Erdrutsch, der in
einem Tetl bes Dorfes großen Schaden anrtchtete.
„VMMmelnskllllst"
«Itt»-ch, d», U. 0-°».» t««
Ehrenhand«! geri«t unb stch auch darin nicht
wt« «in Edelmann betrug, wurde er abermals
vor den König gerufen.
„Mensch", fuhr der ihn an, „was führst du
für «tn unanstänöiges Leben?"
„Man kann nicht immer anstän-dig seiu.
Majestat", erwröerte ber Kunkwitz.
„So, kann man nicht? Wieso kann man
nicht?"
Der Kunkwitz erinnerte sich des Erfolges
seiner früheren Frechheit und beschloß, noch
«inmal alles auf dieselbe Karte zu setzen.
„Halten zu Gnaden", sagte er, „Majestät
haben auch einmal einem anständigcn Mäd-
Hen gegenüber nicht anständig gehandelt. Di«
Doris Ritter aus Potsdam-"
„Halt's Maul!" donnerte ihn ba der Kögrig
an. Er machte einen Gang durch Zimmer. ÄlS
«r darauf von neuem vor dem Kunkwitz Halt
machte, war er schon wieder vollkommen ruhig
geworden.
Er faßte ihn nicht an, sonbern legt« di«
Hänbe aus bem Rücken zusammen. Aber bi«
blauen Augen leuchteten in hartem Glanz,
als er sagte: „Jch will dir noch einmal «in
Geheimnis anvertrauen. Mit der Anständig-
keit ist es gerade umgekehrt wie mit dem
Mute. Man muß immer anständig sein. Nur
hier und da im Leben gibt es Augenblick«,
wo es Pflicht ist, stch über den Anstand hin-
weg zu setzen. Das Mädchen, von dem du
sprichst, hcrbe ich meinem Vater, meiner
Krone, meinem Lawd« geopfert. Hätte ich es
nicht getan, dann stünde ich nicht hier und
wäre nicht dein König. Weil ich es aber bin,
darum sage ich dir: Geh' und komm' mir nicht
mehr vor die Aug-en! Du bist unanstäwdig,
weil es dir Spaß macht. Mir —" uwd di«
Gtimme sank ihm jäh — „mir hat es keinen
Spatz gemacht, damals!"
Gprach's und drehte ihm ben Rücken. Hat
stch auch nie wieöer im kleinsten um ihn ge«
kümmert.
Die LebkllMMide
Von Dr. Hugo Elbertzhagen
Der «tnund-reißigjährige Goethe schrieb
vo» Wetmar aus an Lavater, daß «r di« Py-
ramtd« s«ines Lebcns so hoch alS möglich in
dt« Lnft zu spitzen bestrebt sei und daß «r dt«-
feS Gtreben, da bie Basis dieses BaueS thm
„angegeben unö gegrüwdet" sei, kaum je außer
Acht laff«,' man foll« «inst wenigstens von thm
fag«n, datz der Bau kühn «ntworfen sei, uwb
«r hoffe, daß se-ine Kräft« bis hinauf reichen
wüvb«n.
Ttn« solche Lebenspyramid« zu errichten,
sollten wtr uns alle angelegen s«in laffen.
Der Grund ltegt in uns, sofern wir nur, nach
etn«m anderen Goetheschen Wort, „unsere
Eigenschaften, nicht unsere Eigenheiten kulti-
vieren" möchtcn. Also genau sich prüfen,
welches wirklich unsere Eigenschaften sind,
welcher Kern wirklich in unserm Jnnern v«r-
borgen ist, der zur edlen Blüte und Frucht
gsöeihen kann. Dann gilt es weiterzubauen,
Stein auf Stein zusammenzutragen, stündlich
und täglich, alle Lebensjahre hindurch bis
ans Ende. Dies« Bausteine müssen aneinawder
passen, sich ineinander fügen, und «s muß je-
der hervorst-ehewde Teil jeöes Steins vorher
hübsch sorgsältig abgemeißelt werden, ehe
Stein an Stein g-elegt wivö, denn sonst wer-
den öi« Fugen nicht dicht und lassen unreine
Einflüsse hinein, die den ganzen Bau stören,
ja sprengen können, so daß -ieser nicht bis
hinauf zur höchsten Spitze ausg-eführt wevden
kann.
Mit der Errichtung bieser Lebenspyramtd«
können wtr j«d«n Aug«nblick anfang«»,
niemals ist es bamit zu spät. Je frtther wir
es natürlich tun, umso besser ist es, um so
höher hinauf kann der Bau geführt wevden.
Darum trachtet unsere Jugend danach, bald
damit zu beginnen. Jn ihr liegen ja vor
allem die Keime zum Großen, Gdlen und
Guten, ste kann noch am kräftigsten an d«n
Steinen meiß-eln, sie hat noch di« Kraft, mit
Anspannung aller Kräfte selbst die schwersten
un-d besten Steine herbeizuschafsen, um sie bem
Bau einzufügen. Jst aber der Grund gelegt,
dann gilt es, nicht zu säumen, nicht inne-
zuhalten, denn sonst können äußere Einflüffe
an dem schon Zusammengetragenen sich gel-
tend machen, die zerstör-end wirken, und eS
muß schon Vorhandenes, vielleicht mit großer
innerer und äußerer Mühe wiederhergestellt
werden, um erst dann weiter bauen zu kön-
nen. Niemand weiß, wie lange «r leben wtvd:
es kann ja sein, daß bald, früher oder später,
di« Parze den Lebenssaden durchschneidei.
Dann bliebe ja ber ganze Bau unvollewd«t.
bliebe stumpf, würde nicht bis zur Spitze
hinaufgeführt.
Wir brauchen solche Lebenspyramiden jetzt
mehr als je. Denn unsere jehige Zeij for-
dert gebieterisch unausges-etztes Ärbeiten an
stch selbst von jsdem einzelnen. Bis in di«
Wolken hinauf, immer näher zum Himmel
hinan gilt es zu bauen. Dann werden tüch-
tige Menschen erstehen, deren Lebenspyrami-
den den Stürmen uwd Unwettern trotzen, die
uns bedrohen und weiter bedrohen werden.
I« gegründeter der BauMst, um so mehr wird
«r zusammenhalten!
Unterlisltunx
Swd md zil Stm/El» MWr W m WMMm
Bkdrohte Bamerte darch InjeWil erhaltm — Meheilerregende ErfliidW der 3Wniem Sr. 3o«fte»
Berlin, 21. Januar.
Der deutsche Bergbau-Jngenieur Dr. Joosten hat
nach jahrelangen Versuchen eine aufsehenerregend«
Entdeckung gemacht. Es gelang ihm, ein Verfahren
zu finden, das für das gcsamte Bauwesen von höch«
ster Bedeutung ist. Mit Hilfe einer chemischen ,,2n«
jektion" wird sandiger Boden derart gefestigt, das;
Man gefahrlos Eroschauten darauf errichten kann.
Darüber hinaus ist es durch dieses Verfahren aber
auch möglich, bedeutende und historisch wertvolle
Vauwerke zu erhalten.
Land, Gand, GauSI Di« Tiefbauing«ni«ur«
stch«n mit sorgenvoll«n Mi«n«n an der Bau-
grube, aus ber di« Arbeiter nichtS als Sand
und wieder Sand schaufeln. Und wi« sehr Lit
Jngenieure auch mit langen Sonden seit-
wärts in Lie Grubenwand oder in bie Tiefe
stohen — nirgends tresfen ste auf Wtderstand.
Kein Felsuntergrund, kein Schiefer od«r Ton,
auf bem das zukünftig« Bauwerk «inen festen
Untergrund finden könnte. Jahrhundert« alt
sind biese Klagen der Bauleute schon, di« auf
sandigem Boden Großstädt« erbauten. Man
rammte Pfähl«, stampfte Beton in große Tie-
fen uwd präparierte so wochenlang den Unter-
grund, bis man endlich an die Ausführung
deS Bauwerkes gehen konnte. Und «in paar
Jahrzehnte spätcr stand man vielleicht wieder
vor öem Gebäube. Risse klafften im Gemöuer,
gefährliche Wunden, die vom Dachgeschotz bis
in den Keller reichten. Der BaugrunL hat sich
gesenkt, eifl schwieriges Flickwerk muß begin-
nen. Jn Norböeutschland singt man überall
das Lied von der märkischen Heide und denkt
nicht daran, welche Schwierigkeiten dieser
märkische Sand allen Bauvorhaben bereitet
hat, welch enorme Geldmittel aufgewendet
werden mußten, bis ein Neubau schlüsselfertig
dem Auftraggeber übergeben werden konnte,
bis es möglich war, öaß durch die kilometer-
langen Tunnels die Berliner Untergrund-
bahn raste.
D«utscher Erfinb«rg«tst ist «S nun
wieder einmal ge-wesen, ber g«rad«zu «in« Re-
volntion im Banwesen herbeigeführt hat. Nach
jahrelangen Versuchen hat der B«rgbau--Jn-
genieur Dr. Joosten auS seinen Erfahrnn-
g«n tm Bergbau heraus «in neueS Ban-
«l«m«nt entd«ckt unb «ntwick«lt, durch -aS
b«r Sand, o'hne das man thn berührt oder
thn sonst tn seiner Gtrucktur und Sagerung
verSNdert, durch Einspritzung vo»
Th«mtkalt«n verfesttgt wird. Dt« »ahl-
reichen Versuche, die tn letzter Zeit im An-
und Ausland mit bieser Erfindung angestellt
wuÄen, haben sich so glänzend bewährt, baß
nun daS Verfahren überall dort angewendet
wivb, wo auf Fließ- oder Schiefersand gebaut
werden muß.
Geimpster Siein gibi Stcherliett
„Der Grad öer Berfestigung hängt von der
KSrnung und Reinhett des Sandes ab", «r-
zählt unS Dr. ing. c, h. Mast Berltn, der be-
kannt« deutsche Tiefbausachverständige, „die
Verhärtung, di« sofort nach der Einspritzung
«rfolgt, ist aber sowohl bei feineren wie gröbe-
ren Ganden und Kiesen so stark, daß man
ruhig von künstlichem Sanbstein spre-
chen kann, den man durch die Durchtränkung
der Gandmaffe augenblicklich «rreicht. Wir
haben dieses WUndermittel bereits in allen
Bau-sparten mit größtem Erfolg angewendet,
konnt«n damit den gefürchteten Durchbruch
beS Grundwaffers in Bergwerken verhindern,
stch«rt«n damit große Etsenbahnbrücken, Was-
serwerk« und Staudämme. Sehr wertvoll «r-
wteS sich auch das Verfahren, wo es sich um
Bekbefferung des Baugrundes bei bereits be-
stehenben Bauwerken handelte, bie aufgestockt
werben mußten, wie «s z. B. beim Postneu-
bau in Königsberg und anderen Groß'bauten
ber Fall war." Da das Berfahren auch gegen
Gänr«angriffe immnn ist, ermöglich'-n
bie Einspritzungen die Wieöerherstellung von
Bauwerken, -ie durch Säuren angegriffen
waren. I«, fogar Beton-Fundamente, deren
VerfallSerscheinungen schon sehr weit fork-
g«-schrttt«n waren, gesunbeten wieder nach die-
ser „ärztlichen" Behandlung. Die interessan-
teste Verwendung aber betrifft die Sicherung
von Bauwerken, die auf Sand ruhen, bei-
spielsweise bei der Eisenbahnbrücke über dem
Hmmboldthafen in Berlin und der Rhein-
brücke Mannhetm-LudwigS'hafen. Auch bei
dem Bau der Nordsüd-S-Bahn in Berlin
spielt das neue Verfestigungsverfahren eine
große Rolle.
Die „erettete DomktrÄe
Auch im Ausland hat di« deutsche Erftn-
dung 'bereits ihren Siegeszug angetreten.
Ueberall, wo man es mit schlechtem Baugrund
zu tun hat, sind die „Sanddoktoren" mit ihrcn
Jnsektionen an der Arbeit, in Schweben und
Norwegen, Aegypten und Amerika bei Damm-
bauten und Wafferwerken, in London und
Paris bei den neuen Tunnelbauten für die
Untergrundbahn. Ganz verschiedenartig sind
die AnwendungSmöglichkeiten bieses Festi-
gungsmittels. So wurde in der Gemeinde
Muri bei Bern eine gebrochene Betonrohrlei-
tung wieb«r zusamm«ngekittet, tn ber Tsche-
chei wurd« das Flutzbett der Becvou gedichtel,
die Domktrche in Rib« (Jütland) konnte dem
Verfall «ntriffen werben, bi« Ufermauer tn
Calais hält nun wieder den anstürmenden
Wog«n stanb und -aS Monument „Queen
Anne's Alcove" im Kenstngton Gardens in
London braucht nicht mehr abgerisscn zu wer-
den, — und all diese Erhaltung von bedeu-
tenden Bauwerken der Vergangenheit ist mbg-
lich durch «tn einfaches Jnfektionsmittel, des-
sen Geheimnis der beutsche Bergwerksinge-
nieur Joosten streng wahrt.
Man darf stch dabet natürlich kein« Jn-
t«ktionsspritze vorstell«», wi« st« der Arzt
handhabt,' es stnü Rohre, >bi« oft biS zu dreihig
Meter tief in d«n Sanb getrie'ben werden, di«
in Abständen von rund «inem halben Meter
bi« chemikalische Flüssigkeit kübikmeterweis«
dem Sand einflötzen. Das Berfahren ist zwar
kostspielig, aber waS bebeutet baS angestchtS
bes unschätzbaren VorteilS, datz grotze volkS-
wtrtschaftliche Werte auf lawge Gtcht htnaus
«rhalten bleiben und die öffentliche Sicherheit
gesteig«rt werden kann.
„Änf flüchtigen Sand habt ihr gebautl" —
dt« Ari« aus Rigoletto wivü im JaHr« 19S6
wiüerlegtl
Der grotze llnlersW
Sklrre von Otlo Anihes
ym Gievenjährigen Krieg räumte «in Offi-
zier Friedrich», der schon mehrfach «in«n wan-
kenben Mut gezeigt hatte, vorz«tttg und Phn«
bringende Not «ine wichtige Gtellung, wo-
durch daS ganze Gefecht für die Preutzen
nerloren ging. Drr König beschted ihn voi
stch, kanzelt« ihn bevb ab und küwbigte ihm
zum Schluß an, daß «r nicht länger in der
Armee bleiben könne. „J-eige OffizierS kann
ich nicht brauchen", sagt« «r.
Der Gescholtene fawd in d«r Verzweiflung
bi« Frechheit, zu erwidern: „Halten zu Gna-
den, Majestät sind bei Mollwitz auch aus-
gekniffen."
Der König stutzte, unb sein« blau«n Aug«n
umflorten stch auf «tne kl«tn« W«ile. Dann
aber blitzten si« um so h«ller auf. Er trat dtcht
vor den Offizier hin, packte ihn bet «in«m
Knopf seiner Uniform und sagte, tndem er
ihn sacht« hin und her schttttelte: „Jch will
dtr ein GeheimniS verraten, Kunkwitz. Man
braucht nicht immer Mut zu haben. Man hat
auch ein Recht auf Angst, -enn si« ist «in
m«nschlich«S Erbteil wi« di« Günbe. Aber
wenn'S drauf ankommt, darf man ntcht
feig scin. Bei Mollwttz kam's ntcht draus an,
batz tch mutig war. »Z«weiS! wlr haven bi«
Schlacht boch gewonnen. Bei dir aber —
heutel kam'» drauf an. BeweiS: wtr haven
durch dich das Gef«cht nerloren."
Er trat »urück, sah zur Erbe und stochert«
mtt dem Degen tn d«n Steinen, dt« 'ba lag«n.
„Weil du ab«r", fuhr er dann mit gescnk-
t«r Gtimme fort, „jetzt eben, wo es drauf an-
kam, ob du 'bleiben oder gehen solltest, den
Mut gehabt hast, mir daS zu sagen, sollst bu
bleiben."
Er grüßt« kurz tn dte Rund« und «nt-
fernt« sich. —
Der Kunkwttz zetchnet« fich in der Folg«
ntcht weiter auS, wenn auch k«tn« Klag«n
mehr über thn kamen. Aber d«r Köntg be-
hielt etne merkwürdig« Gchwäche für ihn, zog
thn auch nach dem Krieg tn sein« Nähe und
lt«ß ihm öfterS Gnadenbeweise zut«il w«r-
den. Der, wetl er im Grunde überhaupt ntcht
viel taugte, macht« stch die köntgliche Huld in
übler Weis« zunutze, machte Gchulben, di« ber
König mehrfach bezahlte, und zettelt« zumal
allerlet bös« Weibergeschichten an. Al» «r
schl'tetzlich «tn anständigeS Mädchen verführt
«nd im Gttch gelaffen hatte, darüber in ein«n
llilder des lages
AuS etnem Wettbewerb zur Umgestaltung beS Parifer FlughafenS Le Bourget tst bieseS
Mobell angenommen worden, das zur Ausstellung im Jahre 1937 ausgeführt setn soll.
Jn der Nähe von SerriereS tn Gavoyen eretgnete stch kürzltch ein schwerer Erdrutsch, der in
einem Tetl bes Dorfes großen Schaden anrtchtete.
„VMMmelnskllllst"
«Itt»-ch, d», U. 0-°».» t««
Ehrenhand«! geri«t unb stch auch darin nicht
wt« «in Edelmann betrug, wurde er abermals
vor den König gerufen.
„Mensch", fuhr der ihn an, „was führst du
für «tn unanstänöiges Leben?"
„Man kann nicht immer anstän-dig seiu.
Majestat", erwröerte ber Kunkwitz.
„So, kann man nicht? Wieso kann man
nicht?"
Der Kunkwitz erinnerte sich des Erfolges
seiner früheren Frechheit und beschloß, noch
«inmal alles auf dieselbe Karte zu setzen.
„Halten zu Gnaden", sagte er, „Majestät
haben auch einmal einem anständigcn Mäd-
Hen gegenüber nicht anständig gehandelt. Di«
Doris Ritter aus Potsdam-"
„Halt's Maul!" donnerte ihn ba der Kögrig
an. Er machte einen Gang durch Zimmer. ÄlS
«r darauf von neuem vor dem Kunkwitz Halt
machte, war er schon wieder vollkommen ruhig
geworden.
Er faßte ihn nicht an, sonbern legt« di«
Hänbe aus bem Rücken zusammen. Aber bi«
blauen Augen leuchteten in hartem Glanz,
als er sagte: „Jch will dir noch einmal «in
Geheimnis anvertrauen. Mit der Anständig-
keit ist es gerade umgekehrt wie mit dem
Mute. Man muß immer anständig sein. Nur
hier und da im Leben gibt es Augenblick«,
wo es Pflicht ist, stch über den Anstand hin-
weg zu setzen. Das Mädchen, von dem du
sprichst, hcrbe ich meinem Vater, meiner
Krone, meinem Lawd« geopfert. Hätte ich es
nicht getan, dann stünde ich nicht hier und
wäre nicht dein König. Weil ich es aber bin,
darum sage ich dir: Geh' und komm' mir nicht
mehr vor die Aug-en! Du bist unanstäwdig,
weil es dir Spaß macht. Mir —" uwd di«
Gtimme sank ihm jäh — „mir hat es keinen
Spatz gemacht, damals!"
Gprach's und drehte ihm ben Rücken. Hat
stch auch nie wieöer im kleinsten um ihn ge«
kümmert.
Die LebkllMMide
Von Dr. Hugo Elbertzhagen
Der «tnund-reißigjährige Goethe schrieb
vo» Wetmar aus an Lavater, daß «r di« Py-
ramtd« s«ines Lebcns so hoch alS möglich in
dt« Lnft zu spitzen bestrebt sei und daß «r dt«-
feS Gtreben, da bie Basis dieses BaueS thm
„angegeben unö gegrüwdet" sei, kaum je außer
Acht laff«,' man foll« «inst wenigstens von thm
fag«n, datz der Bau kühn «ntworfen sei, uwb
«r hoffe, daß se-ine Kräft« bis hinauf reichen
wüvb«n.
Ttn« solche Lebenspyramid« zu errichten,
sollten wtr uns alle angelegen s«in laffen.
Der Grund ltegt in uns, sofern wir nur, nach
etn«m anderen Goetheschen Wort, „unsere
Eigenschaften, nicht unsere Eigenheiten kulti-
vieren" möchtcn. Also genau sich prüfen,
welches wirklich unsere Eigenschaften sind,
welcher Kern wirklich in unserm Jnnern v«r-
borgen ist, der zur edlen Blüte und Frucht
gsöeihen kann. Dann gilt es weiterzubauen,
Stein auf Stein zusammenzutragen, stündlich
und täglich, alle Lebensjahre hindurch bis
ans Ende. Dies« Bausteine müssen aneinawder
passen, sich ineinander fügen, und «s muß je-
der hervorst-ehewde Teil jeöes Steins vorher
hübsch sorgsältig abgemeißelt werden, ehe
Stein an Stein g-elegt wivö, denn sonst wer-
den öi« Fugen nicht dicht und lassen unreine
Einflüsse hinein, die den ganzen Bau stören,
ja sprengen können, so daß -ieser nicht bis
hinauf zur höchsten Spitze ausg-eführt wevden
kann.
Mit der Errichtung bieser Lebenspyramtd«
können wtr j«d«n Aug«nblick anfang«»,
niemals ist es bamit zu spät. Je frtther wir
es natürlich tun, umso besser ist es, um so
höher hinauf kann der Bau geführt wevden.
Darum trachtet unsere Jugend danach, bald
damit zu beginnen. Jn ihr liegen ja vor
allem die Keime zum Großen, Gdlen und
Guten, ste kann noch am kräftigsten an d«n
Steinen meiß-eln, sie hat noch di« Kraft, mit
Anspannung aller Kräfte selbst die schwersten
un-d besten Steine herbeizuschafsen, um sie bem
Bau einzufügen. Jst aber der Grund gelegt,
dann gilt es, nicht zu säumen, nicht inne-
zuhalten, denn sonst können äußere Einflüffe
an dem schon Zusammengetragenen sich gel-
tend machen, die zerstör-end wirken, und eS
muß schon Vorhandenes, vielleicht mit großer
innerer und äußerer Mühe wiederhergestellt
werden, um erst dann weiter bauen zu kön-
nen. Niemand weiß, wie lange «r leben wtvd:
es kann ja sein, daß bald, früher oder später,
di« Parze den Lebenssaden durchschneidei.
Dann bliebe ja ber ganze Bau unvollewd«t.
bliebe stumpf, würde nicht bis zur Spitze
hinaufgeführt.
Wir brauchen solche Lebenspyramiden jetzt
mehr als je. Denn unsere jehige Zeij for-
dert gebieterisch unausges-etztes Ärbeiten an
stch selbst von jsdem einzelnen. Bis in di«
Wolken hinauf, immer näher zum Himmel
hinan gilt es zu bauen. Dann werden tüch-
tige Menschen erstehen, deren Lebenspyrami-
den den Stürmen uwd Unwettern trotzen, die
uns bedrohen und weiter bedrohen werden.
I« gegründeter der BauMst, um so mehr wird
«r zusammenhalten!