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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 111 - Nr. 120 (13. Mai - 24. Mai)
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„Volkszeitung"
2. Blatt. - Montag, 22. Mai 1922.

darf man sus diesem Vorgang werter keine Schlüsse ziehen als
höchstens die gleiche«, Vie MM einst Wohl zog, als Wacker seinen
Freund Dr. Schäfer zum erstenmal vom StaM ließ . . . Was
sonst noch in Vieser Debatte schölte, ist rein politisch gesehen nicht
sonderlich bemerkenswert: den« Vie Anderen Dinge stehe« irgend-
wie fest oder sind voch im Werden. Daß Ms Schulgesetz noch
lange aus sich warte« läßt, ist bedauerlich. Man könnt« im Un-

2240 Hektar Knltlirverbessevuugsn vor-geMM-men worden; in der
Ausführung seien begriffen 6400 Hektar. FeWbereinigungen seien
bei 1000 Hektar zu verzeichnen, in der Ausführung begriffen 2860
Hektar, zusammen eine Fläche von 12 500 Hektar. Das Landgrä-
bengebiet sei in einigen Monaten fertig. In Bayern habe inan
solche Gebiete enteignet; in Baden aber gehöre jeder Streifen Lan-
des einem anderen Besitzer, Vas erhöhe Vie Schwierigkeiten. Di«

4

be

— Me beherrscht Vie

sktnsst;
Pferde

vom Teufel Alkohol. Der ist an allem schuld! An der schiefen
Ebene des Proletariers, an den Prügeln, die Frau Martha bei-
nahe von ihrem schnapsdurstigen Michail« erhält, an den häus-
lichen Streitigkeiten und Roheiten und Geifereien, au all dem
Elend dieses düsteren Milieus. Und doch so zeigt es Tolstoi —
steckt selbst in diese» rohen Naturen etwas wie Meufchengttte, hel-
fende, verstehende, verzeihende. Auch hier wiederum eine gut vor-
bereitete Darstellung unter Paul Petersz Führung. Lothar
Rewalt versteht sich aus das Typische sogenannter.„Halbstarker",
in seinem Wanderburschen wußte er gut den etwas aufgeklärten
Proleten und angehenden Gauner zu unterstreichen. Ganz in das-
Milieu russischer Dumpfheit eingestellt war G. R. Zw tllinger
(Michajka) und Siesel Schott (Marja), wie auch Clarissa M «ri-
tz o s (Akulina) und Braun, Kastne r und Härtling in den
kleineren Rollen Gutes boten.
Der Schlußakt des östlichen Abends wurde mit Tschechows
„Heiratsanttag" bestritten. Ein« Groteske für drei Personen, von
Paul Petersz in ein Tempo gefaßt, das schier über das musi-
kalische Prestisstms noch hinausgeht. Nicht zum Schaden dieser
kleinen Verrücktheit, in der drei Menschen in unwiderstehlicher
Komik aneinander vorbetschwatzen, aufeinander schreien, brüllen
und schlagen. Eine Satire auf bornierte Rechthaberei, die aller-
dings nicht nur eine russische Charaktereigenschaft ist. In dieser
Zuugenakrobatik fühlte sich Pni:l Joachim Schneider ganz zu
Hause, es war erstaunlich, tote dieser Darsteller Mtnenspiel, Be-
wegung und Sprechantsmns zu einer Virtuosität steigerte, so daß
an ihm alles zitierte, wackelte, bebte, als habe er eine elektrische
Ladung im Leibe. Ihm sekundierten mit ebenfalls unheimlicher
Zungsnsertigkeit Siesel Marlow und Heinz Rudorf.
Kranz Mäding.

terrichtSmtntsterium ei« etwas rascheres Tempo anschla-
«en; freilich darf n«m auch sagen, vatz dies nicht möglich ist, wenn
nicht Mch für die nötigen Kräfte gesorgt wird. Wir möchten ins-
besondere mit aller Eindringlichkeit 'darauf Hinweisen, datz endlich
eimnal die Stelle Rödels wirklich besetzt wird, und wem» es auf
dem bisherigen Wege nicht gehen sollte, dann WW> Man SÄ gutem
Willen auch andere Weg« finden; wir schon nicht ein, warum es
nicht möglich sein sollte, Mr irgend einen ANfgabenkrets gegebenen-
falls auch einen tüchtigen VolksschMchrer direkt hermrzuzichen,
woihet Wer di« bürokratischen Tonnen des »Aufstiegs" noch zu
reden wäre. Auf jeden Fall acht SS nicht, vast Vie schon überbür-
deten Beamten dadurch noch weiter überbürdet werden und drin-
gende Schulreformen liegen bleiben. Hoffentlich gelingt es auch,
di« Wünsche der Lehrerschaft, die durchaus berechtigt genannt wer-
den können, zu verwirklichen. Es ist erfreulich, vatz der Landtag
hier den guten Willen zeigte, der Regierung den Weg zu erleich-
tern. Die Frage der Lehrerbildung wurde 'besonders ein-
gehend behandelt. Wir sehen mit Spannung der Vortage der Re-
gierung entgegen und Werder» dann darüber näher berichten. Im
allgemeinen darf man abschliessend bemerken, daß das Ministerium
Hummel wiederum gut avgeschnitten Wt. Die Taktik, die der Herr
Minister des Unterrichts einzufchlagen pflegt, bst sicherlich keine all-
zu stürmische; das würde auch der« Temperament seiner Räte nicht
entsprechen. Koalitionspolitik zu betreiben ist ja überhaupt nicht
der Vergnügen größtes, und man darf schon sagen, daß der Herr
Minister es versteht, di« Wippen mit oft reichlicher Geduld zu um-
schiffen; eine gewisse Vorsicht, die ja die Mutter des Porzellanhan-
dels auch mit politischem Geschirr sein soll, bewahrt vor unlieb-
samen Ueberraschungen, freilich auch vor Fortschritte»» — aber da
cs eine Fortschrittliche Volksparlei nicht mehr gibt, so wird Herr
Minister Summet Wohl recht haben, wenn er das Tempo der bad.
Schulreform nicht überhastet. Wir sind ja auch in den letzten Jah-
ren geduldiger geworden und sehen durchaus ein, daß das, was
Häuschen nicht tat, Mr Hans viel schwerer geworden ist. Solche
allgemeine Weisheiten pflegt mau auch den „Wiederantrttt ge-
ordneter Verhättnisse und Abflauen revolutionärer Entartung" zu
nennen. Daß es außerdem eine Beerdigung zweiter Klasse ist, ist
betrübend wir jeder Trauerfall. . . .

»..../Des indischen
Vuhuenspiel „Das

„Das Postamt"
«item schuld" von

Wie die
r Zeitung" mitte-itt, kehrt ei« großer Teil der.laut Frie-
an di« Entente gelieferte» Pferde «ach einigen Wo-
o'.d-rankreicv Belgien wieder nach Deutschland zu-
ifter'or feie» einwandfrei wtederMerkeune», da sie den
Wochen bei wnsn angebrachts» Brand trage». Nnr
ziernugszeichsu ist in der WMe «beseitigt worden, vatz
NM an Vieser Stelle--einen völlig von den Haaren ve-

Kleine Nachrichten»
Teures Wiedersehen mit den Repamtionspferdru.
deusvcrtrag
ch

Badische Politik.
Schulpolitische Umschau.
Heidelberg, den 20. Mai 1922.
Die Schulde^attr im badischen Landtag hat wite-
un einen bestimmten Ueberblick und Einblick gegeben in die
voiitbsch«, Verhältnisse, Absichten und Ziele, wie sie auf Grund »er
^gemeinen politischen Lage für Baden in Betracht kommen; Man
wird von einer Schuldebatte im Landtag nicht verlangen können,
Ai sie im Sinne fachmännischer Erörterung in einem tieferen
^i-nne Stellung nimmt zu pädagogischen Zettfragen und Streit-
tragen. Uber „mir wird verlangen dürfen, daß die Ausführungen
mr einzelnen Redner getragen sind von einem Interesse an der
Volksbildung, das sich nicht Vari» erschöpft in billigen allgemeinen
Wendungen Dinge zu sagen, die schließlich jeder unterschreiben
wnu, sondern vatz sie ein klares und bestimmtes Bild dessen geben,
was «uw wirklich gewollt wird und was deshalb auch Wirklich-
ü>t werden kann. Außerdem wird man besonders erwarten dür-
wn, ein« ebenso klare Stellungnahme in bestimmten schulvoliti-
'wen Fragen. Das alles hat, mit gewissen Einschränkungen na-
üirljch, die vergangene Debatte gebracht. Es ergab sich ein zieni-
üch klares Bild der Sachlage nach den verschiedensten Seiten hin;
Geister fließen gegeneinander, mußten Farbe bekennen und
wunten ihre Trümpfe ausspielen. Das geschah zuweilen vorsichtig,
»uweUett derb, je nach der parteipolitischen Einstellung. Die Hoch-
whglfragen wurde« durch den Fall Below in ein beson-
klares Licht gerückt. Hier war es besonders der Abg. Ma-
^'n m, der in ausgezeichneten Ausführungen, mit ehrlich« Klar-
h->t und wirkungsvollem Temperament die Dinge SÄ dem Namen
"auute, der ihnen gebührte. Wir hatten zufällig Gelegenheit, ge-
^Äe djxsp Ausführungen zu hören und können deshalb feststellen,
der Eindruck der Rede des Abg. Maruur auf allen Setten ein
Parker war. Und das war nötig; denn die Haltung des Miuiste-
küims j» dieser Frage, so sehr sie den Anspruch erheben darf, for-
mal korrekt zu sein, hat uns nicht befriedigen können; hier hätte
wur wohl zum Ausdruck kommen dürfen, daß wir in einer Repu-
-"k uns endlich einmal derartige Anmaßungen so charakterloser
-teaktionäre wie des Herrn Prof. v. Below ganz energisch verbit-
Und wir möchten insbesondere die Aufmerksamkeit des Un-
wMchksmtnisteriums auf d e n Teil der Marumschen Rede lenken,
dem «davon gesprochen wird, Vatz Vie sogenannte „Gelvstverwal-
"Mg der Universitäten ihre Grenze hat — nämlich dort, wo die
hechte kus Staates beginnen, der sich eigentlich zu gute dünken
Witte, »ur der Geldgeber zu sein. Denn es kann der Republik
mcht gleichgültig sein, in welchem Geiste ihr Führernachwuchs er«
»ögeu wird. — Auch die Debatte über die M it telschule» (Hö-
mre Lehmustalten) gab zu einigen Erörterungen Anlaß; namentlich
^sofern, als die neue Schusart, die Aufhauschule, hier zur
Debatte stand. Das Zentrum erwies sich als getreuer Lob-
tkoiier des Gymnasiums, dessen Vorzüge offenbar in den
wer maßgebenden Pfarrerkreisen gewaltig überschätzt werde»,
und wen» der Abg. Rüger gemeint hat, Vas Gymnasium führe in
, ^ Dtefe der antiken Dichtung und Philosophie ein, so hat er ent-
''«er ehrst sehr viel Glück gshabt, «der er hat ein schlechtes Ge-
n Ast'Äst fiihrt Aas Gymnastunt nur in die lateinische und
8N«echUche Grammatik ein und mißbraucht dazu Ate Werke der gro-
Denker und Dichter des Altertums und die Nerve» unserer
zagend. So wenigstens tauten fast alle UrteAe, Vie man in ent-
wvecheirden Sammlungen lesen kann«. Aber abgesehen von diesem
«ureit: es ist auch eine evtl. Vorzüglichkeit «des Gymuaflums noch
äuge kein Einwand gegen eine neue Form der Bildung, wie sie
mute in den Aufbauschulen erstrebt wird. Aber gerade in diese»
-mstgen zeigt sich der im Grunde reaktionäre Charakter des Zen-
rums, das aus klar vor Augen liegenden Gründen jeder neuen
üduugsbesveglmg feindlich gegsnübersteht — sofern sie «licht im
schatte» der Kirche entsteht. Den Hauptteil der Ausführungen
naturgemäß die Volksschule in Anspruch, und hier «war
rs iUtereffank, zu sehen, daß Aas Zentrum kurz vor Toresschluß
versucht«, eine Lanze Mr di« Bekenntnis schule zu brechen.
Zentrmnsautrag war der erste Fühler auf dem Wege zur kon-
I.uwnelle» Spaltung des Bildungswesrus, jenes Zieles, 'das auch
Mr das badische Zentrum besteht, wenn auch vorerst nach verMei-
eri uns hinausgerückl. Die Tatsache, daß die anderen Parteien
»ch zisMNch stark für die Erhaltung der Simultanschule
«»»sprachen, zwingt gewiß das Zeutrunl zur Vorsicht; aber man
wird die andere Tatsache nicht übersehen dürfen, daß die llnter-
» , Volksschule unter die Kirche auch in anderen Parteien,
" Deutschnatiorialeit und im Lairvvnu-d, Freunde besitzt.
sind angesichts des «bevorstehenden neuen Schulgesetzes
a-v M^E^>wr Wichtigkeit, und wenn der Führer des Zentrums,
moser, darauf verzichtet hat, in dieser Sache als Hauptredner
misMtre»en und seinen Adlatus, den Dr. Föhr, lieber vorschickte, so

Stadttheater
Ein östlicher Abend.
von Ravindrauath Tagore, b) „Er ist an
Lev Tolstoi, c) „Ein Heiratsmttrag" von
Anton Tschechow.
Dichterphilosophen Rabindranath Tagores
Postamt" ist ein Gleichnis, ein Märchen, duftig
am» « Zartheit, datz es saft zerbrechlich erscheint wie- ein
u - und dünn geschliffenes Kristallglas. Von ebenso zar-
iu ^ -k?^^«Endeur Klang, Ein Gleichnis, fast ein biblisches
köstlichen Einfachheit, von der Seele des Menschen, mit
Wu r-Jmftchen und Hoffnungen und Erwartungen von« Leben.
^geengt in Ate Widerwärtigkeiten des Alltags, von allzu
bi-mm. t I. Besorgnis eingesperrt in die vier Pfähle des Daseins,
^>r jedem schärferen Lustzug, sich hinaussehnt über die
iun^„ eutzeit, zu kreisen gleich den Sternen im Weltall. Dann
die Menschenseele Künderin, Bote jein und von Haus zu
Wien r,jld Kunde, Botschaft bringen von der ewigen Unend-
Häßlichkeit des großen Alls, von der überwältigende»
.Wett,ü«öpfuug. Doch der Höhenflug einer solchen Men
Vp/ÜEb.ützeitert ehe«: a»r der Erdgebundenhett, an der Enge der
M,,"aliu!tt-, bic- - der Generalarzt „Tod" kommt und die Seele
Ballast befreit, bis sie eingehen kann in das
ktiu!>»^ ^-. i'rw- grenzenlosen Sehnsucht. Wie aus fernen Höhen
ew Uide ^Sphärenmusik ist die Stimmung dieses Bübnensptels,
zu iede Bühne, gerade das Zarte Duftige besonders
l,Mers nut i Baut Petersz fand auch hier' eine gute Lösung,
?on guten Kräften seines Schauspielensembles. Hier
kuau Lob Else Hein», die die ganze kindliche Sebn-
AcUvetät einer jugendliche» Menschenfeete verkörperte.
H artling seinen besorgte,r Onkel Raahav, auch
erk/»».. "o seinen Arzt. Den übrigen Darsteller» sei die An-
S .a ebenfalls nicht versagt. Es seien »och erwähnt P. I.
" (Väterchen), Paul Kastner (Wachmann), Martha
«rau(Sudoa). Heinz Rudorf (DsrfvorstGer), Willy

/ st o - «c- zmeiamg.' ßkomödie ist aus derbem Holz,
m»«*-''V'wwuvauern, ein vagabundierender GrotzstadtarSÄter ruft
' ^"ngriügten Begriffen von Mei» und Dein

Aus den Ausschüssen des Landtags.
Vn. Karlsruhe, den iS. Mat.
Wasser- und Straßenbau
Der Vorar kpiag dieser Behörde wurde am Mittwoch im
HMshaltsausschuß veMteu. Es entstanden bei folgenden Posi-
tionen längere Erörterungen:
W «ass erb auf rag en. Auf soztatdem, AuftMe gab der
Arv eitsuii nister kurze Auskunft über den jüngst durch Ate
Presse gegangenen ArMsi Ars „dienen StuttMrter Dagesblattes"
über Vie Stellung Bavens zum Donau—Mainkanal. Voir der
Neckarkaualisierung wurde kurz erwähnt, das; «drei Kraftwerke auf
württembergifcher und zwei auf badischer Sette gebaut werden;
Unternehmer baue» an den badischen Werten.
Melrorattonen und Kulturnrbeiren
-Hier liegt ein Antrag HttgLe (Dean.) vor, der verlamt:
„Die Aufgaben der LanveskMur ivevdsit von Asm Mufgabeu-
kreis ver Wasser- und StmßeiWauAtrektion abgetrsmA und ent-
weder einer besonderen Behörde mit eiitem in Verwaltung «mA
Landwirtschaft erfahrenen Beamten an der Spitze Übertrags»,
oder aber sie wevden einer bereits bestehenden Zentralbehörde mtt
landwirtschaftlicher Verwaltung angsWodert.
Der Bildungsgang «der bad ÄMturingLuislire ivird so geregelt,
datz sie theoretisch und Praktisch eine spezielle technische und vürwal-
tuMsrechtliche VorbAdung Mr Ais Lösung der Aufgaben «der San-
deskultur erhalten."
Der Antrag wird von demokratischer Seite begründet. — Von
sozialdemokratischer Seite und durch einen Zen-
tr ustrs v ertreter wird Beschlenntgurüg der Kulturarbeit«« in
den verschieden«» Teilen unseres Landes veWangt. Insbesondere
der sozial d emok ra tische Redner geht «des längeren ans Vas
sogen. LMdgvabengMet und Vie WefchNitznisderung ein und for-
dcrt baldige Trockenlegung der Snmpfflächen an der VvHnstrecke
Brutchsäl—Heidelberg. Die Anbaufläche, Ate wir in Baden fehr
«lotwendig brauchen, könne dadurch vermehrt werden. Aber rnan
scheue sich, Vie Widerstände mancher Landwirte und auch von Ge-
meindeverwaltungen zu hesiettigen. Schon sofort nach dem Krieg-e
hätte hier vorgegangen werde» müssen; manches Stück Ackerland
Wäre dadurch in Baden «gewonnen worden. An sich Mrd der Bo-
den von vielen Landwirten nicht richtig ausgenützt.
Die Regierung schildert die großen SchwierMetten in der
Durchführung von Kulturarbeiten« es sei et» Kamps um Vie Seele
des Landwirts, den keine Partei völlig ausfechten wolle. Es sei
falsch, zu sagen, es sei nichts -geschehen. Seit dem Krieg« seien an


Landwirtschaft werde bei der Durchführung der Pläne herangezo«
gen. — Es wurde dann der folgende Antrag angenommen:
1. Der Landtag wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, Zu
prüfen, wie die Ausbildung und Auswahl der Kultnringenioure
zweckmäßiger gestaltet werden kann.
2. Die Regierung wird ersticht, in der zufolge des Laudiagsbe-
Muffes vorn 21. Februar 1922 auszuarbeitenden Denkschrift
über Ai« Organisation der Landwirtschaftspjlege auch die Frage
einer Aender-ung der Organisation der LauoeSkulmibehördeu zu
behandeln.
Die Beschädig»»« der Straßen durch Automobile.
Auf Vie Anfrage eines Zentrumsvertteters erklärt ein Re-
gtemngsvertreter, daß die Straßen durch Aas Befahren mit Auto-
mobilen außerordentlich leiden. Die Räder reißen die Stratze»--
Aecke aus, diese müssen deshalb Häufiger Wieser in Stand gesetzt
mehr Mittel für die KStratzen-herstellung künftig aüs«gewe»det werde»,
Durch Veit Krieg haben die Straßen ebenfalls gelitten. Es müssen
mehr mittel für Vie Straßenherstellnng künftig aufgewendet werden.
Eine Anzahl Eingaben von Beamte», die auch sozialdemo-
kratischerseits befürwortet werden, überwies man der Regierung
zur Kenntnisnahme. Er besprach van« noch Mißstände Ass Regie-
jagldverhättnisses. Es sei Vas ein Geschenk an die Forstmeister.
Diese Jagden müssen öffentlich verpachtet werden. Auch über die
letztere Frage wurde länger debattiert und teils der Standpunkt
des Redners des Landlbundes, teils ein entgegengesetzter vertre-
ten. Ein Rögiernugsvertreter erklärte hierzu, daß die Regierung
im Abbau mit den Regiejagden begriffen sei. Durch diese Jagden
erleide die Staatskasse keinen Ausfall an Einnahmen, weil das
Jagderträgnis ihr zusatte, lieber die finwnztette Beriachteiligung
der Gemeinden durch langfristige Jagdpachwerträge wurde eben-
falls gesprochen. Durch die Pachtschutzsrdnung bezw. Aenidermtg
derselben durch Vas Reich soll hier eine Lösung herveigeftthrt wer-
den.
Nachdem noch ein sozialdemokratischer Redner auf
die Frage des Wildschadens hiuigewtesen hatte und hierüber auch
Aufklärung von verschiedenen Seiten gegeben wurde, fand der An-
trag des Berichterstatters, das Gesuch des Städtebundes der Re-
gierung als Material zu üb erweisen, Annahme.
Dir Vermessungsarbeiten.
Im Haushaltsausschutz stellte und begründete ein Zentrums^
Vertreter'den Nachfolgenden Antrag:
„Der Landtag wolle beschließen: Die Regierung wird ersuchl
1. in einem Nachtrag zum Voranschlag des ArbeitömsttrsterimnÄ
Tite l 8
s) bet 8 so (Landesvermessung) statt 3 Geometer 6 Geometer,
18 Vermessungssekretüre, 19 Vermessungsgeometer, 26 Ver-
n>essungKasstste»zen, 36 VerutessMigsaMtsnten,
b) bei 8 58 (Vermessung und Kartierung) Mtt 350000 Mk.
1200 000 Mk. jährlich einMstellen,
2. die Stellung des BennessungspersoualS in der Besoldnugsord-
Mng so einzureihen, daß ein genügender Zugang 'gesichert ist."
Der Antrag wurde einstimmig angenommen, da es im Ver-
messungswesen an Personal sohlt und dem Staate Millionen ver-
loren «göüen können, wen» auf diesem Gebiete eine Vernachlässigung
eintritt.
Uever die Kreisstraßenwärter
entspann sich eine kurze Debatte, weil sie in einer Eingabe an dell
Landtag nm höhere Mittel für die Kreis« gebeten haben, damit
ihre Forderungen erfüllt werden. Es wurde bemerkt, datz di«
Kreise selbständig sind und demzufolge auch die Verpflichtung
haben, für die Kreisstratzenwärter zu sorgen. Ihr Einkommen -ist,
wie ein sozialdemokratischer Abgeordneter imchwies,
noch immer sehr niedrig; cs schwankt zwischen 4500 und 6500 Mk.
pro Jähr. Ein Antrag wurde angenommen, die Kreise durch die
Regierung ersuche» zu lassen, mit den Kreisstraßenwärtern übe?
ihre Forderungen zu verhandeln.
Das Taschengeld der Kriegsbeschädigten.
Ein ;ozialde>nokrat'ischer Sprecher brachte unter Be-
rufung auf die HanshattsbeschMsse vom 4. Mai nochmals zur
Sprache, daß Vas ReichKarbeitsunnWerium es wiederum albgelöhrtt
hat, die Bezüge der sogen. Uebergangskrankh eiten, welche «och in
den Versorgungskran-kenhäusertt untergcvracht sind und die nur
3 und 5 Mark Pro Tag betragen, zu erhöhen. Er brachte einer»
Antrag Än, der auch angenommen wurde, nach welchem die Re-
gierung ersucht ivird, nochmals mit dem ReichsarhcttsminPerium
tu dieser Angelegenheit zu verhandeln. — Ein Regiemngsvertre«
ter teilte mit, das; die Stmßenbahnkarten den UebergangAranLen
bezahlt würde»; sie könnten sich sonst auch «a» di« amtlichen Für-
sovgestellen wenden.
Der Ausschuß für Rechtspflege und Verwaltung tagte am 18. Mat.
Ms erster Gegenstand wurde das Gesuch eines Strafgefange-
nen im Landesgefängnis Mannheim von Dnrlach um RechMMf«
freiten Meck zeigen. Jedes Pferd erscheint in Deutschland wie-
derum nm etwa 10 000 vis 20000 Mark teurer im Verkauf alls zu
der Zett, wo es äbgeliefert worden ist.
Wie sich vi« Londoner Ladies verjünge«. . .. Der Friseur
des Londoner Savoyhotels hat jetzt einen ganz neuartigen „Dehm-
vcrband" erfunden, mit dem den Londoner Damen unter Garan-
tie zu Jugend und Schönheit verholfen wird. Di« Damen werd«
irr eine dicke Lshmmasse eingewickett, di« sie etwa Äne halbe Mund«
tragen müssen Die „Lehmm-affeuse" geht von einer zur an-
dcrert, befühlt den Lehm, wacht darüber, daß keines ihrer Opfer
erstickt, und verschlägt, wenn der Lehm genügend Härte erlangt
hat, die Kruste mit einem Hammer, um die Verjüngte von der
Masse zu befreien. Der Effekt so« einfach erstaunlich sein. All«
Hauftiureinigkeiten, alle Runzeln und Falten verschwinde», und di«
dem Lehmverband entsteigende Dame braucht di« Kur nur zwei-
bis dreimal monatlich zu Wiederholen, nm sich „ewige Schönheit"
zu bewahren. — Der Effekt mutz allerdings sehr groß sein, wenn
sich eine Lady so ohne weiteres ihr« zarte«, rosigen Züge mit Lcbm
bestreichen läßt.

Was Konferenzen Kosten.
Eine Frage von allgemeinem Interesse ist die »ach den Kosten
der Konferenz von Genua. Bis jetzt ist noch von keiner offiziel-
len oder offiziösen Seite darüber irgend etwas geäußert worden.
Daß aber die Konferenz Mr die einzelnen Regierungen, Mr AM
gastgebende Italien und die Stadt Genna ein recht kostspieliges
Vergnügen bereits geworden ist, oder — je nach Dauer — noch
werden wird, können »vir leicht ans den Kosten früherer Kon-
ferenzen schließen. Gute Nachrichten habe« wir z. B. Mer AM
„Wiener Kongretz", der in seinen Ausmaßen von allen gro-
ßen Konferenzen der neuen Zett wohl die meist« AehMchkett nttt
der Genua-Konferenz hat.
„Weck jetzt s' Massaker mit 'n Menschen Govlob und Dank
amal aufg'hört had, so saugt hitzt der Krieg, mtt 'n Ganseln, Untölch
Kapaun«», Fasanern, Ochsen, Kälbern, Lampeln an, und da will
üitzt a st-hröcklicbe Korrskribierung ft» Tierreich auKgsschrieb'n, und
da mutz alles, was fliegt, kriecht und schwimmt^ Mr'n Mg'mMW
 
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