Zweites Kapitel
Wie's Kandiden unter den Bulgaren geht
(H^ertrieben aus seinem irdischen Paradiese wanderte Kandide mit weinendem Auge fort,
ohne zu wissen wohin. Mit leerem Magen legte er sch mitten im Felde hin, zwischen
zwei Furchen. Es schneite die Nacht durch heftig; ganz erstarrt schlich Kandide mit dämmern-
dem Morgen nach einer benachbarten Stadt. Sterbensmatt vor Hunger und Strapazen, nicht
einen Heller Geld bei sch, machte er vor der Türe eines Wirtshauses höchst betrübt halt.
Zwei Blauröcke wurden ihn gewahr. „Ha! ein hübscher Kerl, Herr Bruder!" sagte der
eine, „Wie'n Rohr gewachsen! Just so groß, wie wir'n brauchen!" Sie gingen ausKan-
diden los und baten ihn sehr höflich, zu Mittag mit ihnen zu speisen. „Ich finde mich
ungemein durch Ihre Einladung beehrt, meine Herren," sagte Kandide mit einem be-
scheidenen Ton, der gleich seine Nation verriet, „allein ich habe kein Geld, kann meine
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