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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 1.1898

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Heft 3 (März 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6363#0090
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VER SACRUM.

'■V

Gust. Klimt. Zwickel-
bllder im Stiegen-
hause des k. k. kunst-
historischen Hofmu-
seums zu "Wien (1890).

was man bisher Kunst genannt habe, überlebt sei, dass der
neuen Stufe der Entwickelung, auf der man angelangt sei,
auch eine neue Kunst entspreche, die naturgemäss allmäh-
lich entstehen müsse. Den Charakter dieser neuen Kunst
zu bestimmen, sie zu verkündigen und mit herbeizuführen,
ihren triumphierenden Einzug vorzubereiten, war das Ziel,
das er sich gesteckt hatte.

Die Kunst der Formen, das war seine Ansicht, hätte
bei den Griechen ihren Höhepunkt erreicht. Vergebliches
Bemühen sei es, jemals die Plastik wieder zu einer ähn-
lichen Blüte bringen zu wollen. Auch innerhalb der Malerei
habe es eine Kunst der Formen gegeben, nämlich die

Historienmalerei, die den Gipfel zur Zeit der italienischen
Renaissance erreicht habe. Der Neuzeit sei es vorbehalten,
diejenige Art der Malerei zu entwickeln, die die Griechen
kaum gekannt hätten, die mit der Renaissance erst ins Leben
getreten sei: die Landschaft.

Und warum die Landschaft? Vielleicht, weil in ihr das
blosse Phänomen eine so grosse Rolle spielt, hatte Wilhelm
Schlegel gesagt; der Maler gibt der durchleuchteten Luft
einen Körper und haucht ihm seine Seele ein. So philoso-
phierte Runge: Zuerst sah man im Geiste, nämlich im
Menschen, die Natur, jetzt sieht man umgekehrt den Geist
in der Natur. Damals betrachtete man den Menschen
 
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