VER SACRUM.
Architektoni-
sche Studie v.
J. Hoffmann.
DIE POTEMKIN'SCHE STADT.
Wer kennt sie nicht, die Potemkin'schen Dörfer, die
der schlaue Günstling Katharinas in der Ukraine erbaut
hatte? Dörfer aus Leinwand und Pappe, Dörfer, die die
Aufgabe hatten, eine Einöde für die Augen Ihrer kaiser-
lichen Majestät in eine blühende Landschaft zu verwan-
deln. Aber eine ganze Stadt soll der schlaue Minister gar
fertig gebracht haben ?
Das ist wohl auch nur in Russland möglich!
Die Potemkin'sche Stadt, von der ich hier sprechen
will, ist unser liebes Wien selber. Eine schwere Anklage,
deren Beweis mir wohl auch schwer gelingen wird. Denn
ich brauche dazu Hörer von so sensitivem Rechtsgefühl,
wie sie in unserer Stadt leider noch recht spärlich zu fin-
den sind.
Wer sich für etwas Höheres ausgibt, als er ist, ist
ein Hochstapler und verfällt auch dann der allgemeinen Ver-
achtung, wenn niemand dadurch geschädigt wurde. Wenn
aber jemand diesen Effect durch falsche Steine und andere
Imitationen zu erreichen sucht ? Es gibt Länder, wo ihm
das gleiche Schicksal zutheil werden würde. In Wien ist
man aber noch nicht so weit. Nur ein kleiner Kreis hat das
Gefühl, dass hier eine unmoralische Handlung, ein Schwin-
del vorliegt. Und diesen Effect sucht man nicht nur durch
die falsche Uhrkette, nicht nur durch die Wohnungseinrich-
tung, die sich aus lauter Imitationen zusammensetzt, son-
dern auch durch die Wohnung, durch das Wohngebäude
zu erreichen.
Buchschmuck
für V.S. gez. v.
Joaef Auchen-
taller.
Architektoni-
sche Studie v.
J. Hoffmann.
DIE POTEMKIN'SCHE STADT.
Wer kennt sie nicht, die Potemkin'schen Dörfer, die
der schlaue Günstling Katharinas in der Ukraine erbaut
hatte? Dörfer aus Leinwand und Pappe, Dörfer, die die
Aufgabe hatten, eine Einöde für die Augen Ihrer kaiser-
lichen Majestät in eine blühende Landschaft zu verwan-
deln. Aber eine ganze Stadt soll der schlaue Minister gar
fertig gebracht haben ?
Das ist wohl auch nur in Russland möglich!
Die Potemkin'sche Stadt, von der ich hier sprechen
will, ist unser liebes Wien selber. Eine schwere Anklage,
deren Beweis mir wohl auch schwer gelingen wird. Denn
ich brauche dazu Hörer von so sensitivem Rechtsgefühl,
wie sie in unserer Stadt leider noch recht spärlich zu fin-
den sind.
Wer sich für etwas Höheres ausgibt, als er ist, ist
ein Hochstapler und verfällt auch dann der allgemeinen Ver-
achtung, wenn niemand dadurch geschädigt wurde. Wenn
aber jemand diesen Effect durch falsche Steine und andere
Imitationen zu erreichen sucht ? Es gibt Länder, wo ihm
das gleiche Schicksal zutheil werden würde. In Wien ist
man aber noch nicht so weit. Nur ein kleiner Kreis hat das
Gefühl, dass hier eine unmoralische Handlung, ein Schwin-
del vorliegt. Und diesen Effect sucht man nicht nur durch
die falsche Uhrkette, nicht nur durch die Wohnungseinrich-
tung, die sich aus lauter Imitationen zusammensetzt, son-
dern auch durch die Wohnung, durch das Wohngebäude
zu erreichen.
Buchschmuck
für V.S. gez. v.
Joaef Auchen-
taller.