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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 4.1901

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.8878#0046
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fendes Symbol geworden. Natürlich wurde das Denkmal
refusiert, die Arbeiter sahen es mit Bourgeoisaugen an, und
zünftige Bourgeois thaten das Ihrige. Aber selbst in der
kleinen Skizze steckt etwas Monumentales, in diesen fast
schematisch zusammengeschweissten Gliedern ruht eine
Wirkung der Grösse, die man nie vergisst.
© Noch stehen wir vor etwas Ungewohntem. Unsere Au-
gen haben gelernt, die Kunst durch die Lupe zu betrachten.
Wir beriechen Malerei und Sculptur, anstatt sie erhobenen
Hauptes zu geniessen. Wir quälen uns um den Genuss, an-
statt ihn zu erleben. Minne appelliert an neue Instincte; ein
frommes Kind der uralten Kirche, glaubt er an die fromme
Gemeinde, die zusammen steht im Heiligthume der Kunst,
einfältig, erhaben. Isoliert ist er ein merkwürdiges Phä-
nomen. Aber man denke sich die Architektur dazu, die
würdig genug ist, von solchen Sculpturen geschmückt zu
werden, man denke sich Interieurs, wo solche Bronzen
wie dieser Zimmermann oder der tragende Jüngling am
Platze sind, Wände, wo diese wundervollen Zeichnungen
natürlich wirken ... © 0 ©

0 Hier, nur hier liegt die Zukunft. Sie wird uns nicht die
Freude an Wundermenschen wie Rodin schmälern. Auf
der Erde ist für viele Platz. Aber es soll vor allem Platz
für das Unentbehrliche sein, und ein Ausdruck des Noth-
wendigen ist die selbstverständliche Sicherheit dieser Ge-
bilde, ein Symbol für die Richtung, die alle Kunst der Ge-
genwart zu nehmen hat, nicht am wenigsten die, der die
gegenwärtige Ausstellung der Secession eine so schöne
Stätte bietet, der Kunst im Gewerbe. ©00

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