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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 6.1903

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Heft 18
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https://doi.org/10.11588/diglit.8880#0354
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geht diese Art den Weg bis zu Ende. Und ob sie hierin nicht zu weit geht,
ist im einzelnen Falle zu entscheiden. Die Studie muß und will immer un-
fertig sein. In diesem Unfertigen ist sie in sich fertig. Diese Art jedoch ist
immer fertig und will es auch sein. Innerhalb der Bildkunst mag sie wegen
ihrer Bescheidenheit gern gelitten sein. So oder so? Nun = denken sie -
machen wir es einmal so. Irgendetwas reizt sie dazu. Oft vielleicht etwas
Nur-Äußerliches. Ein Grund ist nicht vorhanden. Bescheidenheit. Äußere
Wirkung. Größere Verbreitung infolge Vervielfältigungsmöglichkeit. Dies
alles mag mitwirken. Doch gehört es in die Bildkunst. In eine der vielen
Unterkategorien der Bildkunst. Dem Charakter nach gehört sie dahin.
Und das entscheidet. Und nicht die äußere Art der Erscheinung, nicht die
Weise des Uns-Entgegentretens. In diesem Falle verdeckt dann das Äußere
den innewohnenden Charakter. ©©©
© Neben diesen beiden, zwischen ihnen, über ihnen steht die Art, die den
besonderen Charakter der zeichnenden Kunst repräsentiert, diesen zur
Erscheinung bringen will und demgemäß betont. Diese Künstler machen
diese Kunst nicht sich dienstbar, als zufälliges Mittel, dessen sie sich zu
ihrer Laune neben anderem bedienen können. Vielmehr respektieren sie
die Grenzen und spüren innerhalb dieser Grenzen dem Wesen nach. Sie
dienen dieser Kunst, die ihnen vornehm und zurückhaltend erscheint,
deren fremden und besonderen Reiz zu ergründen ihre Aufgabe ist, deren
fremden und besonderen Reiz immer von neuem in Frage zu stellen,
immer von neuem zu finden und wieder zu erweisen sie berufen sind.
© Wie in einen tiefen Schacht steigen sie hinunter. Holen herauf. Ein
ewig Neues liegt in dieser reinen Art. Hier offenbart sich zusammen-
wirkend aus der Fülle der ureigene Charakter dieser Kraft. © © ©
© Ihr Grund. © © ©
© Ihr Muß. ©©©
© Ihre Wesenserklärung. © © ©
© Ihr Stil! ©©©
© Und gerade die großen und feinen Künstler betonen diesen Charakter.
Recht deutlich und eindringlich. Denn hier offenbart sich innerste Art.
© Es sind dies Werke, die anders nicht gegeben werden könnten. ©
© Nicht so. Werke, die so sein müssen. ©©©

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