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Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession [Hrsg.]
Ver sacrum: Mittheilungen der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs — 6.1903

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Heft 18
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https://doi.org/10.11588/diglit.8880#0355
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© Hier offenbart sich der Stil. ©©0
0 Feinheit der Empfindung für den Raum! ©00
0 Feinheit der Empfindung für den Ton! 000
0 Eine erlesene Auswahl aller Werte und beinahe nicht zu beschreiben.
0 Fast unter einem suggestiven Zwang zusammengebannt und daher
von innen strömend. © 0 0

0 Nicht die Fülle der Wirklichkeit. Sondern die besondere Art. Inner-
halb dieser Grenzen geht das Wirken eines jeden seine wesensgemäß vor-
geschriebenen Wege. Die Zartheit. Die Weichheit. Der Zorn. Das Pathos.
Die Lust zum Reden. In Linie und Farbe fließt das alles zusammen. Die
augenblicklichsten Stimmungen des Moments werden unerbittlich fest-
gehalten. Es ist ein ungeheures, grenzenloses Material. ©©©
© Ein grenzenloses Material seelischer Möglichkeiten. ©©©
© Hier entsteht das, was nur hier gegeben werden kann. Hier. Sonst
nirgends. Das Tiefste, das Geheimnisvollste kann hier bloßgelegt werden.
Das Unsagbarste = hier wird es sagbar. Noch zitternd. Kaum geboren.
Und doch schon ahnungsvoll sich regend. Weder fertig. Noch unfertig.
Doch nichts Festes. Ein Durchgang. Etwas für sich. © © ©

© Ein Durchgang. Bewegung! Werden! ©©©
© Bewegung in Linie und Farbe. ©©©
© Dieses Festbannen im Durchgang = da liegt der Reiz beschlossen.
Es ist ein Belauschen. Ein feinstes Formen nach dem Bilde des Be-
lauschten. © © ©
© Darum zieht es uns hierhin. Es ist die feinste Blüte der bildenden
Künste. Was die Lyrik für das Wort, das sind die zeichnenden Künste
für die bildende Kunst. Alles regt sich hier. Das Allerpersönlichste = hier
wird es ans Licht gehoben. Darum ist hier ewig das Zentrum. Der Aus-
gang. Der Boden zur Erneuerung. Noch sind dem Neuen keine Fesseln
auferlegt. Kein Zweck bindet das Neue. Es ist noch nicht geformt. Noch
nicht verbogen. Noch nicht gebeugt zum Zweck. Zu dieser Kunst zieht es
uns. Immer mehr wird es uns dahin locken. Sie ist ein Teil von uns. Sie
spricht uns selbst aus. Und wenn sie dies bisher nicht tat, so wird es so
sein. Diese Kunst ist fähig dazu, da sie so biegsam ist. Biegsam zu jeder
Nuance. Dies ist ihr Wesen. Und so bleibt sie sie selbst. Es ist kein Zwang
 
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