Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Waagen, Gustav Friedrich; Königliche Museen zu Berlin
Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des Königlichen Museums zu Berlin — Berlin, 1837

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.71632#0184
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
168 Zweite Abtheilung.
geblieben, die ungemeine Ausbildung der Form,
die unbedingte Freiheit in Stellungen und Bewe-
gungen, die über die einzelne Erscheinung hinaus-
gehende Grossheit der Charaktere, auf sie den leb-
haftesten Eindruck. Vor allem sühlten sie sich da-
her von den Werken das Michelangelo Buona-
roti angezogen, welche jene Vorzüge im höchsten
Maasse darlegen. In dem Bestreben, sich dieselben
zu eigen zu machen, verfielen sie indess in Unform
und arge Geschmacklosigkeit in Charakteren, Stel-
lungen und Gebehrden, und büssten zugleich ihren
ursprünglichen Sinn für treue Auffassung der Natur,
häufig auch ihre gute Färbung ein. Die Werke
anderer Maler, welche sich der Nachahmung des
Raphael, Lionardo da Vinci und sonstiger gro-
sser italienischer Künstler besseissigten, sind aller-
dings nicht in ähnlichem Maasse widerstrebend, zei-
gen aber demohngeachtet ebenfalls Mangel an feine-
rem Verständniss der Form. Als die Urheber die-
ser ganzen Richtung sind Joan Mabuse und
Bernardin van Orley zu betrachten.
Mehrere Maler in den Niederlanden, deren
Natursinne obige Kunstweise nicht zusagen mochte,
legten sich darauf, Bildnisse, Landschaften und
Vorgänge aus dem gewöhnlichen Leben zu malen,
welches letztere der sogenannten Genre-Malerei den
Ursprung gab. Am besten gelang es ihnen mit den
Bildnissen, welche, obschon nicht ohne einzelne
 
Annotationen