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2ß8 VI. Buch. 1. Kapitel.

"Wien für die deutsche, nur dass er diesem an Talent weit nach-
steht. Seine Compositionen sind lahm in den Motiven, seine Köpfe
von einer einförmigen und schwächlichen Süsslichkeit, sein Fleisch
von einem durchaus unwahren, bald rosafarbigen, bald honigartigen
Ton, sein Vortrag unbestimmt und Verblasen. Merkwürdig ist es,
dass dieser letzte und unwürdigste Sprössling der Schule es unter
seiner "Würde hielt, der Malergilde des heiligen Lucas in Antwer-
pen , welche doch Meister wie Quentin Massys und ßubens zu ihren
Mitgliedern zählt, anzugehören, und dass diese wirklich auf seinen
Betrieb aufgehoben wurde. Als Beläge für meine Würdigung dieses
Künstlers führe ich von historischen Bildern eine Verkündigung
Maria, No. 503, und eine allegorische Darstellung vom Jahr 1763,
No. 505, des Museums von Antwerpen, so wie eine Delila,
welche dem Simson das Haar abschneidet, No. 128, im Museum
zu Brüssel an. In Deutschland besitzt, meines Wissens, nur die
Gallerie zu "Wien vier Bilder von ihm aus dem Kreise der grie-
chischen Mythologie, von denen Pallas, welche den Mars mit einem
Steinwurf niederstreckt, und Heetors Abschied von Andromeda zu
seinen besseren Arbeiten gehören. Selbst seine Bildnisse, wobei er
doch unmittelbar auf die Natur angewiesen war, sind, wie die des
Kupferstechers Martenasie, No. 504, des Museums zu Antwerpen,
und des Kaiser Leopold, No. 129, des Museums zu Brüssel, be-
weisen, leer in den Formen und conventionell in der Farbe.

Obgleich an sich von sehr untergeordnetem "Werth, sind doch
die Bilder verschiedener Genremaler, welche damit meist die
Landschaft in der Art des Jan Breughel verbanden, um etwas
erfreulicher.

Balthasar van den Bossche, geboren 1681 zu Antwerpen,
gestorben 1715, zeichnet sich unter diesen besonders vortheilhaft
aus. Er malte in der Regel Maskeraden, Apotheker in ihren
Laboratorien, Marktschreier u. s. w., aber auch gelegentlich Por-
traite. Seine Bilder sind mit Einsicht angeordnet, die Köpfe le-
bendig, und gut individualisirt, die Färbung kräftig und warm,
wenn gleich im Fleisch von einem zu einförmigen Ziegelroth, die
Führung des Pinsels von einer gewissen "Weiche. Als Beispiel
seiner Kunst nenne ich die Aufnahme eines Bürgermeisters von
Antwerpen in die jüngere Gilde der Armbrustschützen im dortigen
Museum, No. 448.

Jan Joseph Horemans, geboren zu Antwerpen 1682, ge-
 
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