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Epoche von 1600 bis 1690. §9

beweist, dass er auch gelegentlich mit dem besten Erfolg Stillleben
malte. In Holland trifft man Bilder von ihm fast nur in den
Familien an.

Viertes Kapitel.

Reiubrandt van Kyn.

Der MeiBter, in welchem die holländische Schule dieser Epoche
die höchste Ausbildung ihrer Eigentümlichkeit erreichte, istRem-
brandt van Ryn.' Dieser grosse Künstler war der Sohn des
Herman Gerrits-Zoon van Ryn, und wurde den 10. Juni 1608 zu
Leyden in einer Malzmühle, welche zur Hälfte seinem Vater ge-
hörte, geboren. Die Eltern hatten ihn nicht zum Künstler bestimmt,
gestatteten ihm indess, da sie seine grosse Anlage dazu wahrnah-
men, den Unterricht des J. J. van Swanenburg in Leyden zu be-
nutzen. Dass er nach der Mittheilung des so wenig zuverlässigen
Houbracken noch die Lehre des Pieter Lastman und des Jacob
Pinas genossen, wird für den ersten durch die Verwandtschaft von
Bildern aus Rembrandts früherer Zeit zu dessen Werken bestätigt.
Er gehört zu den Künstlern, deren Genie sich sehr früh entwickelt
hat, denn schon im Jahr 1630, mithin in einem Alter von 22
Jahren, liess er sich als selbständiger Meister in Amsterdam nieder
und einige, in den nächsten Jahren gemalte, Bilder stehen auf
einer Höhe der Ausbildung, dass ihnen nothwendig schon viele
andere von sehr namhaftem Kunstwerth vorangegangen sein müssen.
Aber auch schon früh muss er als Künstler zur verdienten An-
erkennung gelangt sein, denn bereits im Jahr 1634 verheirathete
er sich mit Saskia Uillenburg, einem wohlhabenden Mädchen aus
einer angesehenen Bürgerfamilie. Von dieser Zeit an, bis zum

1 Ich habe in dem Abschnitt über diesen Künstler folgende Schriften benutzt,
welche zuerst, sowohl über das Leben, wie über den Charakter desselben
richtige Ansichten verbreitet haben. 1) Sandrart in seinem angeführten Werk,
In. I. s. 326. — 2) Immerzeel, Leben der niederländischen Künstler, Th.HI. S. 11.
— 3) Dr. P. Scheltema, Redevoering over het leven on de Verdiensten van Rem-
brandt van Ryn. Amsterdam 1853. — 4) Eduard Kolloff, Rembrandts Leben und
Werke in dem Historischen Taschenbuch von Friedrich von Raumer, von 1854. —
5) Dr. Ernst Suhl, Künstlerbriefe • Th. II. S. 215 ff. Alle früheren Kotizen über
Rembrandt, welche sämmtlich den von Unrichtigkeiten und Verläumdungen wim-
melnden Kachrichten bei Houbraken und Weyerman folgen, sind mehr oder minder
unbrauchbar.
 
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