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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 2, Erste Abtheilung) — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12671#0092
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Die Hafenstadt

wieder benutzt wurden, sondern dass eine wesentlich ab-
weichende Anlage zur Zeit des Perikles nicht wohl denk-
bar ist.

Früher hatte man diese Reste in ihrer Bedeutung über-
haupt nicht erkannt1), zuerst hatte ihnen Graser ein ge-
naueres Studium zugewandt; jetzt aber sind uns durch die
im Jahre 1885 am Ostrand des Zeahafens in der Nähe der
Ziller'schen Häuser vorgenommenen Ausgrabungen der archäo-
logischen Gesellschaft alle Hauptpunkte der Lykurgischen
Anlage so klar geworden, dass Dörpfeld eine Rekonstruktion
der Schiffshäuser in ihrem ganzen Aufbau mit Sicherheit
geben konnte2). Die Vorstellungen, welche die Unter-
suchungen von Graser verbreitet hatten, haben sich damit
als irrige erwiesen, aber auch die guten Bemerkungen
v. Alten's sind auf nicht ausreichendes Material gestützt und
bedürfen der Berichtigung.

Wir sehen jetzt zunächst, wie der ganze flache Strand
rings um das Bassin Zea, wo die Erhaltung am besten ist,
in einer etwa 16 —18 m. betragenden Entfernung vom Meer
durch eine Quaderblockmauer eingeschlossen war, welche
in der Form eines regelmässigen Polygons von ziemlich
stumpfen Winkeln um den Hafen herumlief. Diese Um-
fassungsmauer bildet die Rückwand sämmtlicher Schiffs-
häuser3). An die einzelnen Polygonseiten derselben setzen

1) Noch Leake S. 292 hielt diese Reste für alte Ladeplätze oder
-Dämme; erst Ulrichs S. 172 (zuerst 1843) spricht von den kleinen
Steindämmen, die im Hafen Zea vom Ufer aus parallel neben einander
ins Meer laufen und „ ohne Zweifel die einzelnen Schiffshäuser
trugen".

2) Die Schilderung von Graser im Philologus XXXI S. 1 ff. (Meine
Messungen in den altathenischen Kriegshäfen) ist auch jetzt noch nicht
zu entbehren; Alten's Ausführungen finden sich S. 14 f. Der Bericht-
über die Ausgrabungen der archäologischen Gesellschaft ist von Dra-
gatsis in den TTpaKTiKd von 1885 S. 63ff. gegeben; die zwei sehr in-
struktiven Tafeln, die von Dörpfeld als 2. und 3. irivaÜ: beigefügt sind,
enthalten einen topographischen Plan, sowie einen Querschnitt und
zwei Längsschnitte der rekonstruirten Gebäude. (Belger in Berliner
philol. Wochenschr. 1887 S. 724 meint, die von Alten geschilderten
Anlagen seien vielleicht gar keine Schiffshäuser.)

3) Ueber die Mauer vgl. auch Graser S. 50 und 51. Die Ver-
 
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