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Wirtschaftlicher Verband Bildender Künstler Berlin [Hrsg.]
Wachtfeuer: deutsche Kunstblätter — 1914/​15 (Nr. 1-64)

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Heft 59
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https://doi.org/10.11588/diglit.30347#0596
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Brief des Gardefüsüiers Fritz piischkat aus Serbien
an feine Lujine in Zodringkehmen.
Mansche, hast schon so was gehört:
Ich hab' mit serbische Geisters verkehrt!
Und zwar nlit dem Geist eines Potentanten,
Wo gemordet würd' von seine Verwandten.
Denn die Fürschten — wie das in Serbien Mod' is —
Die sterben keinem natürlichen Todes. —
Ich lernte ihm — was dir zu hören freut —
Jüngst kennen bei dieser Gelegenheit:
Wir hatten die Hauptstadt Belgrad genommen,
Ich war ins Quartier im Konak gekommen
Und hatt' mir in einem Lager zur Nacht
Im Thronsaal ganz mollig zurechtgemachl.
Und denk' nu, was ich so immer Lu,
An garnuscht Böses und schnarch' dazu.
Da fängt — es war so an Zwölfe dran —
Ein ganz verrücktes Gerumpel an,
Und ich seh' in der Nähe von meinem Bett
Einem hopsen, als ob er dem Kolik hätt'!
Und ein Geist war's, der machte dem Heidengedröhn,
Denn ich könnt' ihm bequem durch die Rippen sehn!
Doch wie er nu immer bloß rang die Hände
Und kam mit Spektakeln gar nich zu Ende,
Da fühlt' ich im Herz ein Mitleidsgedräng'
Und ich fragte: „Was schad't Ihnen, lieber Kusäng?
Was tanzen Se rum, so wie rein verrückt,
Wo Ihnen kein Stiefel doch nich mehr drückt?"
Da spricht er, wie aus dem hohlen Topp:
„Eine Krone schmückte einst meinen Kopp,
Und ich beherrschte dem ganzen Matsch
Don der Donau bis nach Schißlowatsch,
Ich habe bloß Austern und Sekt soupiert,
Da hat man dem Gurgel mir abgeschnürt,
Und ich muß nu bis zum Jüngsten Tag
Hier spuken! Donnerwetterschlag!
Bloß einer könnt' mich davon erlösen.
Das seltenste aller lebenden Wesen:
Ein Mensch, der ehrlich und bieder als Christ,
Und zweitens aus Iodringkehmen ist!
 
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