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Wackernagel, Wilhelm [Editor]
Deutsches Lesebuch (1,[1]): Altdeutsches Lesebuch — Basel: Druck und Verlag der Schweighauserischen Buchhandlung, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.42172#0433
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849
er fprach «Wa£ mag da^ ruofen fin!”
«daz; fin wir, die gefellen din.11
«ir waert euweg, hat ich vernomen:
wie fint ir denn her wider komen?"
«war wären wir? du macht wol toben,
wie ift din hirni fo beftoben!”
«ich tobe nicht. Ich fag iu wol
min troum als ich von rechte fol.
mir ift getroumet wunderlich
ein troum, der vaft betruobte mich ,
daz; ich iuch beide hat verlern,
eine was ze himelrich erkorn:
da fuort in Irin ein engel guot;
der ander in der helle gluot
wart gefüeret, da er fach
der armen feien ungemach,
nu hat man feiten me vernomen
daz; ieman fi har wider komen
von helle oder von himelrich
der dar was komen. Da von nam ich
uz; dein fiure bald daz, brot
und az; ez; als von hungers not.”
fus wurden da die zwen betrogen
von einem dem fi baten gelogen,
und muoften hungrig dannen gän.
vil recht der tumhe hat getan.
Ez; ift noch billich unde recht,
wer einvalt ift und da bi flecht,
daz; der des wol genießen fol.
die zwene wurden fpottes vol,
wand fi dem einvalten man
gro^ fchalkeit wolden hän getan ;
diu fchalkeit in ze fure brach,
der guote man fich leihen rach
und az, da^ brot alleine,
da^ foldc fi gemeine
hän gefpifet alle dri.
wer nu an gevaerde fi
und alt fi über fiben jär,
der hab dank! Ouch ift ez; wär,
da2j diu triegenheit zergät,
fo wol diu rechtekeit geftät.

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1.XXXII VON EINEM PFAFFEN I NI) VON
EINEM ESEL.
Von üppekeit der ftimme.
Ein pfaf was jung und dä bi kluog,
5 als noch pfaffen ift genuog;
er was ftolz und hoch gemuot.
fin ftimme ducht in harte guot;
uf fingen er gefli^zjen was;
er wänd da^ nieman funge baz;
10 denn er: des was er gar gemeit.
mit fingen hät er erebeit :
iedocli was er gefanges vol.
wie ez; doch nicht geviele wol
den liuten, doch er dike fang;
13 des in fin narrekeit betwang.
nu kam ez; von gefchiclit alfo,
da^ er fang äne mä^e ho
uf dem altär. Do ftuont dä bi
ein frouw; diu hät ir eleli
20 verlorn vor an dem dritten tage:
fi wende vaft, gro^ was ir klage,
do fi der pfaffe weinen fach,
vil güetlich er do zuozir fprach
«faget, frouwe, wa^ W'einent ir ?
2S waz; mag ez; fin? da^ fagent mir.”
er wänd ir waer gevallen in
ein andächt von der ftimme fin,
und fprach «Sol ich iu fingen me?”
«nein ir, herre: ez; tuot mir we. ”
50 «wä von? da^ folt ir mir nu fagen."
«gern, her” fprach fi: «ich muoz; iu klagen
wä von ich geweinet hän.
min efel der mir vil wol kan,
den liänt die wolf vere^en:
53 des mag ich nicht vergeben.
wenne ir fingt fo herlich,
fo ift iuwer ftimme gelich
der ftimme die min efel hät:
fo manent ir mich uf der flat
40 an minen efel. Herre min,
mich wundert wie da^ miige fin,
da^ iuwer ftimme fo gclich

ULRICH BONERIUS.
 
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