Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wätjen, Hermann
Die erste englische Revolution und die öffentliche Meinung in Deutschland — Heidelberg: Winter, 1900

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52959#0023
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
17

dieser „höllischen Gottesleugner" zu staatsgefnhrlichen Umtrieben
aufzubauschen, und der „theologische Ketzerhaß", mit dem er gegen
die „Bestien" schrieb, ließen ein unerfreuliches Zerrbild entstehen.
In Deutschland erregte der UonoriuZ UoMN8 gewaltiges
Aufsehen, lange Zeit blieb er die vornehmste Quelle aller kirchen-
historischeu Darstellungen dieser EpocheU) Weingarten weist in
seinem ausgezeichneten Buche darauf hin, daß durch ihu „die un-
kritischen, fast abergläubischeir Vorstellungen von zahllosen Sekten
der englischen Nevolutionsperiode verbreitet sind."

1) Der IIonoriu8 IwMüm liegt auch dem sehr sorgfältig gearbeiteten
„Glaubensspiegel" des Hamburger letuo Lotrn8 Eart? (vergl. über ihn
Jöcher und H. Schröder, Lexikon der Hamburg. Schriftsteller, Bd. II,
Hamburg 1854) zu Grunde: „Puritanischer Glaubens-und Negimeutspiegel j
darinnen die Früchte gczeiget werden j Welche aus praetendirter Freyheit §
in Neligions Sachen nicht allein zu glauben j sondern auch öffentlich zu
lehren was man will j nnnd in Regiments-Sachen das Oberhaupt denen
unbändigen Gliedmassen zu unterwerffen j fürzuspriessen pflegen. Gegen-
wärtiger unnd künfftiger Welt zur Warnung vorgestellet durch Lotrum
Gartz j I 0. Zu Leipzig j druckt und verlegts Timotheus Ritzsch. /Inno 1650
(am Schluß erwähnt), 255 S. 12°. (Berlin, Leipzig s2j.) Der bei Schröder
angegebene Titel weicht in Kleinigkeiten ab.
Gartz hat wie Georg Horn die Bewegung persönlich kennen gelernt
und ist mit erstaunlicher Kenntnis der zeitgenössischen Litteratur an seine
Aufgabe herangetreten. In der Hauptsache aber stützt er sich auf Horn. Er
schildert die „Lehre, Natur, Eigenschaft und Aktionen" der Puritaner und
charakterisiert das Kirchenregiment der Presbyterianer und das religiöse
Leben der „Heiligen". Seine wohlgeordneten Ausführungen sind nicht frei
von irrigen Vorstellungen, besonders da, wo er die kirchliche Anarchie und
das Sektenwesen bespricht. Er bekämpft nicht allein den Jndependentismus,
der die „para vemoeratia" begründen wolle, nein, er hält auch die Lehren
der Presbyterianer für staatsgefährlich. Denn sie wünschen in jedem Lande
eine strenge Demokratie einzuführen, an deren Spitze eine Art von vene-
tianischem Dogen stehen müsse, „major gwAM8, inwor univmÄo". (In diesem
Punkte tritt er in scharfen Gegensatz zu Georg Horn.) Er erklärt, daß man
„dergleichen.... phantastischen und schädlichen Lehren" gegenüber nicht
genug betonen könne, daß das Königtum die einzige Quelle aller Macht sei.


2
 
Annotationen