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Waetzoldt, Wilhelm
Bildnisse deutscher Kunsthistoriker — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 14: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.68793#0007
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Die deutsche Kunstgeschichtsschreibung ist jung.
Als Fachwissenschaft eine Tochter des 19. Jahr-
hunderts, rühmt sie als Zweig deutscher Literatur
sich barocker Ahnen. Nun aber ist sie selbständig
genug geworden, um sich nachWoher? undWohin?
zu fragen. Die Meister der Kunstgeschichte von
Sandrart bis Justi geben die Antwort.
Im Zeitalter der Polyhistorie und des wiederer-
wachenden Nationalgefühls nach dem 30 jährigen
Kriege vertritt Joachim von Sandrarts „Teut-
sche Akademie“ (1675/79) in Deutschland den von
Italienern geschaffenen Typus pragmatischer Ge-
schichtsschreibung. Ihren Stoff bilden Lebens- und
Werkgeschichten der Künstler, ihre Form ist lexi-
kographisch. Zusammengelesenes, -gehörtes, -ge-
sehenes Wissen vom antiken Rom bis China, Lehr-
gebäude und Geschichte der Kunst, füllen Sandrarts
literarische Kunst- und Wunderkammer. Zum Nut-
zen der Künstler treibt der Maler und Edelmann
Standeswissenschaft. Ein halb es Jahrhundert trennt
den in europäischen Barockateliers Heimischen von
dem Leipziger Archäologen Johann Friedrich
Christ. Lehrer Lessings, Vorläufer Winckelmanns,
ist er als Cranachs Biograph (1726), als Sammler
und Kenner des Kupferstichs („Anzeige und Aus-
legung der Monogrammatum“ 1747), Bahnbrecher
methodisch betriebener deutscher Kunstforschung.
Aus dem Element des Antiquarischen hebt Johann
Joachim Winckelmann dann die „Geschichte
der Kunst des Altertums“ (1764) in die Region des

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