Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Waetzoldt, Wilhelm
Bildnisse deutscher Kunsthistoriker — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 14: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.68793#0013
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tern), gesicherte Einzelforschung und neue begriff-
liche Orientierung weisen den Weg. Kugler ist
Dichter, geheimrätlicher Philosoph, preußischer
Historiograph und erster Kunsdezernent. Die
zweiten Auflagen seiner Handbücher (der Malerei
1837, der Kunstgeschichte 1842) überläßt er dem
jungen Schweizer, der sich 1854 im berühmtesten
kunstgeschichtlichen Reisehandbuch, dem „Cice-
rone“, frei schreibt. Burckhardt stellt Kunst-
geschichte in den Dienst der Anleitung zum Kunst-
genuß. Der Baseler mit dem Kopfe eines Militärs
strebt einer Kunstforschung „nach Aufgaben“ zu.
Die „Geschichte der Renaissance in Italien“ (1867)
führt vom Mittelalter — noch Schnaases geistige
Heimat — zur Renaissance, wendet die begriffliche
Methode meisterlich auf Architekturgeschichte an.
Wahrer Aristokratismus des Geistes, feines Epi-
kureertum, verbunden mit Stoizismus bis zur Resig-
nation und Ironie, kennzeichnen den Mann; un-
verwechselbar persönlicher Tonfall und sinnliche
Einprägsamkeit der Sätze seine Werke. Künstler
läßt er hinter Kunstwerken, Biographisches hinter
Querschnitten durch Formentwicklungen zurück-
treten. Seine problemgeschichtliche Betrachtungs-
weise findet Gegenbild und Ergänzung in der indivi-
dualpsychologischen Methode der großen Biogra-
phen, derThausing, Grimm, Justi, Thode. Es
ist das Zeitalter Nietzsches und Bismarcks, dem Per-
sönlichkeit alles galt. Ihr großes Problem: Held und
Umwelt gegeneinander zu verrechnen, ihre literari-

9
 
Annotationen