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Auktionssäle Wagner u. Wagner [Hrsg.]; Dr. Joachim Pincus <Firma> [Hrsg.]
Versteigerung im Schloß Ahrensburg bei Hamburg im Auftrage des Herrn Grafen C. O. v. Schimmelmann: frühe, seltene Meißnerporzellansammlung, Gemälde allererster alter Meister, Gobelins - Aubussons, antike Perserteppiche, vieles antikes Mobiliar, Silber, Elfenbein, Kleinkunst, seltene China und Japankunst ; Versteigerung: Montag den 30. Mai, Dienstag den 31. Mai [1927] — Berlin, [1927]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23986#0007
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V orwort

Kaum eine halbe Stunde Bahnfahrt von Hamburg entfernt, liegt das herrliche
Schloß Ahrensburg, erbaut im Jahre 1580 von dem Grafen Randsau. Seit dem Jahre
1759 ist dieses im Besitze der Grafen von Schimmelmann, die seit dieser Zeit eines
der angesehensten und begütertsten Adelsgeschlechter Norddeutschlands und Däne-
marks sind. Das malerisch am Wasser gelegene Schloßgebäude birgt zur Zeit aus dem
Besitz der gräflichen Famillie, in zwei Jahrhunderten mit Kunstliebe zusammengetragen,
eine ganze Reihe von antiken Kostbarkeiten, die nunmehr versteigert werden sollen.

Jener erster Erwerber des Schlosses, der im Jahre 1724 geborene Heinrich Karl
Giaf von Schimmelmann hat, wie uns die Familienchronik berichtete, im siebenjährigen
Kriege von Friedrich dem Großen nach dessen Einfall in Sachsen die gesamten von den
Preußen beschlagnahmten Vorräte der Meißner Porzellan-Manufaktur erworben. Diese
Vorräte brachte er nach Hamburg und hat sie daselbst im Jahre 1758 öffentlich ver-
steigert. Die besten und schönsten Gebrauchsstücke aber hat er wohl für sich behalten.
Mag auch von diesen, seinem persönlichen Gebrauch gewidmeten Dingen im Laufe
der Zeit manches Stück in andere Hände gelangt sein, so findet sich doch noch heute
eine herrliche komplette Sammlung Meißner Geschirres im Schloß. Diese Sammlung
stellt für den Kenner einen Glanzpunkt der heutigen Versteigerung dar; in ihr finden
sich eine Anzahl seltener Terrinen und Teller aus den Jahren 1720—1740, daneben
viele praktische und Zierporzellane des späten 18. und 19. Jahrhunderts. Jener erste
Schloßbesitzer zeigte besonders eine große Kunst- und Luxusliebe, der nachzugehen
er im . Stande war, da er zu den reichsten Adligen Norddeutschlands zählte. Diese
Kunstliebe hat sich den späteren Nachfolgern, mögen sie nun dänische Minister oder
in deutschen Diensten gewesen sein, oder mögen sie gar im fernen Osten, in Dänisch-
Westindien geweilt haben, vererbt.

Nächst diesen frühen Porzellanen, von denen manches Stück Museumswert hat,
finden wir eine Anzahl schönster antiker Möbel. Hier ragen besonders hervor: Schön
eingelegte Barockschränke, darunter ein Maria-Theresienschrank, der nur ein Gegen-
stück im Münchener Landesmuseum hat. Des ferneren eine Aubusson-Garnitur mit herr-
lichen Figuren, 2 schwere vergoldete Salons in seltener Pracht und ein herrlicher Elfen-
bein belegter Schränk mit reichen, den chinesischen nachgebildeten Verzierungen.
Französische, deutsche und italienische Möbel in reich eingelegter und geschnitzter
Arbeit, aus den Zeiten des Barock und der folgenden Jahrzehnte sind aus den ver-
schiedenen Besitzungen der gräflichen Familie in reicher Zahl vorhanden und schmücken
die weiten Hallen des Schlosses.

Einen Glanzpunkt der Einrichtung bilden die vier herrlichen W andgemälde
des in Norddeutschland und England im 17, Jahrhundert tätigen Tiermalers Stra-
n o v e r , die von erster Erhaltung in feinster Ausführung sich als Meisterwerke dieses
seltenen Künstlers präsentieren.
 
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