Wilhelm Leibl ward im Jahre 1844 in Köln geboren.
Nachdem er bis zum 16. Jahre das Gymnasium be-
sucht hatte, trat er bei einem Schlosser in die Lehre ein,
um später Maschinenbauer zu werden. Aber sein Drang
zur Kunst war so groß, daß er hier nicht lange blieb
und sich bald ganz der Malerei widmete. Nach fünf-
jährigem, leidenschaftliehen Studium an der Münchner
Akademie hatte er sicli langsam zur Meisterschaft ent-
wickelt, sein Bild „Kunstkritiker" von 1868 machte
großes Aufsehen und für das Bildnis der Frau Gedon
ward ihm im Jahre 1869 eine goldene Medaille verliehen.
Französische Kunstfreunde luden ihn nach Paris ein,
wo er fast ein halbes Jahr arbeitete — bis der Krieg
ihn wieder nach München führte. Aber wenn er dort
anfangs auch als tüchtiger und gefeierter Künstler galt,
die unerfreulichen Kunstverhältnisse der Stadt und der
Neid der Kollegen haben ihm das Leben dort so uner-
träglich gemacht, daß er sich bald entschloß, nur für
sich zu arbeiten; er fürchtete, seine ernste, strenge Art
könnte durch die Kunstluft Münchens Schaden nehmen.
Und weil er dies nicht wollte, verließ er München und
ging auf die Dörfer der Umgegend; hier, der Natur nahe,
in der Gesellschaft einfacher, schlichter Menschen, schuf
er, in harter Arbeit, seine Werke. Er schickte sie dann
wohl auf Ausstellungen, und sie hatten auch manchmal
Erfolg. Aber nur vorübergehend. Rechtes Verständnis
war sehr, sehr selten und das einzige Kunstpublikum,
auf das Leibl schließlich noch Wert legte, war das fran-
zösische. In seiner Heimat geriet er mehr und mehr in
Vergessenheit, um 1890 herum war er so gut wie ver-
schollen. Erst um die Mitte der neunziger Jahre besann
man sich wieder auf ihn, man lud ihn auf Ausstellungen
ein und er fand in E. Seeger in Berlin einen Käufer
großen Stils, der ihm alles abnahm, was er hatte, so
daß er nun endlich die manchmal drohenden Geldsorgen
los war. Mit Seeger reiste er auch, sie waren zusammen
B.D.K.5
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Nachdem er bis zum 16. Jahre das Gymnasium be-
sucht hatte, trat er bei einem Schlosser in die Lehre ein,
um später Maschinenbauer zu werden. Aber sein Drang
zur Kunst war so groß, daß er hier nicht lange blieb
und sich bald ganz der Malerei widmete. Nach fünf-
jährigem, leidenschaftliehen Studium an der Münchner
Akademie hatte er sicli langsam zur Meisterschaft ent-
wickelt, sein Bild „Kunstkritiker" von 1868 machte
großes Aufsehen und für das Bildnis der Frau Gedon
ward ihm im Jahre 1869 eine goldene Medaille verliehen.
Französische Kunstfreunde luden ihn nach Paris ein,
wo er fast ein halbes Jahr arbeitete — bis der Krieg
ihn wieder nach München führte. Aber wenn er dort
anfangs auch als tüchtiger und gefeierter Künstler galt,
die unerfreulichen Kunstverhältnisse der Stadt und der
Neid der Kollegen haben ihm das Leben dort so uner-
träglich gemacht, daß er sich bald entschloß, nur für
sich zu arbeiten; er fürchtete, seine ernste, strenge Art
könnte durch die Kunstluft Münchens Schaden nehmen.
Und weil er dies nicht wollte, verließ er München und
ging auf die Dörfer der Umgegend; hier, der Natur nahe,
in der Gesellschaft einfacher, schlichter Menschen, schuf
er, in harter Arbeit, seine Werke. Er schickte sie dann
wohl auf Ausstellungen, und sie hatten auch manchmal
Erfolg. Aber nur vorübergehend. Rechtes Verständnis
war sehr, sehr selten und das einzige Kunstpublikum,
auf das Leibl schließlich noch Wert legte, war das fran-
zösische. In seiner Heimat geriet er mehr und mehr in
Vergessenheit, um 1890 herum war er so gut wie ver-
schollen. Erst um die Mitte der neunziger Jahre besann
man sich wieder auf ihn, man lud ihn auf Ausstellungen
ein und er fand in E. Seeger in Berlin einen Käufer
großen Stils, der ihm alles abnahm, was er hatte, so
daß er nun endlich die manchmal drohenden Geldsorgen
los war. Mit Seeger reiste er auch, sie waren zusammen
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