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Watzinger, Carl
Denkmäler Palästinas: eine Einführung in die Archäologie des Heiligen Landes (1): Von den Anfängen bis zum Ende der israelitischen Königszeit — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.51808#0048
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34 II. Die Kanaanäische Epoche
schwinden sehr bald die Klingen mit einem Mittelgrat und machen
den in wädi et-tähüne schon auftretenden Klingen oder Messern
von flachem trapezförmigen Querschnitt, dem Universalgerät der
frühen Bronzezeit, Platz; auch die Äxte und Meißel mit sorgfältiger
Retusche der Oberfläche werden bald aufgegeben. Sehr beliebt
sind die in telelät ghassül noch ganz seltenen Pfeilspitzen feinster
Bearbeitung mit kurzer Zunge und die auch im wädi ghazze und
in telelät ghassül beliebten Sichelsteine zum Einklemmen in den
Spalt einer Holzsichel, von denen Petrie in den älterkanaanäischen
Schichten des teil dschemme überraschend große Mengen gefunden
hat. Zu diesem einheimischen Gerät tritt als fremder Import das
kleine Obsidianmesser von der Insel Melos, das in der vordynasti-
schen Zeit schon bis nach Ägypten gelangt ist.
Bald wird auch das kostbare Metall, das Kupfer, importiert,
doch wird zunächst nur ein kleiner Teil des Feuersteingeräts von
dem neuen Kupfergerät verdrängt (Abb. 49) k Zuerst verschwinden
die fein retuschierten Beile und Meißel und werden durch kupferne
Flachbeile und Meißel ersetzt, deren Formen für die Anfänge der
Metallzeit typisch und über die ganze Mittelmeerwelt bis nach
Nordeuropa verbreitet sind. Obwohl sie auch in Mesopotamien
zu den ältesten Metallgeräten gehören, werden sie wegen der da-
maligen nahen Beziehungen zu Ägypten von dort nach Palästina
gekommen sein. Später treten jüngere Typen hinzu wie die Absatz-
axt, in einer Form, die wohl in Kleinasien zu Hause ist, da sie im
kleinasiatischen Hethitergebiet häufig ist. Dagegen ist das Tüllen-
beil mit doppelt durchbrochener Schneide eine altmesopotamische
Form, von der schon die frühdynastische Streitaxt in Ägypten
abgeleitet ist. Diese Form ist aus Ägypten bis nach Kreta ge-
wandert und dort genau wie in Palästina (Abb. 54) noch aus
Denkmälern der jüngeren Bronzezeit bekannt. Daneben bleiben
die Keulen mit rundem oder birnförmigem Kopf aus Stein wäh-
rend der ganzen Dauer der Bronzezeit in Gebrauch.
Die bezeichnende Waffe der mittleren Bronzezeit ist der
kurze Dolch von dreieckiger Form (Abb. 50). Das Blatt schließt
entweder gerade ab und ist mit seinem unteren Ende in den Spalt
des Griffes eingeschoben und mit Nägeln befestigt oder es läuft
in eine mehr oder weniger lange Griffzunge aus, die in einen runden
Griff mit halbkugeligem Knopf eingesteckt war. Die erste Form
ist im ganzen Gebiet des Mittelmeers verbreitet und wohl zuerst
in Ägypten und Kreta ausgebildet worden, die andere wiegt unter
1 Zum Kupfer- und Bronzegerät vgl. besonders Flinders Petrie, Tools
and Weapons 1917; Watzinger, Jericho 116 ff.; zur Bewaffnung im allgemeinen
Bonnet, Waffen der Völker des Alten Orients. 1926; Wolf, Bewaffnung des
altägyptischen Heeres. 1926; Karo, Schachtgräber von Mykenai. 1932, 194ff.
 
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