Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Watzinger, Carl
Denkmäler Palästinas: eine Einführung in die Archäologie des Heiligen Landes (1): Von den Anfängen bis zum Ende der israelitischen Königszeit — Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1933

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51808#0122
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
108 IV. Die israelitische Königszeit
einheimischen Töpfer ausgeführt. Seine Beziehung zur nordsyrisch-
hethitischen Kunst verrät sich in dem Reliefstil der Tiere mit ihren
freiplastischen Köpfen und in der Stilisierung des heiligen Baumes,
die ähnlich auf nordsyrischen geschnittenen Steinen wiederkehrt.
Auf einem ähnlich gestalteten tragbaren Herd wird Jojakim die
Rolle des Jeremias in seinem Winterpalast verbrannt haben
(Jer. 36, 22).
Eine andere Form des Untersatzes wird durch zylindrische,
nach oben sich verjüngende Tonständer aus Gezer (Abb. 8) und
Megiddo vertreten, die von einem Kranz überfallender Blätter
bekrönt sind und in einer Lampenschale geendet haben werden1.
Das Motiv des überfallenden Blattkranzes ist in der syro-phöni-
kischen Kunst als Schaftverzierung von Leuchtern und Kande-
labern aus Bronze weit verbreitet; von solchen Metallgeräten
werden auch die palästinischen Tonuntersätze ihren Schmuck ent-
nommen haben. Ob er in Phönikien von den ägyptischen Palm-
kapitellen abgeleitet ist oder aus der altassyrischen Kunst stammt,
was mir wegen seiner späteren Beliebtheit in Assyrien wahrschein-
licher ist, läßt sich noch nicht sicher entscheiden. Daß bei jüngeren
Tonuntersätzen dieser Art wie bei dem Leuchter aus Gezer die
assyrische dekorative Kunst schon ihre Wirkung ausübt, ergibt
sich aus der Sparrenverzierung der Blätter, einem echt assyrischen
Motiv, das in der Zeit Assurnasirpals üblich ist. Noch stärker ist
die Anlehnnug an die assyrische Ornamentik bei den großen Kalk-
steinlampen aus dem Palast in Megiddo, die wohl erst der Zeit
des Ahab angehören werden (Abb. 85). Den oberen Abschluß des
Schaftes unter der Schale bilden hier zwei Reihen von Blättern,
die mit rot und blauen Sparrenmustern verziert und durch Wulst-
ringe voneinander und von der Schale geschieden sind. Auch das
Band von Lotosknospen und Blüten, das die Außenwand der
Schale schmückt, ist von rein assyrischer Formgebung. Das Vor-
dringen der assyrischen Kultur in das syro-phönikische Einfluß-
gebiet, besonders seit der Zeit Assurnasirpals, hat im phönikischen
Kunstgewerbe jene eigentümliche Mischung ägyptischer und assy-
rischer Elemente zur Folge gehabt, die uns aus den Bronzeschalen
von Nimrud aus der Zeit Sargons II. zuerst entgegentritt und am
Anfang des 7. Jahrh. in einer weitverbreiteten Schalengruppe mit
reichem figürlichem Schmuck ihren Höhepunkt und ihr Ende findet.
Von diesen spätphönikischen toreutischen Arbeiten sind jedoch
bisher keine Beispiele auf palästinischem Boden gefunden worden.
Unter den steinernen Geräten ist eine Räucherschale aus Steatit
von teil bet mirsim bemerkenswert, die mit anderen aus Sendschirli,
1 Macalister, Gezer II, 336. Fig. 460; Teil el-Mutesellim II, 39; vgl. auch
Löhr, Räucheropfer 172.
 
Annotationen