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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Öffentliche Versteigerung des künstlerischen Nachlasses des Landschaftsmalers Adolf Obermüllner: 25. Jänner 1904 und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 190) — Wien, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.20479#0011
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ADOLF OBERMÜLLNER.

So hätten wir also abermals das Lebenswerk eines österreichischen
Künstlers vor uns ausgebreitet, und zwar eines Zeitgenossen und
lieben Kollegen, der es nicht nur mit seiner Kunst ernst nahm, sondern
auch in all den ihm gewordenen Lebensaufgaben ein ganzer Mann ge-
wesen ist; ein Mann von richtigem Bewußtsein seiner künstlerischen
Kraft und sonach ein würdiger Vertreter seines freigewählten Berufes.
Man kann von ihm mit Recht sagen, daß er sich freudigen Herzens
und zugleich mit Talent und Verstand begabt der Kunst, und zwar
mit rasch eintretendem Erfolge, gewidmet hat. Hierzu hatte er sich ein Fach
der Landschaftsmalerei ausersehen, das würdig auszufüllen einer gar
zähen Kraft bedurfte, ja einer wahrhaft männlichen Ausdauer, um des-
selben, wie es tatsächlich der Fall gewesen ist, so ganz und voll bis in die
weitestgehenden Ziele Herr zu werden. Er begnügte sich daher nicht,
wie andere Gebirgsmaler, im Tale bequem sitzen zu bleiben, um von
da seine alpinen Landschaften zu konterfeien, sondern er machte seine
Aufnahmen und Studien auf den gewaltigen Höhen selbst, um ihrer
Charakteristik in nächster Nähe vollkommen Herr zu werden. Und zur
Zeit, als Obermüllner hauptsächlich seinen Studien oblag, um die sel-
tensten Punkte für seine Mappe in ihrer unmittelbaren Nähe zu ge-
winnen, fehlte es noch fast allenthalben an jenen Schutzhütten und
Bergherbergen, wie wir sie heute auf den meisten Höhen vorfinden.
Das hätte unserem Freunde allerdings das Studium wesentlich erleichtert.
Weiß ich es doch aus eigener Erfahrung, welcher Ausdauer es bedurfte,
wochenlang in einer höchst dürftig verwahrten Almhütte zu leben, bei

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