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C. J. Wawra <Wien> [Editor]; Albert Werner (Firma) [Contr.]
Kunstauktion von C. J. Wawra: Versteigerung der Künstlernachlässe Theodor von Hörmann, Leopold Burger, Bernhard Fiedler und Hermann Burghart: Versteigerung Mittwoch den 19. April 1905 und die darauffolgenden Tage — Wien, Nr. 199.1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.35496#0014
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Farbenreiz anziehen, doch kann ich mich nicht der Empfindung entschlagen,
daß das an sich schon Künstliche noch einmal durch die Kunst wiedergegeben
zu werden vermöchte, demnach derartige Darstellungen in die Kategorie der
Stilleben einzureihen wären. Sehr intim zeigt sich uns sein künstlerisches
Streben in den Naturstudien und Momentdarstellungen. So sagt uns der
Meister in der Studie „Angepflockter Kahn", mit wie wenig Mitteln sich viel
erreichen läßt. Das Momentbild „Fischer mit der Taubei'' (Samois) ist eine
prächtige Lösung des „Sommergrüns". Die gelbe Flut des kleinen zwischen
Schilf dahinschleichenden Wassers, in der sich der scheidende Tag spiegelt,
gibt dem Grün den richtigen schneidigen Gegensatz. Man fühlt förmlich die
feuchte Abendluft. „Stockfischtrocknen in St. Malo" ist, wenn auch nur skizzen-
haft, doch unendlich fein beobachtet in den Lichtwirkungen von Strand,
Wasser und Luft. Besonders scharf und richtig gezeichnet sowie getont ist
der Horizont mit den fernen Gestaden des Meeres. „Die Abendstimmung von
Samois" zählt zu den vorzüglichsten Momentbeobachtungen. Der gelbe Abend-
ton am Himmel kontrastiert auch hier ganz köstlich mit dem schweren tiefen
Grün der Landschaft. Sehr gut eingestellt ist auch die Staffage, die so wichtig
in der Landschaft sein kann, wenn sie deren bedarf und so störend wirkt,
wenn sie nur als unnötiger Aufputz dienen soll. Immer trefflich ist der
Meister in seinen Darstellungen von der Schnittzeit. .Der Feierabend der
Schnitter" (Mondaufgang, Znaim 1893) ist ein poetisch empfundenes Bild.
Müde kehren die Schnitter vom heißen Tagewerke heim, sie haben die Garben
zusammengeschlichtet und auf dieselben zurückblickend, mögen sie sich sagen,
daß wieder ein schwerer Tag der Arbeit vorüber sei. Auch die Naturstudie,
die man im Grunde ein Bild heißen kann, benannt „Die Walke" (St. Pölten
1883), zählt zu den vornehmen Werken des Meisters, der Märzton ist ausge-
zeichnet gebracht. Bei dem Opus — ich weiß nicht, soll ich es Studie oder
Bild heißen — es stellt Mädchen bei der Feldarbeit dar, spricht wieder die
vornehme Tonskala zu Herzen. Ebenso fein ist „Die Seilerei in San
Molo".
Die Erforschung des „Grün" in der Natur war für Hörmann eine
wesentliche Aufgabe, und diese ist auch ein schwer zu lösendes Problem in
der Landschaftsmalerei überhaupt. Dies Problem zu lösen, haben viele schon
versucht, im Grunde aber ist es nur wenigen gelungen und da nur bei einer
besonders feinen koloristischen Veranlagung. Der Figurenmaler hat es in
vielem leichter, weil er in seinen Aufgaben doch zumeist gegebene, unzwei-
deutige Bedingungen vorfindet, in der Landschaft dagegen sind die Farben
mehr oder minder problematisch, und können dieselben nur durch die volle
Richtigkeit der Gegensätze gebracht werden.
Hörmann, hätte er nur um zehn Jahre länger gelebt, würde noch manches
bewältigt haben, dessen er sich in Herz und Seele bewußt gewesen ist. —
 
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