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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]; Albert Werner (Firma) [Mitarb.]
Kunstauktion von C. J. Wawra: Versteigerung von Ölgemälden moderner und alter Meister: Miniatüren, alten Möbeln, Holzskulpturen, Bronzen, Porzellan, Glas etc. aus dem Nachlasse des verstorbenen Herrn Med. Dr. Max Josef Schüler (kaiserlicher Rat, Direktor der landsch. Kuranstalten von Stiermark i. R.) in Graz ; Versteigerung 3. Februar 1909 und die darauffolgenden Tage — Wien, Nr. 214.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.21490#0011
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falls in seltener Reinheit konserviert. Werke dies.es Meisters finden sich
in den Museen zu Haag, Amsterdam und anderen Orten.

Dem Adrian Brouwer zugeschrieben wird ein wohl im Ausdruck
derber, doch aber technisch fein durchgebildeter Männerkopf, welcher den
Titel „Fluchender Bauer” führt. Er scheint zornig zum Himmel aufzu-
schreien ob all der Unbill, die ihm hier auf Erden angetan worden, und
ist in seiner Ruppägkeit und ehrlichen Wut so recht der Vertreter einer
vom Schicksal und der lieben Mitwelt arg mitgenommenen Menschklasse.

Von dem gesuchten holländischen Meister Aelbert Cuyp findet
sich hier ein schönes Werk, eine Landschaft von einem Fluß durchzogen
mit einer weiten Fernsicht und weidenden Kühen und Schafen imVorder-
grund. Vortrefflich behandelt ist der weithin sich erstreckende Horizont
und die warme Luft mit ihrem goldigen Ton, der den Spätnachmittag
charakterisiert und an van Goijen erinnert.

Ein interessantes Werk, eine Landschaft mit Bäumen im Vorder-
grunde und einem weiten Fernblick verzeichnen wir in dem Bilde, das
dem Salomon Jacob Ruijsdael zugeschrieben wird, der ein Sohn des
Salomon und ein Vetter des berühmten Jacob van Ruijsdael gewesen ist.
Das Bild ist, wie uns der Katolog angibt, monogrammiert und datiert 1651.
Däe gute Photographie gibt dasselbe in allen seinen Details wieder, wo-
nach es einer weiteren Beschreibung nicht bedarf. Singers allgemeines
Künstlerlexikon, Band IV, 1901, gibt an, daß Bilder dieses Malers, der 1664
als Meister der Gilde in Haarlem aufgenommen wurde, in den Museen
zu Bordeaux, Cassel, München und Rotterdam sich vorfinden.

Das Bild „Die Teilung der Beute”, das in der Sammlung des
Dr. Schüler als Jan le Ducque bezeichnet erscheint und dessen Sig-
nierung jedesfalls apokryph sein dürfte, könnte nur dem Jacob A. Duck
zugeschrieben werden, von dem wir wissen, daß er zu Utrecht um 1600
geboren und im Haag nach 1660 gestorben ist.

Ein Bild ähnlicher Auffassung, das dem Jacob A. Duck zuge-
schrieben wird, und welches sich unter Nummer 1303 in der kaiserlichen
Gemäldegalerie befindet, stellt ebenfalls eine Plünderung dar und zeigt
dieselben perspektivischen Eigentümlichkeiten, wie das hier zur Auktion
gelangende, nur ist es subtiler in der Behandlung, während das der
Sammlung Dr. Schülers eine breitere und lockerere Pinselführung zeigt.
 
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