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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Versteigerung einer hervorragenden Wiener Sammlung von Aquarellen und Handzeichnungen österreichischer (Altwiener) Künstler: Montag den 25. April und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 218) — Wien, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.35495#0009
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Künstler in den wenigen Jahren seines Lebens geschaffen hat. Karl
Schindler starb kaum 21 Jahre alt und wir können bei dem Hnblick
seiner Werke es immer wieder nur auf das tiefste beklagen, daß ihm
nicht ein langes Leben und eine Dezennien dauernde künstlerische Tätige
keit beschieden war. Ja, was hätte der Mann bei seiner eminenten Pro-
duktionsfähigkeit noch zu leisten vermocht! Ich möchte hier einen noch
größeren Jammer anschlagen, als im Hinblicke auf den frühen Tod
Franz Schuberts, der doch fast um zwei Dezennien länger gelebt und
geschaffen hat.
Hber nicht nur Karl Schindler sehen wir hier mit so zahlreichen
Blüten seiner Kunst herantreten, sondern auch die ganze FendD Schute,
sogar den Meister selbst mit seiner unnachahmlichen Feinheit und seetn
sehen Vertiefung.
Huch Fendi wurde nur 46 Jahre alt und die Welt hat durch diesen
frühen Tod enorme Schätze verloren; aber auch durch seine Hmtstätig-
keit als Zeichner im Münz= und Hntikenkabinett ging seine beste Jugend^
zeit für sein herrliches künstlerisches Schaffen dahin. Solchen Talenten
sollte man, wenn man sie doch schon erkannt hat, in anderer Weise
unter die Hrme greifen, als indem man sie an eine Hmtstätigkeit fesselt,
die ihrem freien künstlerischen Fluge immer hinderlich sein muß.
Der Huktionskatalog weist im ganzen 15 Blatt von Fendis Hand
auf, die freilich nicht alle von gleicher Bedeutsamkeit sind und von denen
manche nur als flüchtige Entwürfe durch die bekannt subtile Hrt des
Meisters ihren Wert erhalten.
Den zweiten Schüler Fendis, Hlbert Schindler, der schon bei Leb^
Zeiten seines Lehrers dessen Stelle im Münz= und Hntikenkabinett sub-
stituierte und diese auch nach Fendis Tod übernahm, ßnden wir in dieser
Sammlung nur mit einer Crayonzeichnung vertreten, wogegen der ebem
falls hochbegabte Friedrich Treml, sein Mitschüler, 15 Blatt, darunter
sehr fein ausgeführte Hrbeiten zu dieser Kollektion beisteuert. Es sind
hauptsächlich Skizzen von militärischen Szenen und eine ausführliche
Hquarellskizze des Volkslebens im alten Wurstelprater, die so recht Ort
und Zeit charakterisiert. — Treml überlebte Fendi um 10 Jahre und hat
ebenfalls für sein kurz bemessenes Erdendasein eine reichliche Hnzahl
den Geist seines Meisters stets bewahrender Werke geschaffen.

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