HUGO OTHMAR MIETHKE.
Als der Vierundachtzigjährige am 11. Januar 1918 fern von Wien als müder-Greis
die Augen geschlossen hatte, meldete nicht die kleinste Notiz den Tod des Mannes,
■ der einst im Kunstleben Wiens eine so bedeutende Rolle gespielt hatte. Er war
vergessen. So mögen ihm denn • hier einige AVorte der Erinnerung und verdienter
Würdigung gewidmet sein.
Ursprünglich war Miethke mit dem noch in bester Erinnerung der heutigen Ge-
neration von Kunstfreunden stehenden, schon 1905 gestorbenen C. J. Wawra unter der
Firma Miethke und Wawra assoziiert, der Keim für die Zukunft der beiden Firmen war
damit gelegt, sie entwickelten sich nach der Trennung, jede in ihrer Richtung und
Spezialität.
Wir müssen zurückgreifen in die Zeit der Siebzigerjahre des »wirtschaftlichen
Aufschwunges«, in welcher Miethke aus kleinen Anfängen sein Unternehmen auf breitere
Grundlage zu stellen begann, indem er sich dem Gemäldehandel zuwendete, dem damals
eine Zeit unbegrenzter Möglichkeiten — ähnlich wie wir dies gerade wieder erleben ■—
zugute kam. Industrie, Handel, Bauunternehmungen, Börse florierten, das Geld lag auf
der Straße und die »Friedensgewinner« von damals richteten sich dementsprechend ein;
freilich dauerte die Herrlichkeit nicht allzu lange. Wie ein Reif in der Frühlingsnacht
kam der Krach des Jahres 1873, der so manches Vermögen vernichtete und manche
neue Sammlung bald wieder unter den Hammer brachte. Aber neue Galerien waren
entstanden, die die berühmten alten Wiener Kunstsammlungen wie Arthaber und Gsell
ersetzten. Boesch, Oetzelt, Klinkosch, Baron Königswarter, Lobmeyr, Baron Schey,
Reichert, Ziehrer u. a. sammelten alte oder zeitgenössische Gemälde und Miethke war
vielen von ihnen Berater.
Ein neuer glänzender Stern am Wiener Kunsthimmel war aufgegangen — Hans
Makart. Die Verbindung Miethkes mit diesem gehört zu den Ruhmestiteln des Hauses
und das freundschaftliche Verhältnis währte bis zu Makarts Tode. —• Eine ähnliche
Verbindung bestand mit Jakob Emil Schindler, den Miethke während ungünstiger Zeit
förderte und stützte. Auch zu vielen anderen Wiener Künstlern jener Zeit hatte er rege
Beziehungen, so zu Schwaiger, Pettenhofen, Rumpier, R. Ruß, F. v. Pausinger, Strasser
und William Unger.
Dabei brachte er manch schönes Stück von alten Meistern nach Wien, wie den
famosen Van Dyck, Bildnis des Herzogs von Villiers, und insbesondere gute italienische
Gemälde. Eine hervorragende Stelle nahm Miethke als Auktionator in den Achtziger- und
Neunzigerjahren ein. Die Künstler-Nachlaß-Auktionen Canon 1885, Makart 1885, Petten-
kofen 1889, Schindler 1892, Leopold C. Müller 1893, Viktor Tilgner 1896, Hasch 1897,
C. Rudolf Huber 1897, Alois Schönn 1898, die Versteigerungen der Gemäldesammlungen
Erasmus Engerth 1871, Rosenberg 1883, Bühlmeyer 1884, Bossi 1885 und 1886, Sarg 1886,
Artaria-Dr. F, Sterne-Prof. Politzer 1886, Penther 1887, Eggers 1888, Klinkosch 1889, Graf
Als der Vierundachtzigjährige am 11. Januar 1918 fern von Wien als müder-Greis
die Augen geschlossen hatte, meldete nicht die kleinste Notiz den Tod des Mannes,
■ der einst im Kunstleben Wiens eine so bedeutende Rolle gespielt hatte. Er war
vergessen. So mögen ihm denn • hier einige AVorte der Erinnerung und verdienter
Würdigung gewidmet sein.
Ursprünglich war Miethke mit dem noch in bester Erinnerung der heutigen Ge-
neration von Kunstfreunden stehenden, schon 1905 gestorbenen C. J. Wawra unter der
Firma Miethke und Wawra assoziiert, der Keim für die Zukunft der beiden Firmen war
damit gelegt, sie entwickelten sich nach der Trennung, jede in ihrer Richtung und
Spezialität.
Wir müssen zurückgreifen in die Zeit der Siebzigerjahre des »wirtschaftlichen
Aufschwunges«, in welcher Miethke aus kleinen Anfängen sein Unternehmen auf breitere
Grundlage zu stellen begann, indem er sich dem Gemäldehandel zuwendete, dem damals
eine Zeit unbegrenzter Möglichkeiten — ähnlich wie wir dies gerade wieder erleben ■—
zugute kam. Industrie, Handel, Bauunternehmungen, Börse florierten, das Geld lag auf
der Straße und die »Friedensgewinner« von damals richteten sich dementsprechend ein;
freilich dauerte die Herrlichkeit nicht allzu lange. Wie ein Reif in der Frühlingsnacht
kam der Krach des Jahres 1873, der so manches Vermögen vernichtete und manche
neue Sammlung bald wieder unter den Hammer brachte. Aber neue Galerien waren
entstanden, die die berühmten alten Wiener Kunstsammlungen wie Arthaber und Gsell
ersetzten. Boesch, Oetzelt, Klinkosch, Baron Königswarter, Lobmeyr, Baron Schey,
Reichert, Ziehrer u. a. sammelten alte oder zeitgenössische Gemälde und Miethke war
vielen von ihnen Berater.
Ein neuer glänzender Stern am Wiener Kunsthimmel war aufgegangen — Hans
Makart. Die Verbindung Miethkes mit diesem gehört zu den Ruhmestiteln des Hauses
und das freundschaftliche Verhältnis währte bis zu Makarts Tode. —• Eine ähnliche
Verbindung bestand mit Jakob Emil Schindler, den Miethke während ungünstiger Zeit
förderte und stützte. Auch zu vielen anderen Wiener Künstlern jener Zeit hatte er rege
Beziehungen, so zu Schwaiger, Pettenhofen, Rumpier, R. Ruß, F. v. Pausinger, Strasser
und William Unger.
Dabei brachte er manch schönes Stück von alten Meistern nach Wien, wie den
famosen Van Dyck, Bildnis des Herzogs von Villiers, und insbesondere gute italienische
Gemälde. Eine hervorragende Stelle nahm Miethke als Auktionator in den Achtziger- und
Neunzigerjahren ein. Die Künstler-Nachlaß-Auktionen Canon 1885, Makart 1885, Petten-
kofen 1889, Schindler 1892, Leopold C. Müller 1893, Viktor Tilgner 1896, Hasch 1897,
C. Rudolf Huber 1897, Alois Schönn 1898, die Versteigerungen der Gemäldesammlungen
Erasmus Engerth 1871, Rosenberg 1883, Bühlmeyer 1884, Bossi 1885 und 1886, Sarg 1886,
Artaria-Dr. F, Sterne-Prof. Politzer 1886, Penther 1887, Eggers 1888, Klinkosch 1889, Graf