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Albert Werner <Firma> [Hrsg.]; C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Versteigerung der Sammlung des Grossindustriellen Josef Salzer † Wien: Kunstgewerbe - Arbeiten aus Email, Zinn, Bronze, Eisen und Messing, Majoliken, Steinzeug, Fayencen, ... ; Waffen - Europäische Schutz- und Angriffs-Waffen vom Mittelalter bis Neuzeit ; Versteigerung 17. Oktober [1927] und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 293) — WienWien, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.24051#0014
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emaildose mit Herrenminiatur auf dem reich verzierten Deckel, eine Pariser Arbeit aus
dem Jahre 1770, auf eine Goldemaildose mit reizvollen miniaturfeinen Schäferszenen von
Blaarenbergh und auf eine schön geschnitzte Steinbockdose mit Jagdszenen, deutsch
18. Jahrhundert. Unter den Arbeiten aus Silber sind ein getriebener Siebenbürger Becher
mit reicher Gravierung aus dem Jahre 1651 und ein formschönes Kaffeeservice aus dem
Wiener Kongreßjahre 1815 besonders bemerkenswert. Überaus reich sind in unserer
Sammlung die künstlerischen Äußerungen alter Keramik vertreten. Italienische Majoliken
wechseln mit deutschen und alpenländischen Fayencen, Steinzeug= und Jagdbecher mit
sogenannten Bartmannskrügen ab. Zu nennen wären etwa zwei italienische Apotheker-
vasen mit allegorischer Darstellung aus dem 16. Jahrhundert, eine venetianiscne Majolika®
schiissel mit einer auf einem Delphin sitzenden Meeresgöttin, eine Schüssel gleicher
Herkunft mit harfenspielenden weiblichen Gestalten, beide aus der zweiten Hälfte
beziehungsweise dem Ende des 16. Jahrhunderts, und drei farbenprächtige Majolika-
schüsseln aus Urbino mit mythologischen Szenen, 1560, beziehungsweise 1561 datiert.
Künstlerisch wertvolle Stücke enthält weiters eine Kollektion von Kacheln, aus welcher
wir namentlich einige Ofen^ und Nischenkacheln oberösterreichischer Herkunft aus dem
16. Jahrhundert hervorheben möchten. Innerhalb einer bedeutenden Spezialsammlung von
Kunstobjekten aus Zinn befinden sich Schweizer Krüge des 17. Jahrhunderts, deutsche
Krüge und Kannen des 18. Jahrhunderts, ein Zunfthumpen der österreichischen Gerber®
innung aus dem Jahre 1744, ein solcher der Weber, 1736 in Deutschland hergestellt,
ein deutscher Zunftpokal mit den Datierungen 1666 — 1777, ferner eine seltene Temperantia®
schlisse! von Caspar Enderlein, mit einem feinziselierten Miniaturporträt des berühmten
Nürnberger Zinngießers, datiert 1611. Der gleichen Spezialfolge gehören noch ein
Krönungsteller von Hans Spatz aus dem 17. Jahrhundert, ein Auferstehungsteller aus
dem Jahre 1660 und ein Noahteller aus dem Jahre 1635 an, sämtliche in den Meister-
werkstätten zu Nürnberg hergestellt. Mit welchem Geschidi Josef Salzer um die Qualität
und Mannigfaltigkeit seiner Sammlung bemüht war, ersehen wir ferner aus einer aparten
Kollektion von Gold® und Silberhauben <mit Stiidcen aus Kirchberg am Wechsel,
aus der Wachau, aus dem Böhmerlande), aus einer Auslese koptischer Stoffe, deren
komplizierte technische Faktur und überraschend frische Farbigkeit den Liebhaber textiler
Seltenheiten besonders erfreuen dürften, aus italienischen Brocatellodecken und
Meßkleidern, namentlich solchen des 16. Jahrhunderts, und anderem mehr. Wir können
nicht umhin, auch noch auf eine Kollektion von Uhren aufmerksam zu machen, in
welcher sich unter anderem eine vergoldete und reich gravierte Nürnberger Turmuhr des
16. Jahrhunderts befindet, und auf eine Anzahl alter astronomischer Instrumente,
die aus den deutschen Werkstätten des 17. und 18. Jahrhunderts stammen.

Unter den künstlerischen Objekten, denen Salzer fortdauerndes Interesse und eine
stets opferfreudige Pflege angedeihen ließ, nimmt zuletzt noch die reichhaltige Kollektion
europäischer Schutz® und Trutzwaffen einen besonderen Rang ein. Eine Spezial-
sammlung von mustergültiger, fast musealer Anordnung, in welcher die Tradition der be-
kannten Wiener Fachsammlungen, wie Winter, Leber und andere, wohl zum letzten Mal
anldingt. Diese Sammlung geht vom Mittelalter aus und reicht bis zur Neuzeit. Wir
heben aus dem Gesamtmaterial eine seltene Setztartsche des 15. Jahrhunderts hervor, dann
eine gewichtige Kollektion von Helm® und Brustpanzern, die aus dem 16. und 17. Jahr®
hundert stammen. In der vielgestaltigen Gruppe der Stangenwaffen fallen die Aalspieße
und Roßschinder des 15. Jahrhunderts, die Partisanen und Hellebarden vom
14. bis 17. Jahrhundert namentlich auf. LInter den Schwertern mit mehr oder minder
 
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