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Albert Werner <Firma> [Hrsg.]; C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Versteigerung der Sammlung des Grossindustriellen Josef Salzer † Wien: Kunstgewerbe - Arbeiten aus Email, Zinn, Bronze, Eisen und Messing, Majoliken, Steinzeug, Fayencen, ... ; Waffen - Europäische Schutz- und Angriffs-Waffen vom Mittelalter bis Neuzeit ; Versteigerung 17. Oktober [1927] und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 293) — WienWien, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.24051#0013
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DIE SAMMLUNG SALZER

Die Versteigerung der Sammlung Salzer, die im Oktober d. J. durch C.J. Wawra und
Albert Werner erfolgt, bedeutet die Auflösung einer jener nicht mehr häufigen Wiener
Privatsammlungen bürgerlicher Herkunft, die trotz der Pflege künstlerischer Spezial-
gebiete mehr aufs Allgemeine und Universelle ihr Augenmerk richteten und neben der
Einschätzung seltenen, bodenständigen Kunstgutes in der Erwerbung künstlerischer Leistungen
internationaler Prägung ihr Hauptziel suchten und fanden. Diese Sammlung wurde von
dem 1846 in Wien geborenen und 1923 daselbst verstorbenen Großindustriellen Josef
Salzer bereits in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts begründet und während
eines Zeitraumes von ungefähr 50 Jahren mit unermüdlichem Eifer und wachsender
Sachkenntnis fortgeführt. Sein Interesse galt im gleichen Ausmaße den prähistorischen
Altertümern wie den kunstgewerblichen Arbeiten der Renaissance, dem künstlerischen
Ausdrucksempfinden der Gotik wie den Stileigentümlichkeiten der Biedermeierzeit. Eine
langjährige enge Freundschaft mit Makart mag die Vorliebe des Sammlers für bizarre
Farbengebungen und stark betonte dekorative Werte entschieden mitbeeinflußt haben. Wir
machen auf das sehr sorgfältig bearbeitete Verzeichnis der Sammlung aufmerksam und
versuchen im folgenden nur einige Stichproben aus dem reichen Gesamtganzen zu geben.
Neben einzelnen bemerkenswerten Gemälden oberitalienischer beziehungsweise nieder-
ländischer Schulen enthält unsere Sammlung hochwertiges Mobiliar, darunter eine Truhe
und einen Kasten aus gotischer Zeit, eine italienische 1 ruhe, um 1500 entstanden und
mit renaissanceartigen Temperagemälden geschmüdct, deren Inhalt dem Stoffkreis einer
frühitalienischen Novelle entnommen sein mag, ferner eine in einen Kasten eingebaute
Orgel, süddeutsch, aus dem 17. Jahrhundert stammend, und auch noch eine stilvolle
Empiregarnitur, ein Beispiel österreichischer Möbelkultur. Zu den bedeutenden Stücken
der Salzerschen Sammlung zählen weiters einige Emailplatten aus Limoges, wie etwa:
Christus am Kreuz aus dem 11. und ein Buchdedcel mit einem Kruzifixus aus dem
12. Jahrhundert, ferner eine Kreuzplatte aus Köln, ein Kunstwerk des 13. Jahrhunderts.
Wir erwähnen noch eine Salbenbüchse aus Limoges mit türkisblauem Grund und turm-
förmigem Deckel, eine Arbeit des 12. Jahrhunderls, und eine Kußtafel venetianischen
Ursprungs (Madonna mit Kind), die dem 15. Jahrhundert angehört. LInter den Elfen-
beinschnitzereien wären unter anderem eine Elfenbeinplatte (Madonna mit Kind auf
dem Throne), französisch, 13. Jahrhundert, und ein drei Jahrhunderte später in Köln
entstandener Christus mit Pilatus eingehender Beachtung wert. Interesse erweckt ferner
die Abteilung: Porzellan, Dosen und Schmuck. Wir nennen bloß ein leeservice
mit Schlachtenszenen, Wien 1744 — 49, das bereits auf der Wiener Porzellanausstellung 1904
entsprechende Würdigung fand, dann eine in Gold montierte Porzellandose mit Allegorie
auf die Schauspielkunst und Widmung an den bekannten Burgschauspieler und Maler
Josef Lange, und überdies eine goldmontierte Dose mit bunten Figuren im Rokokostil,
um 1760 in Wien entstanden und gleichfalls 1904 zur Schau gestellt. Wir verweisen
ferner auf eine Anzahl sächsischer Kupferemaildosen des 18. Jahrhunderts, auf eine Gold-
 
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