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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Nachlass Generaldirektor Dr. Victor und Paula Zuckerkandl † Berlin: Ölgemälde, Aquarelle, Miniaturen und Kunstgegenstände ; [Versteigerung daselbst am Montag, den 7. und Dienstag, den 8. Mai 1928] — Wien, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.24787#0009
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In langjähriger Sammeltätigkeit zusammengebracht, stellt die Sammlung des
im Jahre 1927 in Berlin verstorbenen Generaldirektors Victor Zuckerkandl
einen Ausschnitt aus der besten Epoche der österreichischen Malerei des
19. Jahrhunderts dar. Sie gelangt mit Ausnahme der Widmung eines Gemäldes
von Gustav Klimt an die Österreichische Galerie in dem geschlossenen Umfang
ihres Bestandes an die Öffentlichkeit. Den Höhepunkt der Sammlung bildet die
große Zahl von dreißig Werken Rudolf von Alts, die sich von der Frühzeit
seines Schaffens über vier Jahrzehnte seiner künstlerischen Arbeit bis zum
Jahre 1884 spannt. An der Spitze steht das seltene Ölbild mit der Piazza della
Rotonda vor dem Pantheon, 1846 gemalt, mit bewegtester und buntester Staffage,
deren malerischer Reichtum überragt wird von der im kühlen Schatten auf*
steigenden Front des Pantheons, die noch die barocken, heute verschwundenen
Türmdien trägt. Das reine Licht des Himmels, das — ein Nachklang der klassi*
zistischen Prägnanz in aller Modellierung — Figuren und Bauwerke mit der
kraftvollen Klarheit südlicher Plastik umschreibt, löst sich über die Gegenstände
hinweg zu malerischen Verbindungen differenziertester Farbigkeit. In den aus
der gleichen Zeit stammenden Aquarellen, die eine geschlossene Serie von
Alt--Wiener Veduten darstellen, ist das malerische Erlebnis frei gelöst: die schönsten
Punkte Wiens erstehen in sprühenden Improvisationen, in kleinstem Format,
aber von der größten Fülle des Inhalts, mit der köstlichsten Staffage, in Licht
getauchte Eindrücke eines beglückten Auges, fast körperlos schwebend, aber
in aller schwebenden Leichtigkeit des Aquarellierens von unbedingtester Treue
in der Hingabe an das Motiv. Die Alk-Wiener Ansichten, geschaffen als Erinnerungs*
bilder an das Reiseerlebnis eines russischen Aristokraten, offenbaren eine
temperamentvolle Flüssigkeit des Malerischen, die Rudolf von Alt in systema*
tischer Breite erst nach der Mitte des Jahrhunderts erreicht hat. Das überlegene
Können entwickelt sich an Architekturausschnitten und Landschaften von einer
Beweglichkeit des Gegenständlichen, von einem Reichtum der Situation im Licht
und in der Atmosphäre, die nicht mehr überbietbar erscheint. Und die Meister*
schaft der sachlichen Wiedergabe, die das komplizierteste Objekt nicht nur
sucht, sondern in der malerischen Bewältigung der Dinge keine Schwierigkeiten
zu kennen scheint, gelangt zu Blättern mit der Darstellung des Dogenpalastes,
des Klosterhofs von Monreale, der Nonnberg* oder der Franziskanerkirche in
Salzburg, in denen die Erscheinung der einzelnen Form mit der Bewegung
des Lichtes einen schönen Ausgleich eingeht. Die magistrale Sicherheit des
Könnens gibt eine in der Sonne flimmernde Laubwandmit derselben Beherrschung
aller Möglichkeiten bravouröser Technik, mit der auf der Landschaft von Cortina
das Schauspiel eines Sonnenunterganges in den großartig starr aufragenden
Felsenwänden, jenseits aller verfälschenden Stimmungsmalerei, mit einer mensch*
 
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