EMIL WEINBERGER ist vor etwa einem Menschenalter, noch am Ausg-ange des
vorigen Jahrhunderts, in den Kreis der Wiener Kunstfreunde und Sammler getreten;
bis in die letzten Wochen seines Lebens — er ist am 18. Februar 1929 verschieden —
war er mit unermüdlichem Eifer um den Ausbau seiner Sammlung bemüht. Was der
Wiener Kunstmarkt in dieser Zeit zu bieten vermochte, war ihm um so leichter
zugänglich, als ihn durch Jahrzehnte die engste Freundschaft mit Dr. Albert Figdor
verband, dem er im täglichen Umgang manches Geheimnis abzulauschen wußte; und
mehr als ein Stück ist aus der Sammlung des Freundes durch Tausch in die seine
gelangt. Auch auf ausgedehnten Reisen in Deutschland, England, Frankreich und
Italien war er auf die Erweiterung seiner Sammlung bedacht und hat — namentlich
in Paris und Florenz — gerade die kostbarsten Stücke erworben. Wer diese Sammlung
in ihrer gewählten Aufstellung, von dem kundigen Besitzer liebenswürdig begleitet,
kennenlernen durfte, wird den Eindruck des organischen Zusammenhanges, der für
den einheitlichen und gestaltenden Geschmack des Besitzers zeugte, nicht aus dem
Gedächtnis verlieren. Die künstlerische Einstellung Emil Weinbergers war aber nicht
etwa allein Ausdruck seiner Persönlichkeit, sondern wurzelte in seiner Umwelt. Durch
das Wirken begabter Kunstfreunde wie Eugen v. Miller-Aichholz, Hans Graf Wilczek
und Dr. Albert Figdor, war eben in Wien ein Stück spätromantischer Tradition länger
als anderwärts lebendig und die Verbindung des Kunstsammelns sowohl mit der
allgemeinen Anteilnahme an Fragen der Kulturgeschichte, wie mit dem Streben verknüpft
geblieben, neben dem einzelnen Meisterwerk der hohen Kunst auch die besten Leistungen
des Zeitstils im Kunstgewerbe zu erfassen und durch eine vornehme Wohnkultur
bildhaft zu verbinden.
So wenig wie für die anderen Wiener Sammler seiner Generation, war für Emil
Weinberger jemals der Gesichtspunkt der kunstgeschichtlichen Bedeutung oder der
Rat eines „gelehrten Experten“ bei Erwerbungen allein maßgebend. Daß aber viele
Werke seiner Sammlung, die Kunstfreunden und Forschern jederzeit offenstand, in
der kunstgeschichtlichen Literatur einen festen Platz einnehmen, spricht dafür, daß
Emil Weinberger dem eigenen Urteil ruhig vertrauen durfte.
Wenige Monate ehe der Kunstbesitz seines vielbewunderten Freundes Dr. Albert Figdor
zerstreut werden soll, wird nun die Sammlung Weinberger aufgelöst; ein Kapitel
Wiener Sammlerkultur geht seinem Ende entgegen.
vorigen Jahrhunderts, in den Kreis der Wiener Kunstfreunde und Sammler getreten;
bis in die letzten Wochen seines Lebens — er ist am 18. Februar 1929 verschieden —
war er mit unermüdlichem Eifer um den Ausbau seiner Sammlung bemüht. Was der
Wiener Kunstmarkt in dieser Zeit zu bieten vermochte, war ihm um so leichter
zugänglich, als ihn durch Jahrzehnte die engste Freundschaft mit Dr. Albert Figdor
verband, dem er im täglichen Umgang manches Geheimnis abzulauschen wußte; und
mehr als ein Stück ist aus der Sammlung des Freundes durch Tausch in die seine
gelangt. Auch auf ausgedehnten Reisen in Deutschland, England, Frankreich und
Italien war er auf die Erweiterung seiner Sammlung bedacht und hat — namentlich
in Paris und Florenz — gerade die kostbarsten Stücke erworben. Wer diese Sammlung
in ihrer gewählten Aufstellung, von dem kundigen Besitzer liebenswürdig begleitet,
kennenlernen durfte, wird den Eindruck des organischen Zusammenhanges, der für
den einheitlichen und gestaltenden Geschmack des Besitzers zeugte, nicht aus dem
Gedächtnis verlieren. Die künstlerische Einstellung Emil Weinbergers war aber nicht
etwa allein Ausdruck seiner Persönlichkeit, sondern wurzelte in seiner Umwelt. Durch
das Wirken begabter Kunstfreunde wie Eugen v. Miller-Aichholz, Hans Graf Wilczek
und Dr. Albert Figdor, war eben in Wien ein Stück spätromantischer Tradition länger
als anderwärts lebendig und die Verbindung des Kunstsammelns sowohl mit der
allgemeinen Anteilnahme an Fragen der Kulturgeschichte, wie mit dem Streben verknüpft
geblieben, neben dem einzelnen Meisterwerk der hohen Kunst auch die besten Leistungen
des Zeitstils im Kunstgewerbe zu erfassen und durch eine vornehme Wohnkultur
bildhaft zu verbinden.
So wenig wie für die anderen Wiener Sammler seiner Generation, war für Emil
Weinberger jemals der Gesichtspunkt der kunstgeschichtlichen Bedeutung oder der
Rat eines „gelehrten Experten“ bei Erwerbungen allein maßgebend. Daß aber viele
Werke seiner Sammlung, die Kunstfreunden und Forschern jederzeit offenstand, in
der kunstgeschichtlichen Literatur einen festen Platz einnehmen, spricht dafür, daß
Emil Weinberger dem eigenen Urteil ruhig vertrauen durfte.
Wenige Monate ehe der Kunstbesitz seines vielbewunderten Freundes Dr. Albert Figdor
zerstreut werden soll, wird nun die Sammlung Weinberger aufgelöst; ein Kapitel
Wiener Sammlerkultur geht seinem Ende entgegen.