Oben und links: Der den Dünen und Dämmen
vorgelagerte Strand der niederländischen Küste
wird durch sogenannte „Vorstrand-Sperren" ge-
sichert. Ihre Anlage ist höchst einfach. Durch den
starken Wasserstrahl eines Feuerwehrschlauches
wird ein' Loch in den Sand getrieben. In dieses
wird das Hindernis hineingestellt. Alles Weitere
besorgt die Flut, die die Sperre ganz allein aus-
gezeichnet befestigt. — Unten: Bevor die Schleu-
sen geöffnet werden, werden zur Abgrenzung der
Oberflutung Dämme gebaut. Hunderte von Arbei-
tern führen unter deutscher Leitung diese Damm-
bauten durch; nach einem alten, bewährten Ver-
fahren werden dabei auch schwere Pferde einge-
setzt, die den aufgeschütteten Damm festtrampeln
Unten: Durch eine Reihe von Schleusentoren ergießen sich
riesige Wassermassen über das Land. Langsam steigt das
Wasser und klettert an den Häusern der Dörfer hoch, deren
Bewohner längst evakuiert und in anderen Teilen Hol-
lands untergebracht wurden. — Unten rechts: Allmählich
verschwinden in Sumpf und Wasser die Dorfstraßen
Das Wasser — der alte Verbündete Hollands — ist ir> den letzten
Monaten in das Verteidigungssystem des Europa-Walles einbezogen
worden. Die Atlantikküste der Niederlande ist 320 Kilometer lang.
Hinter meist nicht sehr hohen Dünen breitet sich ein Land, das nur
wenig über und oft auch unter dem Meeresspiegel liegt.
Diese „Niederlande“ wurden vor Jahrhunderten in großem Umfang
dem Meere erst abgerungen, „eingepoldert“ und kultiviert. Das
Kulturland der Niederlande besteht vorwiegend aus „Polderland“,
einem Boden, der durch Eindeichung und Entwässerung den Fluten
abgewonnen, dem Hochwassergebiet der Flüsse entzogen und dem
Landbau erschlossen wurde. Es blieb trotzdem ein großer Reichtum
an Wasser zurück, der jedoch durch ein kunstvolles Wasserstraßen-
netz, durch regulierte Flußläufe mit zahlreichen großen und kleinen
Kanälen Maß und Ordnung erhielt. Naturgemäß ergaben sich da-
durch große Möglichkeiten für ausgedehnte künstliche Anstauungen
und Überschwemmungen.
Die Kriegsgeschichte der Niederlande ist engsten« mit Wasserhinder-
nissen aller Art verbunden. In den vergangenen drei Jahrhunderten
wurden militärische Überflutungen durchgeführt. Sie waren wesent-
liche Faktoren der Landesverteidigung. In ihrer Anlage lehnten sie
sich bereits in den ältesten Zeiten an Kanäle, Flüsse, Sumpf- und
Moorgebiete an. Auch im Jahre 1940 waren große Überflutungen
geplant, um den deutschen Angriff zum Stehen zu bringen. Aber
der deutsche Soldat war schneller. In fünf Tagen hatte sich der
Kampf auf niederländischem Boden entschieden. Seitdem deutsche
Truppen an der Atlantikküste stehen, ist der umfassende Ring zur
Verteidigung Europas von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat stärker
geworden. Die Erfahrungen von allen Kriegsschauplätzen wurden
ausgewertet. Beton und Stahl wurden in die Wasserhindernisse und
Wassersperren eingebaut und bieten nun eine starke Sicherung gegen
anrückende feindliche Fußtruppen sowie auch gegen Land- und
Wasserfahrzeuge. Die im überfluteten Gelände nicht sichtbaren
Gräben und Löcher wirken als Fallen für Schützen und Fahrzeuge.
Ein Vordringen größerer Wasserfahrzeuge ist dagegen der geringen
Wassertiefe wegen nicht möglich. Stacheldrahtz.äune hindern flach-
gehende Fähren und Floßsäcke an einer schnellen Überwindung der
Wassersperren. Bewegungen auf den verbliebenen Deichen und Däm-
men sind Fahrzeugen mit großem Bodendruck wie zum Beispiel
schweren Panzern fast unmöglich. Ebenso verhindert der hohe Gr ul;/’-®*
wasserstand das Eingraben von Mann und Material. Unter derartigen
Umständen ist natürlich einem Angreifer die Durchführung großer
Truppenbewegungen erschwert.