Carl Ritter wurde den 7. August 1779 zu Quedlinburg geboren,
wo sein Vater fürstlicher Leibarzt der Aebtissin des dortigen Stifts
war. Der Vater starb, als Carl, das vorletzte von fünf Kindern,
5 Jahre alt war, und hinterliess eine völlig mittellose Wittwe. Der
Erzieher der Kinder war Gutsmuths, damals Candidat der Theo-
logie, welcher die ihm anvertrauten Zöglinge auch nach dem Tode des
Vaters nicht verliess, obschon ihm die Mutter erklärte, dass sie äusser
Stande sei, ihm ferner sein Gehalt zu zahlen. Wunderbar genug
fügte sich das Schicksal des kleinen Carl. Salz mann hatte damals,
nachdem er sich von Basedow getrennt, Schnepfenthal gekauft
und stand im Begriff, seine Erziehungsanstalt daselbst zu eröffnen.
Er hatte sich vorgenommen, als ersten Zögling ein Kind unent-
geltlich aufzunehmen, doch sollte es erst im sechsten Jahre stehen
und nicht unbegabt sein. Die Wahl fiel auf den kleinen Carl.
Ein älterer Bruder und Gutsmuths begleiteten die Mutter, welche
ihren Sohn persönlich nach Schnepfenthal brachte. Ein mehrtägiger
Aufenthalt im Hause Salzmann’s entschied darüber, dass der ältere
Bruder ebenfalls in Schnepfenthal blieb und Gutsmuths dort als
Lehrer eintrat. Carl Ritter verweilte in Schnepfenthal elf Jahre hin-
durch, und dieser liebliche Ort wurde seine wahre Heimath. „Kaum
möchte es — sagt G. Kramer über den dortigen Aufent-
halt — einen anderen gegeben haben, an welchem sich gerade die
eigenthümlichen Anlagen seiner innigen und sinnigen Natur hätten
glücklicher entwickeln und zu dem Berufe, den er später in so ausge-
zeichneter Weise erfüllte, vorbereitend ausbilden können “ Unter
den Lehrern, die am meisten auf ihn wirkten, sind vor Allen Salz-
mann selbst, Bechstein und Gutsmuths zu nennen, der auch
hier fortfuhr, ihm besondere Sorgfalt zu widmen, und ohne Zweifel
wesentlich dazu beigetragen hat, ihm eine Richtung auf die Geographie
zu geben. Seine Zukunft lag dunkel vor ihm. Carl hatte sich für
keinen Stand entschieden; zwar hegte er den Wunsch zu studiren,
wozu jedoch durch seine Mittellosigkeit wenig Aussicht vorhanden
war. Ein Besuch, den der Kaufmann Hollweg, Associe des Beth-
mann’schen Hauses in Frankfurt am Main, der Erziehungsanstalt in
Schnepfenthal abstattete, führte den Wunsch Ritter’s zur Verwirklichung.
Holl weg fand Gefallen an dem ernststrebenden Jüngling; er erklärte
sich bereit, ihn studiren zu lassen, unter der Bedingung, dass er später
als Erzieher in sein Haus eintrete. Im achtzehnten Lebensjahre be-
zog demnach Ritter die Universität Halle und wurde am 2. November
1796 als Studiosus der Cameralwissenschaften immatriculirt. 1798 ver-
liess er Halle und trat in das Hollweg’sche Haus ein, um die Er-
ziehung der vier Kinder Hollweg’s, namentlich der beiden Knaben zu
übernehmen, von denen der eine der gegenwärtige preussische Minister
von Bethmann-Hollweg ist. Der Frankfurter Aufenthalt führte ihn
mit Sömmering, Ebel u. A. zusammen. Auch begegnete er im
Hollweg’schen Hause zu wiederholten Malen A. von Humboldt und
wo sein Vater fürstlicher Leibarzt der Aebtissin des dortigen Stifts
war. Der Vater starb, als Carl, das vorletzte von fünf Kindern,
5 Jahre alt war, und hinterliess eine völlig mittellose Wittwe. Der
Erzieher der Kinder war Gutsmuths, damals Candidat der Theo-
logie, welcher die ihm anvertrauten Zöglinge auch nach dem Tode des
Vaters nicht verliess, obschon ihm die Mutter erklärte, dass sie äusser
Stande sei, ihm ferner sein Gehalt zu zahlen. Wunderbar genug
fügte sich das Schicksal des kleinen Carl. Salz mann hatte damals,
nachdem er sich von Basedow getrennt, Schnepfenthal gekauft
und stand im Begriff, seine Erziehungsanstalt daselbst zu eröffnen.
Er hatte sich vorgenommen, als ersten Zögling ein Kind unent-
geltlich aufzunehmen, doch sollte es erst im sechsten Jahre stehen
und nicht unbegabt sein. Die Wahl fiel auf den kleinen Carl.
Ein älterer Bruder und Gutsmuths begleiteten die Mutter, welche
ihren Sohn persönlich nach Schnepfenthal brachte. Ein mehrtägiger
Aufenthalt im Hause Salzmann’s entschied darüber, dass der ältere
Bruder ebenfalls in Schnepfenthal blieb und Gutsmuths dort als
Lehrer eintrat. Carl Ritter verweilte in Schnepfenthal elf Jahre hin-
durch, und dieser liebliche Ort wurde seine wahre Heimath. „Kaum
möchte es — sagt G. Kramer über den dortigen Aufent-
halt — einen anderen gegeben haben, an welchem sich gerade die
eigenthümlichen Anlagen seiner innigen und sinnigen Natur hätten
glücklicher entwickeln und zu dem Berufe, den er später in so ausge-
zeichneter Weise erfüllte, vorbereitend ausbilden können “ Unter
den Lehrern, die am meisten auf ihn wirkten, sind vor Allen Salz-
mann selbst, Bechstein und Gutsmuths zu nennen, der auch
hier fortfuhr, ihm besondere Sorgfalt zu widmen, und ohne Zweifel
wesentlich dazu beigetragen hat, ihm eine Richtung auf die Geographie
zu geben. Seine Zukunft lag dunkel vor ihm. Carl hatte sich für
keinen Stand entschieden; zwar hegte er den Wunsch zu studiren,
wozu jedoch durch seine Mittellosigkeit wenig Aussicht vorhanden
war. Ein Besuch, den der Kaufmann Hollweg, Associe des Beth-
mann’schen Hauses in Frankfurt am Main, der Erziehungsanstalt in
Schnepfenthal abstattete, führte den Wunsch Ritter’s zur Verwirklichung.
Holl weg fand Gefallen an dem ernststrebenden Jüngling; er erklärte
sich bereit, ihn studiren zu lassen, unter der Bedingung, dass er später
als Erzieher in sein Haus eintrete. Im achtzehnten Lebensjahre be-
zog demnach Ritter die Universität Halle und wurde am 2. November
1796 als Studiosus der Cameralwissenschaften immatriculirt. 1798 ver-
liess er Halle und trat in das Hollweg’sche Haus ein, um die Er-
ziehung der vier Kinder Hollweg’s, namentlich der beiden Knaben zu
übernehmen, von denen der eine der gegenwärtige preussische Minister
von Bethmann-Hollweg ist. Der Frankfurter Aufenthalt führte ihn
mit Sömmering, Ebel u. A. zusammen. Auch begegnete er im
Hollweg’schen Hause zu wiederholten Malen A. von Humboldt und