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Weinbrenner, Friedrich
Ausgeführte und projectirte Gebäude (Band 1,1): Stadt-, Garten- und Landgebäude Ihrer Hoheit der Frau Markgräfin Christiane Louise von Baden — Karlsruhe, Baden-Baden, 1822

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https://doi.org/10.11588/diglit.7737#0010
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am 2Qten August 1817 als ^em Geburtstag des Höchstseeligen, dessen theufem Andenken die
ganze Anlage gewidmet seyn sollte, der Grundstein gelegt. Herr Hofrath Alois Schreiber
hielt bey dieser Gelegenheit eine sehr schöne Rede, welche ich hier Buchstäblich einrücke, in-
dem sie die edle Absicht dieser Anlage ganz umlassend ausspricht»

REDE AM 2Q. AUGUST 181?.

Der Tag, an welchem der Grundstein zu dieser neuen Anlage gelegt wird,« mufs in
jedem gefühlvollen Herzen heilige Erinnerungen erwecken, Es ist der Geburtstag des edlen
Fürsten, dessen schönes Leben dem Wohlthun geweiht war, und der, in einem tiefgesunke^
nen Zeitalter, das Beyspiel einer reinen unwandelbaren Tugend gab.

Wer unter uns nennt nicht mit dankbarer 'Rührung den Namen des zu früh von uns
genommenen Markgrafen Friedrich!

Ein herrliches Denkmal hat er sich selbst in unserm Herzen errichtet, und ein sinni-
ges Denkmal will ihm an dieser Stelle die edle Gefährtin seines Lebens stiften, in einer Be-
ziehung, wie nur das zarteste Gemüth sie auffassen kann.

Seit vielen Jahren hatte der edle Fürst diesen Platz zu einer Garten - Anlage bestimmt,
denn er trug gern bey zur Verschönerung seiner geliebten Vaterstadt, und lebte gerne wie
alle Menschen, die Frieden in sich selbst haben, im Frieden der Natur. Nie trennte er
sich von diesem freundlichen Gedanken, aber nie auch konnte er sich zur Ausführung ent*
schliefsen, weil er gewöhnt war, sein Vergnügen jeden Augenblick einem edlern Gefühl zu
opfern. Die Stimmen der Noth, die Seufzer des Elends, drangen von allen Seiten zu sei-
nem Ohr und zu seinem Herzen, und für ihn .gab es keinen Lieblingswunsch mehr, so bald
er Thränen zu trocknen wufste.

Keinem von uns kann Unbekannt seyn , wie unermüdlich der Verewigte im Wohlthun
gewesen, aber die schönsten seiner Thaten blieben den Augen der Menschen verborgen, und
nur sein Schutzgeist hat sie aufgezeichnet und wird sie einst geltend machen, dort, wo von
allen Herrlichkeiten des Menschen nichts in die WTagschale gelegt werden darf, als das Herz.
Auch die Summen, welche der Markgraf zu Anlegung dieses Parks bestimmt hatte, wurden
von ihm für Unterstützung der Nothleidenden verwendet, und der Himmel schien die .lang-
sam glimmende Lebensfackel des edlen Fürsten nur darum noch zu erhalten, damit in einer
bedrängten, trostlosen Zeit, dem Elend eine Zuflucht bliebe und dem zweifelnden Gemüth
der heilige Glaube an Menschenwerth und Vorsehung. Jetzt, da die Tage der Noth vorüber
sind, hat die erhabene Gemahlin des Verstorbenen, die treue-, liebreiche Gefährtin auf sei-
nem stillen Lebenspfad, die edle Ausspenderin seiner Wohlthaten, es als eine theure Pflicht
angesehen, den Lieblingswunsch des Verewigten zu erfüllen und ihm dadurch ein sinnvolles
Denkmal zu setzen.
 
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