sehen haben. Während die Saalbauten Kataloniens und der Kanguedoc, auf
die Mäle verweist, lediglich das Motiv der das Kanghaus begleitenden Seiten-
kapellen bieten, ist von Dehio und v. Bezold mit Recht die Vereinigung von
Seitenkapellen, Ouerschiff und Zentralkuppel, wie sie sich an einzelnen
Klosterkirchen im Inneren des Bandes feststellen ließ, als entscheidend für
die von dem Gesü übernommenen Anregungen hervorgehoben worden. Noch
ein weiteres Moment, für das Dehio und v. Bezold die Beispiele noch nicht
bekannt waren, die Anbringung von Emporen
über den seitlichen Kapellen des Banghauses,
läßt sich als Beweis für die spanische Herkunft
des Gesü-Typus anführen. Nicht in Katalonien,
das an dieser Entwicklung unbeteiligt geblieben
ist und das nur die auch im ganzen südlichen
Frankreich verbreitete Urform der einfachen
Wandpfeilerkirche hätte liefern können, son-
dern im Inneren Spaniens hat sich an den
Klosterkirchen des ausgehenden Mittelalters die
Vereinigung der fiir den Typus des Gesü maß-
gebenden Besonderheiten vollzogen. Vor allern
ist lrier ein mannigfaltiges Experimentieren mit
den verschiedenstenFormen einer zentralisieren-
den Gestaltung der Ostpartie zu beobachten,
die in Verbindung mit dem von seitlichen Kapel-
len begleiteten Banghaus gebracht werden. Der
neue architektonische Typus des Gesü, dessen
wesentlichste Eigentiimlichkeit ja gerade auf
der Vereinigung einer longitudinalen Banghaus-
anlage mit der von einer Kuppel bekrönten zentralisierenden Ostpartie be-
ruht, ist als die reifste und vorbildlichste Bösung aus jenen Bemühungen
hervorgegangen. Ohne eigene Ergebnisse von größerem Umfang zu bringen,
möchte ich auf Grund einer wesentlich ausgebreiteteren Kenntnis der Denk-
mäler des nördlichen Spaniens die von Dehio und v. Bezold in genialer
Voraussicht angedeutete These noch einrnal aufgreifen, um ihr eine etwas
nachdrücklichere Ausgestaltung zu geben. Mit der Frage des Einflusses, den
die spanische Architektur des ausgehenden Mittelalters auf den durch den
Gesü zu kanonischer Geltung erlrobenen Typus des kirchlichen Bongitudinal-
baus ausgeübt hat, wird ja zugleich eine der charakteristischsten Einwir-
kungen berührt, die von dem gegenreformatorischen Spanien auf das' übrige
Europa ausgegangen sind.
Die katalanischen Saalkirchen, die leider noch keine eigene wissenschaft-
liche Bearbeitung erfahren liaben und die sich zeitlich auf die gesamte Periode
der Gotik verteilen, mögen auch bei unserer Betrachtung zunächst den Aus-
Abb. 25. Valtierra (Navarra)
Pfarrkirche. Grundriß.
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die Mäle verweist, lediglich das Motiv der das Kanghaus begleitenden Seiten-
kapellen bieten, ist von Dehio und v. Bezold mit Recht die Vereinigung von
Seitenkapellen, Ouerschiff und Zentralkuppel, wie sie sich an einzelnen
Klosterkirchen im Inneren des Bandes feststellen ließ, als entscheidend für
die von dem Gesü übernommenen Anregungen hervorgehoben worden. Noch
ein weiteres Moment, für das Dehio und v. Bezold die Beispiele noch nicht
bekannt waren, die Anbringung von Emporen
über den seitlichen Kapellen des Banghauses,
läßt sich als Beweis für die spanische Herkunft
des Gesü-Typus anführen. Nicht in Katalonien,
das an dieser Entwicklung unbeteiligt geblieben
ist und das nur die auch im ganzen südlichen
Frankreich verbreitete Urform der einfachen
Wandpfeilerkirche hätte liefern können, son-
dern im Inneren Spaniens hat sich an den
Klosterkirchen des ausgehenden Mittelalters die
Vereinigung der fiir den Typus des Gesü maß-
gebenden Besonderheiten vollzogen. Vor allern
ist lrier ein mannigfaltiges Experimentieren mit
den verschiedenstenFormen einer zentralisieren-
den Gestaltung der Ostpartie zu beobachten,
die in Verbindung mit dem von seitlichen Kapel-
len begleiteten Banghaus gebracht werden. Der
neue architektonische Typus des Gesü, dessen
wesentlichste Eigentiimlichkeit ja gerade auf
der Vereinigung einer longitudinalen Banghaus-
anlage mit der von einer Kuppel bekrönten zentralisierenden Ostpartie be-
ruht, ist als die reifste und vorbildlichste Bösung aus jenen Bemühungen
hervorgegangen. Ohne eigene Ergebnisse von größerem Umfang zu bringen,
möchte ich auf Grund einer wesentlich ausgebreiteteren Kenntnis der Denk-
mäler des nördlichen Spaniens die von Dehio und v. Bezold in genialer
Voraussicht angedeutete These noch einrnal aufgreifen, um ihr eine etwas
nachdrücklichere Ausgestaltung zu geben. Mit der Frage des Einflusses, den
die spanische Architektur des ausgehenden Mittelalters auf den durch den
Gesü zu kanonischer Geltung erlrobenen Typus des kirchlichen Bongitudinal-
baus ausgeübt hat, wird ja zugleich eine der charakteristischsten Einwir-
kungen berührt, die von dem gegenreformatorischen Spanien auf das' übrige
Europa ausgegangen sind.
Die katalanischen Saalkirchen, die leider noch keine eigene wissenschaft-
liche Bearbeitung erfahren liaben und die sich zeitlich auf die gesamte Periode
der Gotik verteilen, mögen auch bei unserer Betrachtung zunächst den Aus-
Abb. 25. Valtierra (Navarra)
Pfarrkirche. Grundriß.
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