MÜNCHNER AUSSTELLUNGSREGIE
314
Von dieser Außenwelt ins INNERE: Hier überwiegt noch das unbe-
schriebene Blatt, der wesenlose Raum, das gähnende NICHTS. Einige In-
terieure sind fertig, gute, schlichte Landhausräume von RIEMERSCHMID;
ein Musikzimmer von NIEMEYER, das sein Motiv, ohne dabei unterstrichen
und aufdringlich zu werden, vom Schwarz-*Weiß der Klaviatur nimmt und
in tiefdunkles Nußbaum als Bordränder der Füllungen Intarsiaranken von
Elfenbein einlegt; ein harmonieerfülltes Schlafzimmer von BERTSCH, das
die sammetigen Wildledertöne warmgelb gebeizten Birkenholzes mit den
dunkelsilbrigen Schloßplatten in bewegter Flechtmusterung, dem lichten
Grau der Wandbespannung und dem hellen Grün der kachelausgekleideten
Fensterniesche voll zusammenklingen läßt.
EinParadestück altmeisterlichenLenbachgeschmacks ist diehoheFEST-
HALLE des Hauses Bernheimer mit Gobelin, antikem Gestühl, schwerem,
grandseigneuralem Steinkamin.
Sehr respektabel präsentieren sich die Abteilungen der Münchner
METALLARBEIT. Die Schmiede- und Treibekunst liefert stolze Stücke.
Der Preis gebührt den erzenen, durchbrochenen Türen von STEINICKEN
& LOHR, mit den Pfosten aus gehämmerter Messingplatten-Umkleidung
und den Gitterflügeln, die in ihren durchbrochenen Teilungsfeldern kon-
struktives Spiralenwerk mit heraldisch behandelten Tiermotiven, Einhörnern,
Steinböcken, abwechseln lassen.
Und die Münchner GOLDSCHMIEDEKUNST leistet ihr Bestes in
getriebenem Gerät für die sakralen Zwecke der Kirche und die profanen der
Ehrenpreise. Und gerade dem zweiten Gebiet tat eine Geschmacksreform
dringend not.
Diese hochgestielten Becher und Kelche sind nie überladen, sie streben
immer nach dem Reiz der schönen und schlanken Proportion; Hammer-
schlag belebt die Wandung, graziöser Kettenbehang macht ihre Figur noch
flüssiger, und diskret verteilte farbige Halbedelsteine, entweder als Rund-
kranz der Fußplatte oder als Augen in den Seitenwangen oder als Knopf-
griff des wellig sich wölbenden Deckels, bringen koloristische Nuance.
Interessanter aber als Einzelheiten — es könnten ja doch nicht alle
Interieure, selbst wenn sie fertig wären, beschrieben werden — ist die 'An-
gewandte Kunst4 der SCHAUSTELLUNG. Wie draußen im Gelände, so
ist auch im Inneren die Beobachtung der Regie, der Inszenierung sehr an-
regend. Es waltet hier ein ins Große erweiterter neuzeitlicher Schaufenster-
stil, der die Waren nicht wie bei dem Vergangenheitsstil zu Atrappen und
Maskeradenscherzen benutzt, sondern sie zu Ensemble-Stilleben ihrer Eigen-
art gemäß vereinigt und vor allem danach strebt, sie in dem ihnen gemäßen
Lebenszusammenhang, in ihrem Element darzustellen. So findet sich das
moderne Spielzeug sehr zweck- und sinngemäß in netten, bunten Kinder-
stübchen benutzungsbereit vereinigt und man sieht die Verwandtschaft deut-
lich, die zwischen den Prinzipien des Raums und des Gerätes besteht.
Die DAMENKONFEKTION hat ihre Hauptbühne suggestiv in einem
koketten, delikaten Boudoir aufgeschlagen, das in ovaler Medaillonform mit
schlanken Pfeilerspiegeln und einem facettierten Fensteroberlichtkranz der
Decke in zärtlichen, grauen Tönen von TH. VEIL komponiert und nut
dekorativen Bildern in neuerlebter Rokokostimmung von ADOLF MÜN-
ZER geschmückt ist.
Besonders getroffen sind die Raumnöten für den Sport.
314
Von dieser Außenwelt ins INNERE: Hier überwiegt noch das unbe-
schriebene Blatt, der wesenlose Raum, das gähnende NICHTS. Einige In-
terieure sind fertig, gute, schlichte Landhausräume von RIEMERSCHMID;
ein Musikzimmer von NIEMEYER, das sein Motiv, ohne dabei unterstrichen
und aufdringlich zu werden, vom Schwarz-*Weiß der Klaviatur nimmt und
in tiefdunkles Nußbaum als Bordränder der Füllungen Intarsiaranken von
Elfenbein einlegt; ein harmonieerfülltes Schlafzimmer von BERTSCH, das
die sammetigen Wildledertöne warmgelb gebeizten Birkenholzes mit den
dunkelsilbrigen Schloßplatten in bewegter Flechtmusterung, dem lichten
Grau der Wandbespannung und dem hellen Grün der kachelausgekleideten
Fensterniesche voll zusammenklingen läßt.
EinParadestück altmeisterlichenLenbachgeschmacks ist diehoheFEST-
HALLE des Hauses Bernheimer mit Gobelin, antikem Gestühl, schwerem,
grandseigneuralem Steinkamin.
Sehr respektabel präsentieren sich die Abteilungen der Münchner
METALLARBEIT. Die Schmiede- und Treibekunst liefert stolze Stücke.
Der Preis gebührt den erzenen, durchbrochenen Türen von STEINICKEN
& LOHR, mit den Pfosten aus gehämmerter Messingplatten-Umkleidung
und den Gitterflügeln, die in ihren durchbrochenen Teilungsfeldern kon-
struktives Spiralenwerk mit heraldisch behandelten Tiermotiven, Einhörnern,
Steinböcken, abwechseln lassen.
Und die Münchner GOLDSCHMIEDEKUNST leistet ihr Bestes in
getriebenem Gerät für die sakralen Zwecke der Kirche und die profanen der
Ehrenpreise. Und gerade dem zweiten Gebiet tat eine Geschmacksreform
dringend not.
Diese hochgestielten Becher und Kelche sind nie überladen, sie streben
immer nach dem Reiz der schönen und schlanken Proportion; Hammer-
schlag belebt die Wandung, graziöser Kettenbehang macht ihre Figur noch
flüssiger, und diskret verteilte farbige Halbedelsteine, entweder als Rund-
kranz der Fußplatte oder als Augen in den Seitenwangen oder als Knopf-
griff des wellig sich wölbenden Deckels, bringen koloristische Nuance.
Interessanter aber als Einzelheiten — es könnten ja doch nicht alle
Interieure, selbst wenn sie fertig wären, beschrieben werden — ist die 'An-
gewandte Kunst4 der SCHAUSTELLUNG. Wie draußen im Gelände, so
ist auch im Inneren die Beobachtung der Regie, der Inszenierung sehr an-
regend. Es waltet hier ein ins Große erweiterter neuzeitlicher Schaufenster-
stil, der die Waren nicht wie bei dem Vergangenheitsstil zu Atrappen und
Maskeradenscherzen benutzt, sondern sie zu Ensemble-Stilleben ihrer Eigen-
art gemäß vereinigt und vor allem danach strebt, sie in dem ihnen gemäßen
Lebenszusammenhang, in ihrem Element darzustellen. So findet sich das
moderne Spielzeug sehr zweck- und sinngemäß in netten, bunten Kinder-
stübchen benutzungsbereit vereinigt und man sieht die Verwandtschaft deut-
lich, die zwischen den Prinzipien des Raums und des Gerätes besteht.
Die DAMENKONFEKTION hat ihre Hauptbühne suggestiv in einem
koketten, delikaten Boudoir aufgeschlagen, das in ovaler Medaillonform mit
schlanken Pfeilerspiegeln und einem facettierten Fensteroberlichtkranz der
Decke in zärtlichen, grauen Tönen von TH. VEIL komponiert und nut
dekorativen Bildern in neuerlebter Rokokostimmung von ADOLF MÜN-
ZER geschmückt ist.
Besonders getroffen sind die Raumnöten für den Sport.