315 DIE AUSSTELLUNG FÜR GRABSTEINKUNST IM KUNSTGEWERBEMUSEUM
ERICH ERLER*SAMADEN inszenierte die Halle für die Ausrüstung
der HOCHTOURISTIK. Er gab ihr mit Vertäfelung und Pfostenwerk aus
braunem Tannenholz mit Reisigkränzen Blockhausstil und Berghütten-'
Charakter. Die hölzernen Einkehrhäuser in den Bergen Norwegens, die
Stationen der Cariolreisenden kommen dabei in Erinnerung.
Und HANS BEATUS WIELAND — mit großer Regiekunst und dabei
mit taktvollster Vermeidung aller Panoptikum*Mätzchen — tauchte den
Raum des Wintersportes in eine winterliche Stimmung. Hauptmittel war
dabei das suggestive farbige Klima.
Die Halle und die Schaustände wurden mit einem Rupfen von einer
kalten, fahlblauen Tönung ausgeschlagen. Die Bezeichnung der Firmen und
Objekteziehtsich darauf entlangals eine ornamentale Schriftleiste inkreidigem
Weiß. Die Gebälkleiste, die das offene Sparrenwerk des Daches begrenzt, ist
von einem Bilderfries bedeckt, der Sportmotive des Hockeys, des Rodelns,
des Schlittschuhlaufs in Silhouetten behandelt. Doch die Silhouetten sind
nicht schwarz, sondern mattblau, wie die Schneeschlagschatten im licht«*
grauen Feld.
Diese Technik, durch Farbenstimmung klimatische Suggestion zu geben,
ist nahe verwandt den Mitteln des modernen künstlerischen THEATERS.
Im Faust, den Fritz Erler für das Littmannscbe Theater der Ausstellung
dekorativ instrumentierte, wurde die Schauplatzatmosphäre oft mit zwingen-*
der Gewalt nur durch die auf den weißen Hintergrund projizierten farbigen
Lichtwellen in Erscheinung gebracht.
So der O stersonntag Abend, wenn die Welt versinkt und Wagner flüsternd
fragt:„Was kannDich in derDämmerung so ergreifen“,durch gelbgrünen ver*
glühenden Schimmer, vor dem sich unheimlich lang die schwarzen Schatten
Fausts und des Famulus abheben. Der Himmelsprolog mit dem blendend
weiß übergossenen Hintergrund von schwindelnder Grenzenlosigkeit des Luft*
meers und als gewaltiger Dominantenakkord in dieser unendlichen Melodie
des Lichts die riesenhafte Vision der Erzengel mit starrenden, überlebens*
groß ragenden ehernen Schwingen.
Die Domszene, räumlich nur durch zwei helle Spitzbogenausschnitte
bestimmt, hinter denen eine unermeßliche düstere Nacht rabenschwarz sich
dehnt, weit hinten durchzuckt von einem Flimmerfunkeln verirrten Kerzen*
lichts.
Die Blocksbergmesse mit den aufragenden Umrissen der Fels* und Berg*
spitzen in schwefligen und phosphoreszierenden, schwelenden und rauchen*
den Scheinen und das wüste Chaos der Hexendämonie nur als windver*
wehte, zerrissene zuckige Schemen.
•B
So zeigt sich im kleinen wie im großen verwandter Geist, und man
merkt, daß die Bewegung, die als eine Möbelreform begann, sich aus sich
selbst zwingend zu weitestem Lebensumkreis entwickelt, dem Ziel eines
Gesamtkunst* und Kulturwerkes zu. Felix Poppenberg
DIE AUSSTELLUNG FÜR GRABSTEINKUNST IM KUNST-
GEWERBEMUSEUM ZU BERLIN
II. DIE AUSSTELLUNG IM LICHTHOF
Die Abbildungen von Grabsteinen im Lichthofe des Kunstgewerbe*
museums bilden die Ergänzung zur Friedhofsanlage im Garten. Die Samm*
ERICH ERLER*SAMADEN inszenierte die Halle für die Ausrüstung
der HOCHTOURISTIK. Er gab ihr mit Vertäfelung und Pfostenwerk aus
braunem Tannenholz mit Reisigkränzen Blockhausstil und Berghütten-'
Charakter. Die hölzernen Einkehrhäuser in den Bergen Norwegens, die
Stationen der Cariolreisenden kommen dabei in Erinnerung.
Und HANS BEATUS WIELAND — mit großer Regiekunst und dabei
mit taktvollster Vermeidung aller Panoptikum*Mätzchen — tauchte den
Raum des Wintersportes in eine winterliche Stimmung. Hauptmittel war
dabei das suggestive farbige Klima.
Die Halle und die Schaustände wurden mit einem Rupfen von einer
kalten, fahlblauen Tönung ausgeschlagen. Die Bezeichnung der Firmen und
Objekteziehtsich darauf entlangals eine ornamentale Schriftleiste inkreidigem
Weiß. Die Gebälkleiste, die das offene Sparrenwerk des Daches begrenzt, ist
von einem Bilderfries bedeckt, der Sportmotive des Hockeys, des Rodelns,
des Schlittschuhlaufs in Silhouetten behandelt. Doch die Silhouetten sind
nicht schwarz, sondern mattblau, wie die Schneeschlagschatten im licht«*
grauen Feld.
Diese Technik, durch Farbenstimmung klimatische Suggestion zu geben,
ist nahe verwandt den Mitteln des modernen künstlerischen THEATERS.
Im Faust, den Fritz Erler für das Littmannscbe Theater der Ausstellung
dekorativ instrumentierte, wurde die Schauplatzatmosphäre oft mit zwingen-*
der Gewalt nur durch die auf den weißen Hintergrund projizierten farbigen
Lichtwellen in Erscheinung gebracht.
So der O stersonntag Abend, wenn die Welt versinkt und Wagner flüsternd
fragt:„Was kannDich in derDämmerung so ergreifen“,durch gelbgrünen ver*
glühenden Schimmer, vor dem sich unheimlich lang die schwarzen Schatten
Fausts und des Famulus abheben. Der Himmelsprolog mit dem blendend
weiß übergossenen Hintergrund von schwindelnder Grenzenlosigkeit des Luft*
meers und als gewaltiger Dominantenakkord in dieser unendlichen Melodie
des Lichts die riesenhafte Vision der Erzengel mit starrenden, überlebens*
groß ragenden ehernen Schwingen.
Die Domszene, räumlich nur durch zwei helle Spitzbogenausschnitte
bestimmt, hinter denen eine unermeßliche düstere Nacht rabenschwarz sich
dehnt, weit hinten durchzuckt von einem Flimmerfunkeln verirrten Kerzen*
lichts.
Die Blocksbergmesse mit den aufragenden Umrissen der Fels* und Berg*
spitzen in schwefligen und phosphoreszierenden, schwelenden und rauchen*
den Scheinen und das wüste Chaos der Hexendämonie nur als windver*
wehte, zerrissene zuckige Schemen.
•B
So zeigt sich im kleinen wie im großen verwandter Geist, und man
merkt, daß die Bewegung, die als eine Möbelreform begann, sich aus sich
selbst zwingend zu weitestem Lebensumkreis entwickelt, dem Ziel eines
Gesamtkunst* und Kulturwerkes zu. Felix Poppenberg
DIE AUSSTELLUNG FÜR GRABSTEINKUNST IM KUNST-
GEWERBEMUSEUM ZU BERLIN
II. DIE AUSSTELLUNG IM LICHTHOF
Die Abbildungen von Grabsteinen im Lichthofe des Kunstgewerbe*
museums bilden die Ergänzung zur Friedhofsanlage im Garten. Die Samm*