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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 3.1903/​1904

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Heft 45
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Aus Galerien und Museen / Personal-Nachrichten / Auszeichnungen und Medaillen / Todesfälle / Gedenktage / Aus Kunstvereinen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Kleine Anzeigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.75368#0717
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Heft 45.

Die Werkstatt der Kunst.

7t3

Barockbau aus Frankfurts Glanzzeit, einen Konzentrations-
Punkt für seine Sammlungen in Kunst und Wissenschaft zu
erhalten. So wird denn auch Frankfurt in die Reihe der
museumbesitzenden Städte einrücken.
Vermisstes.
Bern, Hier wurde die vom Bundesrate auf Anregung
der internationalen Gesellschaft für gewerbliches Eigentum ein-
berufene internationale Konferenz eröffnet. Die Konferenz
soll über die Vereinheitlichung und Vereinfachung der in ver-
schiedenen Ländern bestehenden Verwaltungsvorschriften über
das gewerbliche Eigentum beraten. Das Deutsche Reich ent-
sandte als seinen Vertreter den Direktor im Patentamt,
Or. Damme. Zum Präsidenten wählte die Konferenz den
Direktor des internationalen Bureaus für gewerbliches, lite-
rarisches und künstlerisches Eigentum in Bern, Morel.
Heidelberg. Das Ersuchen des Hiesigen Schloßvereins,
daß dessen Sachverständiger, Geheimer Oberbaurat Eggert,
Berlin, die Schloßruine nochmals neu besichtige, wurde vom
badischen Finanzministerium genehmigt.
Heidelberg. Eine sehr gut besuchte Versammlung des
hiesigen sozialdemokratischen Vereins nahm am Mittwoch
abend, laut „Volksstimme", einstimmig folgende Resolution
an: „Die Monatsversammlung des sozialdemokratischen
Vereins protestiert gegen die Absicht, die Heidelberger
Schloßruine durch Aufbau zu vernichten. Wenn die Re-
gierung gegen den Willen der ganzen Kulturwelt ihren Plan
zur Ausführung zu bringen versuchen sollte, werden die
Arbeiterorganisationen die Frage zu prüfen haben, ob durch
Streik oder Sperre die Verwirklichung verhindert werden
kann."
Kopenhagen. Nach einem Brief des Leiters der dänischen
literarischen Grönlandexpedition, des Schriftstellers Mylius
Eriksen, vom 6. Juli, beendete die Expedition Ende Juni
ihre Reisen in Nordgrönland. Ein Mitglied der Expedition,
Maler Graf Moltke, kehrt krankheitshalber zurück.
New-Hort. (Die schamhaften Hankeejungfern.) Der
Richter Selleck in Stratford (Connecticut), der die Künste und
die Künstler liebt, faßte jüngst den löblichen Entschluß, sich
für sein Sommerhaus eine schöne Nachbildung der Venus
von Milos zu verschaffen. Die Venus kam an, und der Richter
ließ sie auf einem dem Hause gegenüber gelegenen Rasen-
plätze aufstellen. Die öffentliche Auf- und Ausstellung der
nackten Dame war aber nicht nach dem Geschmack aller Ein-
wohner von Stratfort. Eines Morgens entdeckte man, daß
die Göttin während der Nacht einen schmutzigen Unterrock
und ein halb zerrissenes Mieder angezogen Hatte. Auf dein
hübschen Kopfe trug sie einen entsetzlichen Federhut, und das
Gesicht und der Hals waren rot geschminkt. Nach einer
diskret geführten Untersuchung „in eigener Sache" entdeckte
der Richter die Urheber der Verkleidungsposse: es sind mehrere
Jungfern älterer Jahrgänge, denen die Nacktheit der Venus
das Blut in die welken Wangen getrieben hatte. Eine Frage:
Warum trifft man in den italienischen Museen immer so viele
keusche Amerikanerinnen?
Nürnberg. Das Gemeindekollegium hat den Betrag von
50000 Mk. zum Wiederaufbau der „Alten Schau" be-
willigt. Die „Schau", ein in altnürnbergischem Stile gehal-
tenes Gebäude, in welchem Gold- und Silbergegenstände be-
hördlich nachgeschaut, d. H. auf ihre Echtheit und ihren Fein-
gehalt geprüft wurden, stand neben der Sebalduskirche und
wurde ^833 weggerissen, worauf die Hauptwache an ihre
Stelle gesetzt wurde. Seitdem letztere in die Kasernen zurück-
verlegt wurde, besteht die Agitation für den Wiederaufbau
der „Schau".
Rom. Zwei kostbare Statuen della Robbias, die bis-
her noch ganz unbekannt waren, wurden in einer zugemauerten
Nische der Jakobskirche zu Borgo a Mozzano entdeckt: eine
„Madonna" und der „Erzengel Gabriel".
Stuttgart. Die Aufstellung der Ruinen des Lust-
hauses in den Oberen Anlagen ist bereits so weit vor-

geschritten, daß das Gerüst abgebrochen werden kann. Es
kommen diese Ueberreste der Baukunst einer entschwundenen
Epoche hier trefflich zur Geltung. Rings umgeben von
hochragenden Baumgruppen gewährt die Freitreppe mit ihren
schlanken Säulen und reizvollen Kapitälen, auf denen die
Bogenlinien auslaufen, ein eindrucksvolles Bild.
Wien. Wie wir im Wiener „Vaterland" lesen, berichtet
der Tiroler Bildhauer Hermann Steiner in der „Meraner
Zeitung" seinen Landsleuten über folgendes Hotelabenteuer
in St. Louis: „Von den Feierlichkeiten und dem Trubel bei
der Eröffnung der Weltausstellung geistig wie körperlich
ermüdet, begebe ich mich, um auszuruhen, nach Hause. Mein
Weg führt im Hotel durch ein Gastzimmer. Hier stellt sich
mir jemand als Landsmann vor, der durch guten Humor
und durch seine ,Trutzgsangln', wie man sie bei uns nennt,
das Mißtrauen, das in Amerika überall am Platze sein soll,
zu dämpfen imstande war. Erinnere mich jedoch, den Mann
auf der Bank beim Geldwechseln gesehen zu haben. Bei
dem großen Wohnungsmangel während der ersten Tage,
sowie infolge meiner Unkenntnis der städtischen Verhältnisse
bin ich, um nicht im Freien übernachten zu müssen, gezwungen,
im Hotel mit noch einem Gaste das Zimmer zu teilen. Der
Zufall, wie ich zuerst glaubte, bringt mir meinen neuen
Bekannten als Schlafgenossen. Im leisen Schlafe verspüre
ich ungefähr um zwei Uhr nachts eine Hand an meiner
Brust. Sofort der Lage bewußt, gebe ich ruhig zu erkennen,
daß der Schlaf sich meiner noch nicht bemächtigt habe und
biete dadurch dem Manne Gelegenheit, sich nicht in einer
Zwangslage zu fühlen. Herr Traut — unter diesem Namen
Hatte er sich vorgestellt — entschuldigte sich, als hätte ihn
der Halbschlaf ans falsche Bett geführt. Nachdem mir tags
zuvor die verschiedensten Verbrechen zu Ohren gekommen
waren, war ruhige Ueberlegung am Platze. Ich stand auf,
um Licht zu machen, konnte aber nichts finden, da alles
beiseite geschafft war. Auf seine Frage, was ich vorhätte,
gab ich ihm den Bescheid, daß mich Ungeziefer belästige.
Aus dem Zimmer zu kommen, ohne meine Absicht zu ver-
raten, war unmöglich, andernfalls hätte mir ein solcher Verrat
infolge der Lage der Tür sowie des Raumes gefährlich werden
können. Ich legte mich deshalb wieder ins Bett, aber so,
daß meine Füße an die^frühere Lage des Kopfes kamen, und
hielt in der Hand den Stiefelzieher, um im Falle eines zweiten
Versuchs den Partner zu stellen. Mein Manöver blieb infolge
der Dunkelheit unentdeckt. Wirklich, gegen 3 Uhr, durch die
Ruhe getäuscht, in der Meinung, ich wäre eingeschlafen, faßte
der Gauner mich rasch bei den Füßen, wo er den Hals
glaubte. Ich jedoch, nicht weniger rasch, klappte ihm mit
dem hölzernen Stiefelzieher eins an den Schädel, daß er neben
meinem Bette zusammenbrach. Es wurde Lärm geschlagen,
zur Polizei telephoniert und heute wird der Gauner seine
,Trutzgsangllll an den Gefängniswänden zur Verewigung
seines mißlungenen Streiches einkratzen können."
Lireralu^-Urnscbau.

(Die mit 0 bezeichneten Artikel sind illustriert.)
Kunst und Bandwerk. 0 5^. Jahrg. Heft ^0. Aus dem Inhalt:
Riemerschmid-Steinzeug. — Schneckendorf-Gläser. — Die
dekorative Ausgestaltung unserer Museen. Von E. Schur. —
Das Schicksal des Heidelberger Schlosses.
Daheim, o Leipzig. ^0. Jahrg. Heft ^. 30. Juli ^90^.
Die Mappe. 0 München. Jllustr. Zeitschrift für Malerei. Bd. 2^.
Heft 5. August t90H. Aus dem Inhalt: Die Enkaustik
des Altertums. Von Maler Ernst Berger-München. —
Ein raum-künstlerisches Monument unserer Zeit. — Vom
Wesen des neuen Stiles. Von E. Eichler-Berlin.
Die Rheinlandes H. Jahrg. Heft 10. Juli ^90^. Aus dem
Inhalt: Die Maler des Auslands auf der Düsseldorfer
Ausstellung t90H. — Gedanken zur Gartenbau-Aus-
stellung in Düsseldorf (Jungbrunnen und Behrens-Garten).
 
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