Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

DOI issue:
Heft 38
DOI article:
Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Architektur / Staatsankäufe etc. / Staatsaufträge etc. / Personal-Nachrichten / Auszeichnungen und Medaillen / Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Vom Kunsthandel / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Abonnements
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0531
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
heft 38.

Die Werkstatt der Aunst.

527

konkurrenz unter 38 Bewerbern als Sieger hervorgegangen war,
in roten Handstrichziegeln mitSandsteinverblendung ausgeführt.
Der Bau ist ein Zentralbau (Kreuz), mit einem ca. 50 m hohen
Turme, der in Lisenkonstruktion mit Kupfereindeckung aus-
geführt wird und eine Rundgalerie hat. Auch das Kirchendach
ist in Lisenkonstruktion ausgeführt, ist aber nicht mit Kupfer,
fondern mit glasierten Biberschwänzen gedeckt worden. Die Aus-
führung der Schauseiten, die mit einigen Skulpturen geschmückt
werden, erfolgt in reicher Sandsteinarchitektur. Die Kapelle
weist nur eine Lmpore, der Apsis gegenüber, für Grgel und
Sänger auf und enthält insgesamt gegen 500 Sitzplätze. Die
Gesamtkosten des Kirchenbaues sind auf 2?7 ooo Mk. angesetzt.
Die Gesamtbauzeit wird (bis Gstern t9v?) 2V2 Jahre umfassen.
Meiningen. Der Herzog von Sachsen-Meiningen hat eine
Verfügung getrosten, die für Bildhauer, Architekten und Bau-
meister von Interesse ist. Die reichhaltigen und wertvollen
Sammlungen von Werken über Baukunst, Bauschmuck, ferner
die vom Herzog selbst zusammengestellten Gebäudeabbildungen
in allen Stilarten, sollen allgemein zur Benutzung und
zum Studium für Künstler und Liebhaber zugänglich gemacht
werden. Die Sammlungen befinden sich im kleinen Palais
zu Meiningen. Dort stellt der Herzog vom Juni bis
30. September, jeden Mittwoch und Samstag von 2—6 Uhr
nachmittags, einen größeren Saal zur Verfügung. Der Saal
ist zu diesem Zweck hergerichtet, es ist den Künstlern Gelegen-
heit zum ungestörten Studium geboten. Einige weitere Säle
sind für den besonderen Gebrauch der Architekten eingerichtet.
Wiesbaden. (Im Kurhaus-Neubau), über welchen
wir schon verschiedentlich berichteten, erhält der große K onz ert-
faal, wie die „Frkf. Ztg." mitteilt, eine Stuckdecke, deren
Profilierungen reich ornamentiert und auf Vergoldung und
Farbe gestimmt sind. Das ringförmige Mittelfeld wird einen
Fries von Nereiden und Tritonen aufnehmen. An den beiden
Schmalseiten, über der Grgel und über der Kaiserloge, bietet
die geschwungene Decke Raum für zwei Flachreliefs mit doppel-
lebensgroßen Figuren: Der Sonnengott, in der Guadriga
dem Meer entsteigend und von Genien begleitet, denen die
Geister der Finsternis weichen — ein Symbol der Festfreude —
und auf der andern Seite die Macht der Musik durch Vrpheus
und Arion verkörpert. Die Seitenwände erhalten einen Üeber-
zug von Stuckmarmor, unter der Säulengalerie einen Belag
von edlen Hölzern. In der mittleren hohen Kuppelhalle
zieht sich Säulen- und Pfeilerwerk nur aus edlem Stein-
material bis zur Höhe der Ueberwölbung. Dabei sind Marmor-
reliefs eingeschaltet, und im übrigen ist Bronzematerial vor-
gesehen. In der luftigen Höhe der inneren Kuppelwölbung
schwingen jugendliche Idealgestalten den Reigen. Der übrige
figürliche Schmuck dieser den römischen Thermensälen oder
auch einer Tempelhalle ähnlichen Rotunde soll auf die
römische Vergangenheit Wiesbadens zurückdeuten. Da in
der verfügbaren kurzen Zeit neue bildhauerische Monumental-
werke nicht mehr zu ermöglichen gewesen wären, so griff der
Baumeister (Fr. v. Thier sch-München) zu antiken Götter-
figuren. Demgemäß werden die Irene mit dem kleinen Pluto
(Friede und Reichtum) in der Glyptothek zu München, die
Athena Lemma (Intelligenz) im Albertinum zu Dresden,
Aeskulap in den Florentiner Uffizien und Bacchus (Wein-
bau) im Louvre zu Paris aus carrarischem Marmor in ver-
größertem Maßstab nachgebildet.
Alaatsankäufe etc.
Berlin. (Neue Ankäufe der Nationalgalerie.)
Von Adolf v. Menzel wurden erworben „des Künstlers
Zimmer in der Zimmerstraße" (t8H?) und die jetzt in der
Jahrhundert-Ausstellung befindliche „Familiengruppe bei
Lampenlicht", in welcher der Meister selbst, vom Rücken
gesehen, eine so kuriose Figur macht. Die Galerie besaß
schon früher „des Künstlers Zimmer in der Schöneberger-
straße" (t8^5) und „in der Ritterstraße" (t8H?), zwei Werke,
die ebenfalls in der Jahrhundert-Ausstellung zu sehen sind.
Unter den Neuerwerbungen sind ferner Anselm Feuerbachs
Gartenszene „Im Frühling" (Jahrhundert-Ausstellung), G.

Müllers „Salome mit dem Haupte des Johannes", ein
„Blumenstilleben" von Karl Schuch, „Partenkirchen" von
I. I. Bidermann, „der Herrenchiemsee" von I. G.
Steffan, „Vorfrühling im Wiener Wald" von Ferdinand
Waldmüller, „Motiv aus der Goldenen Aue" von Karl
Buchholz. Line „Madonna" von Ludwig und eine „Ver-
kündigung" von Julius Schnorr v. Larolsfeld, aus dem
Leibl-Kreise ein „Bauernhaus in Fersch am Schwielochsee"
und ein Bild Theodor Alts „Im Atelier Rudolf Hirths",
„der Besuch" p. Philippis und „Regenwetter an der Michaels-
kirche in Hamburg" von Friedr. Kallmorgen vervollstän-
digen die Ankäufe. Von plastischen Werken seien genannt die
auf der Jahrhundert-Ausstellung befindliche marmorne Bild-
nisbüste der Frau Marie v. Hopfen, der Gattin des ver-
storbenen Schriftstellers, ein Werk von Reinhold Begas,
ein knieendes Mädchen von der Hand eines unbekannten
Künstlers aus der Zeit Schad ows, Tierdarstellungen in
Bronze von w. Zügel und der Marmor „Am Guell" von
Artur Lewin-Funke. Die bestellten beiden Werke, eine
Bildnisbüste Franz v. Lenbachs in farbigem Marmor von
L. Bermann und der bronzene Bogenspanner von N. Fried-
rich, dessen Modell auf einer Sezessionsausstellung sich be-
fand, wurden abgeliefert. An Aquarellen und Handzeich-
nungen u. s. w. wurden erworben eine Auswahl von Zeich-
nungen I. L. Hummels, Genellis, Julius Jakobs,
sowie von Adolf v. Menzel die federgezeichneten Uebersichts-
tafeln zu den beiden Gemälden „Begegnung Friedrichs des
Großen mit Joseph II. in Neiße" und „Tafelrunde König
Friedrichs II. in Sanssouci", ferner die Studie einer sitzen-
den Frau.
Dresden, slcv. (Von der Sächsischen Kunstaus-
stellung.) Die Königin-Witwe von Sachsen hat das Gel-
gemälde „Rochlitz an der Mulde" von Geh. Hofcat Prof.
Eugen Bracht, die Bronze „Bach an der Grgel" von Prof.
Karl Seffner und die Lithographie „Der Frosch" von Bruno
Heroux erworben.
Elberfeld, ms. (Das städtische Museum erwarb)
aus einem der gestifteten Fonds ein Gemälde von F. G. wald-
müller-wien „Barmherzigkeit", ferner ein Gemälde „Land-
schaft mit Kühen" von L. Seibels-Düsseldorf, einem in
jungen Jahren ^877 verstorbenen Künstler, der der Düssel-
dorfer Malerschule angehörend, sich durch Selbständigkeit in
der Beobachtung und Wiedergabe der Landschaft auszeichnet. —-
Für die Skulpturensammlung wurde die Bronzebüste des
Bildhauers Falguiere von Auguste Rodin angekauft.
M. Gladbach, em. Die Stadtverordneten beschlossen den
Ankauf eines größeren Gemäldes, „Herbst", des heimischen
Künstlers Hubert Gellers für die städtische Gemäldegalerie.
ZtaalsauklrLge etc.
Nürnberg. Die Wiederherstellung des berühmten alten
Rathaussaales hat drei Jahre in Anspruch genommen
und 243000 Mk. gekostet, wovon auf Neubemalung und
Wiederherstellung der alten, teilweise Dürer'schen Wand-
malereien, die unter Leitung des Münchner Prof. Haggen-
miller geschah, etwas über ^00000 Mk. entfallen.
Paris. Im Auftrage der Berliner und Wiener Mu-
seenverwaltungen hat Tony Zirmai, der in Paris lebende
ungarische Bildhauer, eine Medaille mit den Porträts Kaiser
Wilhelms und Franz Josephs auf der Vorderseite nnd dem
Datum Schönbrunn, 6. Juni ^yos auf der Rückseite, an-
gefertigt.
VersonLl-Nackinckten.
Berlin. Die Maler Prof. Franz Skarbina, Paul Meyer-
Heim und woldemar Friedrich, der Bildhauer Prof. Peter Breuer,
die Architekten Geh. Baurat Karl v. Großheim, Geh. Dber-
regierungsrat Prof. vr. m§. Julius Raschdorff, die Musiker
Prof. Friedrich L. Koch und Albert Dietrich sind zu Mitglie-
 
Annotationen