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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 38
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Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Architektur / Staatsankäufe etc. / Staatsaufträge etc. / Personal-Nachrichten / Auszeichnungen und Medaillen / Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Vom Kunsthandel / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Abonnements
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0533
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heft 58.

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Die Werkstatt der Aunft.

sentiert, war vor einem Vierteljahrhundert von Woods für
noch nicht fünfhundert Mark gekauft worden.
Paris. Die Gemäldegalerie des verstorbenen Bankiers
Kann, welche zahlreiche Werke der berühmtesten niederlän-
dischen und italienischen Meister enthält, ist nach einer Mel-
dung des „Gaulois" um den Preis von 26 Millionen Francs
an den amerikanischen Milliardär Morgan verkauft worden.
Vermisstes.
Berlin. (Die Wohnräume des Kaisers) auf dem
vor der Vollendung stehenden Flottenflaggschiff „Deutschland"
sind nach Entwürfen von Künstlern in englischem Stil aus-
gestattet worden. Die wände und Decken erhalten einen
weißen Lackanstrich, der nur durch zarte Profile und flache
Grnamentschnitzereien belebt wird. Die Möbel sind teils aus
dunkelrot poliertem Mahagoniholz, teils aus dunkelgebeiztem
Eichenholz angefertigt und heben sich entsprechend von den
Hellen Wandflächen ab. Die „Deutschland" zeigt als beson-
deren Schmuck eine Frauengestalt, die „Germania" darstellend.
Ihr Oberkörper ist mit einer vergoldeten, vom eisernen Kreuz
gezierten Brüne gewappnet. Die Linke trägt ein Schild mit
dem Reichsadler, die Rechte ein Schwert. Am Peck sieht man
ein „W", das von Wappenschildern, die den Reichsadler und
den preußischen Adler tragen, eingefaßt ist.
Mülheim a. d. Donau. In der uralten kleinen Friedhofs-
kapelle bei Mülheim a. d. D. wurden an den Ehorwänden
etwa so Gemälde (biblische Darstellungen) entdeckt und
bloßgelegt. Sie sind kunstgeschichtlich wertvoll und weisen in
Zeichnung, Behandlung der Draperie und dekorativem Bei-
werk in spätgotische Zeit zurück, dürften also in der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts entstanden sein.
München. (Künstlerisches vom XV. Deutschen
Bundesschießen.) Der Ausschuß zurDekoration derStraßen,
über welche wir kürzlich berichteten, setzt sich aus folgenden
Künstlern zusammen: Naximilianstraße: Architekt Franz
Rank; Residenzplatz: Prof. Gabriel v. Seidl; Residenz-
straße: Prof. Fritz Krüger; Ludwigstraße: Bildhauer Karl
Ebbinghaus, Bildhauer Fritz Behn, Architekt Karl Satt-
ler; Theatiner- und Weinstraße: Naler Adalb. Niemayer;
Marienplatz: Architekt Otto Riemerschmid, Maler Ober-
mayer, Prof, Hauberrisser und Architekt Ostenrieder,
Kaufingerstraße: Maler Rich. Riemerschmid; Neuhauser-
straße, Karlstor und Karlsplatz: Maler Franz Ringer;
Architekt Hugo Röckl, Bildhauer Rudolf Gedon und Maler
Franz Mederer; Sonnenstraße, Sendlingertorplatz und Lind-
wurmstraße: Architekt Peter Danzer, Bildhauer Georg
Pezold, Bildhauer Jak. Bradl und Bildhauer Heiur. Düll.
München. Gegen die künstlerischen Ziele der Dresdener
Kunstgewerbeausstellung setzen sich die Fabrikanten auf die
Hinterbeine, wie aus folgender Notiz hervorgeht: „In wenigen
Tagen wird den Regierungen der deutschen Bundesstaaten
und besonders der sächsischen Regierung eine Kundgebung
von ca. 6500 Firmen, die zusammen qooooo Arbeiter be-
schäftigen, zugestellt werden. Diese Kundgebung in der Form
einer zweiteiligen Resolution gefaßt, wendet sich in ihrem
ersten Teile gegen die von Cornelius Gurlitt in einem Zeitungs-
artikel veröffentlichte und vom Ausstellungsausschuß angeb-
lich gutgeheißene Ansicht, daß die Ziele der dritten Kunst-
gewerbeausstellung dahin gehen, die kunstgewerbliche Industrie
von dem Künstler abhängig zu machen. Durch eine
derartige Auffassung werde dem Publikum das vertrauen
zu den kunstgewerblichen Etablissements en tzogen(!)
Eine Ausstellung, die nur den Interessen einzelner Künstler
diene, und an deren Beteiligung kunstgewerbliche Firmen als
selbständige Aussteller von vornherein ausgeschlossen seien,
trage den Namen .Deutsche Kunstgewerbeausstellung' mit
Unrecht. Unter diesen Umständen sei die Ausstellung eine
schwere Schädigung der kunstgewerblichen Industrie, die
gegen eine solche Auffassung der Ziele und deren Durchfüh-
rung protestieren müsse. Die Königlich sächsische Staatsregie-
rung wird schließlich in der Kundgebung interpelliert, ob es

in ihrer Absicht liegen kann, die im Gurlitt'schen Aufsatze
dargelegten Bestrebungen zu unterstützen, die den Interessen
nur weniger diene und eine ganze Industrie schädige, die
Hunderttausende von Arbeitern beschäftige." — was ist das
für tolles Zeug, das dieser Kundgebung zu Grunde liegt?
wird denn nicht das, was die Künstler erfinden und schaffen,
der Industrie wieder hundert- und tausendfach zugute kommen?
Hat die Industrie Angst, daß mit so köstlichen Dingen, wie
den beiden 9000 Nk. kostenden Spezialpreisen der Herkomer-
Konkurrenz, keine Geschäfte mehr zu machen wären? Da
könnten die Herren schon Recht haben.
München, ä^v. Auf dem am 6. Juni in Stuttgart ab-
gehaltenen Delegiertentage der Goethe-Bünde äußerte sich
I)r. Gustav Pauli-Bremen in einem vortrage über „Die
Kunstpflege in den deutschen Großstädten" nach der „Franks.
Ztg." wie folgt: was die modernen Denkmäler anbetreffe,
so könne man vielfach geradezu von einer Kalamität reden,
veranlaßt werde diese aber zu nicht geringem Teile durch
die Art, wie man die Wettbewerbe ausschreibe, von dem
allgemeinen Wettbewerbe, wie er an der Tagesordnung,
könne man ruhig sagen, daß er ein Tummelplatz für
die bessere Mittelmäßigkeit geworden sei. Sinn
habe der Wettbewerb nur, wenn er sich als Auf-
forderung an bestimmte Künstler richte; noch besser
sei es vielleicht, mit dem Auftrage eine erprohte Künstler-
Individualität zu betrauen. — Zutreffend hat schon die ge-
nannte Zeitung diese Anschauungen zurückgewiesen, indem
sie schreibt: Diese Ausführungen werden in Künstlerkreisen
Widerspruch finden, und wie uns scheint, mit Recht, wie
sollten beispielsweise, junge, unbekannte Talente bei solchem
vorgehen je in die Lage kommen, einen lohnenden Auftrag
zu erhalten! Und so hätte Hamburg auch das originelle
Bismarck-Denkmal Lederers nicht erhalten, wenn man bei der
Vorbereitung dafür im Sinne des Redners vorgegangen wäre.
Oldenburg. (Der oldenburgische Land tag bewil-
ligte) in seiner letzten Tagung zur Förderung der Kunst
3000 Mk. Diese Bewilligung geschah infolge einer Petition
des oldenburgischen Künstlerbundes und der Vereinigung
oldenburgischer Kunstfreunde. Nun hat das Staatsministerium
eine Kunstkommission ernannt, die erste dieser Art im Olden-
burger Lande.
Weimar. Die weimarische Landeszeitung „Deutschland"
schreibt: Vandalismus: Es ist in hohem Naße beklagens-
wert, daß sich in Weimar fortgesetzt Hände finden, die durch
kein Bedenken zurückgehalten werden, Kunstwerke zu beschä-
digen. Auch in der Ausstellung des Künstlerbundes im
alten Museum sind eine Statue des Bildhauers Zauche und
zwei Bilder in roher weise beschädigt worden. Es scheint
sehr wünschenswert, daß diese Frevler abgefaßt und daß
ihnen in einigen Tagen Gefängnis Gelegenheit gegeben
werde, die Tiefe ihrer Gemeinheit zu erwägen, wie wird
Weimar vor den auswärtigen Künstlern dastehen, wenn ihre
Werke hier nicht sicher sind?
Literatur unä Kunstblätter.

Rembrandt und seine Zeitgenossen betitelt sich ein
soeben im Verlage von E. A. Seemann in Leipzig erschienenes
Werk wilh. Bodes, das allen Freunden der Kunstgeschichte
eine willkommene Gabe sein wird (Preis 6 Mk.). Es ist ein
äußerlich schlicht, typographisch angenehm erscheinender Band
ohne alle Illustrationen, in welchem der kenntnisreiche Ver-
fasser die Charakterbilder der Hauptmeister der holländischen
Malerei mit sicherer Hand entwirft und dabei eine Fülle der
wertvollsten Einzelheiten ausschüttet, voran geht der Jubi-
lar, der diesjährige große „Kalenderheilige" Rembrandt, doch
bildet die Kennzeichnung seiner Kunst, seines Einflusses,
seines Lebens nur die Ouvertüre in der glänzenden Suite
kraftvoller Gestalten, die in dem Buche vorüberdefilieren.
Frans Hals, Vermeer van Delft, Maes, Terborch, Iac. Ruis-
dael, Hobbema, H. Seghers, Jan Steen, Gstade, Brouwer,
Alb. Cuyp, A. v. d. Velde, Paul Potter, allen diesen Ster-
 
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